Zementproduktion ohne CO2?

Wer hätte das vor Jahren gedacht? In Schleswig-Holstein wurde in Anwesenheit von Wirtschaftsminister Habeck der Grundstein für eine Zementproduktion gelegt, bei der CO2 abgeschieden werden soll. Es ist noch nicht lange her, da war Kohlenstoffabscheidung ein absolutes No-Go für die Grünen. Stück für Stück nähern sich die Grünen nun einer Lösung oder soll man besser sagen, der Realität an. In diesem Fall soll das CO2 weiterverarbeitet werden. NDR:

“Künftig soll hier im Zementwerk neben der alten eine zweite Produktionslinie entstehen, die nach dem sogenannten „Oxyfuel“-Prinzip funktioniert. Dabei wird zu Beginn des chemischen Prozesses in der Zementherstellung statt Umgebungsluft reiner Sauerstoff genutzt. Dadurch kann am Ende der Produktionsstraße dann sehr sauberes CO2 aus den Abgasen gewonnen werden. Das hoch reine CO2 wird abgefangen, gelangt also nicht in die Atmosphäre und soll im Anschluss in der chemischen Industrie genutzt werden – oder sogar in der Lebensmittelproduktion. Zu diesem Zweck wird neben dem neuen Zementofen auch eine neue Pipeline in den nahen Industriepark Brunsbüttel gebaut. Hier soll das Gas weiter genutzt werden. Das Ziel: 100 Prozent Rückgewinnung und Nutzung des Kohlenstoffdioxids und damit der erste klimaneutrale Zement in Deutschland. Der Bau der neuen Produktionsanlage in Lägerdorf soll bis 2029 abgeschlossen sein.”

Mal sehen, wann die Verpressung von CO2 in Deutschland anfängt.

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Die Vorhersagen sind eingetroffen. Europa erlebt gerade sehr tiefe Temperaturen für einen April. Zwischen 5-10 Grad Celsius liegen die Werte über den langjährigen Mittel. Das Phänomen nennt sich übrigens Wetter.

(Abbildung: Screenshot Ventusky)

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Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat die Wissenschaftsministerin Stark-Watzinger zum Thema Kernfusion interviewt. Irgendwie wird man die ganze Zeit das Gefühl nicht los, der Frager hat keine Lust auf das Thema.

“Frau Stark-Watzinger, sind Sie leichtgläubig?

Absolut nicht. Warum fragen Sie?

Seit Jahrzehnten wird immer wieder versprochen, die Stromerzeugung durch einen Fusionsreaktor komme in 50 Jahren. Spötter sprechen von der Fusionskonstante. Warum glauben Sie, dass es nun klappt?

Gegenwärtig gibt es eine Reihe von vielversprechenden wissenschaftlichen Durchbrüchen in der Fusion. Denken Sie an den neuen Weltrekord bei der Energieerzeugung am europäischen Forschungsreaktor JET. Die Zukunftsenergie Fusion wird kommen. Es ist nicht die Frage ob, sondern nur noch wann und ob Deutschland dabei ist. Unsere Ambition sollte sein, diese riesige Chance zu nutzen.

Vermeintliche Durchbrüche gab es immer wieder, aber dann folgten Sackgassen. Was hat sich aus Ihrer Sicht qualitativ geändert?

Neben der Magnetfusion, bei der die Fusion in einem Magnetfeld abläuft, hat eine zweite erfolgversprechende Technologie große Fortschritte gemacht: die Laserfusion. Dabei werden Brennstoffkügelchen mit einem Laser beschossen und so die Fusion in Gang gesetzt. Hierzu sind Start-ups auch in Deutschland entstanden, in die viel privates Kapital fließt. Investoren glauben an die Technologie und die Fusion als Zukunftsenergie. Die Ausgangsbedingungen haben sich also massiv verbessert.”

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De-Railing ist eine geschickte Art, Probleme aus der Welt zu schaffen. Man nimmt sich einer Problemstellung an und behauptet einfach, dass es noch ganz andere und vor allem viel größere Probleme in dem Bereich gibt und schon ist man aus dem Schneider. Ein schönes Beispiel für De-Railing ist das Thema Vögel und Windkraft. Es bringt Umweltverbände in ein Dilemma, denn die wissen längst, was rund um die Anlagen passiert. Sie sagen es nur hinter vorgehaltener Hand. Zu schnell gilt man sonst als Verhinderer.

Sehr oft schon haben wir über das Thema geschrieben (hier oder hier)  und dennoch wird De-Railing beim Vogeltod fast täglich betrieben. Aktuell bei Klimareporter durch Volker Quaschning. Er bringt die Klassiker wie auf Bestellung: Katzen, Autos, Fensterscheiben wären doch viel schlimmer für die Vogelwelt. Bewusst werden dabei Sing- und Gartenvögel sowie Greifvögel in einem Topf geworfen. Nur ist das ein ziemlich dummer Zug, denn die Hauskatze wird selten mit einem Rotmilan im Maul vor der Tür stehen. Wie oft werden Schwarzstörche Opfer von Autos oder Fensterscheiben? Quaschning geht noch einen Schritt weiter und beweist durch Behauptung, denn auch Kernkraftwerke töten Vögel. Die Frage ist nur wie und ob sich das nicht möglicherweise nur in seinem Kopf abspielt.

“Was hilft es eigentlich, wenn wir aus echter Vogelliebe keine Windräder mehr bauen? Den Vögeln recht wenig.

Auch durch Kohle- und Atomkraftwerke sterben viele Vögel. Eine Braunkohlegrube ist nun mal auch kein Vogelparadies.

Die größte Gefahr droht der Vogelwelt aber durch die Klimakrise. Stoppen wir sie nicht, werden nicht nur einzelne Vögel getötet, sondern viele Vogelarten ganz aussterben.

Also, was würden Vögel tun? Sie würden richtig viele Windräder bauen.”

Irgendwie hört die Story um Autos, Fensterscheiben und Katzen nicht auf, dabei kann man schon mit rudimentären Kenntnissen draufkommen, dass das Quatsch ist.

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Christian Stöcker, Kolumnist beim Spiegel, promotet gerade sein neues Buch. Die FR hat ihn interviewt. Unter Verschwörung macht es Stöcker allerdings nicht.

“Wer lügt uns denn an?

Es sind immer dieselben. Sie bewegen sich in Strukturen wie zum Beispiel dem Atlas Network: Ein internationales Netzwerk aus Denkfabriken, die marktradikale und libertäre Ideen verbreiten. Diese Aktivitäten spielen eine massive Rolle dafür, jede Regelung gegen fossile Brennstoffe zu verzögern oder zu verhindern – und das weltweit. Sie werden hauptsächlich von Ölkonzernen wie dem US-amerikanischen Unternehmen ExxonMobil oder superreichen Industriellen wie Charles Koch finanziert, um die Politik in den USA und anderswo zu beeinflussen. Und das, obwohl sie genau wissen, wie klimaschädlich fossile Energieträger sind. Es ist erwiesen, dass ExxonMobil, Total und andere bereits in den 80er-Jahren wussten, dass ihre Produkte zu einer gefährlichen Erderwärmung führen. Und sie haben danach trotzdem alles daran gesetzt, Zweifel zu säen.”

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Was kostet Strom in anderen Ländern? Kaufkraftbereinigt ist er in vielen Ländern günstiger. Wiwo:

“Laut Verivox ist Strom in vielen Ländern mit hohem Lebensstandard kaufkraftbereinigt mindestens um die Hälfte günstiger als hierzulande. Dazu gehörten Finnland, die USA, Kanada und Norwegen.

Bleibt die Kaufkraft unberücksichtigt, landet Deutschland unter den 147 Staaten auf Platz 9. Demnach zahlten Neukunden hierzulande im ersten Quartal im Schnitt 32,80 Cent je Kilowattstunde, drei Prozent mehr als Ende 2021. Damals lag Deutschland noch auf dem Spitzenplatz.

Am meisten zahlten im ersten Quartal 2024 Haushalte in Bermuda mit umgerechnet 42,52 Cent. Es folgen Italien (41 Cent), die Kaimaninseln, Irland und Liechtenstein. Am wenigsten kostet Strom im Iran. Für eine Kilowattstunde wurden dort umgerechnet 0,23 Eurocent fällig.”

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