Es geht um viel Geld

Natürlich muss Jürgen Trittin schon bei seinem legendären Satz, dass die Kosten der Energiewende einen Haushalt im Monat nur die Kosten einer Kugel Eis kosten würden, völlig klar gewesen, dass das Schwachsinn ist. Die Kugel Eis holt ihn, aber auch die Menschen in diesem Land, immer mehr ein. Ganz gleich ob es Privathaushalte oder Industriebetriebe sind. Strom ist teuer in Deutschland und es sind keine Anzeichen in Sicht, dass sich das ändern wird, jedenfalls nicht, solange der Kurs nicht geändert wird. 

Nun gibt es neben solchen Eiskugel-Aussagen auch seriöse Schätzungen, was der Umbau kosten wird. Eine davon stammt von Bloomberg und die sieht immense Kosten vor, was die Übertragungsnetze angeht. Auch wenn das eine globale Betrachtung ist, die Kosten in Deutschland werden ebenfalls gewaltig sein. En-Former, der Energieblog von RWE hat sich die Studie angesehen. 

“Weltweit sind erhebliche Investitionen in den Netzausbau erforderlich 

BloombergNEF schätzt den Bedarf auf mehr als 21 Billionen US-Dollar bis 2050 

Regierungen müssen entsprechende Anreize setzen 

Neben dem steigenden Strombedarf erhöht auch die Art der Stromerzeugung den Bedarf an Übertragungskapazität” 

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Sollte die Energiewende weiter stottern, dann hat Robert Habeck nun die beste Entschuldigung aller Zeiten dafür. Sein bester Mann, Patrick Graichen, fehlt ja. Die Tagesschau

“Der in die Kritik geratene Energie-Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Patrick Graichen, verliert laut Medienberichten seinen Posten. Der Top-Mitarbeiter von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck steht in der Kritik, weil er an der Neubesetzung des Spitzenpostens der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (Dena) beteiligt war. Der Job wurde dem früheren Berliner Grünen-Politiker Michael Schäfer zugesprochen. Dieser war Graichens Trauzeuge, was der Staatssekretär zunächst aber nicht mitgeteilt hatte. 

Sowohl Graichen als auch Habeck bezeichneten den Vorgang als Fehler. Nach Bekanntwerden der privaten Verbindung zwischen Schäfer und Graichen entschied der Aufsichtsrat der Dena, die Besetzung des Postens neu auszuschreiben.  

Graichen soll laut der Nachrichtenagentur dpa nun in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Hintergrund sind demnach Ergebnisse weiterer interner Prüfungen.” 

Heißt in den einstweiligen Ruhestand, dass er vorerst nicht für eine NGO arbeiten kann/darf? Wäre wegen Verstoß gegen Compliance Regeln auch eine fristlose Kündigung möglich gewesen? Immerhin scheint dem Friends & Family Programm im Wirtschaftsministerium ein Ende bereitet zu sein. Der Spiegel berichtet über den einen Fehler zu viel, der Minister Habeck veranlasste sich von Graichen zu trennen. 

“Graichen soll am 30. November 2022 laut Habeck drei Projektskizzen für die nationale Klimaschutzinitiative gebilligt haben. Ein Projekt kam vom Berliner Landesverbandes des BUND. Dort ist Graichens Schwester Vorstandsmitglied. Damit habe sie keine Vertretungsbefugnis, sagte Habeck. Aber sie war bis Mai 2022 Landesvorsitzende. 

Mit Graichens Unterschrift wurde das Projekt als förderwürdig eingestuft, eine finale Entscheidung wäre nur noch Formsache gewesen – der BUND hätte 600.000 bekommen. Geld sei noch keines geflossen, sagte Habeck.  

»Diese Vorlage hätte Patrick Graichen nicht vorgelegt werden dürfen und hätte von ihm nicht abgezeichnet werden dürfen«, sagte Habeck.” 

Es dürfte interessant sein, wer der oder die Nachfolgerin wird. Experten gibt es ja noch und nöcher. Und auch hier ging es letztlich um viel Geld, was den Sturz von Graichen beförderte. 

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16 Länder der EU schließen sich in Sachen Kernenergie zusammen. Die taz dazu: 

“Die VertreterInnen von 16 atomkraftfreundlichen europäischen Ländern haben sich am Dienstag in Paris getroffen, um ihre Strategie zum Ausbau der Kernenergie abzustimmen. Die Staaten, darunter Belgien, die Niederlande und Schweden, waren der Einladung der französischen Energieministerin Agnès Pannier-Runacher gefolgt. Diese erklärte, die Atomenergie sei sowohl wichtig „für unsere Versorgungssicherheit als auch für unsere Klimaschutzverpflichtungen“. 

Die Staaten sprachen sich dafür aus, die installierte Leistung der Atomkraft bis 2050 auf 150 Gigawatt (GW) zu steigern. Bislang sind in Europa rund 100 GW am Netz. An dem Treffen nahm auch EU-Energiekommissarin Kadri Simson teil. Die Alliance du nucléaire forderte die EU-Kommission auf, die Atomkraft in ihrer Energiestrategie stärker zu berücksichtigen. Laut dem Abschlussdokument will die Kommission bald auch Position zur Zukunft kleinerer Reaktortypen in der EU beziehen.” 

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Der Spiegel rechnet mit neuen Temperaturrekorden bis 2027. Was auch immer “Nordwinter” meint, andere Oszillationen und deren Einfluss scheint es demnach nicht mehr zu geben. 

“Angesichts der langfristigen Erderwärmung wegen des Treibhausgaseffekts dürften steigende Temperaturen kaum überraschen – doch das Tempo werde sich in diesem Zeitraum laut der Prognose drastisch beschleunigen, heißt es. Die WMO verweist auf das natürliche mehrjährige Wetterphänomen der Südlichen Oszillation, genannt El Niño. Dabei ändern sich die Meeres- und Luftströmungen über dem Südpazifik, was sich weltweit mit Extremwetter unterschiedlicher Art auswirkt und insgesamt für steigende Temperaturen sorgt. Dass das Phänomen im kommenden Nordwinter einsetzt, gilt der WMO zufolge als wahrscheinlich. Auch der bisherige Temperaturrekord im Jahr 2016 entstand unter El-Niño-Bedingungen.” 

Meteo plus zum Thema AMO, die für den Norden der Welt wichtig ist: 

“Da auf der Basis von Proxidaten (z.B. Eisbohr­kerne und Korallen) die Periodi­zität der Atlantischen Multi­dekaden-Oszillation bereits über mehrere Jahrhunderte zurück nachverfolgt werden kann, geht man davon aus, dass sich das zyklische Verhalten der Atlantische Multidekaden-Oszillation auch in Zukunft fortsetzen wird. Dies bedeutet, dass uns noch bis 2025 oder sogar 2035 die positive Phase erhalten bleibt. Erst dann ist aus rein statistischer Sicht wieder mit einer Kaltphase zu rechnen, die sich auf die gesamte Nord­hemisphäre auswirken und kühlere Temperaturen bringen würde.” 

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Wärme aus Abwasser: Ein spannendes Interview bei n-tv

“Richtig. Das Spannende am Abwasser ist, dass es da ist, wo die Menschen sind: vor allem in städtischen Gebieten mit wenig Platz, um Energie zu erzeugen. Je mehr Gebäude man an dieses Wärmenetz anschließt, desto weiter weg bewegen wir uns von der Verbotsdebatte. Wir haben schon einmal mit den Berliner Wasserbetrieben über das Thema gesprochen. Das Fazit war damals: Abwasserwärme ist eine tolle, aber leider auch sehr teure Idee, mit der man lediglich drei bis fünf Prozent der Wärmemenge, die in Berlin zum Heizen benötigt wird, bereitstellen kann. In anderen deutschen Städten ist die Lage noch komplizierter.  

Sie dagegen sagen, dass Abwasser bis zu 15 Prozent des Wärmebedarfs im deutschen Gebäudesektor abdecken könnte. Wie kommen diese Unterschiede zustande? 

Für die Angaben sind unterschiedliche Perspektiven verantwortlich. Für uns als Anlagenbauer kann ich sagen, dass wir gegen den Trend schon 120 Projekte in Europa realisiert haben. Davon befinden sich 70 oder 80 in Deutschland, die meisten außerhalb von Berlin (9). 11 haben wir in Paris realisiert. Wir wissen also, dass das Potenzial an unterschiedlichen Orten vorhanden ist. Mehrere Studien ordnen es bei 5 bis 15 Prozent des Wärmebedarfs ein. Aber wir wollen gar nicht über einzelne Prozente streiten, sondern die Möglichkeiten gerne mit etwas Euphorie bekannter machen.” 

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Leserpost von Bruno Hublitz:

Zu Ihrem KlimaNachrichten-Blogbeitrag zur Meldung der Bundesnetzagentur über die „Überflüssigkeit der Kernenergie“ (16.5.2023) eine Anmerkung. Auch Daniel Wetzel von der WELT, den ich sehr schätze, befasst sich sehr kritisch mit der Meldung der Bundesnetzagentur. Ich vermute, Sie kennen seinen Kommentar und werden auch auf seinen Kommentar im Blog ergänzend hinweisen. Wenn nicht, dann mein Vorschlag, einen Auszug aus seinem Text, soweit rechtlich zulässig, zu veröffentlichen (Hervorhebung von mir).

WELT vom 16. Mai 2023: „Völlig verstrahlte Diskussion

Zitat:  „….Ohnehin ist es von der Anti-Atompolitik albern, die deutsche Nuklearbranche kleinzuschlagen, um dann in deren – natürlich – geringen Beitrag einen Beleg für die Überflüssigkeit von Kernkraft insgesamt zu sehen. Richtig bleibt: Die sechs letzten AKW haben mehr Strom produziert, als alle deutschen Solaranlagen zusammen. Ist das eine überflüssig, wäre es das andere ja auch. Nur wer auf einem ideologischen Feldzug unterwegs ist, verschweigt tunlichst, dass seit der AKW-Abschaltung die Stromimporte steigen und der Kohle-Ersatzstrom Deutschland im EU-Vergleich den dreckigsten Energiemix nach Polen beschert….“

Den Text habe ich aus der Printausgabe. Für WELT-Plus-Abonnenten auch hier zu lesen:

Viele Grüße
Bruno Hublitz
Erlangen

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Gaathier Mahed auf The Conversation:

Africa’s aquifers hold more than 20 times the water stored in the continent’s lakes, but they aren’t the answer to water scarcity

Discoveries of aquifers – underground earth formations that hold water – often create excitement around their ability to ease water scarcity in a region.

For instance, about 10 years ago a large aquifer was discovered in Kenya’s Turkana region. This is one of the hottest, driest parts of Kenya and it frequently suffers from drought. The government claimed that the aquifer could supply the entire country with water for 70 years. More recently, the US announced the discovery of five aquifers in Niger, one of Africa’s most water scarce countries, containing over 600 billion cubic metres of water. To put it into perspective, Egypt’s current water demand is 114 billion cubic metres of water per year.

These are welcome announcements. Due to a changing climate and the increasing demands of a growing population, many of Africa’s surface water resources – such as dams and rivers – are under strain. They’re being overused and slowly depleted.

Alternative water sources, like aquifers, need to be explored. Based on Africa’s geology we know aquifers are highly prevalent across the continent. But, as a groundwater and aquifer expert, I want to highlight that they’re not always going to help address water scarcity. For instance, early research findings deemed Kenya’s Turkana aquifer water unfit for use due to high salinity.

It’s important to bear these challenges in mind so that expectations can be managed. It is also useful for planners and governments, as they need to think of other ways around the water scarcity problem.

Africa’s aquifers

The volume of groundwater that’s held in African aquifers is estimated to be 0.66 million km³. This is more than 100 times the annual renewable freshwater resources stored in dams and rivers, and 20 times the freshwater stored in Africa’s lakes.

The size and shape of an aquifer is based on the body of rock beneath the Earth’s surface. Some can be in the form of caves and hold water on a large scale. Some can range from a few metres thick to hundreds of metres with multiple layers. Aquifers can also extend for many kilometres or be localised in certain areas.

Water gets into these aquifers in different ways. Some are filled by new rainfall, others hold old, or ancient, rainfall. In Africa, most are found less than 50 metres below the ground’s surface.

Many of Africa’s aquifers are spread across country borders, meaning countries have to share the water resource. The largest volumes of groundwater in Africa are found in large aquifers in Libya, Algeria, Egypt and Sudan.

There are various ways to tap into aquifers, including hand-dug wells, drilled wells and boreholes, and natural springs.

Tapping into the groundwater

Some countries have already taken steps to tap into aquifers.

South Africa has two massive aquifers. The largest stretches from Cape Town to Gqeberha, a city 750km away. This geological formation covers a surface area of 37,000km² and ranges in thickness from 900 metres to 4,000 metres. The other big one is the Cape Flats aquifer. It is estimated that by 2036, almost R5 billion (about US$274 million) will have been invested to tap these aquifers. They will yield about half of the amount of water in the Berg River dam, which provides almost 20% of the City of Cape Town’s supply.

Another large aquifer on the continent, containing only ancient trapped water, is the Nubian Sandstone in North Africa. It covers about 2 million km², and spans Libya, Egypt, Sudan and Chad. It contains more than 150,000km³ of groundwater – more water than the Nile River discharges in 500 years. The countries it spans are tapping into the aquifer and have agreed on its fair use.

Libya has undertaken the Great Man-Made River project to pipe water hundreds of kilometres from the Nubian sandstone to the coast by means of gravity flow.

Challenges in using aquifers

But aquifers aren’t a silver bullet. There are many factors to consider when using them as a water source.

Distance

The distance between the aquifer and where the water is needed can be an obstacle. In some places in Africa, this distance is covered by women carrying buckets and walking for many kilometres. The construction of pipelines and infrastructure can be costly.

A related challenge is the depth required to drill for groundwater, which can incur great costs. A type of X-ray is done of the surface to confirm whether there are groundwater resources worth exploiting, and then there’s the expense of a drilling rig.

Water quality

Water quality in an aquifer isn’t always good. Sometimes it’s polluted by human activity; sometimes the water takes on characteristics of the surrounding material in the ground.

An example is outside Gqeberha, which has one of the largest drilled wells in the Southern Hemisphere. It yields about 100 litres per second. Unfortunately the iron content of the water is above the required standards. It has to be treated before it is drinkable.

Unsustainable groundwater use

Overpumping is becoming common in certain areas, especially cities. Cape Town and Nairobi are reporting hundreds of well points being drilled for residents to use. Cases of wells drying up and water levels dropping rapidly have been reported in places.

Industrial activity, agriculture and chemical leaks can also affect groundwater quality.

Overpumping can also cause seawater to get into groundwater. The more dense seawater migrates to replace the freshwater removed from an aquifer. This has devastating implications for the storage capacity of the aquifers as well as the overall groundwater quality. It has been seen in certain coastal aquifers. Saline intrusions are very difficult to address.

Meeting water needs

Despite these concerns, aquifers have the capacity to provide some water in almost all parts of Africa. Groundwater is part of the solution to water scarcity, but not the entire solution. It should be used in a way that keeps it available long into the future.

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