Versauerung der Ozeane: Was sagt die Wissenschaft?

Die Versauerung der Ozeane ist Thema bei Grenzen des Wissens, dem YouTube-Kanal von Professor Gerd Ganteför. Er arbeitet heraus, dass es wohl doch nicht so einfach ist, wie gelegentlich geschildert und die Natur sich weigert, so zu reagieren, wie wir Menschen es erwarten. Teilweise widersprechen sich Forschungsergebnisse. 

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Unverhoffte Promotion für Volker Quaschning. Der TV-Sender Servus TV lud Quaschning zu einem Streitgespräch über das Klima bzw. die Hitze ein. Unverhofft wurde der deutsche Ingenieurwissenschaftler und Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin zum Klimaexperten. Ob seine Warmstripes-Krawatte den Ausschlag für den Expertenstatus gab? Er trug sie nicht bei dem TV-Auftritt, so viel sei gesagt. 

Was bleibt nach dem Gespräch? Ob Antje Hermenau ein guter Gegenpart war, muss jeder selbst entscheiden. Die Ex-Grüne versuchte, was ihr möglich war. Sie hatte einen nicht unerheblichen Redeanteil. Quaschning kam mit den üblichen Zahlen. Kernenergie wurde von ihm immer kleingerechnet. Das macht er gern, und führt den Anteil an der Gesamtenergie an. Wenn es um die Erneuerbaren geht, dann wird der Anteil an der Stromproduktion genannt. Das ist Taschenspielerei. Auch die IPCC-Empfehlung die Kernenergie zu steigern, perlte an ihm ab. Alles zu teuer und auch zu spät. Das war schon eine Art selbsterfüllende Prophezeiung. Die Sendung ist noch bis zum 18.08.2023 abrufbar bei Servus-TV

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Der Aktivist Theodor Schnarr von der “Letzten Generation” war Gast bei Markus Lanz. Hinterher waren viele Sympathisanten der Bewegung sauer auf Lanz, weil dessen Redaktion es sich erlaubt hatte, kritische Stimmen ebenfalls einzuladen. Einer davon war Michel Friedmann. Der erinnerte daran, dass der zivile Ungehorsam kein Rechtsgut ist und dass die “Letzte Generation” Straftaten begeht. Web.de hat die Diskussion recht gut zusammengefasst, bei der Theodor Schnarr nicht gut wegkam. Der berief sich auf eine Art Notwehr.  

“Michel Friedman griff daraufhin den Aktivistensprecher frontal an: “Sie nehmen sich heraus, Menschen zu nötigen, Freiheitsberaubungen zu machen, teilweise Körperverletzung.” Der Publizist sehe es grundsätzlich als den “falschen Weg” an, “Gewalt als Mittel der Politik anzuwenden”. Als Schnarr behauptete, dass die Protestart der “Letzten Generation” der “effektivste Weg” sei, den er gerade kenne, konterte Michel Friedman: “Wenn Sie behaupten, dass Sie gewaltfrei sind, dann leben Sie in einer anderen Welt. In dem Moment, wo Sie sich ankleben und andere Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken, haben Sie jedenfalls Straftatbestände erfüllt.” 

Der Klimaaktivist verteidigte sich unverdrossen: “Es ist doch völlig absurd, dass ich überhaupt in solchen Protesten sein muss. Warum muss ich dafür protestieren, dass meine Grundrechte erhalten werden?” Während Schnarr der Bundesregierung vorwarf, ihrer “Verfassungspflicht” nicht nachzukommen, kritisierte Manfred Lütz, dass Schnarr so auftrete, als ob nur seine Position “wissenschaftlich (…) und auch moralisch okay” sei. Der Theologe ergänzte verärgert: “So eine Form der Kommunikation führt dazu, dass sich andere Leute abgewertet fühlen als dumm und böse.” Er glaube, “dass Sie so nicht weiterkommen und dass Sie so der Klimadiskussion richtig schaden”.” 

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Das ist schon ein Paukenschlag. Vattenfalls steigt aus einem großen Windparkprojekt aus, wie die Wirtschaftswoche berichtet. 

“Der schwedische Energieversorger Vattenfall hat sein 1,4-Gigawatt-Windpark-Projekt Norfolk Boreas vor der Küste Großbritanniens gestoppt. Als Grund nannte der Vorstand Kostensteigerungen von bis zu 40 Prozent. Wegen dieser Entwicklung werde der Konzern Wertminderungen auf sein Windkraftgeschäft in Norfolk vornehmen, was den Gewinn mit 5,5 Milliarden Schwedische Kronen belasten werde, teilte Vattenfall am Donnerstag mit. Der Windpark hätte Strom für rund 1,5 Millionen Haushalte liefern können. 

„Höhere Inflation und Kapitalkosten wirken sich auf den gesamten Energiesektor aus, aber die geopolitische Situation hat Offshore-Windenergie und ihre Lieferkette besonders anfällig gemacht“, sagte Vattenfall-Chefin Anna Borg. Sie kündigte an, die beste Vorgehensweise für die gesamte Norfolk-Zone prüfen zu wollen, zu der auch die Projekte Vanguard East und West gehören. Zusammen sollten die drei Projekte etwa 4,2 GW Strom produzieren.” 

An diese Entscheidung sollte man all diejenigen erinnern, die meinen, dass Sonne und Wind keine Rechnung schicken. Das ist von sehr schlichter Naivität. 

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Nach diesem Interview von Simone Peter sollte ihr Arbeitgeber eine Gratifikation springen lassen. Die Präsidentin des BEE (Bundesverband Erneuerbare Energie) macht das, was ihrem Verband nutzt. Noch mehr Subventionen fordern und zusehen, dass andere besser keine bekommen. Der Platz an den Fleischtöpfen gehört verteidigt. Aber richtig verrückt wird es, als sie Gaskraftwerken die Existenzberechtigung abspricht. 

“E&M: Robert Habeck wurde auf dem Fest wie ein Popstar gefeiert. Setzen sie mit ihm wirklich aufs richtige Pferd?  
Peter: Er hat gut herausgearbeitet, dass der Freiheitsbegriff nicht an der Wahl eines Heizkessels hängt, sondern Verantwortung bedeutet. Uns ist wichtig, dass das Ministerium unsere Expertise besser annimmt.  
E&M: Ein Beispiel, bitte.  
Peter: Ein zentraler Punkt ist der künftige Strommarkt. Eine Kraftwerks-Ausschreibung von 20.000 Megawatt auf die Schnelle, wie er derzeit auf der “Plattform Klimaneutrales Stromsystem” − kurz PKNS − besprochen wird, das heißt, ohne einen Plan für das künftige Strommarkt-Design, darf es nicht geben. 
E&M: Sie meinen die Gaskraftwerke.  
Peter: Genau. Wir setzen stattdessen auf ein dezentrales, erneuerbares Back-up aus Bioenergie, Wasserkraft, grüner Kraft-Wärme-Kopplung, Speichern und Sektorenkopplung. 9.000 Biogas-Anlagen liefern verlässlich Strom, Wärme oder Moleküle. Damit müssen wir die wetterabhängigen Quellen Sonne und Wind stützen. Das kommt der Volkswirtschaft mehr zugute als importiertes LNG für die Gaskraftwerke, die künftig nur wenige Stunden im Jahr gebraucht werden. Wann es die ersten H2-Gasturbinen im größeren Megawatt-Bereich gibt oder den grünen Wasserstoff, geht möglicherweise weit über 2030 hinaus.” 

Biomasse hat momentan eine maximale Kapazität von etwa 9,4 GW in Deutschland. Das ließe sich nur durch mehr Anlagen und mehr Fläche für Energiepflanzen steigern. Ob sie das weiß? Wasserkraft kommt auf 3,7 GW, das ist kaum steigerbar. Möglicherweise neu für die Lobbyistin? Pumpspeicher haben theoretisch 7 GW Leistung, aber halt nur für einen begrenzten Zeitraum und irgendwann muss das Wasser ja auch wieder hochgepumpt werden. Das hilft also nur in Spitzen, aber nicht mal eine ganze Nacht. Man kommt also auf etwa 20 GW im Idealfall. Das soll aber laut Simone Peter ausreichen, um Deutschland mit Strom zu versorgen. Offenbar können andere besser rechnen als Simone Peter und planen fest mit den Gaskraftwerken. 

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Manfred Knake schickte uns einen Auszug aus der folgenden Veröffentlichung von 1885 (ganzes pdf hier). Bereits damals schmolzen die Gletscher, nachdem die Kleine Eiszeit gerade zuende gegangen ist. Mit dem CO2 kann das damals noch nicht viel zu tun gehabt haben, denn die Emissionen begannen gerade erst langsam zu steigen. 

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Twitter:

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Chicago Tribune:

Costly Deep Tunnel flooding project can’t handle Chicago area’s severe storms fueled by climate change

Hours before heavy rains swamped Chicago and Cook County suburbs on July 2, the region’s $3.8 billion flood-control project appeared ready as can be to bottle up storm runoff.

The Deep Tunnel’s massive sewers, capable of holding 2.3 billion gallons, were almost empty, according to Metropolitan Water Reclamation District records.

At the end of tunnels hundreds of feet below the Chicago River, Des Plaines River and North Shore Channel, the McCook Reservoir—more than 20 times larger than Soldier Field—was just 17% full of raw sewage and runoff being stored until it could be safely treated.

But the first sign of trouble came before 8:30 a.m., when runoff mixed with human and industrial waste began pouring into the Des Plaines from an overflow pipe at 40th Street in southwest suburban Lyons, district records show.

Two hours later, the same thing happened at a pump station in north suburban Wilmette and another, much larger facility off Lawrence Avenue in Chicago, where fetid gunk flowed into the North Branch of the Chicago River for nearly a day. Waste and runoff would end up pouring out of 19 other overflow pipes across the county, from Evanston to Westchester, many for hours at a time.

Weiterlesen auf phys.org

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Immer wieder hört man, dass der Mensch zu 100% für die Klimaerwärmung und Gletscherschmelze verantwortlich sei. Ein neues Paper von Clauzel et al. 2023 in den Geophysical Research Letters kommt zu einem anderen Ergebnis:

Sensitivity of Glaciers in the European Alps to Anthropogenic Atmospheric Forcings: Case Study of the Argentière Glacier

Abstract

This study aims to quantify the contribution of anthropogenic forcings on the retreat of the Argentière Glacier (European Alps). The glacier evolution is simulated over 1850–2014 following retrospective scenarios produced with the IPSL-CM6-LR climate model, with and without natural and anthropogenic forcings. The scenarios used to force an ice flow model are statistically downscaled, preserving the long-term trends and the physical consistency between precipitation and temperature. Since the late 19th century, the regional aerosol cooling has partially counteracted the greenhouse gas-induced warming, delaying the time of emergence of the anthropogenic signal. The anthropogenic signal emerged from natural variability in 1979 for temperature and surface melting, and in 2008 for the glacier mass, whereas its snout position in 2014 remains compatible with natural variability. From the total mass loss between 1850 and 2014, 66% [21%–111%] is attributed to anthropogenic activities.

Key Points

  • Glacier simulations forced with climate model outputs are used to explore natural and anthropogenic imprints on Argentière Glacier
  • Statistical downscaling needs to preserve the trends and the physical relationship between temperature and precipitation
  • The anthropogenic imprint on Argentière Glacier mass emerged in 2008, 30 years after the emergence of the temperature signal

Plain Language Summary

This work aims to quantify the anthropogenic impact on the Argentière Glacier with respect to changes related to climate natural variability. We use a detection-attribution approach to produce retrospective ensemble simulations of the climate and the glaciers, with and without greenhouse gasses and aerosol forcings over 1850–2014. The time of emergence of the anthropogenic signal, that is, the date when it becomes statistically distinguishable from climate natural variability, occurs in 1979 for temperature in the Argentière location, with warming reaching 1.35°C in 2014 relative to 1850. The emergence of the anthropogenic signal occurs later for the glacier changes: the snout position is still compatible with natural variability in 2014, whereas for the glacier mass change, it occurred in 2008, ∼30 years after that of the temperature. In 2014, 66% [21%–111%] of the total mass loss since 1850 can be attributed to anthropogenic activities, a result that is dependent on the natural variability estimated from the climate model used in this study. The combination of increasing concentration of greenhouse gasses and decreasing aerosols in the atmosphere led to an acceleration of the glacier retreat over the last 3 decades.

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