Die Verlierer der Energiewende in Deutschland: Fledermäuse. Die FAZ hat einen interessanten Artikel dazu. Das Problem ist auch Naturschutzverbänden bekannt. Es liegt nur einiges im Dunklen, weil die Schätzung, wie viele Tiere es betrifft, sehr schwer zu tätigen sind. Die Tiere verenden nicht zwangsläufig direkt an den Windkraftanlagen sondern fliegen unter Umständen noch weiter. Aasfresser sorgen zudem dafür, dass die Tierkörper nicht mehr zu finden sind.
In Deutschland sollen etwa Windkraftanlagen mit weniger bürokratischem Aufwand und erheblich schneller als bisher errichtet werden. Das aber könnte den Verlust der Artenvielfalt weiter beschleunigen, weil in den Genehmigungsverfahren mögliche Auswirkungen auf die Natur weniger stark als bisher berücksichtigt würden – so befürchten es Fachleute der Deutschen Fledermauswarte. Denn neben Vögeln dürften vor allem die Fledermäuse davon betroffen sein. „Jedes Jahr kommen nach wissenschaftlichen Schätzungen allein in Deutschland rund eine Viertelmillion Fledermäuse an Windkraftanlagen ums Leben“, sagt Marcus Fritze. Er leitet das Kompetenzzentrum für Fledermausschutz in Sachsen-Anhalt und hat mit zwölf weiteren Fachleuten von der Deutschen Fledermauswarte in der Fachzeitschrift „Nyctalus“ eine wissenschaftliche Studie zu den Auswirkungen der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren zum Ausbau von Windenergieanlagen in Deutschland veröffentlicht. „Die Situation könnte sich weiter verschlimmern, Arten wie der Große Abendsegler, die Rauhautfledermaus und die Zweifarbfledermaus verschwinden vielleicht aus einigen Gebieten ganz“, befürchtet der Wissenschaftler.”
Der Autor warnt explizit vor dem Bau von Windkraftanlagen in Wäldern. Diese sind auch ein wichtiger Lebensraum für Fledermäuse. Der Bau von Anlagen in Wäldern ist aber fest geplant in Deutschland. Keine gute Nachrichten für die seltenen Tiere. Naturschutzverbänden wie dem Nabu ist das Problem durchaus bekannt.
“Leider kommen Fledermäuse immer wieder an Windrädern zu Tode. Dass damit ökologische Auswirkungen auf Bestände in weit entfernten Regionen verbunden sein können, zeigt eine neue Studie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Die Wissenschaftler haben dazu die Fledermaus-Opfer an verschiedenen Windenergie-Standorten in Deutschland analysiert und ausgewertet. Vor allem im freien Luftraum jagende und ziehende Arten sind kollisionsgefährdet. Fünf der 24 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten machen allein 90 Prozent der Todesopfer aus.
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Während die getöteten Zwergfledermäuse meist aus der jeweiligen Region stammen, kommen verunglückte Rauhautfledermäuse fast ausschließlich aus dem Baltikum und Weißrussland. Auch Große und Kleine Abendsegler kommen von weit her: Ihre Reise aus Skandinavien und aus dem Baltikum endet nicht selten tödlich. Da Fledermäuse nur eine sehr geringe Fortpflanzungsrate haben, wirken sich Verluste unmittelbar auf die Heimatpopulationen aus. Diese erholen sich – wenn überhaupt – nur sehr langsam von den Bestandseinbußen. Dies hat auch Auswirkungen auf die jeweiligen Ökosysteme, in denen Fledermäuse eine regulierende Funktion einnehmen.”
Vereinfachte Baugenehmigungen werden nicht zu einer Entspannung der Situation beitragen.
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Noch ein kurzer Besuch beim „Helmholtz-Dürremonitor“. Wir hatten schon mehrfach über dieses Tool berichtet. Wir wollen den Leser auch nicht ermüden, daher nur ein kurzer aktueller Dürre-Check. Für das Bundesland Sachsen-Anhalt kann man eine hoch aufgelöste Karte für den Gesamtboden hier herunterladen. Man erhält das:
Hier fallen einige Regionen mit „extremer“ (rot) und „außergewöhnlicher Dürre“ (dunkelrot) auf. Um zu vergleichen, wie der DWD die Bodensituation bewertet („Bodenfeuchteviewer“) wurde die obenstehende Karte digitalisiert, um genau Orte zu betrachten. Ganz im Norden bei 52,5*N; 11,6°E befindet sich Stendal. Der DWD hat für diesen Ort Daten:
Am 22.6. sank die nutzbare Feldkapazität nicht unter 50-80% im „Gesamtboden“ bis 1,8m Tiefe, darauf bezog sich auch die Karte des „Dürremonitor.“ Keine „Dürre“. Helmholtz hat das Problem des „Trocken Bias“ offensichtlich noch immer nicht gelöst.
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Es scheint so, als wenn Michael Mann etwas das schlechte Gewissen plagt. Mann hat die sogenannte Hockey Stick Kurve erfunden. Er warnt seit Jahren vor der Klimaerwärmung. Der Deutschlandfunk bespricht sein aktuelles Buch, und darin macht sich Mann Sorgen vor Pessimismus in Sachen Klima. Mann hält sie für gefährlicher als die Leugner einer Klimaerwärmung. Aus dem Ankündigungstext des Verlages:
“Rund 4,5 Milliarden Jahre hat die Erde bewiesen, dass sie bestens ohne Menschen zurechtkommt. Erst vor etwa 2 Millionen Jahren tauchten die ersten Urmenschen auf. Was hat unsere Existenz damals plötzlich möglich gemacht? Ironischerweise genau das, was uns jetzt bedroht: der Klimawandel.
In der Vergangenheit begünstigten Klimaschwankungen die Weiterentwicklung und Ausbreitung unserer Vorfahren. So schuf zum Beispiel die Austrocknung der Tropen während des Pleistozäns eine Nische für frühe Hominiden, die in den neu erstandenen Savannen Beute jagen konnten. Und die plötzliche Abkühlung im Nordatlantik vor 13.000 Jahren förderte die Entwicklung der Landwirtschaft. Aber: Der Temperaturbereich, innerhalb derer Menschen existieren können, ist überraschend klein. »Zu kalt« und »zu warm« ist schnell erreicht. Unser Überleben hängt daher davon ab, dass wir diese Schwellen nicht überschreiten.
In dieser spektakulären Wanderung durch die Erdgeschichte stellt der renommierte Klimaforscher Michael E. Mann unmissverständlich klar, wie fragil der Moment ist, in dem die Menschheit sich gerade befindet – und dass es sich lohnt, um die Zukunft zu kämpfen.”
Das Vorwort hat Özden Terli, Meteorologe beim ZDF geschrieben.
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Leserpost von Gerhard Keller. Der Beitrag bezieht sich auf den Newsletter von Fritz Vahrenholt vom 14. Juni 2024, wo er auch auf folgenden Artikel des MDR Bezug nimmt, der dort unter dem Titel „EU-Klimawandel-Forscher sehen wärmstes Jahr seit 125.000 Jahren“ erschienen war:
„Wärmstes Jahr seit 125.000 Jahren!“ – Diese kühne Aussage geht also noch über die Aussage von Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber hinaus, die in ihrem Buch DER KLIMAWANDEL aus dem Jahr 2019 (S. 48) geschrieben hatten:
„Selbst wenn die globale Erwärmung deutlich unter 2 Grad über dem Niveau des 19. Jahrhunderts gestoppt wird, wird unser Planet Temperaturen erreichen, wie es sie höchstwahrscheinlich seit mindestens 100.000 Jahren nicht auf der Erde gegeben hat.“
Schon damals fiel die lächerliche Effekthascherei dieser These auf. Denn vor etwa 115.000 Jahren hat schon die letzte Eiszeit begonnen, deren Ende man auf 11.700 Jahre vor heute festgelegt hat – dem Beginn unserer Warmzeit Holozän. Und dass es während einer Eiszeit kälter ist als während einer Warmzeit, dürfte ja niemanden überraschen.
Bei der Erhöhung auf 125.000 Jahre fällt sofort zweierlei auf: Diese Periode beinhaltet auch die letzte Warmzeit Eem, die etwa von 125.000 bis 115.000 Jahren vor heute andauerte und die bisher als wärmer galt als das laufende Holozän. Und wenn schon: Dann wundert es natürlich, dass der Zeitraum so klein gewählt wurde. Denn vor der letzten Warmzeit gab es die sehr lange Saale-Eiszeit, die es ohne weiteres erlaubt hätte, den Zeitraum noch mindestens hunderttausend Jahre länger anzusetzen. Aber das hebt man sich wohl für später auf.
Ganz unter den Tisch fällt bei diesen Vergleichen das „holozäne Klimaoptimum“, das von ungefähr 9.000 bis 5.000 Jahren vor heute andauerte und von Shaun Marcott et al. in einer vielbeachteten Arbeit von 2013, die auch im IPCC-Bericht 2014 herausgestellt wurde, so eingeordnet wurde:
!Der Wärme des frühen Holozäns folgte eine Abkühlung, die in den kältesten Temperaturen des Holozäns während der Kleinen Eiszeit – vor ungefähr 200 Jahren – kulminierte. Die gegenwärtigen Temperaturen des letzten Jahrzehnts haben noch nicht die höchsten Werte unserer Zwischeneiszeit überschritten, aber sie sind wärmer als während 75% der holozänen Temperaturgeschichte. Die Modellprojektionen des IPCC für 2100 überschreiten alle Holozäntemperaturen unter allen plausiblen Treibhausgas-Szenarien.“
Demnach dürfte es während des holozänen Klimaoptimums 2500 Jahre lang eher wärmer gewesen sein als im 1. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts; und dass nun ausgerechnet das Jahr 2023 sowohl das gesamte Holozän als auch die Warmzeit Eem „in den Schatten“ stellen soll, ist Unsinn.
Denn grundsätzlich ist es sowieso lächerlich, die Temperatur einzelner Jahre mit den Temperaturen früherer großer Zeiträume zu vergleichen, da deren geringe Auflösung einen solchen Vergleich überhaupt nicht zulässt.
Lustig ist auch die These der „Forscher“, dass die zwölf Monate von November 2022 bis Oktober 2023 1,3 Grad über dem „vorindustriellen Niveau“ lagen. Denn das ist bei einem Jahr mit starkem El Niño und weiteren Erwärmungsfaktoren nun wiederum nichts Besonderes. Der korrekte Wert dürfte in diesem Fall sogar höher liegen.
Es sei die Frage erlaubt: Was sind diese Leute, die ihre Jünger „Hört auf die Wissenschaft“ rufen lassen, eigentlich von Beruf?