IKEA und das Klima

Der Möbelriese aus Schweden gibt sich gern ein nachhaltiges Image. Eine Dokumentation bei Arte wirft ein Blick hinter die Kulissen. Dabei kommen viele Hintergründe ans Licht, die auch das Thema Klima betreffen, denn IKEA braucht enorme Mengen an Holz. Der Konzern hat mittlerweile zahlreiche Forst-Besitzungen in Polen, dem Baltikum oder Osteuropa. Aber auch Südamerika liefert Holz und soll in Zukunft noch viel mehr Holz für IKEA liefern. In Brasilien werden dafür Kiefern angepflanzt. Bäume, die dort nicht hingehören und heimische Bäume verdrängen. Kiefern brauchen in dem Land nur ein Drittel der Zeit, die sie in Europa brauchen zum Wachstum, ein erheblicher Zeitvorteil mit fatalen Folgen für die Umwelt. Da Wälder enorme CO2 Senken sind, hat der Bereich Möbelherstellung eine große Bedeutung für das Klima. Die Dokumentation läuft noch bis zum 02.06.2024 in der Arte-Mediathek

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Anna Veronika Wendland über das Dilemma der deutschen Energiewende im Pragmaticus

“Russlands Überfall auf die Ukraine hat die Basis der deutschen Energiewende über Nacht zerstört. Die Energiestrategen der Zukunft werden umso erfolgreicher sein, je pragmatischer und technologieoffener sie denken. Sie dürfen weder Atomkraftgegner noch Erneuerbaren-Hasser sein. Sie nutzen Wind- und Sonnenenergie als Sprint-Anwendung für die Dekarbonisierung, weil diese für private Betreiber leicht und rasch zu bauen sind. Und sie setzen auf bewährte Leistungsreaktor-Konzepte als Marathon-Anwendung für die Stabilisierung der Stromversorgung und eine Netto-Null-Bilanz der Kohlen­dioxidemissionen, bei der sich die Mengen an emittiertem und absorbiertem Kohlen­dioxid aufheben. Dieser Weg verspricht eine nachhaltige Vereinbarkeit von Klimaschutz und prosperierender Industriegesellschaft am Standort Deutschland.” 

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Die steht Deutschland im internationalen Vergleich aus bei Industriestrompreisen? Die Kurzform: schlecht und dabei nutzen auch die vielen Jubelmeldungen nichts, wenn der Großhandelspreis wegen guter Windlagen für kurze Zeit sinkt. Tech For Future: 

“Energiekrise? Welche Energiekrise!? 

In Europa und insbesondere in Deutschland löste der Ukrainekrieg die größte Energiekrise aus, seit den Öpreisschocks der Siebziger Jahre. Außerhalb Europas waren aber nur wenige Länder davon betroffen und hauptsächlich deshalb, weil Europa den Flüssiggas-Markt leergekauft hat. 

Entsprechend auf niedrigem Niveau geblieben sind die weltweiten Industriestrompreise für maximal entlastete Unternehmen: 

9 €Ct/kWh Spanien 

8 €Ct/kWh Deutschland 

6 €Ct/kWh USA (Texas) 

4 €Ct/kWh China (Innere Mongolei) 

Kein Wunder, dass energieintensive Unternehmen ihre Produktion nach China und in die USA verlagern wollen. Selbst der letzte deutsche Solaranlagenhersteller Meyer Burger will die deutsche Produktion schließen und stattdessen 2 Fabriken in den USA errichten. Interessanterweise liegen die deutschen Strompreise unter den spanischen, obwohl Spanien bessere Standortfaktoren für die Energieversorgung hat. Das gilt aber nur für Unternehmen mit Strompreiskompensation, deren Finanzierung aus dem KTF seit dem Bundesverfassungsurteil schwieriger wird.” 

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Dem Chef von Bosch scheint ein Licht aufgegangen zu sein. Er schätzt weitere 30-35 Jahre bis alle Fahrzeuge auf der Welt auf Elektro umzustellen. Bis dahin werden Verbrenner überall dort gebraucht, wo die Infrastruktur E-Autos gar nicht zulässt. Der Standard

“Verbrenner würden zudem noch über viele Jahrzehnte auf den Straßen unterwegs sein, sagte der Chef des Auto-Zulieferers. Man werde mindestens 30 bis 35 Jahre benötigen, um weltweit alle Fahrzeuge zu elektrifizieren. Rund um den Globus gebe es geschätzte 1,4 Milliarden Autos. Wenn man die jährliche Fertigungskapazität der weltweiten Autoindustrie von rund 90 Millionen Fahrzeugen zugrunde lege und ab sofort nur noch E-Autos bauen würde, würde es mindestens 16 Jahre dauern, um die gesamte Fahrzeugflotte auszutauschen. In der Realität würden aber auch weiter Verbrenner-Fahrzeuge produziert, die im Laufe der Zeit wieder ersetzt werden müssten. Daher sei es plausibel, von mindestens der doppelten Anzahl an Jahren auszugehen.” 

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Bereits den zweiten Winter hintereinander bekommt Kalifornien reichlich Niederschlag ab. In der Sierra Nevada hat ein Schneesturm gewaltige Mengen Neuschnee gerbraucht. Ski-Gebiete und Straßen mussten geschlossen werden. Niederschlag in Form von Schnee sorgt dafür, dass dieser später im Jahr langsam schmilzt und so Bäche und Flüsse mit Wasser versorgt. Das wiederum hat große Auswirkungen auf die Landwirtschaft, von der Kalifornien lebt. msn.com:  

“The most extreme conditions are unfolding at the highest elevations, with whiteout conditions and hurricane-force winds in the Sierra Nevada. The snow has closed a 70-mile stretch of Interstate 80 near the Nevada state line for more than a day after highway officials reported stranded drivers Friday night. “Extremely heavy snowfall rates of 2-6 inches an hour combined with very strong winds exceeding 100 mph at times will maintain impossible travel conditions in the Sierra Nevada,” the Weather Prediction Center said. The weather service has warned of “high to extreme” avalanche danger through Sunday afternoon in the Central Sierra and Greater Lake Tahoe area.” 

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Die Realität kann schon sehr wehtun. Kanzler Scholz hat das Grüne Wirtschaftswachstum versprochen, das Gegenteil tritt ein und die Aussichten sind alles andere als rosig, wie Olaf Gersemann für die Welt (Bezahlartikel) kommentiert. 

“Heute seien die Voraussetzungen andere, sagt Gunther Schnabl. „Das Wirtschaftswunder in den 1950er-Jahren wurde unter Ludwig Erhard in erster Linie durch marktwirtschaftliche Reformen und durch Leistung getrieben“, so der Wirtschaftswissenschaftler. „Heute erleben wir genau das Gegenteil.“ Inflation, Subventionen, wuchernde Regulierung, überbordende Staatseingriffe und ein unkontrollierter Ausbau des Sozialstaats unterminierten die Fundamente des Wachstums. Die Scholz-Prognose ist umso überraschender, als sich das Ungemach angekündigt hat: „Die Bruttoausrüstungsinvestitionen des verarbeitenden Gewerbes lagen preisbereinigt im Jahr 2022 immer noch acht Prozent unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019“, sagt Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). „Somit befand sich das Verarbeitende Gewerbe nicht erst seit der Pandemie oder dem Energiepreisschock auf einem rezessiven Entwicklungspfad, sondern bereits davor, was auf strukturelle Probleme hinweist.“” 

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