Zwei Meldungen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Am gleichen Tag zitiert Montelnews den Deutschen Wetterdienst DWD , der einen milden Winter nahen sieht, gleichzeitig kündigt sich ein Wintereinbruch an, wie Kachelmannwetter berichtet. Wie dankbar muss der DWD für das Wort könnte sein?
“Für den Winteranfang prognostizierte der DWD eher milde Temperaturen, während zum Ende des Winters die Möglichkeit für Kaltlufteinbrüche steige, hieß es. Die Prognosen für wärmeres Wetter seien zwar ein Zeichen für die Auswirkungen des Klimawandels, doch sei dies auf der anderen Seite eine positive Nachricht für Energieverbraucher, sagte DWD-Klima- und Umweltchef Tobias Fuchs.
„Wenn sich die Prognose bewahrheitet, könnten wir dadurch Heizenergie einsparen“
Die Wahrscheinlichkeit für Temperaturen auf oder über der Norm von 0,9- 2 C in der Zeit vom 1. Dezember bis zum 29. Februar liegt laut DWD bei 74%.
Milder Dezember
Für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. März liege die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperaturen bei oder über der Norm von 2-2,8 C liegen, ebenfalls bei 74%, so der DWD weiter.Der Wetterdienst bezeichnete die Qualität seiner Vorhersagen für beide Zeiträume als „relativ gut“, wies aber darauf hin, dass sich die Prognosen über lange Zeiträume und geografische Gebiete erstreckten. Die durchschnittlichen Vorhersagen anderer Dienste seien tendenziell wärmer als die des DWD, sagte DWD-Meteorologe Andreas Paxian.”
+++
Wasserstoff bleibt ein schwieriges Thema. Die Tagesschau berichtet über Anstrengungen der EU die Produktion von Grünem Wasserstoff zu fördern.
“Maasvlakte 2 ist eine künstliche Insel, die die Hafenverwaltung dem Meer abgetrotzt hat. Am Strand hinter der Düne üben Kite-Surfer, innerhalb des umzäunten Areals fahren Bagger, neigen sich Kräne über halbfertige Gebäude. Hier wird buchstäblich auf Sand gebaut.
Auf dem Areal will der Energiekonzern Shell, der mit fossilen Brennstoffen groß geworden ist, in den kommenden zwei Jahren Europas größte Anlage für Wasserstoff errichten. Sie soll bis zu 60.000 Kilogramm pro Tag liefern. Auch drei weitere Unternehmen bauen Elektrolyseure, die Wasser mit Hilfe von – möglichst „grünem“ – Strom in Wasserstoff umwandeln. Noch ist außer ein paar Hallen und betonierten Flächen wenig zu sehen.”
Was man nur zwischen den Zeilen lesen kann: Der Grüne Wasserstoff wird als Import in die EU kommen. Dazu passt thematisch ein Artikel in der taz. Die Realität hat nämlich angeklopft und die Pläne, an der Westküste mittels Windstrom Wasserstoff herzustellen erweisen sich als nicht wirtschaftlich. Man muss nicht mal ein Mathegenie sein, um die Differenz zwischen 8.000 Stunden, in denen ein Elektrolyseur laufen müsste und den maximal 3.800 –4.400 Stunden für Volllast eines Offshore-Windrads zu erkennen.
“Die Flyer für die Kunden waren längst fertig, doch dann zeigte sich, dass nicht alles, was technisch geht, auch ökonomisch tragfähig ist. Das liegt auch an einem grundsätzlichen Problem, vor dem jeder Betreiber eines Elektrolyseurs steht. Einerseits legen die hohen Kapitalkosten eine möglichst lange Laufzeit einer jeden Anlage nahe – idealerweise mehr als 8.000 Stunden pro Jahr. Andererseits hat das dann aber zur Folge, dass nicht ausschließlich billiger Überschussstrom (in diesem Fall Windstrom) genutzt werden kann, sondern dass man auch in solchen Stunden Strom beziehen muss, wenn dieser am Markt knapp und entsprechend teuer – und vor allem auch kein Ökostrom – ist. Erzeugt man hingegen nur in den Stunden von Windüberschuss und entsprechend niedrigem Strompreis Wasserstoff, bleibt die Laufzeit eines jeden Elektrolyseurs zwangsläufig gering. In diesem Fall können die hohen Fixkosten nur auf relativ wenige Betriebsstunden umgelegt werden, was eine langfristige Deckung der Investitionskosten ebenfalls kaum realistisch macht. Angesichts dieser Konstellation und der hohen Investitionskosten zogen die Projektbeteiligten in Heide nun die Reißleine.”
Die Lösung des Landes Schleswig-Holstein ist nun interessant. Weil es sich im Kleinen nicht rechnet, wird es einfach größer geplant. Viel hilft viel.
+++
Die Produktion von Aluminium soll grüner werden. En-former, der Energielog von RWE, berichtet.
“Wie sich die Emissionen auf innovativem Wege senken lassen, erforschen aktuell australische Aluminium-Raffinerien. Im August 2023 kündigte die australische Agentur für Erneuerbare Energien (ARENA, Link in Englisch) außerdem an, eine Versuchsanlage zur Herstellung von Wasserstoff in der Tonerde-Raffinerie Yarwun in Gladstone (Queensland) mit 32,1 Millionen australischen Dollar zu fördern. Im Rahmen des Yarwun Hydrogen Calcination Pilot Demonstration Program soll damit ein 2,5-Megawatt-Wasserstoff-Elektrolyseur gebaut werden. Außerdem umfasst das Vorhaben die Nachrüstung eines der Brenner der Raffinerie für den Betrieb mit Wasserstoff.
Der Betrieb der Brenner mit Wasserstoff ist eine von vier Optionen in einem von ARENA geförderten Fahrplan zur Dekarbonisierung der Branche (Link in Englisch) aus dem Jahr 2022. Die anderen drei sind mechanische Dampfkompression, der Einsatz elektrischer Kessel sowie elektrische Kalzinierung.”
+++
Einer der Hauptkritikpunkte an den LNG-Terminals in Deutschland waren die angenommenen Überkapazitäten. Für das Terminal in Stade scheint es nicht zu stimmen, wie die Welt berichtet.
Damit ist das Projekt Stade auch ausgebucht: Die deutschen Energieversorger EnBW und SEFE (ehemals Gazprom Germania) haben sich bereits sechs, beziehungsweise vier Milliarden Kubikmeter Kapazität dort gesichert. Mit der ČEZ kommt ein dritter Kunde hinzu. Die restliche Importkapazität des Stader Terminals soll für kurzfristige Spotmarkt-Käufer freigehalten werden. Mit der Buchung der Tschechen könne die finale Investitionsentscheidung für das LNG-Terminal Stade nun in wenigen Wochen erfolgen, sagte Johann Killinger, Mitgesellschafter und Geschäftsführer des Hanseatic Energy Hubs. Die Kritik von Umweltschützern an einer angeblichen „Überkapazität“ von LNG-Häfen in Deutschland, weist er zurück: „Die Kapazität der Energieimport-Infrastruktur darf nicht auf Kante genäht werden, da sonst das System nicht gegen Ausfälle gewappnet ist“, sagte Killinger: „Dabei tragen wir auch eine Verantwortung für unseren europäischen Nachbarn.“
+++
Eine Studie von 37 Forschern aus 18 Ländern ist unter anderem zum Schluss gekommen, dass der Effekt der Verstädterung bei der Ermittlung der Temperaturen völlig ungenügend berücksichtigt wird. Darum sei die Erderwärmung in Wahrheit deutlich geringer als behauptet. Alex Reichmuth ist der Sache im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/11/sind-lokale-effekte-an-einem-teil-der-gemessenen-erwaermung-schuld) nachgegangen.
Reichmuths Faktencheck
Sind lokale Effekte an einem Teil der gemessenen Erwärmung schuld?
Die Aussage: Bei den tonangebenden Klimaforschern ist man überzeugt, dass der sogenannte Wärmeinseleffekt bei der Messung der globalen Temperaturen angemessen berücksichtigt ist (siehe zum Beispiel hier und hier). Dabei geht es um das Phänomen, dass sich die Umgebung von Messstationen lokal erwärmt, wenn diese im Laufe der Jahre immer mehr überbaut wird (Verstädterung).
Warum das wichtig ist: 37 Forscher aus 18 Ländern kommen in einer Studie im Fachmagazin «Climate» zum Schluss, dass ein erheblicher Teil der Erderwärmung um 1,1 Grad seit vorindustrieller Zeit nur eine scheinbare Erwärmung ist. Denn der Wärmeinseleffekt sei bei der Ermittlung der Welttemperaturen nicht genügend berücksichtigt worden (siehe hier).
O-Ton Studie: «Der fehlerhafte Verstädterungseffekt bleibt ein substantielles Problem bezüglich der globalen Land-Temperaturdaten.»
Lesen Sie weiter im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/11/sind-lokale-effekte-an-einem-teil-der-gemessenen-erwaermung-schuld). Der Artikel kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.
+++
Leserpost von Otto Glinzer:
Zum kürzlichen Artikel in den „Klimanachrichten“ sende ich Ihnen zwei Kommentare:
1. Die Oxfam-Aussage, daß die „Reichen“ weitaus mehr CO2 als die „Armen“ emittieren, wird von OurWorldInData schon seit Jahren in der Grafik „CO₂ emissions per capita vs. GDP per capita“ (https://ourworldindata.org/grapher/co2-emissions-vs-gdp) dargestellt:
Lizenz: CC BY
Mit Hilfe dieser Grafik kann die Oxfam-Aussage freundlicher, allgemeiner und ohne Schuldzuweisung an „die Reichen“ formuliert werden:
– Mit steigendem Bruttosozialprodukt steigen die Pro-Kopf-CO2-Emissionen. Oder anders:
– Der weltweite Wunsch nach einem besseren Leben (d.h. mehr Wohlstand bzw. höheres Bruttosozialprodukt) führt generell zu höheren CO2-Emissionen.
2. Im zweiten Teil des Artikels wird vermutet, daß das vehemente Ansetzen im Gebäudesektor („Wärmepumpe überall!“) der Ablenkung von der Kalamität dienen könnte, daß man hierzulande die nahezu CO2-freie Energiegewinnung aus der Kernspaltung ersatzlos abschaltete. Meiner Meinung nach handelt es sich nicht um eine „Ablenkung“, sondern um eine zwingende Notwendigkeit, die aus dem grünen Plan folgt, Deutschland allein durch Wind und Sonne mit Energie zu versorgen.
Der Artikel „Billiger Strom dank Sonne und Wind? Dieses Papier widerlegt Habecks Versprechen“ von Daniel Wetzel in der WELT vom 12.11.23 gibt einen Hinweis, warum Wärmepumpen und E-Autos für die Energiewende auf Wind und Sonne so wichtig sind: Es handelt sich um Stromverbraucher, deren Verbrauch zeitlich um einige Stunden verschoben werden kann und die damit dazu beitragen können, den Stromverbrauch auf der Verbraucherseite an das ständig schwankende und nicht regelbare Stromangebot von Wind und Sonne anzupassen. Die Analyse „Zukunft des deutschen Strommarktes“ der Berliner Beratungsfirma e.venture (als PDF herunterzuladen unter https://e-vc.org/ ) kommt zwar zu dem Ergebnis, daß diese „Haushalts-Flexibilitäten“, ergänzt durch Industrie-Lastabschaltungen, ohnehin nicht ausreichen werden, um zu jedem Zeitpunkt den Stromverbrauch der Stromerzeugung anzupassen; es ist aber ganz offensichtlich, daß der deutsch-grüne Weg, ohne Kernkraft CO2-neutral werden zu wollen, ohne die durch Wärmepumpen und E-Autos realisierbaren Flexibilitäten im Stromverbrauch keinesfalls funktionieren kann.
Letztlich plant die Ampel-Regierung eine massive Transformation in sehr kurzer Zeit, deren exorbitante Kosten energieintensive Industrie, Autofahrer und Hausbesitzer tragen sollen, und möchte mit Hilfe von Subventionen auf der Basis massiver Kreditaufnahme die tatsächlichen wirtschaftlichen Folgen für den Einzelnen kaschieren. Dabei könnte man – z.B. nach schwedischem oder französischem Vorbild – Deutschland wesentlich kostengünstiger (mit weitaus weniger Transformationsbedarf) durch Kernkraft-Nutzung CO2-neutral machen.