Spätestens wenn Deutschland tatsächlich irgendwann aus der Verbrennung von Kohle ausgestiegen ist (wann auch immer das sein wird), dürfte sich diese Frage stellen, denn dann dürfte es auch keine Förderung mehr geben. Ausgekohlte Tagebaue gibt es heute schon. Ein Teil von ihnen wurde geflutet. Als Beispiel sei der Berzdorfer See bei Görlitz genannt. Er wurde mit Wasser aus der Neiße über Jahre geflutet. Ein SWR3-Podcast beschäftigt sich mit dem Thema. Es geht dabei um den Ostsee bei Cottbus. Dort gibt es eine schwierige Wassersituation, weil die Spree auch Berlin und Brandenburg versorgt. Die Flutung des Ostsees könnte also noch einige Jahre dauern. In Hambach in Nordrhein-Westfalen wird in einem ehemaligen Tagebau der zweitgrößte See Deutschlands entstehen – mit Wasser aus dem Rhein. Über die Probleme und Schwierigkeiten, die bei solchen Flutungen entstehen, wird in den 30 Minuten der Sendung berichtet.
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Sollte es einmal zur Wahl eines Politikers kommen, der Deutschland am meisten geschadet hat, dann wäre Jürgen Trittin sicherlich ein Anwärter auf die Position 1. Aber, das hat nun ein Ende. Trittin zieht sich aus der Politik zurück zum Jahresende 2023, wie der Tagesspiegel berichtet. Immer Kurs hart links war er bis zum Schluss einer der Entscheider bei den Grünen, auch wenn er gar keine führende Funktion mehr innehatte. Denkwürdig vor Jahren die Verhandlungen zur Jamaika-Koalition als sich ein Grüner Verhandler verplapperte und meinte, er müsse erstmal sehen, was “der Jürgen” dazu sagt. Vor ihm zitterten offenbar alle Grünen.
Trittin darf mit Fug und Recht sagen, dass er einer der großen Technologie-Verhinderer in Deutschland war. Egal, ob Transrapid, CCS oder Kernenergie, Trittin hat sie alle erledigt. Wo könnte Deutschland heute sein, ohne Politiker wie Trittin? Man kann es aber auch positiv sehen, am Ende eines Krisenjahres gibt es auch noch gute Nachrichten.
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Zukünftige Temperaturen könnten eine erhebliche Auswirkung auf die Photosynthese-Leistung von Pflanzen haben. Sie binden mehr Kohlenstoff. Das hat eine Studie herausgefunden, die bei Science erschienen ist. Das hätte gewaltige Auswirkungen auf die Senkenleistung und den gesamten Kohlenstoff-Kreislauf. Es ist schwer vorstellbar, dass Klimamodelle das in den Parametern bereits berücksichtigt haben. Science is settled?
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Northvolt, das Unternehmen, das in Dithmarschen eine große Batteriefabrik bauen möchte, meldet Fortschritte bei Natrium-Batterien. Die FR:
“Ein weiterer Vorteil der neuen Akkutechnologie: Sie sei sicherer, kostengünstiger und nachhaltiger als herkömmliche Batterien, bei deren Produktion jeweils Lithium verwendet wird. Northvolt-Chef Peter Carlsson zeigte sich bei der Präsentation indes erfreut, dass es gelungen sei, eine Technologie zu entwickeln, die einen „breiten Einsatz zur Beschleunigung der Energiewende“ ermöglicht. Die Northvolt-Entwicklung beruht den Angaben zufolge auf einer Anode (Pluspol) aus Hartkohlenstoff und einer Kathode (Minuspol) aus sogenanntem Preußisch Weiß, einem Komplex auf Eisenbasis.
Northvolt will das erste Unternehmen sein, das solche Batterien industriell herstellt und auf den Markt bringt, wobei der Zeitpunkt Stand jetzt noch offen ist. Auch eine geopolitische Komponente ist vorhanden: Ein weiterer Effekt bestünde nämlich darin, dass durch die neue Form der Zusammensetzung auch die Abhängigkeit von China reduziert wird.”
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Eine neue Untersuchung zum Thema Klimafreundlichkeit von E-Autos ist erschienen. Der Focus berichtet. Demnach muss man doch sehr lange fahren, bis es sich für ein durchschnittlichen Autofahrer “rechnet”. Das Kraftbundesamt hat unterschiedliche Zahlen zur durchschnittlichen Fahrleistung in Deutschland.
“Ein fünf Jahre alter privater Pkw fährt normalerweise 10.000 km im Jahr – im Jahr 2021 pandemiebedingt zum Beispiel nur 3.000 km. Basis für die Berechnung der zentral in das Modell einfließenden, mittleren monatlichen Fahrleistung ist daher der Gesamtkilometerstand von 43.000 km. Die durchschnittliche monatliche Fahrleistung läge also bei
43.000 km/60 Monate = 716 km/ Monat.
Für das Jahr 2021 ergäbe sich daraus eine Jahresfahrleistung von 8.592 km (716 km x 12 Monate). In der Realität läge die mittlere, monatliche Fahrleistung im Jahr 2021 jedoch bei3.000 km/12 Monate = 250 km/ Monat.”
Demnach wäre der “Breakeven” im Normalfall nach 9 Jahren erreicht, möglicherweise aber auch erst deutlich später.
“Erst ab 90.000 Kilometern Laufleistung sind E-Autos der Kompaktklasse klimafreundlicher unterwegs als Verbrenner. Würde man ausschließlich Ökostrom tanken, sinkt die Schwelle, ab der das E-Auto sauberer ist, auf 65.000 km.Im Langzeittest schneiden zwei Antriebsarten in der Klimabilanz am besten ab: Das reine Elektroauto(24,2 Tonnen CO2 im Lebenszyklus bis 200.000 km) und der Plug-In-Hybrid (24,8 Tonnen). Bei letzterem hängt das Potenzial der Emissionseinsparung allerdings stark davon ab, wie hoch der elektrische Fahranteil des Hybridfahrzeugs in der Realität ist.
An dritter Stelle rangiert der Diesel (33 Tonnen CO2) und an vierter Stelle der Benziner (37 Tonnen CO2). Die Autos wurden in der Berechnung jeweils betankt mit fossilen Kraftstoffen und der gesetzlich geregelten Beimischung. Den Klima-Effekt von alternativen Kraftstoffen wie HVO-Diesel oder reinen E-Fuels bildet die Studie des VDI also nicht ab.”
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Wie warm war es auf der Welt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts? Nach einer Studie, die jetzt bei Earth Science Reviews erschienen ist, war es deutlich wärmer als bisher angenommen. Die Studie bezieht sich auf die nördlichen Breiten. Sie scheint sehr gut zu den Wärmerekorden in den USA in den 1930er Jahren zu passen.
“The rise in global temperatures between 1910 and 1940 is the second strongest warming event during the instrumental global temperature record along with the recent warming. The two warming events are separated by a period of the moderate global temperature decline in 1950s–1970s.
Early 20th century climate fluctuation is of a particular interest nowadays, because it shares some features of the modern warming, despite the fact that greenhouse gas concentrations increase in that time were at least four times smaller compared to the recent decades. The specific features of both episodes are pronounced positive surface air temperature (SAT) anomalies in the Northern Hemisphere (NH), particularly enhanced in high latitudes (e.g., Bekryaev et al., 2010; Xu and Ramanathan, 2012).
The Early 20th Century Warming (ECTW) reached its peak in 1940s (Bengtsson et al., 2004), with maximal 30-year global warming trend of 0.47 °C/30 years in 1916–1945 comparable to the modern warming 30-year trend of 0.56 °C/30 years in 1976–2005 (Fig. 1). Note that the ongoing warming trends have exceeded the maximum rate of warming during ETCW only starting from 1962 to 1991 period. However, all 30-year trends started from 1967 onwards have been constantly stronger”
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Die Herausforderungen beim Unterfangen „Carbon Capture und Storage“ sind riesig. Das ist das Fazit von Alex Reichmuth im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/12/die-kuehnen-traeume-von-der-co2-lagerung). Er hat die Situation punkto Abscheidung und Speicherung von CO2 aus Sicht der Schweiz unter die Lupe genommen. Der Artikel ist auch für Deutschland relevant.
Reichmuths Faktencheck
Die kühnen Träume von der CO₂-Lagerung
Die Ausgangslage: Der Bundesrat hat vor einigen Tagen die Erlaubnis erteilt, CO₂ ins Ausland zu bringen, um es dort im Meeresboden zu speichern (siehe hier). Laut einer Schätzung des Bundes sollen 2050 bis zwölf Millionen Tonnen Kohlendioxid abgeschieden (oder aus der Luft eingefangen) und gelagert werden. Das ist rund ein Viertel des aktuellen Ausstosses an Klimagasen in der Schweiz.
Warum das wichtig ist: Ohne die Abscheidung und Lagerung von CO₂ (Carbon Capture and Storage, CCS) kann die Schweiz niemals klimaneutral werden. Denn in gewissen Sektoren wie der Abfallverbrennung oder der Zementindustrie fallen unweigerlich grosse Mengen an Kohlendioxid an, die durch keine sonstigen Massnahmen eliminiert werden können.
Mehr dazu im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/12/die-kuehnen-traeume-von-der-co2-lagerung). Der Artikel kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.
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Geomar-Pressemitteilung:
Schlüssel zur Vorhersage von Hitzeereignissen in Zentraleuropa
GEOMAR-Studie zu atmosphärischen Mustern und Meeresoberflächentemperaturen
12. Dezember 2023/Kiel. Kalte Oberflächentemperaturen im Nordatlantik, kombiniert mit bestimmten atmosphärischen Bedingungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Hitzeereignissen in Zentraleuropa. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die Forschende des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel jetzt in der Fachzeitschrift Tellus A: Dynamic Meteorology and Oceanography veröffentlicht haben. Dafür haben die Wissenschaftler:innen die Meeresoberflächentemperaturen des Nordatlantiks über einen Zeitraum von 40 Jahren mit dem Auftreten von Hitzeereignissen in Europa abgeglichen.
Die Oberflächentemperatur des Nordatlantiks spielt eine wichtige Rolle für das Auftreten von Hitzeereignissen in Europa. Allerdings sind es nicht hohe Wassertemperaturen, sondern niedrige, für die Forschende des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel diesen Zusammenhang festgestellt haben. Für ihre Studie nutzten sie eine Kombination aus Beobachtungen und Wettermodellen, um die Beziehung zwischen den Meeresoberflächentemperaturen (Sea Surface Temperature, SST) des Nordatlantiks und den Hitzeereignissen in Europa über den Zeitraum von 1979 bis 2019 zu untersuchen. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in der Zeitschrift Tellus A: Dynamic Meteorology and Oceanography veröffentlicht.
Die Wissenschaftler:innen fanden zwölf Ereignisse, bei denen auf eine ungewöhnlich kalte nordatlantische Oberflächentemperatur ein Maximum der Landtemperaturen in Europa folgte. Andersherum fanden sich 17 europäische Hitzeereignisse, denen ein Rückgang der SST-Werte vorausgegangen war. Neben dem Kontrast von kühlen Wasser- und heißen Landtemperaturen erwies sich das Zusammenspiel eines nordatlantischen Tiefdruckgebiets und eines europäischen Hochdruckgebiets als ein weiteres hervorstechendes Merkmal. Der Klimaphysiker Julian Krüger, Doktorand in der Forschungsgruppe Klimaextreme der Forschungseinheit Maritime Meteorologie am GEOMAR und Erstautor der Studie sagt: „Besonders gut sehen wir diesen Zusammenhang an den Sommern der Jahre 2015 und 2018, in denen der Nordatlantik ungewöhnlich kalt war und gleichzeitig Hitzewellen über Europa auftraten.“
Die Forschenden haben verschiedene meteorologische Faktoren analysiert, um den Zusammenhang zwischen Nordatlantiktemperatur und europäischen Hitzeereignissen zu verstehen. Dabei stellten sie fest, dass der subpolare Nordatlantik während dieser Ereignisse einen verstärkten Wärmestrom vom Ozean in die Atmosphäre sowie aufsteigende Luftmassen und Niederschläge erlebt. Die freigesetzte Wärme wird in Richtung Europa transportiert, was zur Bildung eines Hochdruckgebiets beiträgt. Dieses wiederum begünstigt einen klaren Himmel mit starker Sonneneinstrahlung, die für das Maximum der europäischen Oberflächentemperatur maßgeblich ist.
Krüger: „Die Ergebnisse der Studie tragen dazu bei, den statistischen und physikalischen Zusammenhang zwischen der nordatlantischen Oberflächentemperatur und europäischen Hitzeereignissen zu verstehen, was auch für eine bessere Vorhersagbarkeit von Hitzeereignissen in einem sich ändernden zukünftigen Klima entscheidend ist.“
Publikation:
Krüger, J., Kjellsson, J., Kedzierski, R.P. and Claus, M., 2023. Connecting North Atlantic SST Variability to European Heat Events over the Past Decades. Tellus A: Dynamic Meteorology and Oceanography, 75(1), p.358–374.