Der SWR lud zu einer Diskussion ein über die Klimakonferenz COP 28 in Dubai. Gäste waren Axel Bojanowski von der Welt, die Wirtschaftsjournalistin Ursula Weidenfeld und Felix Ekart von der Forschungsstelle für Nachhaltigkeit und Klimapolitik. Warum der Moderator Bernd Lescher bei der Leitung der Sendung ziemlich versagte, hätte man in den Vorwegen fast ahnen können. Wer sich die Vita von Ekart auf der Seite seines Instituts ansieht, der braucht schon reichlich Zeit. Jede, aber auch wirklich jede kleine Regung von Eckart ist dort akribisch festgehalten und das seitenlang. Wer alles lesen will, scrollt sich die Finger wund. Er nennt es übrigens Kurz CV. Wie mag der lange CV wohl aussehen?
Die Seite der Forschungsstelle hatte am 08.12.2023 kein Sicherheitszertifikat. Sie wird in Browsern als unsicher angezeigt. Sie wirkt zudem völlig veraltet, was sich auch am Copyright 2009 sehen lässt. Vielleicht war die Forschungsstelle mit Klagen auch einfach so beschäftigt, dass die Webseite 14 Jahre nicht mehr mit einem Update versehen wurde?! Auch sehr spannend ist die Seite Projekte dort. Die Forschungsstelle scheint größtenteils von verschiedenen Ministerien finanziert zu werden. Ein interessantes Geschäftsmodell.
Der Mann findet sich selbst also ziemlich klasse und das ließ er auch in der Sendung mehrfach durchblicken, als er immer wieder seine Ruhmestaten verkündete. Es klang fast so, als wenn er im Alleingang das Urteil des Verfassungsgerichts in Sachen Klima erstritten hat. Er ging in der Diskussion dabei etwas wie Luisa Neubauer vor. Die Taktik lautet, je länger man selbst spricht, desto weniger Zeit bleibt für die anderen Teilnehmer. Das zog er in den 45 Minuten beim SWR gnadenlos durch und Moderator Bernd Lescher ließ ihn gewähren. Dabei wäre es die Pflicht gewesen für eine Parität zu sorgen. Er verweigerte sich dieser aber, aus welchen Gründen auch immer.
Es war schon interessant, wie Bojanowski und Weidenfeld immer wieder auch Erfolge sahen, Ekart hingegen nicht und er sowieso alles besser wusste als die anderen beiden Teilnehmer als es um Lösungen ging. Dennoch kann man sich das gut anhören und wenn man vorweg etwas gebrieft ist, dann ist es sogar amüsant sich die Beiträge, ganz besonders die von Ekart, anzuhören. Den Mitschnitt gibt es bei Spotify.
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Neben so schwatzhaften Teilnehmern an einer Gesprächsrunde gibt es aber auch das Gegenteil. So eines findet man in einem Podcast des Weltspiegel. Dort geht es in einem spannenden Beitrag um Wolkenfänger. Das sind passive Konstruktionen, die Wasser aus Nebel und Wolken gewinnen. Das Prinzip wird in Spanien und auch in Marokko angewendet und bringt Wasser in Gegenden, die sonst nur mühsam zu erreichen sind. Auch bei Aufforstungen sind die Anlagen sehr hilfreich, weil sie Setzlinge mit Wasser versorgen können. Sebastian Kisters von der ARD stellt das Verfahren und seine Ermöglicher vor. Es gibt diese spannende Geschichte nicht nur als Audio sondern auch als TV-Dokumentation. Die ist in der ARD-Mediathek noch bis zum 27.11.2025 zu sehen. Beides sind Empfehlungen.
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Vor kurzem haben wir über eine Studie berichtet, die die Kohlekraftwerke auf der Welt bis 2030 für obsolet ansieht. Sonne, Wind und Batterien sollen es richten. Die ARD hat diese Studie relativ kritiklos übernommen. Die Geschichte dahinter ist aber sehr interessant. Die Studie wurde offenbar nicht wissenschaftlich überprüft, das störte die ARD aber nicht. Wäre sie überprüft worden, dann wären einige systematische Fehler bei den Thesen aufgefallen. Viel interessanter sind aber die Initiatoren der Studie. Es geht um Jochen Wermuth und die Initiative Switch in Coal. Der Mann ist ein Großspender bei den Grünen, ein guter Bekannter bzw. Geschäftsfreund vom Grünen Staatssekretär Udo Philipp. Der Zeitschrift Capital war die Causa Wermuth vor einem Jahr ein eigenen Artikel wert.
“Bei dem Atomfonds Kenfo trifft Wermuth auf einen alten Bekannten: Dem Kuratorium der Stiftung, das der Anlageausschuss um Wermuth berät, sitzt seit Mitte 2022 Wirtschaftsstaatssekretär Philipp vor, Wermuths ehemaliger Geschäftspartner. Der Spitzenbeamte arbeitete einst für den führenden Finanzinvestor EQT, später gründete er zusammen mit dem früheren Grünen-Bundestagsabgeordneten Gerhard Schick den Anti-Finanzlobby-Verein Bürgerbewegung Finanzwende. Anfang 2019 wurde Philipp als Seiteneinsteiger Staatssekretär im Grün-geführten Finanzministerium in Schleswig-Holstein. Ende 2021 holte Vizekanzler Robert Habeck ihn als beamteten Staatssekretär in sein Wirtschaftsressort. Im Handelsregister wurde Philipp im April 2017 als Kommanditist bei einem Cleantech-Fonds von Wermuth eingetragen – an der Seite von teils auffälligen Co-Investoren wie einer Bank aus Lettland, die kürzlich von den Behörden geschlossen wurde. Die wichtigste Beteiligung dieses Private-Equity-Fonds: die Fotovoltaikfirma Nexwafe aus Freiburg, die 2022 ihre jüngste Finanzierungsrunde von 39 Mio. Euro abgeschlossen hat. Mit Eintrag im Handelsregister aus dem November 2022 schied Philipp bei dem Fonds als Kommanditist aus. War er also noch an Wermuths Investmentvehikel beteiligt, als er schon an der Spitze des Wirtschaftsministeriums saß? Es wäre ein Fall, der Erinnerungen an die Beteiligung des damaligen Finanzstaatssekretärs Jens Spahn (CDU) bei einem Start-up für Steuersoftware weckt.”
Beim Bergsteigen würde man wohl von Seilschaften sprechen. Wermuth werden wir möglicherweise bald im EU-Parlament treffen, ihm werden Ambitionen nachgesagt ins nächste EU-Parlament für die Grünen einzuziehen. Dort wäre er noch dichter an den Fleischtöpfen für die eigenen Geschäfte und Interessen. Wermuth reiste jedenfalls kürzlich nach Dubai zur COP28, um dort in einer Liveschaltung seine nicht überprüfte Kohlekraftwerks-Studie zu promoten. In Englisch versteht sich, denn außerhalb von Deutschland verrichten immer noch sehr viele Kohlekraftwerke ihren Dienst und zahlreiche neue werden noch gebaut. Ein Renner scheint das Video nicht zu sein. Es hatte bis zum Schreiben dieser Zeilen 32 (zweiunddreißig!) Aufrufe. So wird das nichts mit der Geschäftsidee.
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Pressemitteilung der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management:
Zwischen dem Winterchaos in Deutschland und der Weltklimakonferenz in Dubai:
Wie nötig, sinnvoll und zielführend ist die sogenannte Transformation nun tatsächlich?
Während in Deutschland so früh wie selten ausgiebig Schnee fällt, diskutiert man im heißen Dubai auf der Weltklimakonferenz über Maßnahmen gegen die Erderwärmung. Dabei geht es um nichts Geringeres als die Frage einer sogenannten Transformation, die die Welt mit Blick auf die Endlichkeit der Ressourcen energiesicher machen soll. Doch kann dieser Plan tatsächlich aufgehen? Daran hat der Leiter der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management, Dennis Riehle (Konstanz), so einige Zweifel. Er erklärt wie folgt:
Dass es im Spätherbst zu einer solchen Menge an Schnee kommt, mag zwar ungewöhnlich sein. Es ist aber wiederum kein Grund zur Panik. Stattdessen sollte uns dieses Ereignis lehren: Das Klima ist eben nicht berechenbar. Es ist voller Anomalien – und deshalb auch nur bedingt vorhersagbar.
Wer sich auf Computersimulationen und Modellrechnungen beruft, um uns eine Prognose über die perspektivische Wetterveränderung geben zu wollen, macht sich sodann unglaubwürdig, wenn der vermeintlichen Erkenntnis einer tendenziellen Erwärmung nicht die Frage nach der multifaktoriellen Ursache für das Geschehen gegenübergestellt wird. Dass wir derzeit wieder in einem Wandel der Temperaturen stecken, das ist für mich unzweifelhaft. Und auch, dass die momentane Schwankung stärker ausfallen mag, als es bei den bisherigen Episoden in der Planetengeschichte der Fall gewesen ist, lässt mich mit Blick auf die vermeintliche Erderhitzung einigermaßen kalt. Denn der angebliche wissenschaftliche Konsens über die ausschließlich anthropogene Kausalität hält keiner objektiven, empirischen und rationalen Widerrede stand. Man hat sich Schlusstechniken bedient, welche wesentliche Parameter in der Beobachtung außenvor lassen, eine Fokussierung auf relativ willkürliche Zeiträume betreiben und darüber hinaus keinerlei Offenherzigkeit dafür zeigen, dass Natürlichkeit eben nicht kalkuliert werden kann.
In unserer transhumanistischen und forschenden Obsessivität sehen wir uns ständig angehalten, etwas erklärbar, fassbar und normierbar zu machen. Fällt dann ein Ereignis aus unserer Theorie heraus, bekommen die Klimaparanoiker Schnappatmung. Denn ihre Konzept, die Menschen für höhere Durchschnittstemperaturen verantwortlich zu machen, könnte möglicherweise an der Realität scheitern. Immerhin entbehrt das Aneinanderreihen von einzelnen Extremen, das lineare Fortschreiben von Entwicklungen und das unreflektierte Kumulieren von Trends zumeist nicht nur der nötigen Objektivität und Ergebnisoffenheit, sondern insbesondere des Verstandes und der Logik.
Es ist damit dazu geeignet, die Zivilisation zu manipulieren. Das Ziel in Richtung eines Umbaus unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Richtung einer plangesellschaftlichen Oligarchie, in der man mit Alarmismus, Dramatisierung und Katastrophenbildern Menschen emotionalisieren und zu einer Verhaltensänderung bewegen kann, ist für den distanzierten Betrachter des momentanen Kipppunktwahns ein durchsichtiges Manöver. Letztendlich liegt vor Deutschland die Entscheidung, welchen Weg der Veränderungen man gehen möchte.
Dass es angesichts der Endlichkeit von Ressourcen eine Transformation braucht, darüber scheint sich die Mehrheit der Bürger durchaus einig zu sein. Doch eine Politik mit der Brechstange, die insbesondere auf grüne Leuchtturmprojekte setzt – von denen wir bis heute nicht genau wissen, inwieweit sie für einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine zukunftsfähige Ökonomie überhaupt geeignet sind -, lehnt die Bevölkerung aus guten Gründen ab. Die Doppelmoral und Widersprüchlichkeit der weltweiten Klimaaktivisten wird bei auch bei der Konferenz in Dubai auf einen Höhepunkt getrieben. Unmengen an Kerosin sind nötig, um die Delegationen um den halben Erdball zu fliegen. Und dass das Großereignis selbst tatsächlich nachhaltig und umweltschonend ist, vermag auch niemand zu glauben. Letztendlich geben sich dort die überheblichen und histrionischen Persönlichkeiten aus Politik, Lobbyismus und ökologistischer Wirtschaft die Klinke in die Hand, bestärken sich in ihrer gegenseitigen Selbstbeweihräucherung und Verpulvern erneut Milliarden, obwohl nicht nur in Deutschland der Haushalt überaus angespannt ist.
Man rennt weiterhin dem Narrativ und der Propaganda vom ausschließlich anthropogen verursachten Klimawandel hinterher – und will der Zivilisation verkaufen, sie müsse die Welt retten. Dabei bleibt der vermeintliche wissenschaftliche Konsens über vornehmlich menschliche Kausalität der Erderwärmung bislang vor allem physikalisch weitgehend unreflektiert. Viel eher hat man sich Schlusstechniken bedient, welche nicht ergebnisoffen und objektiv daherkommen, sondern unter zeitlicher Fokussierung der Beobachtungen des Wetters im industriellen Zeitalter Rückschlüsse ziehen – und anhand von Computersimulationen Prognosen erstellen, die ohne Berücksichtigung weiterer Faktoren von Wasserstoff über Methan, Sonnenaktivität oder Erdachse bis hin zu natürlichen Schwankungen und Anomalien auskommen. Letztendlich taugt diese durch einen omnipräsenten Forscherkreis verteidigte Theorie der CO2-Hypothese ganz bewusst für Moralisierung und Disziplinierung der Bevölkerungen, einen gewollten Umbruch ihrer individuellen Lebensgestaltung durch Verbote und Bevormundung sowie eine plangesellschaftliche Maßregelung derjenigen Unternehmen und Betriebe, die bislang für Wohlstand und Prosperität gesorgt haben. Deshalb bleibt die COP28 eine Verabredung zur Beschädigung der Demokratie und freiheitlichen Grundordnung – zumindest überall dort, wo in den Regierungen die Ideologie über die Vernunft gesiegt hat.
Die Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung ist kostenlos unter www.beratung-riehle.de erreichbar. Weitere Informationen auch auf www.riehle-news.de.
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Pressemitteilung des Institute of Science and Technology Austria:
Wind of (Climate) Change
Himalaya-Gletscher reagieren und wehen kalte Winde ihre Hänge hinunter
Gletscher wehren sich gegen den Klimawandel – aber wie lange noch? Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von ISTA-Professorin Francesca Pellicciotti erklärt ein bemerkenswertes Phänomen: Um den steigenden globalen Temperaturen entgegenzuwirken, kühlen die Gletscher im Himalaya die Luft, die mit der Eisoberfläche in Berührung kommt, zunehmend ab. Die daraus resultierenden kalten Winde könnten dazu beitragen, die Gletscher zu kühlen und die umliegenden Ökosysteme zu erhalten. Die Ergebnisse, die sich im gesamten Himalaya-Gebiet zeigten, wurden in Nature Geoscience veröffentlicht.
Hat die globale Erwärmung denselben Effekt auf Gletscher im Himalaya, wie ein heißer Sommertag auf eine Kugel Eis? Laut Wissenschafter:innen, „spüren“ die Berggipfel die Auswirkungen der globalen Erwärmung stärker und erwärmen sich schneller – ein sogenannter höhenabhängiger Erwärmungseffekt. Nun zeigte eine hoch gelegene Klimastation am Fuße des Mount Everest in Nepal jedoch ein unerwartetes Phänomen: Anstatt zu steigen, blieben die gemessenen Durchschnittswerte der Lufttemperatur an der Oberfläche verdächtig stabil. Wie können diese Daten aber interpretiert werden?
Auf den Südhängen des mächtigen und sagenumwobenen Mount Everests, zwischen dem Khumbu Gletscher und dem Lobuche, befindet sich die Klimastation des Pyramid International Laboratory/Observatory. Auf einer eisigen Höhe von über 5000 m, zeichnet sie seit fast drei Jahrzehnten kontinuierlich stündliche meteorologische Daten auf. Ein internationales Team unter der Leitung von der neuen ISTA-Professorin Francesca Pellicciotti und den Forschern Franco Salerno und Nicolas Guyennon vom Nationalen Forschungsrat Italiens (CNR) hat den Code nun geknackt. Die Klimaerwärmung löst in den Gletschern eine Abkühlungsreaktion aus: Sie lässt kalte Winde – sogenannte katabatische Winde – die Hänge hinuntergleiten. Doch stellt sich die Frage, wie lange die Gletscher die Auswirkungen der globalen Erwärmung lokal noch ausgleichen können? Und welche Eigenschaften ermöglichen es den Gletschern, dies überhaupt zu tun?
Der Teufel steckt im Detail
Um dem beobachtete Phänomen auf den Grund zu gehen, musste das Team die Daten genau untersuchen. „Wir haben festgestellt, dass die allgemeinen Temperaturmittelwerte aus einem einfachen Grund unverändert geblieben sind. Während die Minimaltemperaturen stetig ansteigen, sinken die Höchsttemperaturen an der Gletscheroberfläche im Sommer kontinuierlich“, erklärt Salerno. Laut Pellicciotti, reagieren die Gletscher auf die Klimaerwärmung, indem sie ihren Temperaturaustausch an der Oberfläche verstärken. Die globale Erwärmung führt zu einer größeren Temperaturdifferenz zwischen der wärmeren Umgebungsluft über dem Gletscher und der Luftmasse, die in direktem Kontakt mit der Gletscheroberfläche steht. „Dies führt zu einer Zunahme des turbulenten Wärmeaustauschs an der Gletscheroberfläche und zu einer stärkeren Abkühlung der Oberflächenluftmasse“, so Pellicciotti weiter. Demzufolge werden die kühlen und trockenen Oberflächenluftmassen dichter und strömen die Hänge bis in die Täler hinunter. Die unteren Teile der Gletscher und die umliegenden Ökosysteme können dadurch abgekühlt werden.
Warum wehren sich Gletscher?
Zusätzlich zu den verfügbaren Bodenbeobachtungen der Klimastation stützte sich das Team auf neueste wissenschaftliche Fortschritte in puncto Klimamodellen: die globale Klima- und Wetter-Reanalyse ERA5-Land. Die ERA5-Land-Reanalyse kombiniert Modelldaten mit Beobachtungen aus der ganzen Welt zu einem weltweit vollständigen und konsistenten Datensatz, der auch die Gesetze der Physik inkludiert. Die Interpretation dieser Daten ermöglichte es den Forscher:innen nachzuweisen, dass die durch die globale Erwärmung verursachten katabatischen Winde nicht nur auf dem Mount Everest, sondern im gesamten Himalaya-Gebirge auftreten. „Dieses Phänomen ist das Ergebnis von 30 Jahren stetig steigender globaler Temperaturen. Der nächste Schritt besteht darin, herauszufinden, welche Schlüsseleigenschaften der Gletscher eine solche Reaktion begünstigen“, erklärt Pellicciotti.
Letztendlich gilt es für die Wissenschafter:innen zu verstehen, welche Gletscher auf diese Weise auf die globale Erwärmung reagieren können und vor allem wie lange. „Während andere Gletscher derzeit dramatische Veränderungen erleben, sind die Gletscher in Hochasien – dem dritten Pol – sehr groß, enthalten mehr Eismassen und haben eine längere Reaktionszeit. Vielleicht besteht hier noch die Chance, diese Gletscher zu ‚retten‘.“
Demnächst, untersuchen Pellicciotti und ihr Team auch die Gletscher im Pamir- und Karakorumgebirge – die einzigen stabilen oder wachsenden Gletscher der Welt – nordwestlich des Himalaya. Die Frage stellt sich, ob sie ebenfalls auf die globale Erwärmung reagieren und kalte Winde an ihren Hängen Talabwärts wehen. „Die Hänge der Pamir- und Karakorum-Gletscher sind im Allgemeinen flacher als im Himalaya. Wir vermuten daher, dass die kalten Winde eher die Gletscher selbst kühlen, als dass sie tiefer in die Umgebung vordringen. Die nächsten Jahre werden uns Antworten geben“, so Pellicciotti entschlossen.
Das Ende der Gletscher?
„Wir sind der Meinung, dass die katabatischen Winde die Reaktion gesunder Gletscher auf steigende globale Temperaturen sind. Das Phänomen könnte dazu beitragen, den Permafrost und die umliegende Vegetation zu erhalten“, führt Guyennon aus. In der Tat sind Gletscher wichtig für die Aufrechterhaltung der Wassersicherheit in ihren Ökosystemen. Aber wie lange können sich gesunde Gletscher noch wehren? Die Gletscher an den Südhängen des Himalaya sind klassische Beispiele für „Akkumulation-Ablation-Gletscher“, d.h. sie akkumulieren Masse in großen Höhen durch die Sommermonsune des indischen Subkontinents und verlieren sie gleichzeitig durch das kontinuierliche Abschmelzen. Die katabatischen Winde verschieben jedoch dieses Gleichgewicht: Die kälteren Luftmassen, die von den Gletschern herabströmen, senken die Höhe, in der die Niederschläge stattfinden. Dies führt dazu, dass den Gletschern ein wichtiger Massenzufluss fehlt, während sie stetig weiter schmelzen. Die vermeintlich kühlen Temperaturen, die von den Gletschern herabfließen, sind also eher eine Notfallreaktion auf die globale Erwärmung als ein Indikator für die langfristige Stabilität der Gletscher.
Bedeutet dies, dass sich die Gletscher dem Kipppunkt ihrer Erhaltung nähern? „An einigen Stellen schon, aber wir wissen nicht, wo und wie“, erklärt Pellicciotti. Entmutigt ist sie aber noch lange nicht. „Auch, wenn sich die Gletscher nicht ewig selbst erhalten können, so können sie jedoch die Umwelt um sie herum für einige Zeit bewahren. Es benötigt mehr multidisziplinäre Forschungsansätze, um mit vereinten Kräften die Auswirkungen der globalen Erwärmung besser erklären zu können“, so Pellicciotti abschließend. Diese Bemühungen könnten sich als entscheidend erweisen, wenn es darum geht, den Verlauf des vom Menschen verursachten Klimawandels zu ändern.
Publikation:
Salerno F., Guyennon N., et al., 2023. Local cooling and drying induced by Himalayan glaciers under global warming. Nature Geoscience. DOI: 10.1038/s41561-023-01331-y