Das Jahr 2023 meteorologisch und der Eiertanz um den Niederschlag 

Von Frank Bosse 

Der DWD hat sowohl die Bilanz des Dezembers 2023 als auch die des Gesamtjahres veröffentlicht. Schauen wir uns zunächst den letzten Monat des Jahres an in Bezug auf Temperaturen und Niederschlag: 

Abb. 1: Die meteorologischen Kenngrößen der Dezember der letzten 100 Jahre, beide mit einer 15-jährigen Glättung.  

Sowohl bei den Temperaturen als auch beim Niederschlag erkennen wir relativ große Schwankungen von Jahr zu Jahr, eine Entwicklung zu höheren Werten kann man nach einem kräftigen Dip in 2010 bei den Temperaturen ausmachen, beim Niederschlag ist das nicht möglich, der Dezember 2023 zählte mit ca. 114 mm zu den feuchteren, ist von einem Rekord (hier schießt 1993 mit über 153 mm den Vogel ab) weit entfernt. Ein Blick auf das Gesamtjahr: 

Abb.2: Temperatur und Niederschlag für das Jahr 2023 im Kontext der letzten 100 Jahre, auch hier mit einer 15-jährgen Glättung versehen.  

Hier ist die Entwicklung zu Erwärmung viel deutlicher zu sehen. Seit den 80ern gingen die Temperaturen um ca.1,5 °C nach oben. 2023 markiert mit 10,6 °C einen neuen Rekord, ohne dass die einzelnen Jahreszeiten dies taten. Längere Erfassungszeiträume ergeben ein klareres Bild.  

Dies trifft auf alle Größen zu, auch auf den Niederschlag. Mit 958 mm gehörte auch hier 2023 zu den feuchteren Jahren, ebenfalls ohne einen Rekord markieren zu können. Den hält das Jahr 2002 mit 1018 mm. Ein Langzeittrend ist, anders als bei den Temperaturen, nicht auszumachen. Wir sahen nach 2003 einen Einbruch bis 2016, es ging danach jedoch wieder bergauf. Eine ähnliche Entwicklung gab es auch in den 70er Jahren, als die Temperaturen noch nicht stiegen.  

Der neutrale Beobachter der Daten kommt zu dem Schluss: Deutschland erwärmt sich seit den 1980ern recht stetig mit einer Geschwindigkeit von 0,04-0,05 °C /Jahr, beim Niederschlag ist es ein Null-Trend. Anders halten es da andere!  

Wir sahen nach 2015 mehrere trockenere Sommer. Besonders 2018 (129,4 mm) und auch das Vorjahr (142,9 mm) stachen hervor. In Verbindung mit hohen Temperaturen führte das zu Trockenheit. Diese wird durch den SPEI-Index erfasst, der die Verdunstung zusätzlich zum gefallenen Niederschlag berücksichtigt.  Wir haben ihn für Deutschland betrachtet für den Zeitraum der steigenden Temperaturen ab 1980: 

Abb.3: Der SPEI Index (jährlich) für Deutschland, Datenquelle. Der leicht negative Trend ist kaum sichtbar und kann von einzelnen Jahren im Vorzeichen beeinflusst werden.  

Ja, es kann zu Trockenperioden kommen, ob das jedoch ein Klimasignal ist, das ist eher noch fraglich, das sagen die Daten.  Erinnern Sie sich noch an das Getrommel im Vorjahr? „Wasserknappheit, Wir verdorren als Folge des Klimawandels“ usw. waren gängige Schlagwörter. Da wurde offensichtlich Klima und Wetter verwechselt. Und zwar von Fachleuten wie Prof. Stefan Rahmstorf, die es qua Beruf besser wissen sollten.  Der Sommer 2023 war mit 270 mm Niederschlag wieder deutlich feuchter als das Mittel. 2021 mit 305 mm erst recht. Seit Mitte Dezember 2023 sahen wir dieses Jahr hohe Regenmengen, das führte leider auch zu Überschwemmungen. Schon waren die Regen-Klimatologen wieder zur Stelle. Solche Beiträge wie auf Twitter (nun „X“) findet man allenthalben: 

Abb. 4: Screenshot „X“.  

Der Aktivist bemüht den Link zum Klima, er hebt auf den Nordatlantik ab. Da hat er sogar ein wenig Recht, es ist nur komplizierter als er sich das zusammenreimt.  Unser Winterwetter wird nämlich sehr beeinflusst durch die Luftdruckverhältnisse des Nordatlantiks. Alle kennen wahrscheinlich das Island-Tief und das Azoren- Hoch. Wenn die beiden Druckgebiete so verteilt sind, spricht man von positiver Nordatlantischer Oszillation, kurz NAO. Dann bekommen wir in Europa im Winter die feuchte Atlantik-Luft frei Haus, mit viel Regen. Stellen sich die Verhältnisse um, also dann hoher Luftdruck bei Island und niedriger im Süden, so wird die NAO negativ. Dann bekommen wir eher kühlere Festlandsluft aus östlichen Richtungen, weniger Niederschlag. Das soll ab Januar 2024 so kommen.  

Abb.5: Der NAO-Index mit Vorschau (rot). Quelle. 

Die Historie ist auch deutlich: Ab etwa 20.11. negative NAO, es wurde kalt mit geringen Niederschlägen, nach dem 10. Dezember deutlich positive NAO, daher der Regen und der viele Wind. Die NAO ist ohne jeden Langzeittrend, sie ist natürliche Variabilität und damit ist auch nichts “Klima”, was mit ihr zusammenhängt. Der Niederschlag im Dezember hierzulande wird von ihr recht stark beeinflusst, die Temperaturen des Nordatlantiks haben überhaupt nichts mit ihm zu tun: 

Abb. 6: Die Korrelationen der NAO (links) und der Temperaturen (SST, rechts) des Nordatlantiks zum europäischen Niederschlag im Dezember. Ganz Norddeutschland, große Teile von Skandinavien und Großbritannien werden durch die NAO beeinflusst. Die SST des Nordatlantiks beeinflussen bei uns praktisch gar nichts. Die Abbildung wurde mit dem KNMI Climate Explorer generiert.  

Vieles von dem, was wir so lesen über klimatische Niederschlagstrends, „Klimawandelbedingte Trockenheit“ (die hoffentlich nicht gerade in Ihrem Keller steht, lieber Leser) etc. ist nichts als Vermutung (wenn von Laien geäußert) oder Propaganda (wenn von „Profis“ geäußert).  Warum? Das ist hier die Frage! Da begeben wir uns auch auf das Glatteis der Vermutungen. Alles, was einfällt ist: Das, was real klimatisch zu sehen ist (die Erwärmung in Abb.2), das merkt der „Mann auf der Straße“ nicht genug, um in Klimapanik zu geraten. Also hilft man mit allem nach, was gerade zu merken ist, egal ob zutreffend oder nicht. Das führt zu einem förmlichen Eiertanz bei der “Klimazuweisung” zwischen zu viel und zu wenig Niederschlag.  

Frei nach Greta Thunberg: „I want you to panic.“  Sie wollte ihre eigene Klima-Panik auf alle anderen übertragen.  

Panik ist ein schlechter Zustand, das zeigt das politische Abdriften Gretas schlussendlich sehr deutlich. Viel besser ist da „Star Wars“: So mögen denn auch im neuen Jahr die Daten mit Ihnen sein.    

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Wir wünsche allen Lesern einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!

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