Gespensterzeit

Ein Gespenst geht um in der „Klimawelt“, es ist dieser Artikel von einem Team um James Hansen (vorheriger GISS- Direktor bei der NASA), unlängst erschienen. Auf der Website von Judith Curry nimmt ihn Nicholas (Nic) Lewis in seinen Grundfesten auseinander. Die Arbeit macht unglaublich düstere Klima- Annahmen für die nähere Zukunft. Schon die Überschrift von Nic Lewis („Hansens neueste überhitzte Klimawandel-Behauptungen basieren auf schlechter Wissenschaft“) nimmt das Ergebnis einer sehr gewissenhaften Prüfung voraus.  

Nic Lewis konzentriert sich auf die von Hansen behauptete „Klimasensitivität“ von 4,8 °C/ CO2- Verdopplung. Hansen errechnet das, indem er vorrangig die Erwärmung nach dem Maximum der letzten Eiszeit (LGM) bis zum Klimaoptimum des Holozäns vor etwa 8000 Jahren bewertet (als es ca. 1°C im Mittel wärmer war als Ende des 19. Jahrhunderts) und dem gegenüber die wahrscheinlichen Klima-Antriebe, z.B. die Erwärmung durch zurück gehendes Eis und damit weniger reflektiertem Sonnenlicht nach dem Tauen, betrachtet. Das führt am Ende zu der relativ leicht zu errechnenden Angabe: Wie viel Temperaturänderung folgt im irdischen Klimasystem, wenn man im Mittel global einen zusätzlichen Antrieb von 1 W/m² feststellt?  

Da man den Antrieb nach einer CO2 Verdopplung recht genau kennt (das IPCC AR6 einigte sich auf 4 W/m², vorher nahm man noch 3,7 W/m² an) kann man das durch eine einfache Division ermitteln. 

Eine Division wird bekanntermaßen von Zähler und Nenner beeinflusst, ist der Nenner (da steht die Summe aller Klima-Antriebe in W/m²) kleiner, wird das Ergebnis größer. Nic Lewis schaute sich die von Hansen verwendeten Werte aus der Literatur zum Thema an und verglich sie mit anderen, da in jüngerer Vergangenheit mehrere Arbeiten zu diesem Thema erschienen.  

In Sherwood et al (2020) wird eine Antriebsänderung von 8,43 W/m² verwendet, Lewis (2022)   nimmt kaum divergierende (nur 5% höhere) 8,92 W/m² an, Hansen benutzt 5,75 W/m², das sind lockere 32% weniger.  

Den Zähler bei der Division bildet der Temperaturunterschied. Ist der hoch, wird auch das Ergebnis (der Quotient) hoch. Welche Annahmen verwendet da Hansen? Hier die Werte mit ihren Unsicherheiten, die frühere Studien fanden: 

Die Arbeiten sind recht unterschiedlich. So bezieht Seltzer et. al (ganz links) nicht die gesamte Oberfläche der Erde ein, sondern nur einige Landgebiete. Osman (2021) „Modell“ schließt ein (einziges!) Klimamodell ein und, wen wundert es, kommt zum höchsten Wert des Temperaturunterschieds. Der Autor unternahm auch einen Vergleich mit reinen „Proxy“ Daten (es gab im LGM keine Thermometer, man ist auf Stellvertreter wie Isotopenzusammensetzungen angewiesen) und schon waren es 1,5°C weniger. Tierney verwendete einige andere Proxys, die neueste Arbeit (Annan et al 2022) ist wohl die, die die beste Antwort gibt. Nur wird sie im Hansen-Text nicht einmal erwähnt. So funktioniert nicht Wissenschaft.    

Was macht Hansen, um sein Ergebnis „hoch“ zu gestalten? Er übernimmt den maximal großen Modellwert von Osman (2021) 7 °C OHNE die Unsicherheit anzugeben. Der wahrscheinlichere Wert (4,5°C) ist hier 37% geringer! Man nennt so etwas “Cherry Picking”, man sucht den (extremen) Wert heraus, der zum eigenen Narrativ passt.   

Seine gefundene Zahl für die Empfindlichkeit unseres Klimasystems ist dann: 1,2°C pro W/m². Multipliziert mit den 4 W/m² für das Verdoppeln von CO2 kommt man auf 4.8K, das ist dann kein Hexenwerk mehr. Nur ist das weit überschätzt, indem die Eingangsparameter so manipuliert gewählt wurden, dass die Zahl groß wird. Nimmt man realistischere Werte, halbiert sich das „Grusel-Hansen“ Ergebnis etwa.  

Und warum macht Hansen so etwas unseriöses? Am Ende seiner Arbeit hat er ein langes Kapitel über Klimapolitik, die jetzt nötig wäre, um den „Untergang“ zu vermeiden. Lange „Verzichtslisten“ bis hin zum Vorschlag des Geoengineering, bei ihm als „Sonnenstrahlungsmodulation“ verbrämt. Er empfiehlt ernsthaft als „dringend nötig“ und damit kaum wägbar, große Mengen Aerosole in die Stratosphäre einzubringen, um die Sonneneistrahlung zu reduzieren. Das müsste sehr regelmäßig erneuert werden (beim letzten natürlichen Großversuch, dem Pinatubo- Ausbruch in 1991 war nach 5 Jahren die Stratosphäre wieder klar) und keiner überblickt die Risiken einer solchen Operation. „Wir haben aber keine Zeit zu überlegen, sonst werden wir gegrillt!“ so das sinngemäße Gegenargument. Sogar der um dramatische Worte und Vergleiche nie verlegene Michael Mann („Hockeystick“) senkt den Daumen über diese Arbeit.   

Zeitdruck als Instrument benutzen auch oft Trickser, um Menschen übers Ohr zu hauen. Genau diesen Verdacht muss man bei Hansen et.al (2023) haben und offen aussprechen.  

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