Alles eine Frage der Wahrnehmung

Gleich zwei Beispiele, wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können. Die Förderung von Rohöl in der deutschen Nordsee wird auslaufen, genauer gesagt, 2041. Der Umweltminister von Schleswig-Holstein jubelt. Der Grüne Tobias Goldschmidt sieht die Bohrplattform als Fremdkörper. Was sind demnach Offshore Windkraftanalagen? Vodafone-live:

“”Mit dieser Einigung läuten wir auch im Wattenmeer endlich und definitiv das Ende des fossilen Zeitalters ein», sagte Schleswig-Holsteins Energieminister Tobias Goldschmidt (Grüne). «Die Bohrinsel Mittelplate war trotz hoher Sicherheitsstandards schon lange ein Fremdkörper in diesem extrem sensiblen Naturraum.» Das endgültige Auslaufen der Erdölförderung sei eine gute Perspektive für den Schutz des Wattenmeeres.”

Das nächste Beispiel ist der Öffentlich-rechtliche Sender 3Sat. Dort gibt es einen Bericht in der Sendung nano über die Kernenergie. Natürlich wird im Titel von Atomkraft gesprochen. Der Moderator leitet die Sendung so ein:

“In Deutschland gibt es keine Mehrheit für eine Rückkehr zur Kernkraft, aber Überzeugte findet man hierzulande auch.. die CDU etwa.”

Ob der Redaktion die neuesten Umfragen in dieser Sache bekannt sind? Der ARD-Deutschland-Trend hatte genau danach gefragt.

(Abbildung: Screenshot Tagesschau.de)

Danach folgen Informationen zur Kernenergie in Finnland, die die Redaktion vermutlich fassungslos gemacht haben dürften. Besonders interessant sind die Aussagen von Christina Kühn (Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung). Er unterstellt Finnland mal eben unterschwellig, nicht sogfältig nach einem Endlager gesucht zu haben. Anders als in Deutschland. Dort würde man nach dem besten Weg suchen. So so.

Es geht munter weiter, da wird der Preis von Strom aus Kernenergie mit dem aus Solaranlagen verglichen. Ohne allerdings zu betonen, dass der Solarstrom dummerweise nicht immer zur Verfügung steht. Er müsste also immer mit seiner Schattenkapazität gerechnet werden.

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Während daheim der Finanzminister die Ministerien zum Sparen auffordert, gibt die Außenministerin fleißig Geld aus. In diesem Fall auf den Fidschi-Inseln. Boerse.de:

“Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat den pazifischen Inselstaaten anhaltende Unterstützung im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels zugesichert. „Die Klimakrise spült den Menschen hier buchstäblich den Boden unter den Füßen weg“, sagte die Grünen-Politikerin am Montag im 16 000 Kilometer von Deutschland entfernten Fidschi, wo vor ihr noch nie ein deutscher Außenminister war. „Die Klimakrise ist die größte Bedrohung für die Sicherheit der Menschen in den pazifischen Inselstaaten. Nicht umsonst steht die Bekämpfung der Klimakrise daher auch im Zentrum unserer verstärkten bilateralen Zusammenarbeit.“”

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Nächste Runde im Rechtsstreit um die Flüssiggas-Anlage vor Rügen. Die Gemeinde Binz will den Betreib der Anlage verhindern. Montelnews:

Außerdem habe die Kanzlei Geulen & Klinger eine Zwischenverfügung beantragt, die die geplante Inbetriebnahme des Terminals am 15. Mai bis zu einer endgültigen Gerichtsentscheidung aufschieben würde, hieß es. Den Antrag begründet die Kanzlei mit dem Risiko für gravierende Unfälle, den sie in mehreren Gutachten bestätigt sah. „Das geplante Terminalkonzept mit diesen gravierenden Sicherheitsrisiken in derartiger Nähe zu Wohn- und Kurgebieten ist weltweit einmalig und widerspricht deutschen und internationalen Sicherheitsstandards für schwimmende Störfallanlagen“, so die Mitteilung. Die Betreiberin des Terminals in Mukran, die Deutsche Regas, verwies auf das „umfassende Sicherheitskonzept“ für die Anlage. Zudem zog die Regas die Kompetenz der Gutachter in Zweifel, da grundlegende Fakten der maritimen Brandbekämpfung falsch dargestellt würde.

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Peak Klimanagst? Eine Umfrage lässt diesen Schluss zu. T-Online:

“Die Klimakrise besorgt viele Deutsche sehr. Genauso viele sehen ihm aber auch gelassen entgegen, wie neue Umfragen zeigen. Sie illustrieren, warum der Umgang mit der Klimakrise so schwierig ist.
Die Frage, ob die Klimakrise negative Auswirkungen auf ihr künftiges Leben haben wird, spaltet deutsche Bürger. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey haben 43 Prozent der Befragten keine große Sorge, während 44 Prozent sich Sorgen machen. Die Zahl der Menschen, die sich sehr große Sorgen machen (25 Prozent) ist dabei fast ebenso groß, wie die Befragten, die gar keine Sorgen (24 Prozent) haben.”

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Wer sich in Gefahr begibt… taz:

“Ein Klimaaktivist der Gruppe „Hungern bis ihr ehrlich seid“ befindet sich in einem kritischen Gesundheitszustand. Der 61-jährige Michael Winter sei so untergewichtig, dass eine verantwortliche medizinische Begleitung nicht mehr zu gewährleisten sei, sagte die Ärztin Susanne Koch während einer Pressekonferenz der Ak­ti­vis­t*in­nen in Berlin. Sie ist Teil eines medizinischen Teams, das den Hungerstreik im dazugehörigen Protestcamp begleitet. Seit 22 Tagen verzichtet Winter auf Nahrung. Gemeinsam mit den ebenfalls hungernden Aktivisten Wolfgang Metzler-Kick (49) und Richard Cluse (57) will er auf die Gefahren der Klimakrise hinweisen. Am Dienstag schloss sich zudem der 34-jährige Adrian Lack an.”

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Nach einem Hoch bei den letzten Europawahlen droht den Grünen in Österreich ein Absturz. Der Grund dürften die Berichte über die Spitzenkandidatin sein. Der Standard:

“Womöglich wird der 12. April 2024 dereinst als jener Tag gelten, an dem die Kampagne der grünen EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling gekippt ist – auch wenn es damals noch kaum jemand bemerkte. Ohne Zweifel ist es jener Tag, an dem ihre Kandidatur in ernste Probleme geriet. Hinter dem Aktenzeichen 5 C 300/24i verbirgt sich nicht weniger als eine „Katastrophe“, wie es mehrere grüne Abgeordnete nennen. Es handelt sich um ein Schriftstück, in dem sich die 23-jährige Klimaaktivistin vor Gericht verpflichtet, künftig eine Reihe von Äußerungen zu unterlassen. Etwa dass eine ihrer einst besten Freundinnen von deren Ehemann verprügelt werde und nach einem Übergriff eine Fehlgeburt erlitten habe. Schilling darf das nicht weiter behaupten, der Streitwert liegt bei 20.000 Euro. Als Schillings Zustelladresse wird in dem gerichtlichen Vergleich die grüne Bundespartei angegeben, vertreten wird sie durch eine Medienanwältin, die auch die Grünen vertritt.”

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