Eine Nachricht, die aufhorchen lässt

Das Portal Volksverpetzer verliert seine Gemeinnützigkeit. Wer Volksverpetzer nicht kennt: Das ist eine Art Kollektiv von schreibenden Menschen, die sogenannte Faktenchecks aber auch viele Meinungsartikel erstellen. Der Name „Volksverpetzer“ hat einen schlechten Beigeschmack: Volk und Verpetzen. Die Bevölkerung bespitzeln, denunzieren und zersetzen. Zumindest reimtechnisch ist der Begriff Hetze nicht weit. Wer sich den Namen „Volksverpetzer“ ausgedacht hat, muss dringend zur Marketingnachschulung. Die Artikel der Gruppierung haben oft provokante Überschriften wie:

DAS FAKE-KLIMAINSTITUT EIKE & DIE AFD: DIE KLIMAWANDEL-LÜGEN LOBBY“.

Jeder, der nicht an den unmittelbar bevorstehenden Klimaweltuntergang glaubt, ist für den Volksverpetzer ein Lügner, Leugner oder Rechtsextremer. Hier ein unsägliches Textbeispiel:

„EIKEs Strategie ist ein Mix aus „Aufklärung“ und Stimmenfang. Nicht nur auf zahlreichen selbst organisierten unwissenschaftlichen internationalen Klimakonferenzen verbreiten sie ihren Mumpitz. Vor allem in zahlreichen YouTube-Videos und sozialen Netzwerken präsentiert EIKE seine pseudowissenschaftlichen Ansichten, greift den Weltklimarat (IPCC) scharf an oder zeigt einen angeblich „schonungslosen Faktencheck“ zu Rezos Video Zerstörung Teil 2: Klimakatastrophe. In ihren Argumentationen beziehen sich EIKE-Sprecher wie [Name von jemandem der gar kein EIKE-Mitglied ist und daher kein EIKE-Sprecher sein kann] auf ihre eigenen Experten und Wissenschaftler, um das pseudowissenschaftliche Geschwurbel mit Seriosität zu untermauern. Ohne einen gründlichen Hintergrundcheck der Beteiligten und ohne tiefer gehendes Wissen zum Thema erscheinen die irreführenden Aussagen viel schlüssiger und glaubwürdiger, als sie es in Wirklichkeit sind.

Urteilen Sie selbst, wer hier eigentlich schwurbelt: Rezo, der nun nicht mehr gemeinnützige Volksverpetzer oder der Aufklärungsfilm zu Rezos Klimakatastrophenvideo:

Die 51 Quellen zur Kritik an Rezo gibt es hier (pdf).

Es wird schnell klar: Der Volksverpetzer liegt voll daneben und ist eine lupenreine Lobbyplattform. So viel mal zum Thema „Faktencheck“. Nun kam endlich, was lange überfällig war: Das Finanzamt erkennt dem Volksverpetzer die Gemeinnützigkeit ab, was mit einer Steuerforderung einhergeht. Was das Finanzamt zu diesem Schritt bewogen hat, ist unklar. Laut Spiegel sickerte durch, dass dem Finanzamt das Angebot zu journalistisch war und das wäre dann nicht gemeinnützig. Oder anders gesagt, dann wäre jede Zeitung und jede Zeitschrift gemeinnützig.

Bezahlen sollen diese Steuernachforderungen bitte Spender, dann das ist das Geschäftsmodell des Portals. Bei den Finanzen hält sich das Unternehmen recht bedeckt. Man erfährt zwar viel über die Herkunft der Merchandising-Artikel, aber wenig zu den Einnahmen. Dabei wäre doch das gerade wert, genauer betrachtet zu werden. Immerhin scheint es Spender zu geben, denen das Portal 12.000 Euro wert ist. Der geneigte Leser erfährt außerdem, dass es ca. 2.000 Spender gibt. Ob das wiederkehrenden Spenden oder einmalige Spenden sind, ist unklar. Vermutlich ist diese Sache noch nicht endgültig entschieden. Es bleibt spannend. Denn es dürfte bedeuten, dass man mit krawalligen Meinungsartikeln gemeinnützig wäre mit Journalismus aber nicht. Journalismus würde allerdings auch gewisse Mindeststandards bedeuten, wie die Trennung von Meldung und Meinung.

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Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man den die neueste Kolumne von Christian Stöcker vom Spiegel liest. Er macht darin einmal mehr die große fossile Verschwörung deutlich. KKR, Koch Industries et al sind auf dem fossilen Kreuzzug. Alles gekauft, alles korrupt, es geht nur ums Geschäft. An sich selbst scheint er aber andere Maßstäbe anzulegen. Oder wie Robert Gernhard es einst formulierte:

“Die größten Kritiker der Elche sind selber welche.”

Wir haben ja schon einige Male über Stöcker berichtet und seine Doppelmoral.

“Verschwörungtheorien sind ein Steckenpferd von Stöcker.  Wir haben hier schon mal über seine KKR-Theorie geschrieben. Er enttäuscht seine Fans auch bei dem neuen Artikel nicht. Den schmalen Grat zwischen Aktivismus und Journalismus hat die Welt Anfang 2023 beschrieben und ganz explizit Bezug auf Stöcker und dessen Rolle genommen. Der war sich keiner Schuld bewusst, hatte aber vielleicht auch nur ein schlechtes Gedächtnis? 

Wer weiß schon, dass Stöcker bis Ende 2022 in Diensten des Reeders Rickmers stand. Der hatten einen Thinktank (The New Institute) gegründet und es liegt nahe, dass er damit seine Investitionen in Grüne Technologie absichert. Für besagtes Institut war Stöcker tätig. So weit scheint der Professor für Kognitive Psychologie es aber dann nicht erkannt zu haben, wessen Herren er da eigentlich diente. Das ist aber im besten Fall naiv, möglicherweise aber auch dumm oder dreist.”

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Montelnews hat ein längeres Interview mit Tobias Goldschmidt von den Grünen, er ist Minister in Schleswig-Holstein. Wie Fritz Vahrenholt erst kürzlich erklärte, ist Standortnähe zur Solar- und Windkrafterzeugung ein Nachteil für Verbraucher. Sie zahlen deutlich mehr für dier Netznutzung.

Schleswig-Holstein ist einer der Spitzenreiter beim Windkraftausbau und produziert damit Stromüberschüsse. Gleichzeitig muten Sie der Bevölkerung damit auch den Zubau von bislang mehr als 3.000 Windturbinen im Land sowie von großen Stromleitungsprojekten zu. Was haben Ihre großen Stromverbraucher in der Industrie bislang eigentlich davon?

Goldschmidt: Schleswig-Holstein ist Energiewendeland, und die Menschen im Land sehen die Energiewende als große Chance. Deswegen haben wir eine hohe Akzeptanz für die Windkraftanlagen, für die Stromnetze. Gleichzeitig fragen sich aber viele Menschen in Schleswig-Holstein, wie es sein kann, dass hier höhere Strompreise gezahlt werden als im Rest der Republik. Seit zehn Jahren arbeiten wir auf eine Änderung bei den Netzentgelten hin. Immerhin gibt es jetzt endlich Vorschläge der Bundesnetzagentur, die zu einer gerechteren Wälzung führen werden. Aber bei der Preisbildung an den Börsen stellen insbesondere unsere Unternehmen deutlich infrage, warum sie in Sichtweite von Windkraftanlagen und Stromleitungsmasten keine Vorteile von der Standortnähe haben. Das ist einer der Gründe, warum ich das Strommarktdesign, welches wir haben, für nicht wirklich zukunftsfähig halte.”

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Die Süddeutsche Zeitung feiert ein Windparkprojekt bei München. Ein Artikel schafft es komplett kritiklos über den Bau von Windrädern in einem Wald zu berichten. Schwer vorstellbar, dass das Projekt keine Widersacher hatte. Sie kommen in dem Text aber nicht vor.

“Umso besser ist Aiwangers Laune beim Termin im Höhenkirchner Forst. Denn das Vorhaben hier ist anders. Die Menschen wurden von Beginn der Planungen an einbezogen, es gab Informationsveranstaltungen, Bürgerdialoge. Vor allem aber sollen sich die Bürgerinnen und Bürger aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Egmating und Oberpframmern finanziell an dem Vorhaben beteiligen und per Rendite davon profitieren können. Aiwanger zog dementsprechend den Vergleich zum Staatsprojekt in Mehring. Dank des erfolgreichen Bürgerdialogs und der Bürgerbeteiligung sei im Münchner Südosten “offensichtlich die Zustimmung höher”, so der Minister. In Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Egmating und Oberpframmern habe der Dialog “optimal funktioniert”.

“Die Energiewende kann nur unter Einbeziehung der Bevölkerung funktionieren”, sagt Aiwanger weiter, der zudem die Verträglichkeit von Windrädern in Bayerns Wäldern betont. Der Flächenverbrauch betrage etwa im Vergleich mit Freiflächen-Fotovoltaikanlagen nur einen Bruchteil. So wurden im Höhenkirchner Forst etwa 8000 Quadratmeter je Anlage abgeholzt, durch Nachforstung und Renaturierung wird der Waldverlust am Ende nur etwa 3000 Quadratmeter je Anlage betragen. Windkraft allein aber reiche nicht, so Aiwanger, Bayern müsse bei der Energiewende auf einen Mix unterschiedlicher Energieformen setzen: von der Solarenergie, über Wind, Wasser bis hin zur Biomasse.”

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