Die Geopolitik der Energie

Ein Artikel im Pragmaticus beschäftigt sich mit einer Wiederbelebung des Desertec-Gedankens. 

“Skalierbarkeit bedeutet, dass man eine erprobte Technologie in beliebiger Anzahl und Leistung erweitern kann, ohne auf größere technische Hürden zu stoßen. Außerdem wurde die Wett­bewerbs­fähigkeit von Photovoltaik in den letzten Jahren enorm gesteigert, weil die Produktionskosten bei gleichzeitiger Leistungssteigerung um den Faktor zehn gesenkt werden konnten (was leider bei den Privatkunden nie in diesem Ausmaß ankam). Saudi-Arabien gehört zu den Pionieren bei Mega-Anlagen; der jüngste Solarpark soll mit 3,6 GW mehr als zwei Kernkraftblöcke leisten und mit Kosten von 1,04 US-Cent/kWh einen Effizienzweltrekord aufstellen. Oder anders ausgedrückt: Bei diesem Strompreis würden 500 Kilometer mit einem E-Auto etwa einen Euro kosten. Noch eins drauf setzt der geplante Australia-Asia PowerLink. Im australischen Northern Territory soll auf einer Fläche von 120 Quadrat­kilo­metern eine 20-GW-Anlage (entspricht der doppelten Leistung aller deutschen Kernkraft­werke) er­richtet werden, die in Kombination mit dem größten Batteriespeicher (42 GWh) und der längsten Kabelverbindung (5.000 Kilometer) Strom bis nach Singa­pur exportiert.” 

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Atomkraft oui, Windkraft non. Frankreich folgt dem deutschen Weg in Sachen Energie nicht. Gegen Windkraft formiert sich nach Angaben der Tagesschau Widerstand. Es ist die Tourismus-Branche und die Fischer, die sich gegen Windkraft vor den Künsten des Landes aussprechen. 

“Schon vor mehr als zehn Jahren hat die französische Regierung diesem Gebiet im Ärmelkanal den Zuschlag gegeben. Durch den stabilen Untergrund und die geringe Wassertiefe kann man hier besonders gut bauen. Umweltverbände kritisieren, dass der Ort zu nah an der Küste gewählt wurde. Es habe außerdem zu wenig Austausch mit den lokalen Akteuren gegeben. Auch Becquet fühlt sich vom französischen Staat übergangenen. Die Vorschläge der Fischer für einen alternativen Ort seien nicht berücksichtigt worden. Becquet und seine Kollegen befürchten, dass die Fische langfristig aus diesem Teil des Meeres verschwinden. Auch wenn der Windradbetreiber das Gegenteil behauptet. Aussagekräftige Studien dazu gibt es bisher wenige. Die Fronten sind verhärtet.” 

Anders als in Deutschland gibt es in Frankreich wenig Kritik an der Kernenergie. 

So groß der Widerstand gegen den Offshore-Windpark ist: Gegen den Ausbau des Atomkraftwerks gibt es wenig Widerstand. Momentan sind die beiden bestehenden Reaktoren von Penly außer Betrieb: wegen Korrosion, einem großen Riss und Wartungsarbeiten. Sorgen machen sich hier nur wenige. Laut dem Bürgermeister von Le Tréport, Laurent Jacques, gibt es großes Vertrauen. Man sei die Atomkraft und das damit einhergehende Risiko hier ja gewöhnt. “Ich kenne hier quasi keine Menschen, die sagen, ich bin gegen Atomkraft. Und ich selbst bin davon überzeugt, dass der Ausbau ein gutes Projekt für die Region ist”, sagt er. Schon jetzt profitieren viele in der Region wirtschaftlich vom Atomkraftwerk. Vom Neubau der Reaktoren erhofft sich der Bürgermeister weitere Arbeitsplätze: “Da werden tausende Menschen arbeiten. Die können natürlich nicht alle von hier kommen. Die müssen ja erst mal ausgebildet werden. Aber die Idee ist, dass 50 Prozent aus der Region stammen.” Mit dem Offshore-Windpark sei das anders: “Die wirtschaftlichen Konsequenzen für eine Kommune wie unsere sind katastrophal. Es geht um Hunderte von Arbeitsplätzen. Wir bekommen null Gegenleistung.” Auch eine ursprünglich in Le Tréport geplante Wartungsstation werde jetzt im Nachbarort gebaut.” 

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Eine reichlich unkritische Betrachtung der “Letzten Generation” bietet ein Podcast des MDR. Offen wird mit den Aktionen sympathisiert, denn eigentlich, so die Podcast-Macher, haben die Aktivisten ja recht. Nicht mal die Finanzierung wirft kritische Fragen auf. Allerdings gehen die Recherchen auch nicht sehr tief. Die Aktivisten würden doch nur die Verfassung durchsetzen, so die Botschaft. Dass die Verfassung aber auch andere Rechtsgüter kennt, wie den Schutz von Eigentum, scheint den Redakteuren des MDR in der eigenen Begeisterung wohl entgangen zu sein. 
Die Tagesschau listet in einem Artikel 580 Straftaten auf.  

“Die Mitglieder der Gruppierung “Letzte Generation” sind laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser für 580 Straftaten verantwortlich. Die Angaben basieren der SPD-Politikerin zufolge auf einem ersten bundesweiten Lagebild des Bundeskriminalamtes und auf einen Zeitraum seit Beginn 2022. Bei den meisten Delikten, welche den Klima-Aktivisten zur Last gelegt werden, handele es sich um Nötigung und Sachbeschädigung, sagte Faeser der “Bild am Sonntag”. Insgesamt seien 740 Personen “polizeilich in Erscheinung getreten”. Faeser übte erneut scharfe Kritik an den Protestaktionen. “Wir akzeptieren nicht, dass Aktivisten die Rechte anderer verletzen”, betonte sie und fügte hinzu: Dem Klimaschutz nutzt das überhaupt nichts, im Gegenteil: Die Aktivisten schaden der Akzeptanz massiv. Dass die Polizei einschreitet und Aktivisten vor Gericht landen, sehen wir vielerorts.” 

Der Zweck heiligt also keineswegs die Mittel. Eine Erkenntnis, die den MDR-Journalisten offenbar fremd ist. Der Justiz glücklicherweise nicht. 

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RWE steigt aus einem Batterieprojekt in Belgien aus. Flanderninfo berichtet. 

“RWE hatte im April 2022 eine Genehmigung für den Bau eines Batterieparks für 200 Megawatt Lithium-Batterien erhalten. Ziel dieser Anlage sollte sein, dort bis zu 800 Megawattstunden Elektrizität zu speichern. Das wäre das Achtfache von dem gewesen, was man bisher in Europa auf dieser Ebene speichern kann. Doch, wie De Tijd meldet, hat sich RWE völlig unerwartet bereits in der vergangenen Woche aus dem Projekt zurückgezogen. Als Grund dafür verweist der deutsche Energiekonzern auf den Beschluss der belgischen Bundesregierung, die jüngsten beiden Kernreaktoren in den AKW Doel und Tihange 10 Jahre länger am Netz zu belassen. Offenbar hielt RWE dadurch den Bau einer solchen Speicheranlage für wirtschaftlich nicht mehr lohnenswert. In Dilsen-Stokkem reagiert man enttäuscht auf den Entschluss, denn für RWE verzichtete man hier u.a. auf den Bau eines Gaskraftwerks. Jetzt muss für das dafür vorgesehene 12 Hektar große Gelände eine neue Nutzung gefunden werden.” 

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Chinese Academy of Sciences:

Study: The faster El Niño decays, the fewer typhoons occur the following summer

As the largest climate signal on the interannual time scale, El Niño has pronounced impacts on typhoon activity. Recently, a growing number of studies have been focusing on the climatic effects of the pace of El Niño decay and the remarkable role this plays in the genesis position and intensity variations of typhoons. However, the response of the frequency of typhoon occurrence to the pace of El Niño decay remains unclear.

In a paper recently published in Atmospheric and Oceanic Science Letters, Dr. Qun Zhou and Dr. Lixin Wei from the National Marine Environmental Forecasting Center, attempt to address this issue. They present new evidence for variation in the pace of El Niño decay having a significant influence on the typhoon frequency in the summer following the mature winter of El Niño.

“Firstly, we classified El Niño cases into two categories: fast decaying [FD] and slow decaying [SD]. Interestingly, the typhoon occurrence frequency decreased sharply in the following summer only for FD El Niño cases. In order to explore the possible reason for this observed typhoon response, we further compared the environmental factors for typhoon development and the related atmospheric circulation processes between the FD and SD El Niño years,” explains Dr. Zhou.

Compared with those for SD El Niño years, fewer typhoons occurred in the following summer for FD El Niño years, and the causal mechanism was a stronger anticyclonic anomaly over the western North Pacific forced by tropical Indo-Pacific sea surface temperature (SST) anomalies. Therefore, the pace of El Niño decay might serve as an important factor in the prediction of typhoon activity.

“However, the question of how these distinct patterns of tropical SST anomalies establish under FD and SD El Niño conditions needs to be studied in future work from the perspective of ocean dynamics,” adds Dr. Zhou.

Paper: Qun Zhou et al, Influence of the pace of El Niño decay on tropical cyclone frequency over the western north pacific during decaying El Niño summers, Atmospheric and Oceanic Science Letters (2023). DOI: 10.1016/j.aosl.2023.100328

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Bob Yirka , Phys.org:

Climate teleconnection tied to global fires identified

An international team of climate scientists has identified a climate teleconnection associated with increased fire activity around the world. In their study, published in the journal Nature Communications, the group used satellite data along with information gathered from weather stations around the world over the years 1982 to 2018 to learn more about patterns of increased fires in different parts of the world.

Prior research has suggested that there are climatic connections between events that happen around the world at different times. The El Niño-Southern Oscillation (ENSO), for example, has been found to impact weather in many parts of the world.

The researchers on this new effort recently found associations between major hot spots around the world tied to droughts that could be traced back to the ENSO. In this new study, they focused their attention on finding climate associations between major fires that break out during roughly the same time periods around the world.

Weiterlesen auf Phys.org

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Ben Knight, University of New South Wales:

Beach erosion: Satellites reveal how climate cycles impact coastlines

Researchers from UNSW Sydney have analyzed millions of satellite photos to observe changes in beaches across the Pacific Ocean. The findings, published in Nature Geoscience today (Feb. 10), reveal for the first time how coastlines respond to different phases of the El-Niño-Southern Oscillation (ENSO) cycle.

ENSO is a natural climate phenomenon that causes variations in sea surface temperatures over the Pacific Ocean. The warming phase, known as El Niño, and the cooling phase, known as La Niña, affect weather patterns across different coastlines depending on the cycle.

During these periods, coastal erosion can also intensify, shifting sand away from beaches and threatening beachfront homes and habitats. But scientists haven’t been able to study this broadly using conventional coastal monitoring techniques, which have been limited to on-ground observations on just a few beaches.

“Scientists have known beaches respond to ENSO cycles for decades, but we’ve only been able to paint a small picture of this from a few sporadic beach monitoring sites,” says Dr. Mitchell Harley, co-author of the study from UNSW’s Water Research Laboratory at the School of Civil & Environmental Engineering. “For this research, we were able to take a completely different angle to complete the bigger picture of how climate cycles impact entire Pacific coasts.”

Observing coastal changes from the cosmos

Satellites orbiting the Earth have captured images of the world’s coastlines at regular intervals for almost forty years. The researchers developed a new open-source tool called CoastSat, which combines image processing and machine learning algorithms to extract information from every pixel about thousands of sandy beaches along the Pacific rim.

“The tool automatically maps the position of the interface between the sand and water. Doing this over multiple images and beaches, and correcting for the tide, we can discover changes in the coastline over a large temporal and spatial scale and how this correlates with ENSO cycles,” says Dr. Kilian Vos, lead author of the study from the Water Research Laboratory.

Using the tool, the researchers processed 38 years of Landsat satellite photos to find correlations in beach width and El Niño and La Niña cycles across more than 8000km of sandy coastline, from the east coast of Australia to the west coast of California and down to Chile.

They found that beaches on the southeast coast of Australia narrow during prolonged La Niña, while they widen—or accrete—during El Niño periods. But beaches on the other side of the Pacific experience the opposite effect—eroding during El Nino and recovering during La Niña.

“While our study is looking at the average behavior of sandy beaches correlated with the ENSO cycle, this is consistent with what we’ve observed, for example, with the recent triple-dip La Niña in Australia, where successive coastal storms have been stripping sand from beaches along the NSW and QLD coastlines,” says Dr. Vos.

Forecasting coastal erosion risk

The researchers say understanding the impact of ENSO cycles on different coasts of the Pacific can help coastal managers and residents anticipate coastal erosion risks and prepare with protection measures like beach nourishment.

“Sandy coasts are some of the most dynamic and populated environments on the planet. In some conditions, they can completely disappear overnight and take years to come back,” Dr. Vos says.

“It’s essential we continue to monitor them through studies like this which help inform how we can manage our beaches, which provide a buffer between ocean waves and the high-value infrastructure around them.

“If you’re a tourist looking to spend a holiday on the beach, it might be worth looking at the ENSO forecast as it might give you an indication of where to expect wide sandy beaches.”

Dr. Harley also leads the CoastSnap citizen science project, where community members share their shoreline photos to create new insights into how beaches respond to changing conditions.

The researchers plan to further analyze the data from both projects to uncover insights on how beaches respond to waves, sea levels and climate change as close to real-time as possible.

“Some studies suggest climate change will alter ENSO patterns, which may affect how coastlines change further, in terms of intensification of these erosion and accretion effects, or a shift in where they occur,” Dr. Harley.

“Using all these incredible data sources from space and the community, we can continue to increase our understanding of how our coastlines are changing now and in the future.”

Paper: Kilian Vos et al, Pacific shoreline erosion and accretion patterns controlled by El Niño/Southern Oscillation, Nature Geoscience (2023). DOI: 10.1038/s41561-022-01117-8

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