Marc Friedrich hat André Thess interviewt. Herausgekommen ist eine spannende Stunde vor allem über den Zusammenprall von Ideologie und Wirklichkeit bei der Energiepolitik. Zum Video geht es hier.
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NIcht nur Andre Thess versteht vieles an der deutschen Politik nicht, auch Joe Kaeser., ehemaliger Chef von Siemens hat Zweifel, wie die Welt berichtet.
“Kaeser ärgert sich über das zuletzt erlebte Chaos an politischen Maßnahmen: „Mal gibt es eine Gaspreisbremse, dann wird sie wieder aufgehoben. Die Debatte um einen Industriestrompreis verwirrt alle. Wir schließen letzte, völlig intakte Atomkraftwerke und setzen nun auf teures flüssiges Gas. Und wenn es nicht reicht, wieder auf Kohle. Mal werden E-Autos mit viel Geld gefördert, jüngst wurde die Hilfe abrupt gestoppt. Wir brauchen auch keine gigantischen Offshore-Windanlagen, wenn noch nicht mal die Leitungen genehmigt sind, die den Strom dann zu den Nutzern im Land bringen könnten.“”
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Stichwort Wirklichkeit. Als im Dezember der Wind kräftig wehte, da jubelten die Fanboys der Windkraft in den Sozialen Medien. Gern wird dann der Großhandelspreis bewundert, sofern er sehr niedrig ist. Dummerweise macht der aber nur einen Teil der Stromrechnung aus. Insgesamt steigen die Strompreise an, das war auch in 2023 der Fall, wie der BDEW in einer Analyse feststellt.
Der durchschnittliche Strompreis für Haushalte liegt im bisherigen Jahresmittel 2023 um 14 Prozent höher als im 2. Halbjahr 2022 und beträgt nun durchschnittlich 45,73 ct/kWh (2. Hj. 2022: 40,07 ct/kWh; Grundpreis anteilig für einen Verbrauch von 3.500 kWh/a enthalten). Die Strompreise für Haushalte sind seit Beginn des 2. Quartals 2023 wieder gesunken. Für das 4. Quartal 2023 beträgt der Durchschnittspreis 44,17 ct/kWh.
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Methan ist offenbar ein unterschätzter Klimatreiber, wie die Welt berichtet. Der Artikel hat eine Bezahlschranke.
“Methan ist das zweitwichtigste Treibhausgas nach Kohlendioxid, etwa ein Drittel der Erderwärmung geht auf sein Konto. Mit rund zwölf Jahren verweilt es zwar deutlich kürzer in der Luft als CO₂. Trotzdem heizt Methan die Erde fast 30-fach stärker auf, es gibt 2,5-mal so viel davon in der Atmosphäre wie vor der Industrialisierung. Beim CO₂ sind es 1,5-mal so viel. 60 Prozent des Methans gehen auf menschliche Aktivitäten zurück, vor allem auf die Rinderzucht, den Energiesektor und die Mülldeponien. Der Rest stammt etwa aus tauenden Permafrostböden und tropischen Feuchtgebieten. Im Dezember wurde auf der Weltklimakonferenz in Dubai wieder klar: Methan wurde lange in seiner Wirkung auf das Weltklima unterschätzt.”
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Dunkelflaute: Wie ernst ist der Ausfall von Wind & Solar? Florian Blümm hat einen interessanten Artikel auf seinem Blog dazu:
“Es geht aber gar nicht so sehr um die Dauer einer Dunkelflaute. Bei der Dunkelflaute mit 3,9 Monaten Dauer ab dem 17.10.2016 ist die maximale Speicher-Entleerung mit 35 TWhel kaum größer als bei der einmonatigen ab dem 18.11.2022.
Entscheidend für die maximale Entleerung ist nicht die Dauer, sondern die Summe der Residuallast abzüglich der Einspeicherungen während der Dunkelflaute.
Auch die intensivste Dunkelflaute von Ruhnau und Qvist war mit 61 Tagen deutlich kürzer als andere Dunkelflauten der letzten 35 Jahre. Aber Wind und Sonne machten sich Ende 1996 besonders rar, was für ein hohes Energiedefizit sorgte. Danach richtet sich der Speicherbedarf.
Ruhnau und Qvist kommen mit ihren eigenen Annahmen für ein 100% auf Erneuerbaren basiertem Energiesystem auf rund 27 TWhel benötigte Stromspeicher für diese 61 Tage. Inklusive Sicherheitsreserve erwarten sie einen Bedarf von 36 TWhelelektrischem Speichervolumen. Das ist weniger, aber in der gleichen Größenordnung wie bei den Daten von Agora Energiewende.
36 TWh sind sehr, sehr viele Saisonspeicher. Zum Vergleich: Wir haben in Deutschland aktuell nur 36 GWh elektrisches Speichervolumen in Form von Pumpwasserspeichern. Das sind 3 Größenordnungen Unterschied!
Batteriespeicher sind noch viel unzureichender. Aktuelle Großbatterien in Deutschland haben Kapazitäten von 0,001 GWh bis 0,020 GWh.7 Wegen der hohen Kosten und Entladeströme sind Akkus sowieso grundsätzlich ungeeignet als Saisonspeicher.”
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Optimismus ist oft nur ein Mangel an Information. So könnte man den Klimapodcast vom NDR umschreiben. Dort geht es um die Wasserstoff-Produktion an der Westküste von Schleswig-Holstein. Dort ist ein Projekt gerade gescheitert, es war nicht wirtschaftlich. Aber, die Moderatoren der Sendung haben eine gute Nachricht. Es gibt ein anderes Projekt, nur größer. Warum das ausgerechnet wirtschaftlicher sein soll, das wäre sicherlich eine spannende Recherche-Arbeit. Sie wird nur leider verweigert und stattdessen lieber Optimismus verbreitet.
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Northvolt will ja bekanntermaßen eine Fabrik in Dithmarschen für Elektrobatterien errichten. 3.000 Arbeitsplätze sollen dort entstehen. Welche Auswirkungen so eine Fabrik hat, zeigt ein Beispiel aus Schweden. Der NDR:
“Das ist nicht verwunderlich. Denn für den Batterieproduzenten arbeiten Menschen aus mehr als 100 Nationen. Das erzählt die Pressesprecherin Sanna Bäckström: „Ich denke, die meisten kommen aus der Schweiz, Indien, Pakistan, England und Nigeria. Es ist wirklich ein Mix aus allen Ländern der Welt.“ Die rund 3.000 Mitarbeiter verständigen sich auf Englisch. Wer dort arbeiten möchte, sollte einen technischen Hintergrund haben. Northvolt schult seine Mitarbeiter dann selbst innerhalb weniger Wochen oder Monate. Wer sich entscheidet, nach Skellefteå zu ziehen, findet im Moment aber nur schwer eine Wohnung oder ein Haus. Das ist ein Dauerthema in der Lokalzeitung „Norran“. 800 neue Wohnungen entstehen in Skellefteå jährlich. Die Stadt braucht aber 1.000 neue Wohnungen pro Jahr. Private Investoren sind zögerlich. Denn sie bauen am liebsten nur dann, wenn ihre Kunden das Haus oder die Wohnung im Voraus bezahlen, erklärt Lars Andersson von der Zeitung „Norran“. […] Allerdings ist die Nachfrage so stark gestiegen, dass sich die Mieten in etwa verdoppelt haben.”
Es gibt auch Stimmen, die vor einem Handwerkermangel in dem Landstrich Dithmarschen warnen. Gut bezahlte Arbeitsplätze in der Batteriefabrik könnten die Zahl von Mitarbeitern im Handwerk sinken lassen. Alles hängt mit allem zusammen.
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Ärzteblatt am 8.1.2024:
Bundesregierung will bei natürlichem Klimaschutz sparen
Ungeachtet der erhöhten Unwettergefahr infolge des Klimawandels will die Bundesregierung künftig weniger Geld für natürlichen Klimaschutz ausgeben.
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Die Energiewende benötigt riesige Rohstoffmengen. phys.org am 9.1.2024:
Norway greenlights deep-sea mining exploration
Norway’s parliament on Tuesday adopted a government plan to open up parts of its seabed to mining exploration, despite protests from activists and scientists‘ warnings about the uncertain environmental impact.
The proposal to gradually open up a 280,000-square-kilometer (108,100 square mile) area, mostly in the Arctic, was approved by the Storting, with 80 votes in favor and 20 against.
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Teile der Arktis werden wohl eine höhere Schneedecke bekommen. Aber auch das ist natürlich nicht gut, sagt die University of California, Irvine:
Scientists say deepening Arctic snowpack drives greenhouse gas emissions
Human-caused climate change is shortening the snow cover period in the Arctic. But according to new research led by Earth system scientists at the University of California, Irvine, some parts of the Arctic are getting deeper snowpack than normal, and that deep snow is driving the thawing of long-frozen permafrost carbon reserves and leading to increased emissions of greenhouse gases like carbon dioxide and methane.
Dünnere Schneedecke: Schlecht für den Klimawandel. Dickerere Schneedecke ist aber auch nicht gut. Ein schönes Beispiel für das ideologische Weltuntergangsnarrativ. Egal was passiert, wir sind verdammt und Schuld.