Die Hölle friert zu …ein wenig

So kann es kommen. Da haben wir uns seinerzeit noch verwundert die Augen gerieben, was die Grüne Abgeordnete Kotting Uhl mit angebotsorientierter Stromversorgung meinte, da kommt jetzt die Bundesnetzagentur und warnt schon mal vor Stromengpassen und Drosselung von Leistung. Wer ein Elektroauto hat, das er über Nacht laden möchte, sollte am nächsten Tag besser keine Entfernungen von mehr als 50 Km planen. Denn nur dafür soll die Stromversorgung reichen. Hoffentlich kommt die Drosselung nicht, wenn Wärmepumpen Gebäude mit Wärme versorgen sollen, denn auch sie möchte die Netzagentur gern drosseln. Die Wirtschaftswoche

“Die Verteilnetzbetreiber dürfen dabei den Bezug der sogenannten Verbrauchseinrichtungen für die Dauer der Überlastung auf bis zu 4,2 Kilowatt senken. „Damit können Wärmepumpen weiter betrieben und E-Autos in aller Regel in zwei Stunden für 50 Kilometer Strecke nachgeladen werden.” Der reguläre Haushaltsstrom sei davon nicht betroffen, betonte die Behörde. Die Anforderungen von Großwärmepumpen mit ihrem höheren Stromverbrauch würden berücksichtigt. 

Die Verbraucherinnen und Verbraucher dürfen entscheiden, wie der Eingriff des Netzbetreibers erfolgen soll: entweder lassen sie diesen einzelne Anlagen direkt ansteuern – oder sie wählen bei mehreren Anlagen einen Leistungs-Höchstwert, der im Notfall insgesamt nicht überschritten werden darf. In diesem Fall würden die Verbraucher die Reduzierung durch ein Energiemanagementsystem eigenständig koordinieren. Selbst erzeugte Energie könne dabei eingerechnet werden. Eine Wallbox – also eine heimische Ladestation fürs Elektroauto – darf dann etwa mehr Strom beziehen, wenn dieser aus der eigenen Solaranlage stammt.” 

Spannend, wie ein Lobbyverein das umschreibt. 

Bundesnetzagentur darf Strombezug für Wärmepumpen und E-Ladeeinrichtungen künftig steuern 

Eigentlich wäre der Weg ja, erst die Infrastruktur und dann die Umstellung anzugehen. Deutschland macht es umgekehrt. Vielleicht verwundern Nachrichten, dass der Absatz von Wärmepumpen zurückgeht, dann doch nicht. Wie n-tv berichtet, sieht die Mehrheit der Hausbesitzer keine Notwendigkeit zur energetischen Sanierung. 

“Entsprechend massiv brach auch der Absatz von Wärmedämmverbundsystemen für Außenwände ein. Nach Angaben des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) verringerte sich die Nachfrage im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel (knapp 23 Prozent). Eine negative Entwicklung, die sich schon das gesamte Jahr abgezeichnet hatte: Im ersten Quartal dieses Jahres war der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 17 Prozent eingebrochen, im zweiten Quartal um 13,5 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet das: Im vergangenen Jahr wurden noch knapp 36 Millionen Quadratmeter Gebäudefläche mit Wärmedämmverbundsystemen gedämmt. In diesem Jahr werden nach Verbands-Berechnungen nur gut 29 Millionen Quadratmeter neu gedämmt worden sein. Mit Blick auf die anhaltend negative Entwicklung rechnet der Verband daher auch nicht mit einer Trendumkehr im nächsten Jahr.” 

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Jeden Tag friert die Hölle ein wenig mehr zu und bisher undenkbare Dinge passieren. Kohlenstoffabscheidung kam bei den Grünen bisher nicht gut an. Auf dem letzten Parteitag wurde es dennoch beschlossen. Eigentlich wäre der Weiterbetrieb der Kernkraftwerke eine viel tiefer hängende Frucht als Kohlenstoffabscheidung. Immerhin wollen die Grünen das jetzt, vermutlich aber auch, damit das Thema Kernenergie nicht wieder aufploppt. Die Tagesschau

“Selbst wenn die Arbeit in diesem Bündnis den Grünen unzählige, bittere Kompromisse abverlangt: Sie können der Regierungsarbeit immerhin etwas von ihrer Handschrift verpassen. Und mehr bewegen als aus der Opposition heraus. 

Auch bei der sogenannten CCS-Technik zeigen sich die Grünen jetzt überraschend offen. Jahrelang hatten sie die Technik, mit der CO2 unter der Erde gespeichert wird, vehement abgelehnt. Einige Fachleuten warnen vor möglichen Umweltschäden. Trotzdem sprechen sich in die Grünen in ihrem Europawahlprogramm für CCS aus, ohne auf dem Parteitag darüber zu debattieren. Damit stellt die Partei klar: Wir sind offen für Innovationen, bewegen uns weiter und stellen ökologische Bedenken nicht über alles. 

Die Idee, sich zur politischen Mitte zu öffnen, ist bei den Grünen nicht neu. Als Robert Habeck noch Umweltminister in Schleswig-Holstein war, hatte er das schon vor. Nach dem Motto: das große Ganze im Blick haben, sich nicht in endlosen Streitereien verfangen und so vielleicht sogar ins Kanzleramt einziehen. Dieser Plan ist bekanntlich gescheitert. Führende Grüne wollen die Idee aber nicht aufgeben. Auch das macht der Parteitag deutlich.” 

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Die Eissaison auf Grönland ist im vollen Gange. Das Polarportal hat den Masse-Zuwachs täglich in einer Grafik. Die kumulierten Werte liegen per Ende November im langjährigen Durchschnitt.  

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Schlechte Zeiten für das Klima, titelt die Tagesschau

“Nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers Uwe Jun von der Universität Trier stößt diese Transformation bei vielen auf Vorbehalte. Zumal die staatlichen Fördermittel seit der gescheiterten Schuldenumwidmung um 60 Milliarden Euro geschrumpft sein könnten. “Das bestätigt die Befürchtungen vieler, dass die deutsche Volkswirtschaft die hohen Energiepreise nicht stemmen kann, dass der Wandel und die Transformation zu schnell gehen und dass Deutschland am Ende abgehängt wird”, sagt Jun. “Auf jeden Fall ist die Skepsis in der Bevölkerung sehr groß, dass Deutschland sich hier übernimmt.” 

Auch die heftigen Debatten über das Heizungsgesetz seien ein Beispiel dafür, dass viele Bürger Sorge hätten, ambitionierten Klimaschutz gar nicht bezahlen zu können, so der Politikwissenschaftler.” 

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Viel hilft viel. Das könnte das deutsche Motto bei der diesjährigen Klimakonferenz sein. Zum Betriebsausflug nach Dubai werden massenhaft Mitarbeiter geschickt. T-Online

“Auswärtiges Amt: 60 Personen 

Bundeskanzleramt: 40 Personen 

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: 47 Personen 

Bundesministerium der Finanzen: 7 Personen 

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: 5 Personen 

Bundesministerium für Gesundheit: 5 Personen 

Bundesministerium für Digitales und Verkehr: 4 Personen 

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: 25 Personen 

Bundesministerium für Bildung und Forschung: 3 Personen 

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: 36 Personen 

Deutsche Bundesbank: 4 Personen 

Umweltbundesamt: 11 Personen 

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: 3 Personen 

Deutscher Wetterdienst: 3 Personen 

Thünen-Institut: eine Person” 

Mit Begleitpersonal dürften es 250 Teilnehmer sein. Nicht eingerechnet die vielen anderen deutsche Teilnehmer. Die S-Bahn nach Dubai dürfte reichlich voll gewesen sein bei der Anreise aus Deutschland. 

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TV-TIPP 
Panorama hat eine interessante Story rund um das Thema Biodiesel. Eigentlich soll Palmöl aus Indonesien nicht in deutschen Tanks landen. Über den Umweg China gelingt das dennoch, zum Nachteil deutscher Hersteller. Außerdem geht es um die öffentlichen Anfeindungen der Meteorologen Karsten Schwanke und Özden Terli. Es gibt bei Twitter durchaus Unterschiede in den Postings. Während Schwanke eher sachlich erklärt oder andere Tweets repostet, muss man sich über Terli doch hin und wieder stark wundern. Dem kommt schon mal ein WTF (What The Fuck) über die Finger, und zwischen Meldungen wird auch gern mal ein “Klimaschmutzlobby” eingestreut und immer latente Wut. Das ist bei Schwanke anders. Offenbar verstehen nicht alle Zuschauer den Bildungsauftrag der beiden Moderatoren, was aber Beleidigungen und Bedrohungen in keinem Fall rechtfertigt. 

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Gemäss dem CEO des Schweizer Energiekonzern Axpo ist Kernkraft “schlicht zu teuer”. Nun zeigen aber Daten des Unterehmens selber, dass das nicht stimmt. Richtig ist, dass Strom aus neuen KKW deutlich billiger als Solarstrom von den Dächern oder den Bergen ist. Alex Reichmuth hat bei der Axpo nachgefragt und im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/11/wie-die-axpo-bei-der-atomfrage-laviert) seine Schlüsse gezogen.

Reichmuths Faktencheck

Wie die Axpo bei der Atomfrage laviert

Die Aussage: Im Oktober 2021 hat sich Christoph Brand, Chef des Energiekonzerns Axpo, klar gegen den Bau neuer Atomkraftwerke ausgesprochen. Die Kernkraft sei «schlicht zu teuer», behauptete er in einem Interview mit CH-Media (siehe hier).

Warum das wichtig ist:

  • Letzte Woche hat die Axpo ihren digitalen Stromrechner «Power Switcher» vorgestellt. Damit kann die Stromzukunft der Schweiz in verschiedenen Szenarien simuliert werden.
  • Aus dem «Power Switcher» geht hervor, dass Strom aus neuen Kernkraftwerken unter Einbezug aller Kosten günstiger ist als Solarstrom von Dächern oder aus den Alpen. Das ist zumindest das Fazit der NZZ.
  • Es stellt sich darum die Frage, ob Christoph Brand seine frühere Aussage entsprechend korrigiert.

Den ganzen Artikel gibt es im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/11/wie-die-axpo-bei-der-atomfrage-laviert

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Bloomberg News via phys.org:

A showdown over deep sea mining is taking place in the Pacific

Activists from Greenpeace International have boarded a ship that is conducting deep sea mining research in the Pacific Ocean, vowing to occupy the vessel until it abandons the expedition.

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t-online:

Schneerekord: Eisiger Dezember droht

Uns könnte ein kalter Dezember mit viel Schnee erwarten. Wie die Chancen auf weiße Weihnachten stehen, das erklärt Michaela Koschak.

Video hier.

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Reitschuster:

Unglaublich: ARD und ZDF entlarven Klimaglauben als Ersatzreligion……aber leider nur im Jahr 2010.

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Den Klimafaktencheck Oktober 2023 gibt es hier (pdf).

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