Ein Mann geht aufs Ganze und vergisst dabei die Hälfte

Gemeint ist der Grüne Politiker Michael Joukov. Er ist Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg. Der Mann scheint jetzt voll auf Erklärvideos zu setzen. Erst kürzlich erklärte er Kühlhäuser zu Stromspeichern, was sie natürlich nicht sind. Joukov verwechselt Speicher mit Lastmanagement. Wir haben hier eine Überschlagsrechnung vorgenommen, was eine Stunde Abschaltung (also Lastmanagement) eines Kühlhauses in Sachen Strom bringt. Die Bilanz ist ernüchternd. Joukov scheint auch komplett zu vergessen, dass bei Stromspitzen im Sommer, die Kühlanlagen ohnehin am Anschlag laufen. Wenn es draußen also warm und sonnig ist, es viel Solarstrom gibt, dann brauchen die Anlagen schon mehr Strom, um die Temperaturdifferenz zu bewältigen. All das hat er in seinen Überlegungen offenbar nicht bedacht.  
 
Nun hat sich Joukov die Stahlindustrie vorgenommen. Er beklagt, dass im Mutterland der Stahlherstellung, im Vereinigten Königreich, die letzten beiden Hochöfen ausgehen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Der Konzern Tata, dem die beiden Hochöfen gehören, baut seine Stahlproduktion um – aus Klimagründen übrigens! Das Handelsblatt dazu:  

“Das Ziel des indischen Konzerns ist es, seine gesamte Stahlproduktion klimafreundlicher zu machen und statt konventioneller Hochöfen künftig Stahl aus Metallschrott in Lichtbogenöfen zu produzieren. Tata investiert dafür 750 Millionen Pfund (umgerechnet etwa 870 Millionen Euro) und wird bei dem Umbau von der britischen Regierung mit Staatshilfen in Höhe von 500 Millionen Pfund unterstützt. Die neue Stahlproduktion ist zwar deutlich klimafreundlicher, aber auch weniger arbeitsintensiv.” 

Joukov versucht dann etwas sehr Interessantes. Er sagt, dass man in England trotz Kernenergie die Hochöfen stilllegen muss. Nun werden die besagten Hochöfen dort aber gar nicht (oder noch nicht) mit Strom betrieben. Das kommt erst in der Zukunft. Der Zusammenhang Kernenergie und Hochöfen ist also Unsinn. Der Strom kann also nur schwer schuld sein, zudem wird im Vereinigten Königreich auf Lichtbogenöfen umgestellt, wofür man dann ja Strom braucht. Er widerspricht sich hier also komplett. 
Vielleicht versucht er auch nur abzulenken von den Kosten, wenn man über den Umweg Wasserstoff geht, so wie Deutschland es vorhat? 
 
Danach folgt sein Jubel über die deutschen Pläne, dort setzt man nämlich auf besagten Wasserstoff bei der Stahlproduktion. Der soll am besten grün sein, woher er am Ende kommt, ist noch komplett unklar. Klar ist nur, dass dieser Grüne Wasserstoff etwa 3-4 mal so teuer ist, wie grauer Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird. 
 
Joukov ist stolz auf die Milliarden-Förderung bei der Umstellung der Stahlproduktion. Was er besser nicht sagt, sind die Gedanken der Stahlindustrie zu dem Thema. Die nehmen das Geld nämlich dankend an und melden jetzt schon mal Bedarf für weitere Subventionen in der Zukunft an. Denn auch Stahlkocher können rechnen. Sie wissen, dass die Produktion erheblich teurer wird mit Grünem Wasserstoff.  
Hydrogeninsight

“We already know that hydrogen will be expensive in Europe,” Geert van Poelvoorde, head of ArcelorMittal’s European operations, told Dutch-language business magazine Trends. “We will not be able to use it because we would catapult ourselves completely out of the market 

Was wird also passieren? Die deutschen Stahlhersteller werden die Umstellung mitmachen und das Geld gern annehmen. Sie haben dann schon mal ein Fuß in der Tür. Den zweiten Fuß können sie dann sehr schnell hineinstellen und nach der Förderung der Infrastruktur auch Subventionen für den laufenden Betrieb fördern. Klingt schon sehr nach Planwirtschaft. Zwar hat Finanzminister Christian Lindner erst kürzlich gesagt, dass der laufende Betrieb solcher Stahlwerke nicht gefördert werden soll, aber wie standhaft er oder ein möglicher Nachfolger am Ende sein wird, das wird man sehen. 

Joukov scheint sich gerade für höhere Weihen bei den Grünen zu bewerben. In den Sozialen Netzwerken tritt er wie ein Öko-Rambo auf, das sind gute Voraussetzungen, um es in der Politik weit zu bringen. Dass man Unsinn nur ernst genug präsentieren muss, damit dieser überzeugt, diese Lektion hat er schon gelernt. 

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Im zweiten Teil der ARD-Dokureihe “Unsere Erde” geht es weiter um Rohstoffe. Dabei wird ein großer Bogen gespannt, von möglicher Lithiumförderung im Oberrheingraben bis hin zu der Vormachtstellung Chinas bei den begehrten Rohstoffen. Löblich, dass versucht wird die verschiedenen Seiten zu beleuchten. Die Aussage der Mitarbeiter der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sollten sich allerdings sämtliche Politiker ausführlich anhören. Die Sendung ist noch bis 01.03.2026 in der ARD-Mediathek zu sehen. 

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Permafrost, die große Unbekannte für das zukünftige Klima. Focus: 

“Was mit dem Kohlenstoff im Permafrost passiert, ist eine der größten Unbekannten für unser zukünftiges Klima“, sagte Christina Schaedel vom Woodwell Climate Research Center, die Hauptautorin des Berichts. Deshalb fordert das Team um Schaedel in dem Beitrag im „Nature“-Magazin eine bessere finanzielle Unterstützung für die Forschung der Permafrostböden.  

Die US-Forscher fordern, dass die Permafrostboden-Forschung künftig besser finanziert werden muss, um wichtige Klimavorhersagen nicht zu verzerren. Ein Grund für diese Lücken liegt in der Finanzierung und den Zeitrahmen der Forschung. Die Entwicklung von Klimamodellen erfordert komplexe Arbeit über mehrere Jahre, aber die meisten Forschungsgelder werden nur für drei Jahre bewilligt. Dieser kurze Zeitrahmen reicht oft nicht aus, um die komplexen Modelle zu verbessern und neue Erkenntnisse zu integrieren.” 

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