Hoch, höher am höchsten

Das höchste Bauwerk in Deutschland ist der Fernsehturm in Berlin. 368 Meter misst das Bauwerk am Alexanderplatz im Herzen der Hauptstadt. Auf fast ähnliche Höhen sollen neue Windkraftanlagen kommen. Das berichtet der MDR

“Im Mai 2024 soll das erste Höhenwindrad der Dresdner Firma Gicon in Betrieb gehen. In bis zu 300 Metern Höhe wird dann im brandenburgischen Klettwitz zunächst mit Prototypen Strom produziert. Diese sollen mindestens das Doppelte an Energie herkömmlicher Windräder produzieren. In solchen Höhen weht der Wind kräftiger und stetiger. Zum Vergleich: Herkömmliche Windräder sind bisher in der Regel zwischen 90 und 130 Meter hoch. 

Außerdem können bereits existierende Windparks um eine zweite, höhere Ebene erweitert werden. Eine zusätzliche Kombination mit Solarenergie unterhalb der Windkraftanlagen ist ebenfalls denkbar. “Der große Vorteil ist, dass ich verdichten kann. Ich kann praktisch auf der gleichen Fläche wesentlich mehr Energie erzeugen und brauche damit auch insgesamt weniger Fläche”, sagt Professor Jochen Großmann, der Geschäftsführer der Gicon-Gruppe.” 

In Brandenburg ist ähnliches geplant. Dort wurde immerhin ein Windmessturm errichtet, wie rbb berichtet. 

“So steht der Bau dieses Messturms am Anfang eines größeren Projekts, sagt der Geschäftsführer der Gicon-Gruppe, Jochen Großmann. Läuft alles nach Plan, soll im nächsten Jahr eine 300 Meter hohe Windkraftanlage gebaut werden, “die entsprechend deutlich höhere Erträge bringen soll als Windkraftanlagen heute.” Das wäre eine Weltpremiere, probiert hat das bisher noch keiner. 

Die meisten der bisher bestehenden Anlagen sind mit 150 Meter nur halb so hoch wie die geplanten Windkrafträder. In 300 Metern rechnet Gicon mit 80 Prozent mehr Wind. In so einer Höhe ist der Wind zwar nicht stärker, aber konstanter.” 

Diese neuen riesigen Windkraftanlagen werden errichtet, obwohl es noch kaum Erkenntnisse über die Auswirkungen auf die Vogelwelt oder die Insekten gibt. 

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Sind Wärmepumpen ökonomisch und ökologisch sinnvoll? Nach dem Motto der alten Frage an Radio Eriwan Witze müsste die Antwort lauten: Im Prinzip ja, es muss aber der Einzelfall betrachtet werden. Erst an bestimmten Leistungszahlen wird es wirtschaftlich interessant, auch, was die Ökobilanz angeht. Prof. Dr. Motschmann von der Uni Regensburg fasst das Thema in einer Stunde in einem Vortrag zusammen. Wer auch immer erzählt, dass aus einer kWh Strom 4 kWh Stunden Wärme durch eine Wärmepumpe werden, sollte sich das Video dringend ansehen. Er könnte allerdings ernüchtert werden. 

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Dänemark hat sich zum wichtigsten Exportland für Strom für Deutschland entwickelt. Wer nun denkt, das liege an dem vielen Windstrom aus Dänemark, der irrt. Dänemark leitet Strom aus Wasserkraft und Kernenergie aus den Nachbarländern Norwegen und Schweden durch. Auch den Schweden gelingen hier gleich zwei Kunststücke. Ihr Atomstrom verstopft weder die Leitungen in Deutschland noch wir dieser Strom zu teuer produziert. Das waren immer zwei der Hauptargumente gegen Kernenergie in Deutschland. Auch das Argument, irgendwo wird der Wind schon wehen, wird nicht gerade gestärkt durch den Artikel. Der NDR dazu: 

“Wenn in Deutschland allerdings Flaute ist, dann meist auch in Dänemark. “Viel von dem Strom, der bei Flensburg über die Grenze strömt, kommt in Wirklichkeit aus Norwegen und Schweden. Dänemark ist also ein Transitland”, stellt Johannes Bruun vom dänischen Netzbetreiber Energinet klar. 

Schwedens Energiemix beinhaltet etwa ein Drittel an Atomkraft. Die Hauptrolle spielt in Norwegen und Schweden die Wasserkraft. Sie hat einen entscheidenden Vorteil: Viele Wasserkraftwerke können ihre Leistung gezielt erhöhen, wenn der Strom besonders gebraucht wird. Wenn dagegen hierzulande gerade viel erneuerbare Energie zur Verfügung steht, exportiert Deutschland den Strom nach Skandinavien.” 

Mit einer Aussage liegt der NDR etwas falsch. Der Sender dichtet Norwegen viel Kapazität bei Pumpspeicherwerken an. Tatsächlich werden die meisten Stauseen von Niederschlag bzw. Zuflüssen gespeist. 

“In den norwegischen Pumpspeicherkraftwerken wird das Wasser in die Stauseen hochgepumpt, um es später wieder abzulassen. Die Energie wird damit für spätere Stunden gespeichert. Das Potential ist enorm: Die Kraftwerke an Norwegens Stauseen können 87 TWh an Energie speichern. Das entspricht etwa dem deutschen Stromverbrauch von 50 Tagen. Der Flaschenhals sind dabei die Stromleitungen. Norwegen und Schweden sind zwar über direkte Seekabel mit Schleswig-Holstein verbunden. Durch den Weg über Dänemark verdoppelt sich zudem die Kapazität auf knapp vier Gigawatt. Das entspricht je nach Tageszeit aber nur fünf bis zehn Prozent der in Deutschland benötigten Leistung.” 

Stichwort Schweden: Das Land plant den Wiedereinstieg in die Uranförderung. Sie wurde 2018 beendet. Nationalreview: 

“Uranium mining is set to return to mainland Europe as the region seeks alternatives to Russian nuclear fuel and Sweden pushes to treble its atomic energy capacity, the country’s climate minister has said. 

Romina Pourmokhtari, who last year became the youngest cabinet minister in Swedish history at the age of 26, said there was a parliamentary majority behind lifting Sweden’s ban on uranium extraction and opening up by far the largest deposits in the European Union. 

Nearly 40 years after the completion of the country’s last new nuclear power plant, Pourmokhtari has announced plans to build at least ten large reactors to meet an anticipated surge in demand for zero-carbon power. 

She said that while wind and solar power would be important, the country also needed massive volumes of nuclear-generated electricity because output can be reliably dialled up or down to keep the power supply steady through the peaks and troughs of renewable generation.” 

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Die EU denkt an weitere CO2-Abgaben. Das berichtet die Welt

“Die Regelung tritt im Oktober in Kraft und sieht eine Art Zoll auf Kohlendioxid vor. Künftig wird für Waren, die aus Ländern mit laxen Umweltvorschriften kommen, an den Grenzen der EU ein Aufschlag fällig. Die Maßnahme soll Emissionen in Europa und auf der ganzen Welt senken. 

Die CO₂-Abgabe greift ab 2026 bei der Einfuhr von Aluminium, Eisen, Stahl, Strom, Wasserstoff, Zement und Dünger. Sie gilt zuerst nur für Produkte, bei deren Herstellung große Mengen Kohlendioxid entstehen.” 

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Die Planungshoheit beim Thema Bauen haben die Kommunen. Das könnte sich für Solaranlagen nun ändern, wie die Fuldaer Zeitung berichtet. Zukünftig kann gebaut werden, wie die Investoren es wollen. 

“Das Regierungspräsidium rät den Gemeinden, Konzepte zu erstellen, die die Investitionen lenken. Die Regionalplanung in Kassel befürchtet, dass sich Investoren Flächen, die für die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion wichtig sind, für PV-Anlagen unter den Nagel reißen. Allerdings hat noch kein Gericht über die Frage entschieden, ob man das eigentlich uneingeschränkte Baurecht für Photovoltaik an Autobahnen und Bahnstrecken durch Flächennutzungspläne oder Konzepte einschränken darf.  

„Ob Flächennutzungspläne tatsächlich ein probates Mittel zur Investitionslenkung sind, wird man erst später sehen“, ist Stolz skeptisch. Der Neuhofer Bürgermeister ist aber insgesamt weniger besorgt als sein Eichenzeller Kollege. „Seriöse Investoren kommen auf die Gemeinde zu, bevor sie eine Freiflächen-Anlage planen. Die meisten Investoren wollen tatsächlich mit der Gemeinde planen und nicht ohne oder gar gegen sie“, sagt Stolz.” 

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phys.org:

Wildfires in Maui are among the deadliest in US history. These are the other fires atop the list

Wildfires on the Hawaiian island of Maui killed at least 96 people, making it the deadliest U.S. wildfire in more than a century.

Emergency management officials say the death toll is expected to rise as cadaver dogs and searchers make their way through the ashes of Lahaina, a historical town of 13,000 where almost every building was destroyed in the blaze.

The Maui wildfires are currently the nation’s fifth-deadliest on record, according to research by the National Fire Protection Association, a nonprofit that publishes fire codes and standards used in the U.S. and around the world. Authorities have not yet determined the cause of the three separate wildfires that were fueled by dry weather and the winds of a nearby hurricane.

A look at the other deadliest fires in U.S. history:

THE PESHTIGO FIRE

The deadliest U.S. wildfire on record claimed the lives of more than 1,000 people and decimated the logging town of Peshtigo, Wisconsin, about 50 miles (80 kilometers) north of Green Bay.

The Peshtigo Fire began on Oct. 8, 1871, and consumed roughly 1,875 square miles (4,856 square kilometers) of land, destroying all but one of the town’s mostly wooden buildings. The exact death toll remains unknown, but most historians estimate that between 1,200 and 2,400 people were killed, according to the National Weather Service.

The Peshtigo Fire began the same day as the Great Chicago Fire, which killed roughly 300 people and destroyed thousands of buildings in the Midwest’s largest city. In the days that followed, several other wildfires fed by a summer drought and dry winds consumed parts of Michigan and Illinois.

Weiterlesen auf phys.org

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Ahlborn et al. 2023:

Der Windatlas Baden-Württemberg 2019 im Realitätscheck

Der Windatlas Baden-Württemberg 2019 stellt die aktuell gültige Planungsgrundlage für den Ausbau der Windenergienutzung in diesem Bundesland dar. Darin werden detaillierte, ortsaufgelöste Daten zur mittleren gekappten Windleistungsdichte und zu Ertragsprognosen als Ergebnisse einer numerischen Modellsimulation der Landesverwaltung zur Verfügung gestellt. In dieser Arbeit unterziehen wir den Windatlas einer Überprüfung anhand realer Messwerte. Dabei zeigt sich, dass die Einführung einer Kappgeschwindigkeit, die nicht streng begründet wird, in den Simulationen zu einer Überschätzung der Ertragsprognosen um bis zu 30 % führt. Weiterhin zeigen wir auf, dass bereits bestehende Windkraftanlagen in Baden-Württemberg die geforderte Vorgabe einer mittleren gekappten Windleistungsdichte von 215 W/\text{m}^{2} als Schwelle für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht erreichen. Genauso wenig erreichen die bestehenden Anlagen regelhaft die anvisierten 60 % des Referenzertrags. Darüberhinaus zeigen wir, dass sich der Auslastungsgrad der Anlagen im Bereich von unter 25 % bewegt. Auf der Basis von öffentlich verfügbaren Daten des Deutschen Wetterdienstes bestimmen wir die Weibull-Verteilungen der Windgeschwindigkeiten an verschiedenen Windmessstationen in der Nähe von Windkraftanlagen und weisen mathematisch nach, dass der häufigste Betriebszustand aller Windkraftanlagen in Baden-Württemberg der leistungslose Stillstand ist. Des weiteren führen wir ein einfaches und transparentes Verfahren zur Ertragsprognose von Windkraftanlagen ein, welches auf den öffentlich verfügbaren Messdaten des Deutschen Wetterdienstes beruht. Schließlich vergleichen wir Ertragsprognosen des Windatlas mit bekannten Ertragsdaten von bestehenden Windkraftanlagen und weisen nach, dass die im Windatlas prognostizierten Erträge um ca. 30 % überschätzt sind. Seriöse Ertragsprognosen auf der Basis des Windatlas 2019 scheinen daher nicht möglich.

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