Wasserstoff: Es fehlt viel Geld

Michael Liebreich beschreibt bei Bloomberg, wieviel Geld ein Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft kosten würde und kommt auf immense Summen. 

“With all this information, we can now produce a ball-park estimate for the total volume of subsidy or support that would be needed in order to hit the Hydrogen Energy Ministerial target of 90 million tons of clean hydrogen per year by 2030. Of the 90 million tons, you will recall that 40 million are meant to go to existing use cases and 50 million to new uses. Multiplying the $2/kg cost penalty for existing use cases by 40 million tons and you get $80 billion per year. For new use cases, let’s be incredibly generous (and make the maths easy), and assume an average of $3/kg of subsidy will be sufficient to drive uptake. Multiply that by 50 million tons, and you get an additional $150 billion per year. So the total subsidy needed is $230 billion per year. […] That means that for the Hydrogen Energy Ministerial target to be hit, finance ministries of the world would need to slap no less than $2.3 trillion dollars on the table, and do it in time to build the projects before 2030.” 

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“Ohne neue Speicher stottert die Energiewende” 

Eine Analyse von Klaus Wedekind bei n-tv

“Ein größeres Problem ist, dass nur wenige erneuerbare Energien ständig zur Verfügung stehen – oder zumindest dann, wenn sie benötigt werden. Im Extremfall herrscht eine sogenannte Dunkelflaute, bei der die Sonne nicht scheint und kein Wind weht. Die Bundesregierung plant, dies einerseits durch Backup-Kraftwerke auszugleichen. Das werden überwiegend bestehende Erdgas-Kraftwerke sein, es könnten aber auch noch zu errichtende Wasserstoff-, Biogas- und Methangasanlagen eingesetzt werden. Gehen die noch betriebenen Kohlekraftwerke wie geplant im kommenden Jahr vom Netz, fallen diese künftig als Backup-Lösung aus. Das Science Media Center(SMC) hat errechnet, dass bis 2030 im Inland installierte, steuerbare Kraftwerksleistungen in Höhe von 53,9 Gigawatt (GW) zur Verfügung stehen könnten. 

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Das Yin und Yang der Strompreise. Agraronline vermeldetet sinkende Großhandelspreise. 

“Großen Einfluss auf die Entwicklung der Verbraucherpreise für Strom hat die Entwicklung am Spotmarkt bzw. im Großhandel. Und da sieht es derzeit sehr gut aus – oder anders gesagt, die Preise sind sehr niedrig. Zuletzt gingen die Großhandelspreise – bzw. die Spotmarktpreise für Strom – noch einmal deutlich zurück. Mitte Dezember wurde Strom am Spotmarkt sehr günstig gehandelt: nämlich zwischen 56 und 106 Euro je MWh. Das sind umgerechnet 5,6 bis 10,6 Cent je kWh (ohne Steuern und Netzentgelte). Ein Grund ist der umfangreiche Anfall von zuletzt sehr viel billigem Windstrom.  Hinzu kommen die niedrigen Gaspreise, die sowohl im Großhandel als auch an den Spotmärkten ebenfalls weiter gefallen sind. Das hat natürlich Einfluss auf die Entwicklung der die Strompreise. Der Grund: die Gasspeicher sind in Europa weiter sehr gut gefüllt und die Gaspreise für Neukunden sind mit aktuell nur 8,4 Cent je KWh ebenfalls niedriger als im November.” 

Die Tagesschau sieht hohe Preise bei den Konsumenten, was auch an den Netzentgelten liegen dürfte. 

“In jedem Fall zeigen die Analysen des BDEW, dass 2023 ein Rekordjahr ist – mit den höchsten Strompreisen aller Zeiten in Deutschland. Der Gaspreis ist nach unten gegangen, aber weiterhin deutlich höher als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft liegt er aktuell im Durchschnitt für Einfamilienhäuser bei 11,53 Cent pro Kilowattstunde, für Mehrfamilienhäuser bei 11,03 Cent pro Kilowattstunde. Weil dabei ebenfalls anteilig der Grundpreis enthalten ist, ist auch hier der eigentliche Arbeitspreis niedriger – bei Einfamilienhäusern geht es um circa einen Cent, bei Mehrfamilienhäusern ist es pro Haushalt noch weniger. In jedem Fall liegt der Gaspreis derzeit im Durchschnitt unter der Preisbremse von zwölf Cent – allerdings wohl nicht sehr viel. Auch hier gilt, dass eine Anzahl von Tarifen teurer ist und keiner – gerade auch die Bundesregierung nicht – genau weiß, wie viele Haushalte das betrifft. Laut BDEW kann die Tarifhöhe eines Anbieters “aufgrund regional unterschiedlicher Netzentgelte, aber auch aufgrund unterschiedlicher Beschaffungsstrategien, Beschaffungssituation, der Struktur des Kundenstamms des Lieferanten und derzeit insbesondere aufgrund der sehr dynamischen Marktsituation deutlich vom Preisdurchschnitt abweichen”.” 

Stichwort Netzentgelte: Die dürften sich extrem verteuern im nächsten Jahr. Für den Umbau der Stromnetze müssen gewaltige Investitionen getätigt werden. Wie schade, dass Jürgen “die Eiskugel”, dass als Politiker nicht mehr um die Ohren gehauen bekommt. Das Handelsblatt

“Die Betreiber der Stromübertragungsnetze in Deutschland verdoppeln zum Jahreswechsel die Entgelte für die Netznutzung. Die vier Unternehmen – 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW – teilten am Mittwoch mit, die Entgelte würden ab dem 1. Januar 2024 von derzeit 3,12 Cent je Kilowattstunde auf 6,43 Cent erhöht. Grund sei, dass die Bundesregierung einen angedachten Zuschuss für Netzentgelte streichen will. Infolgedessen müssten die Entgelte entsprechend angepasst werden, teilten die Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung mit. Für viele Verbraucher in Deutschland, private wie gewerbliche, bedeutet das: höhere Strompreise.” 

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Ein historischer Durchbruch sei das, hiess es, als letzte Woche die Klimakonferenz zu Ende ging. Wirklich? Alex Reichmuth hat im Archiv gestöbert und Ausschau gehalten, wie die Abschlusserklärungen früherer Klimakonferenzen gefeiert wurden. Und siehe da: Es tönte fast jedes Jahr gleich. Echte Fortschritte sind dagegen kaum auszumachen. Die Auflistung gibt es im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/12/das-ewige-gerede-vom-historischen-klima-durchbruch).

Reichmuths Faktencheck

Das ewige Gerede vom historischen Klima-Durchbruch

Die Ausgangslage: Die Weltgemeinschaft hat sich an der Klimakonferenz in Dubai (COP28) auf den «Übergang» («Transition») weg von Öl, Kohle und Gas geeinigt. Sultan al-Jaber, der Konferenzvorsitzende aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, feierte dies als historischen Durchbruch. Er war mit dieser Einschätzung nicht allein. Weltweit wurde der Beschluss als wichtiger Schritt nach vorne begrüsst.

O-Ton: «Wir freuen uns sehr über den Durchbruch auf der Weltklimakonferenz. Die Weltgemeinschaft hat das Ende fossiler Energien beschlossen.» (Katharina Dröge, Fraktionschefin Grüne Deutschland, siehe hier)

Der Hintergrund: Ursprünglich sollte in Dubai der Ausstieg («Phase out») aus den fossilen Energieträger beschlossen werden. Doch die erdölproduzierenden Staaten wollten davon nichts wissen – auch nichts von der unverbindlicheren Formulierung eines Herunterfahrens («Phase down») von Öl, Kohle und Gas. Am Schluss konnten sich die 195 teilnehmenden Staaten nur auf die erwähnten vagen Worten eines «Übergangs» weg von den Fossilen einigen.

Die ganze Geschichte ist hier im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/12/das-ewige-gerede-vom-historischen-klima-durchbruch) zu lesen. (Der Artikel kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.)

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Utah State University:

Greenland has greener history than previously thought

New analysis of samples collected from underneath Greenland’s ice sheet reveal the Arctic island was much greener as recently as 416,000 years ago. The findings overturn previous views that Greenland’s continental glacier, which covers about 80 percent of the 836,3000-square-mile land mass, has persisted for the last two and a half million years.

“We’re discovering the ice sheet is much more sensitive to climate change than we previously thought,” says Utah State University geoscientist Tammy Rittenour. “This is a foreboding wake-up call.”

Rittenour, with colleagues from the University of Vermont and fourteen other institutions, reports findings in the July 20, 2023, issue of the journal Science.

A greener Greenland means the island’s formidable-appearing ice sheet—nearly two miles thick in places—is not as stable as it appears.

“We had always assumed the ice sheet has remained about the same for nearly 2.5 million years,” says Rittenour, professor in USU’s Department of Geosciences. “But our investigation indicates it melted enough to allow the growth of moss, shrubs and buzzing insects during an interglacial period called Marine Isotope Stage 11, between 424,000 to 374,000 years ago.”

The melting caused at least five feet of sea-level rise around the globe, she says. “Some of our model scenarios suggest sea levels up to 20 feet higher than today.”

“It was an unusually long period of warming with moderately elevated levels of carbon dioxide—CO2—in the atmosphere,” Rittenour says. “What’s alarming about this finding is today’s CO2 levels are 1.5 times higher.”

Even if humans abruptly stopped activities that contribute to greenhouse gas emissions, she says, “we’d still have inflated CO2 levels for hundreds, maybe even thousands, of years to come.”

That’s an uneasy realization, she says, with current rates at which Greenland’s ice sheet is thawing.

“And that’s not taking Antarctica and other glacial areas into consideration,” Rittenour says. “The deglaciation has implications for the entire globe and is especially sobering for our coastal mega-cities, where so much of the world’s population resides.”

The team’s analysis is a continuation of research started several years ago, when the scientists happened upon samples collected from an extraordinary, Cold War-era military project.

“In 1960, the U.S. Army launched a top-secret effort called Project Iceworm in northwestern Greenland to build a network of mobile nuclear launch sites under the ice sheet,” Rittenour says. “As part of that project, they also invited scientists and engineers to conduct experiments in a highly publicized ‘cover’ project, known as Camp Century, to study the feasibility of working and carrying out military missions under ice and in extreme-cold conditions.”

Hampered by brutal blizzards and unstable ice conditions, Project Iceworm’s cavernous underground bunker and tunnels were abandoned in 1966. But sediment samples collected at the bottom of a more than 4,000-foot-long ice core extracted from the site have yielded the surprising information about Greenland’s not-so-distant geologic past.

The frozen soil samples from the base of the Camp Century ice core were forgotten in a freezer for decades, until recently re-discovered.

“We have very few samples from below the Greenland ice sheet, because most drilling missions stop when they reach the base of the ice,” Rittenour says. “These re-discovered Camp Century sediments represent a unique, unspoiled time capsule of past conditions.”

While the frozen soil sat in a freezer for more than 60 years, science technology advanced. Rittenour, who is director of the USU Luminescence Laboratory, was invited to help date the sediment.

“Because the samples remained frozen and largely untouched, I was able to use luminescence dating to determine the last time they were exposed to sunlight,” she says. “If researchers had examined the sediments in the past, we couldn’t have run any of the analyses we did for this paper.”

Rittenour says today’s investigative technologies enable researchers to distill a good record of what’s happened in Greenland and other parts of the world.

“These once lost, Cold War relics from a top-secret nuclear military base carved within the ice are continuing to tell their secrets, and forewarn us of the sensitivity of Earth’s climate,” she says. “If we can lose the far northwest portion of the Greenland ice sheet under natural conditions, then we’re treading dangerous waters given current elevated greenhouse gas conditions.”

Paper: Andrew J. Christ et al, Deglaciation of northwestern Greenland during Marine Isotope Stage 11, Science (2023). DOI: 10.1126/science.ade4248

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