Steuergeld für Denkfabriken?

Steuergeld für Denkfabriken? Prof. Dr. André Thess von der Universität Stuttgart schreibt in einem Meinungsartikel bei Cicero, dass er das für keine gute Idee hält. 

“Solche Zahlen werfen die Frage auf: Sollten Denkfabriken mit Steuergeld gefördert werden? Sie beschränkt sich nicht auf Institutionen, die sich NGO nennen. Sie stellt sich ebenso für Denkfabriken und Beratungsunternehmen. Diese werden oft stillschweigend den NGOs zugerechnet. Für die Antwort ist es erhellend, zunächst zwei andere Fragen zu erörtern: Ist NGO-Personal für „wissenschaftlich fundierte Forschung“ qualifiziert? Sind die als „praktische politische Lösungen“ vermarkteten Aussagen glaubwürdig? 

Der Klassiker „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome aus dem Jahr 1972 ist auf Grund seines Alters und seiner Bekanntheit für die Beantwortung dieser Fragen prädestiniert. „Grenzen des Wachstums“ wurde von vier Leitautoren verfasst, dem Studienleiter Dennis Meadows, seiner Ehefrau Donella Meadows, Jorgen Randers und William W. Behrens III. 13 internationale Fachleute vervollständigten das Studienteam. Von der 17-köpfigen Mannschaft war eine Minderheit von sechs Mitgliedern promoviert.” 

Studien wie die von Agora Energiewende genügen seiner Meinung nach nicht wissenschaftlichen Standards. Sie werden auch nicht gegengeprüft. “Wenden wir uns nun den Denkfabriken der Gegenwart zu. Wie ist es mit der wissenschaftlichen Qualifikation ihres Personals bestellt? Die Analyse des Mitarbeiterstamms von Denkfabriken wie Agora ist anhand ihrer Internetauftritte möglich. Sie zeigt, dass die Mehrzahl der Projektbearbeiter nicht promoviert ist. Die Promotion als Qualitätssiegel und Voraussetzung für unabhängige Forschung hat nichts mit Standesdünkel zu tun. Sie ist ein Instrument der Qualitätssicherung, vergleichbar mit dem Zweiten Staatsexamen als Nachweis der Befähigung für das Richteramt. In Denkfabriken ist die Qualifikation augenscheinlich in weitaus geringerem Maße vorhanden, als an Universitäten und Forschungszentren.  

Die Studien von Denkfabriken wie Agora Energiewende sind in der Regel nicht in referierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Damit fehlt ihnen eine unabhängige Qualitätssicherung, das sogenannte peer-review. Gern führen Denkfabriken vermeintlich unabhängige Qualitätskontrollen durch Aufsichtsgremien oder Beraterkreise ins Feld. Da diese Zirkel weder unabhängig noch anonym agieren, handelt es sich es sich um keine Qualitätssicherung, die den Standards der Wissenschaft genügt.” 

Noch brisanter wird es allerdings, wenn die Entscheidungsträger in Ministerien in verwandtschaftlichen Verhältnissen miteinander stehen. Das wurde Patrick Graichen zum Verhängnis, der es offenbar ganz normal fand, dass sich sein Trauzeuge auf eine Stelle beworben hatte, über die er entscheiden sollte. Die Konstellation von Organisationen, die sich teilweise durch Steuergelder finanzieren und in deren Beiräten dann wieder Politiker sitzen, die die Zuwendungen verantworten, hat einen eigenartigen Geschmack. Für die betreffenden Politiker offenbar nicht. Wenn aber der Staat fleißig finanziert, sind diese Denkfabriken dann nicht schon lange Teil des Staates und das N im Namen NGO irreführend. 

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Martin Burckhardt hat Axel Bojanowski interviewt. Herausgekommen ist eine unterhaltsame Stunde. 

“Es ist kein Zufall, dass man sich dabei weniger über die Details des Klimawandels austauscht (den doch niemand in Abrede stellen will, schon gar nicht Bojanowski) und stattdessen auf die blinden Flecke der Debatte zu sprechen kommt: das Desinteresse, dass man den konkreten Lösungen zuteil werden lässt, die geradezu religiöse Erregung, welche sich der Disputanten bemächtigt, zuguterletzt das erstaunliche Beharren auf geistiger und moralischer Suprematie (welche dazu führt, dass man Opponenten wie Bojanowski kurzerhand von der Bühne verweisen möchte: Aus den Augen, aus dem Sinn!) Was kurzfristig ein Gewinn sein mag, ist auf lange Sicht jedoch eine große Gefahr. Denn schon Joseph de Maistre hat gewusst, dass der Weg in die Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist. Nimmt man die Zwänge in den Blick, welche die Journalisten in der Aufmerksamkeitsökonomie ausgesetzt sind, wird sichtbar, dass hier gruppendynamische Prozesse am Werk sind.” 

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Sie benutzen einen PKW statt eines Fahrrads, heizen mit Gas statt mit einer Wärmepumpe und haben keine Solaranlage auf dem Dach? Dann sind Sie ein Staatsfeind. Davon dürfte es in Deutschland sehr viele geben, wenn man der Logik von Özden Terli folgt. Man kann dem ZDF-Meteorologen Özden Terli quasi bei der Klima-Radikalisierung im Netz zusehen. Wann werden ihm die Superlative ausgehen? Bei “Klimaterroristen “ist er schon angelangt. Es wirkt etwas wie Jeckyll and Hyde, wenn man ihn stets mit blauem Sakko und schwarzer Hose den Wetterbericht im TV verkünden sieht – auf Twitter lässt er dann virtuell die Sau raus. 

(Abbildung: Screenshot Twitter)  

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Warum die Chemiebranche so viel Wasserstoff benötigt. Enformer, der Energieblog von RWE, über das Thema Wasserstoff. Der Bedarf wird sich drastisch erhöhen, die Chance, dass solcher Wasserstoff aus Deutschland dürfte eher gering sein. Strom aus Wind und Sonne üppig zu subventionieren und dann günstigen Wasserstoff herzustellen, das beißt sich etwas. 

“Neben dem „Basisbedarf“, der heute 37 MWh Wasserstoff umfasst, wird die Chemiebranche künftig H2 auch in anderen Bereichen benötigen. Dazu gehören Zwischenprodukte und Grundstoffe, die zwar auch heute schon Wasserstoff enthalten, der aber nicht unbedingt den Weg über reines H2 gegangen ist. Hinzu kommt der energetische Einsatz, insbesondere zur Erzeugung von Hochtemperaturwärme. 

Aus den vielfältigen Einsatzbereichen für Wasserstoff in der chemischen Industrie erklärt sich, wie die Forschenden beim Wasserstoff-Kompass zu dem Ergebnis kommen, dass sich der Bedarf bis 2045/2050 auf mehr als 220 TWh versechsfachen wird. In der Spitze prognostizieren die Forschenden sogar einen Bedarf von bis zu 283 TWh, was dem 7,5-Fachen des heutigen Verbrauchs entspräche.” 

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Nachfrageeinbruch bei Pelletheizungen. Die Tagesschau

“In Deutschland gibt es nach Branchenangaben knapp 700.000 Pelletheizungen. “Die Abgaswerte von Pelletheizungen sind deutlich besser als die von Stückholz-Zentralheizungen und erst recht von Kaminöfen”, sagt Weinreuter. Pellets – gepresste Holzreste aus Sägewerken – seien auch besser als Scheitholz, weil sie ein Produkt mit definierter Qualität seien. Der Betrieb der Anlagen lasse sich auch viel sinnvoller und kontrollierter steuern als der Handbetrieb bei Kaminöfen. 

Davon gibt es in deutschen Haushalten rund zehn bis zwölf Millionen. Davon seien etwa 8,5 Millionen in Betrieb, berichtet der erste Vorsitzende des Bundesverbands Brennholzhandel und Brennholzprodukte, Klaus Egly. Nur wenige Menschen heizten aber ausschließlich mit Holz, für die allermeisten sei es eine zusätzliche Wärmequelle. “Wenn überhaupt, kommt eine Heizungsanlage mit Scheitholzkessel – als Ersatz für eine bestehende Heizungsanlage – wohl nur im ländlichen Raum in Frage.”  

Vor dem Kauf eines Kaminofens sei es jedoch sinnvoll, bei der Kommune nachzufragen, ob es einen Konflikt mit dem Wärmekonzept geben könne, das diese erarbeiten müsse. Dass die Nachfrage zurückgeht, sei mit Blick auf die “massive Feinstaubproblematik” gut so, betont Weinreuter, der eine Staubfilter-Pflicht für alle Öfen fordert.” 

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Nochmal Tagesschau: Die Gaspreise für LNG gehen wieder hoch. Grund sind mögliche Streiks in Australien. 

“Als Grund für den Preissprung gilt die Nachricht, dass sich die Beschäftigten einer Anlage für Flüssiggas (LNG) in Australien auf einen Streik vorbereiten, falls bei Lohnverhandlungen am kommenden Mittwoch keine Einigung erzielt wird. Der Arbeitskampf könnte am 2. September beginnen. Eine mögliche Unterbrechung von Lieferungen aus Australien, die zehn Prozent der weltweiten LNG-Exporte betreffen könnten, hielt die europäischen Händler bereits in Atem.” 

Die deutschen Speicherstände liegen bei über 90%, fast 10% mehr als letztes Jahr um diese Zeit. 

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GRIPT:

NOBEL LAUREATE: “CLIMATE SCIENCE HAS METASTASIZED INTO MASSIVE SHOCK-JOURNALISTIC PSEUDOSCIENCE” 

Dr. John F. Clauser, joint recipient of the 2022 Nobel Prize in Physics, has criticized the climate emergency narrative calling it “a dangerous corruption of science that threatens the world’s economy and the well-being of billions of people.”

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Koutsoyiannis et al. 2023:

In Search of Climate Crisis in Greece Using Hydrological Data: 404 Not Found

In the context of implementing the European Flood Directive in Greece, a large set of rainfall data was compiled with the principal aim of constructing rainfall intensity–timescale–return period relationships for the entire country. This set included ground rainfall data as well as non-conventional data from reanalyses and satellites. Given the European declaration of climate emergency, along with the establishment of a ministry of climate crisis in Greece, this dataset was also investigated from a climatic perspective using the longest of the data records to assess whether or not they support the climate crisis doctrine. Monte Carlo simulations, along with stationary Hurst–Kolmogorov (HK) stochastic dynamics, were also employed to compare data with theoretical expectations. Rainfall extremes are proven to conform with the statistical expectations under stationarity. The only notable climatic events found are the clustering (reflecting HK dynamics) of water abundance in the 1960s and dry years around 1990, followed by a recovery from drought conditions in recent years.

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Uli Weber hat ein neues Buch zum Klimawandel gemacht. Titel: Verbrannte Erde. Machen Sie sich von seinen Thesen selbst ein Bild.

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 21. 08. 23. Ein Artikel berichtet über die Planungen von 300 m hohen Windrädern. Diese können nach dem Bericht in Windparks mit kleineren Anlagen gemischt werden, um auf kleinerer Fläche mehr Anlagen unterzubringen. Dabei sollen die Windräder jeweils den Wind in den entsprechenden Höhen nutzen.

Ich habe so meine Zweifel, ob das so problemlos funktioniert. Die Windräder nehmen nicht nur den Wind in der jeweiligen Höhe auf, sondern es entstehen auch Verwirbelungen. Ich denke, dass diese Verwirbelungen die Anlagen unterschiedlicher Höhen beeinflussen könnten, wenn diese zu dicht beieinander aufgestellt werden. Damit würden beide Anlagentypen – die höheren und die niedrigen – geringere Leistungen erbringen. Es führt nur zu einer weiteren Verschandelung der Landschaft.

Der Schlusssatz des Artikels von der Redaktion besagt, dass die Errichtung der hohen Windkraftanlagen erfolgen soll, ohne die Auswirkungen auf die Vogel- und Insektenwelt ausreichend zu überprüfen. Doch das ist schon eine bekannte Tatsache. Eine „Umweltschutzpartei“ wie die Grünen kümmern sich wenig um solche Naturschutzbelange, Vorrang hat die Errichtung von Windkraftanlagen.

Ein weiterer Artikel berichtet über eine neue geplante CO2 Abgabe. Diese betrifft Aufschläge für Waren, welche aus Ländern kommen, in welchen die „Klimaschutzmaßnahmen“ nicht so genau genommen werden. Die Abgabe soll Waren wie Aluminium, Stahl, Zement, Dünger, … betreffen. Auf der anderen Seite wird in Deutschland von Wohnungsnot gesprochen. Der Neubau von Wohnungen soll vorangetrieben werden. Doch dafür wird Zement und Stahl benötigt. Durch die Abgabe wird der Bau weiterhin sinnlos verteuert.

Auf der anderen Seite werden Rohstoffe für die Batterien der E-Autos in verschiedenen Ländern unter Missachtung von Umweltschutz- und Arbeitsschutzvorgaben gefördert. Ganz abgesehen von brutaler Kinderarbeit. Doch dabei ist noch niemand auf die Idee gekommen, die Einfuhr zu verbieten oder eine erhöhte Abgabe zu fordern. Wie falsch ist eigentlich die heutige Politik?

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Hinweis: Im gestrigen Blog brachten wir einen Beitrag zu einem Wärmepumpen-Vortrag von Prof. Dr. Motschmann. Leider war der Link fehlerhaft. Daher hier erneut der Beitrag, diesmal mit korrektem Link- Wir danken allen Lesern, die uns auf den Fehler hingewiesen haben:

Sind Wärmepumpen ökonomisch und ökologisch sinnvoll? Nach dem Motto der alten Frage an Radio Eriwan Witze müsste die Antwort lauten: Im Prinzip ja, es muss aber der Einzelfall betrachtet werden. Erst an bestimmten Leistungszahlen wird es wirtschaftlich interessant, auch, was die Ökobilanz angeht. Prof. Dr. Motschmann von der Uni Regensburg fasst das Thema in einer Stunde in einem Vortrag zusammen. Wer auch immer erzählt, dass aus einer kWh Strom 4 kWh Wärme durch eine Wärmepumpe werden, sollte sich das Video dringend ansehen. Er könnte allerdings ernüchtert werden. 

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