Der Tag, als das Eis verschwand

Man hat beim Bundesumweltministerium offensichtlich nicht den alten Minister Trittin vergessen. Jürgen Trittin stand dem Amt als Minister im Jahre 2004 vor. In seiner Zeit sind viele Dinge passiert, die Deutschlands Weg zwangsweise vorgegeben haben. Trittin stand immer für Ideologie und seine Aversion gegen Kernenergie war bekannt. Er dürfte einer der größten Technologie-Verhinderer in Deutschland gewesen sein, ein sehr zweifelhafter Titel. Um der Bevölkerung die Energiewende 2004 schmackhaft zu machen, griff er vor 20 Jahren zu einem Bild. 

“Es bleibt dabei, dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund 1 Euro im Monat kostet – so viel wie eine Kugel Eis.” 

Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder wusste Trittin damals schon, dass das kompletter Blödsinn war und er hat diesen Blödsinn mit voller Inbrunst und vermeintlicher Gewissheit als Minister verkündet. Oder er war einfach nicht informiert. Beides wäre aber fatal. Ein ahnungsloser Minister genauso wie ein Minister, der es eigentlich besser wissen müsste, aber dennoch solche Falschinformationen verbreitet. Wie auch immer, Trittin ist als Abgeordneter abgetreten, aber man scheint im politischen Berlin seinen Abgang gut vorbereitet zu haben. 

Das peinliche Zitat, das Trittin und vielen Energiebewegten seit 2004 bei passender Gelegenheit um die Ohren gehauen wird, ist nämlich von den Seiten des Ministeriums verschwunden. 
Das Internet-Archiv zeigt es mit Datum 14. Mai 2023 noch an, danach wurde die Pressemeldung gelöscht. Ob man dort hoffte, dass es damit auch aus der Welt ist? Oder ist dort nur jemand mit der Maus ausgerutscht. Selbst auf der Wikipedia-Seite von Trittin ist es noch sichtbar. Der Link allerdings führt ins Nichts. 

Irgendwie erinnert diese Aktion, sofern sie wirklich bewusst durchgeführt wurde (aber warum sollte man alte Pressemitteilungen löschen?) an Bilder aus der Sowjetunion, als plötzlich unliebsame Protagonisten aus Fotos retuschiert wurden. Die Welt hat einen interessanten Artikel dazu. Nun haben sich die Zeiten glücklicherweise geändert. Das Internet vergisst nichts, auch nicht die Quatschaussage von Trittin. Sie lebt weiter und sie wird ihn und seine Partei noch hoffentlich lange begleiten als einer der Fakes, mit denen die Energiewende dem Volk schmackhaft gemacht wurde. 

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Professor Robert Schlögl hat einen extrem spannenden Vortrag an der Uni Heidelberg gehalten. Er ist jetzt bei YouTube zu sehen. Es geht um die Bedeutung von Wasserstoff in einer zukünftigen Energiewelt. Schlögl warten mit vielen Zahlen auf und er resümiert, dass es enorme Anstregungen sein werden, um bestimmte Industrien CO2-frei zu machen. Es soll nicht der gesamte Vortrag wiedergeben werden, dazu sind die 90 Minuten auch mit zu vielen interessanten Informationen gespickt, aber einige Aspekte ist interessant. 

Schlögel rechnet vor, dass es Gegenden auf der Welt gibt, wo der Ertrag durch Wind und Solar dreimal höher ist als in Deutschland. Selbst, wenn man Verluste bei der Erzeugung von Wasserstoff oder Derivaten davon einrechnet, ist es nicht klug grünen Wasserstoff in Nordeuropa zu produzieren. Der Wissenschaftler spricht auch über die tiefhängenden Früchte. Sie werden nämlich nicht geerntet. Tief hängt zum Beispiel die Erzeugung von Prozesswärme, die gilt es anzugehen. Der Bereich Verkehr hat einen sehr kleinen Anteil, dennoch wird dort mit Macht angesetzt. Er spricht sich nicht dagegen aus, aber sagt ganz klar, dass die Priorität eine andere sein muss. In jedem Fall sind die 90 Minuten eine Empfehlung, sie sind wohltuend anders als Vorträge von vermeintlichen Experten, die aber eher als Aktivisten und Ideologen unterwegs sind. 

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Massive Regenfälle im Dezember haben das Helmholz-Institut in Leipzig (UFZ) dann wohl doch bewogen, etwas über die Dürre in Deutschland zu sagen. Deutschlandfunk

“Aktuell seien die Böden bis zu einer Bodentiefe von 60 Zentimetern durchfeuchtet. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen seien die Böden sogar in einer Tiefe bis zu zwei Metern so nass wie statistisch nur alle zehn Jahre. Im etlichen Regionen Ostdeutschlands seien die Stände aber noch nicht wieder auf Normalniveau. Grundsätzlich gebe es kein Problem der Gesamtwassermenge, sondern eine ungleiche Verteilung durch stärkere Regenfälle. Es müsse nun um das Wassermanagement gehen, um Wasser aus dem Winter im Sommer nutzbar zu machen.” 

Wer den Dürremonitor beim UFZ sieht, der wird nur unschwer feststellen, dass Teile von Ostdeutschland immer noch von einer schweren Dürre betroffen sind, jedenfalls in 1,80 Meter Tiefe. Über die Methodik haben wir schon einmal berichtet und auch, wie sich die Karten der UFZ mit anderen Karten beißen. 

(Abbildung: Screenshot ufz.de)  

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Gas für China, so lautet der Titel einer Dokumentation bei Arte. Ein russisches Reporter-Team hat die Bewohner an der Gas-Pipeline “Power of Sibiria” interviewt. Die Dokumentation fand mehr oder weniger under cover statt. Die Bewohner haben herzlich wenig von der Pipeline, weder Geld noch Gas landen bei Ihnen. Ein interessanter Einblick in den russischen Alltag inkl. des Krieges, der sogar diese entlegene Gegend erreicht in Form von Kriegstoten. Die Dokumentation ist noch in der Arte-Mediathek bis 24.10.2026 zu sehen. 

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Polen baut neue Kernkraftwerke. Die beiden ersten Zentren sollen an der Ostsee und in Zentralpolen in der Nähe der Stadt Konin entstehen. Der RBB berichtet. Demnach sollen diese beiden Anlagen bereits 2033 in Betrieb gehen. 

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Ein sogenannten Longread liefert Anna Veronika Wendland bei den Salonkolumnisten ab. Es geht um die Kernenergie in Deutschland. Die Autorin sieht etwas positiv in die Zukunft: 

“Es mehren sich die Zeichen, dass der Wandel vor der Tür steht. Die Diskurshegemonie der Atomgegner ist bereits mit dem Beginn der russischen Großinvasion in der Ukraine in Frage gestellt worden. Sie erodiert mit jedem Tag: nicht nur nimmt die Aufgeschlossenheit und Neugierde gegenüber der Kernenergie in der Bevölkerung zu, sondern es nimmt auch die Vorstellung ab, sie sei verzichtbar. Die Tragik ist, dass auch unsere noch zu rettenden Kernkraftwerke mit jedem Tag ein wenig mehr zurückgebaut werden.” 

Das genaue Gegenteil liefert Greenpeace ab. Als der Energieversorger Green Planet noch unter der faschen Flagge Greenpeace Energy segelte (wir berichteten), gab man dort ein Gutachten in Auftrag, das die Kosten der Kernenergie aufzeigen sollte. Geliefert wurde wie bestellt, in dem Gutachten werden absurd hohe Kosten genannt. Wer allerdings bei FÖS (Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft) Gutachten über Kernenergie bestellt, der kann auch bei American Tobacco eine Studie über die Gefährlichkeit von Rauchen bestellen. 

“Allein zwischen 2007 und 2019 – der Zeitspanne mit der besten Quellenlage – summieren sich die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Atomstrom laut FÖS auf bis zu 533 Mrd. €. Hochgerechnet auf den gesamten Zeitraum seit 1955 gehen die Forscher auch bei konservativen Annahmen davon aus, dass die Summe der gesamtgesellschaftlichen Kosten die Billionengrenze deutlich überschreitet. Ende 2022 wird die Stromerzeugung durch Atomenergie in Deutschland beendet – dennoch ist die Endlagerfrage derzeit ungelöst und die Produktion von Atombrennstoff soll weitergehen. Auch nach 2022 fallen entsprechend hohe staatliche Ausgaben an. Laut FÖS sind Kosten in Höhe von mindestens 7 Mrd. € bereits konkret absehbar, die nicht von den AKW-Betreibern abgedeckt werden: Für die Sanierung des Atomlager Morsleben und des Forschungsendlagers Asse sowie des Uranerzbergbaus Wismut oder für die Stilllegung ehemaliger AKW-Standorte. Noch nicht quantifizierbar sind künftige Beitragszahlungen Deutschlands für internationale Atom-Organisationen. „Weitere staatliche Ausgaben könnten hinzukommen – vor allem, wenn der 2017 eingerichtete Atomfonds nicht ausreicht, um die Kosten für ein künftiges Endlager zu decken“, sagt Studienleiterin Swantje Fiedler vom FÖS.” 

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Die Sprache der Wissenschaft ist Englisch. Deshalb bringen wir hier im Blog auch regelmäßig englischsprachige Pressemitteilungen im Original. Aber nicht jeder hatte die Chance im Leben die englische Sprache in ausreichender Gründlichkeit zu erlernen. Für alle jene werden wir gam oberen Rand demnächst einen weiteren Übersetzungsknopf installieren: “ins Deutsche übersetzen”. Bis dahin bitte wie folgt vorgehen:

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Dann zum Google Übersetzer Englisch-Deutsch gehen: https://translate.google.com/?hl=de&sl=en&tl=de&op=websites

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