Die Rolle von Bäumen

Eine der Maßnahmen, die das IPCC vorschlägt, um dem Klimawandel zu begegnen, lautet Aufforstung. Eine Arbeit der ETH Zürich schätzt die Möglichkeit der Senkung von Kohlenstoff durch Wälder als extrem hoch an, wenn Wälder wieder in ihren natürlichen Zustand versetzt werden. Spektrum.de

“Wälder sind jetzt schon wichtige Kohlenstoffspeicher, bleiben aber noch deutlich unter ihrem Potenzial, weil sie zum Großteil durch menschlichen Einfluss verarmt sind. Würde man diese Verarmung rückgängig machen, könnten die Wälder große Mengen zusätzliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre ziehen und in Form von Biomasse langfristig einschließen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zur Rolle von Wäldern als Kohlenstoffspeicher. 

Konkret zeigte sich: Würde man alle bestehenden Wälder der Welt, die abseits dicht besiedelter Gebiete liegen, in ihren natürlichen, ungestörten Zustand versetzen, entzöge dies der Atmosphäre rund 139 Gigatonnen Kohlenstoff. Das entspricht etwa dem 14-Fachen dessen, was die Menschheit jedes Jahr an Kohlenstoff in Form von CO2 emittiert. Würde man zusätzlich in dünn besiedelten Gebieten alle abgeholzten Flächen wiederaufforsten, käme ein weiterer Kohlenstoffspeicher im Umfang von 87 Gigatonnen hinzu. Das rechnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun im Fachblatt »Nature« vor. Das Ziel des vielköpfigen Autorenteams um Lidong Mo von der ETH Zürich war es zu bestimmen, welches Kohlenstoffspeicherpotenzial die Wälder hätten, wenn man gleichzeitig die Landnutzungskonflikte möglichst gering halten wolle.” 

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Es ist ein delikates Thema. China dominiert die Produktion von Solarpanelen weltweit. Es gibt immer wieder verschiedene Vorwürfe, dass China bei der Produktion von Solarprodukten Menschenrechte verletzt. Dabei stehen ganz besonders die Uiguren im Mittelpunkt. Diese muslimische Minderheit scheint bei der Produktion besonders eingebunden zu sein. Es gibt Berichte von Zwangsarbeit und Straflagern. 

Bei Coda gibt es einen Artikel dazu, der versucht die Situation der Minderheit zu beschreiben aber auch das Schweigen vieler US-Organisationen, die sich dem Klimaschutz widmen, zu den Zuständen. Zu groß scheint die Angst zu sein, dass bei konsequenter Anwendung von Lieferkettengesetzen die Energiewende scheitern könnte, weil der größte Player der Welt aus dem Spiel genommen wird. Der Artikel beschreibt aber auch den Versuch, die Missstände in China für andere Zwecke zu benutzen. Ob das Benennen von Menschenrechtsverletzungen immer automatisch rechtes Framing ist, das steht allerdings im Zweifel. Es würde bedeuten, dass Missstände, egal ob Umwelt oder Menschen, nicht mehr angesprochen werden dürfen, um das große Ziel nicht zu gefährden.  

“None of this material officially lands in the U.S., owing to the 2022 Uyghur Forced Labor Prevention Act, a federal regulation that restricts imports of any goods from Xinjiang — the only law of its kind among the world’s biggest economies. Still, the topic of solar panel production — a critical weapon in today’s arsenal of climate action — is intrinsically tangled up with Uyghur forced labor. Yet Newsom made no mention of the Uyghurs on his recent China tour, a silence that has become all too common among left-wing and climate advocacy groups. At the same time, the Uyghur plight has captured a certain element of the right-wing political zeitgeist in the U.S. for reasons that are more complicated than one might expect: The Uyghur genocide is a near-perfect reason not to invest in solar energy, a prime talking point for right-wing media personalities and Republican lawmakers known for promoting climate skepticism and disinformation.” 

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Noch vor Kurzem jubelte der Guardian, weil China den Höhepunkt seiner CO2-Emissionen möglicherweise früher erreicht als gedacht. Wir berichteten. In Indien scheint anders zu laufen. Dort will die Regierung die Förderung von Kohle massiv steigern. Livemint.com: 

“The Union coal ministry on Monday announced plans to increase India’s coal production to 1.404 billion tonne by 2027, with an eye to further boost it to 1.577 billion tonne by 2030. Current domestic production hovers around one billion tonne annually. This increase in output aims to ensure ample supply of domestic coal to India’s thermal power plants, which are essential for the country’s growing energy needs. […] The ministry is also preparing for an expected surge in coal demand, which is estimated to reach around 400 million tonne to support the additional 80 GW of thermal capacity projected by 2030. However, this figure may be adjusted based on future generation requirements and the contribution of renewable energy sources.” 

Wo sind die Proteste der Klimaaktivisten gegen diese Pläne? 

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Jean Pütz, einigen noch als Wissenschaftsjournalist in der ARD bekannt, spricht sich in einem Interview für Methanol als Lösung für die zukünftige Energie für PKW aus. Seiner Meinung nach ließe sich Methanol sehr günstig synthetisch gewinnen, wenn günstiger grüner Strom zur Verfügung steht. Das dürfte allerdings nicht in Deutschland sein. Die Welt hat ihn interviewt, der Artikel hat eine Bezahlschranke. 

“WELT: Wenn das alles so wunderbar ist, warum ist die Automobilindustrie bislang nicht selbst auf diese Idee gekommen? 

Pütz: Weil das mit Methanol betriebene Elektroauto Kohlendioxid freisetzt und dieser Umstand von der Politik verteufelt wird. Das ist die Ideologie der Dekarbonisierung. Und wenn man in den Kategorien von CO₂-Grenzwerten und CO₂-Steuer denkt, dann wird hier die Wirtschaftlichkeit weggerechnet. Fair und korrekt wäre es hingegen, wenn man die CO₂-Mengen gegenrechnen würde, die der Atmosphäre bei der Herstellung des grünen Methanols entzogen werden. Wenn man die immer preiswertere Fotovoltaik in der Wüste einsetzt, sind in absehbarer Zeit Strompreise unter zwei Cent pro Kilowattstunde möglich. Dann lässt sich grünes Methanol preiswerter gewinnen als fossile Energien. Marktwirtschaftlichen Prinzipien sorgen dann automatisch für eine Defossilisierung. Es bedarf keiner staatlichen Gebote und Verbote. Auf Eingriffe in den Markt mit Milliarden Subventionen kann verzichtet werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass praktisch jedes Entwicklungsland Energieproduzent sein könnte. Das würde Arbeitsplätze vor Ort fördern und wäre ein stabilisierender Faktor. Eine darauf ausgerichtete Entwicklungspolitik wäre nicht zuletzt ein Frieden stiftender Beitrag.” 

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Martin Schlumpf berichtet am 6. November 2023 im Nebelspalter: 

Angstmacherei mit Jodtabletten – Schlumpfs Grafik 88
Der Originalbeitrag ist als „Schlumpfs Grafik 88“ im Online-Nebelspalter vom 6. November 2023 zu lesen. Vor kurzem haben meine Frau und ich per Post je ein Päckchen Jodtabletten erhalten. Sämtliche Personen im Umkreis von fünfzig Kilometern der vier Schweizer Kernkraftwerke sind mit solchen Tabletten versorgt worden. Damit soll die Bevölkerung für den Fall eines schweren Kernkraftwerk-Unfalls vor Schilddrüsenkrebs geschützt werden (siehe hier). Die Tabletten sind zehn Jahre haltbar. Allerdings entpuppt sich diese Massnahme mehr als Angstmacherei denn als wirkungsvollen Schutz.  

Was wichtig ist:

– Vor kurzem sind im Umkreis von fünfzig Kilometern der Schweizer Kernkraftwerke Jodtabletten an die Bevölkerung verteilt worden.

¬- Die Aktion macht allerdings wenig Sinn. Selbst wenn sich ein Unfall wie in Tschernobyl ereignen sollte – was äusserst unplausibel ist – , würden die Tabletten lediglich einen einzigen Todesfall pro Jahr verhindern.

– Verglichen mit jährlich 70’000 Todesfällen in der Schweiz ist dieser Nutzen statistisch vernachlässigbar.

Wenn in einem Kernkraftwerk ein massiver Unfall mit einer Kernschmelze passiert, gelangen radioaktive Substanzen in die Umgebung. Ein gewisser Teil davon ist das radioaktive Jod-Isotop I-131. Gelangt dieses via Nahrung in den menschlichen Körper, kann es dort ein Schilddrüsenkarzinom verursachen. Um die bei einem Unfall vorhandenen Gefahren einschätzen zu können, muss man zuerst wissen, wie gross das alltägliche Risiko ist, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken oder daran zu sterben.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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Seth Borenstein auf phys.org:

Pioneering scientist says global warming is accelerating. Some experts call his claims overheated

One of modern climate science’s pioneers is warning that the world isn’t just steadily warming but is dangerously accelerating, according to a study that some other scientists call a bit overheated.

The work from former NASA top scientist James Hansen, who since leaving the space agency has become a prominent protester against the use of fossil fuels, which cause climate change, illustrates a recently surfaced division among scientists about whether global warming has kicked into a new and even more dangerous gear.

Hansen, who alerted much of the United States to the harms of climate change in dramatic congressional testimony in 1988, said Thursday that since 2010, the rate of warming has jumped by 50%. Hansen argues that since 2010 there is more sun energy in the atmosphere, and less of the particles that can reflect it back into space thanks to efforts to cut pollution. The loss of those particles means there’s less of the cooling effect that they can have.

[…]

Several climate scientists contacted by The Associated Press expressed skepticism about Hansen’s study, tinged with respect for his long-term work.

Hansen’s study in Thursday’s journal Oxford Open Climate Change is broad-ranging “but has little by way of analytical depth or consistency checks when making claims quite far outside the norm,” said Robin Lamboll, a climate scientist at the Imperial College of London. “It seems primarily aimed at convincing policymakers rather than scientists.”

University of Pennsylvania climate scientist Michael Mann, who insisted that since 1990 warming is steadily increasing but not accelerated, posted a rebuttal to Hansen’s claims and said climate change right now is bad enough and there’s no need to overstate the case. Mann said “it has always been risky to ignore (Hansen’s) warnings and admonitions” but when claims are made so out of the mainstream the standard for evidence is high, and he said Hansen hasn’t met them.

Weiterlesen auf phys.org

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