Chef der Weltklimakonferenz setzt auch auf Kernkraft

Das dürfte der Gastgeberin der Petersberger Klimadialogs (Annalena Baerbock) sicherlich nicht gefallen haben. Während sie ausschließlich auf Wind und Sonne setzt, sieht es der nächste Gastgeber der Weltklimakonferenz al Dschabar etwas differenzierter. Sowohl Kernenergie als auch Kohlenstoffabscheidung kommen in dem Weltbild des Managers aus den Vereinigten Arabischen Emiraten vor. Die FAZ berichtete über die Konferenz. 

“In den Vereinigten Arabischen Emirate, die ihren Wohlstand dem Öl- und Gasreichtum verdanken, sieht die Lage ganz anders aus. Deshalb zeigte sich al-Dschaber zwar offen für Baerbocks Vorschläge und kündigte ambitioniert eigene Ausbauziele für Ökostrom an. Er verwies aber zugleich darauf, dass es „parallele“ Entwicklungen geben und „die Welt einige Realitäten akzeptieren“ müsse: Auch künftig spielten fossile Brennstoffe eine Rolle, um den globalen Energiebedarf zu decken. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, den CO2-Ausstoß aus allen Bereichen herauszuholen, ob das Öl und Gas sind oder die Schwerindustrie.“ 

Dazu bedürfe es der Anwendung bekannter und der Erforschung neuer Techniken. Ausdrücklich erwähnte der Scheich, der auch Vorstandsvorsitzender einer staatlichen Ölgesellschaft ist, neben der Verdopplung der Wasserstoffproduktion auch die Abscheidung und Verpressung von CO2 aus Erdgas, das sogenannte CCS-Verfahren. Diese Methode ist bei den Grünen sehr unbeliebt. Noch viel weniger wird Baerbock und ihre Partei gefreut haben, dass sich ihr Mitgastgeber freimütig für die „Ausweitung der Kernkraft“ einsetzte, um Energiesicherheit, günstige Preise und den Klimaschutz zu gewährleisten.” 

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Im Jahr 2021 berichtet Axel Bojanowski in der Welt über die Macht der Grünen Lobby. Seitdem hat das Thema nichts an Aktualität verloren. Die Bild hat ein Schema erstellt, welches die Durchlässigkeit von den Nicht-Regierungsorganisationen zu den Regierungen zeigt. In der Mitte der Abbildung ist Hal Harvey. Über ihn sagte die Zeit, dass er der mächtigste Grüne der Welt ist. Es könnte stimmen, zu mindestens in Deutschland scheint der Mann wie die Spinne in der Mitte eines Netzes. 

(Abbildung: Screenshot Twitter) 

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Geoengineering ist auch eines der Themen, die immer wieder in der Presse auftauchen, aktuell im Münchener Merkur. Es geht um die künstliche Verdunkelung des Himmels. 

“Die Idee hinter dem Plan ist eigentlich simpel: Große Staubmengen kühlen die Erde ab. Die Partikel in den Luftschichten reflektieren das Sonnenlicht und schicken es wieder ins All zurück, bevor es den Planeten erhitzen kann. Das bekannteste Beispiel stammt aus dem Jahr 1991: Auf den Philippinen brach der Pinatubo-Vulkan aus, wobei so viel Staub in die Erdatmosphäre gelangte, dass in den beiden Jahren danach die Durchschnittstemperatur weltweit um ein halbes Grad Celsius abfiel. Es gibt zudem verschiedene Studien, dass Wüstenstaub die Erde leicht abkühlen kann.” 

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Die Kunst des Weglassens: Im Norden Italiens herrscht Dürre. Das nahmen einige Medien zum Anlass Alarm zu schlagen. Als Beleg wurde der Gardasee auserwählt. Die Frankfurter Rundschau berichtet wie folgt. 

“Die Wasserstände erreichen ein Rekordtief, berichtete das Nachrichtenportal extremwetter.tv. Nach Angaben der italienischen Behörden lag der Wasserstand im Gardasee am Montagmorgen (17. April) mit 46,9 Zentimetern so tief wie noch nie um diese Jahreszeit. Zuletzt sei der Stand im Jahr 1953 so niedrig (47 Zentimeter) gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Stand halbiert. Auch Satellitenbilder zeigen die dramatische Lage am Gardasee.” 

Nanu wird sich der geneigte Leser des Artikels gedacht haben, dann kann man den See ja quasi hüfttief durchschreiten. Das ist natürlich Unsinn. Die Seite gardasee.de klärt auf. 

“Wieviel Wasser ist derzeit im Gardasee? Hier finden Sie den aktuellen Pegelstand und im Vergleich die historischen Pegelstände der letzten Jahre. Wichtig zu wissen ist, dass ein Pegelstand “0” keineswegs bedeutet, dass kein Wasser mehr im See ist. Der Gardasee ist bekanntlich 346 Meter tief. Der Pegelstand “0” wird in jedem Gewässer individuell etwas unterhalb der langjährig gemessenen Tiefstwerte angelegt.” 
 
 

Fakt bleibt, dass dem See im Frühjahr wenig Wasser zugeführt wurde. Eine Folge der Dürre. Man sieht allerdings auch, dass sich die Situation schnell ändern kann. Das sollte man dem Leser auch so mitteilen, statt mit fehlenden Einordnungen aufzuwarten. 

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Preisdeckel für Industriestrom? Die Regierung versucht zu heilen, was sie zuvor herbeigeführt hat, hohe Strompreise. Die Tagesschau analysiert. 

“Wie ein staatlich subventionierter Industriestrompreisdeckel genau aussehen könnte, will der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck diese Woche vorstellen. Es brodelt in der Regierung. Denn Finanzminister Christian Lindner (FDP) ist dagegen, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bremst ebenfalls. Der Co-Vorsitzende der SPD, Lars Klingbeil, dringt dagegen auf eine rasche Einführung: “Der Industriestrompreis muss innerhalb der nächsten zwölf Monate kommen”, sagte Klingbeil im br. Habeck hält den Schritt für nötig, weil Industrieunternehmen sonst Deutschland den Rücken kehren könnten. Im Ausland, etwa in den USA, winken nicht nur viel günstigere Energiepreise, sondern zusätzliche Subventionen für grüne Industrien.” 

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Any promotion is good promotion. Das Investment-Unternehmen Ökoworld AG hat angekündigt die Strafen zu übernehmen, die die sogenannten Klimakleber für Straftaten bekommen. Der Spiegel berichtet. 

“Das Unternehmen gehört der »Letzten Generation« eigenen Angaben zufolge nicht an. Dennoch wolle man aus Überzeugung handeln und durch die Übernahme der Kosten Proteste für den Klimaschutz unterstützen. Nach Zahlung der Strafe durch den oder die Täter, die sich für den Klimaschutz festgeklebt haben, könne der Beleg eingereicht werden – anschließend würde der Betrag auf das jeweilige Privatkonto erstattet, heißt es.” 

Obwohl doch alle Zeichen auf Nachhaltigkeit stehen, scheint das dem Aktienkurs des Unternehmens, das ja genau in diesem Bereich investiert, nicht wirklich geholfen zu haben. Der hat sich in den letzten 12 Monaten halbiert. Wie mögen solche Strafen eigentlich buchhalterisch behandelt werden? 

(Abbildung: Screenshot Google Finanzen)  

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Der Mai könnte nach der Prognose von Kachelmannwetter ein eher kühler Monat werden. Bis zum 17. Mai 2023 sind keine Temperaturen jenseits der 25 Grad Celsius zu erwarten. Selbst mit 20 Grad Celsius dürfte es schon schwer werden. Ein Azoren-Hoch schickt uns Tiefs aus Nordwest und die bringen neben gemäßigten Temperaturen auch noch Niederschlag. Ein Rekordmonat steht also nicht ins Haus. 

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Martin Schlumpf berichtete am 1. Mai 2023 im Nebelspalter:

Platz 2 für die Schweiz im Energie-Trilemma-Index – Schlumpfs Grafik 71
Der Weltenergierat (World Energy Council, WEC, siehe hier) gibt seit 2010 jedes Jahr einen «World Energy Trilemma Index» heraus, in dem er den Stand der Energiesysteme vieler Länder untersucht. Er tut dies unter Berücksichtigung von drei Kriterien, die zusammen das sogenannte Energie-Trilemma bilden: Anhand dieser Kriterien wird gemessen, wie zuverlässig ein Land seinen Energiebedarf decken kann, wie gut und erschwinglich der Zugang zu Energie für die Bewohner ist, und wie umweltverträglich das gesamte System ist.

Was wichtig ist:

– Der «Weltenergie Trilemma-Index» analysiert die Aspekte Energiesicherheit, Energiegerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit und drückt sie in einer Kennzahl aus.

– In der neuesten Ausgabe von 2022 bilden Schweden, die Schweiz und Dänemark das Top-Trio. Zuunterst findet man die Demokratische Republik Kongo, Benin und Niger.

– In dieser umfassenden Energiebetrachtung zeigt sich: Je reicher ein Land ist, desto besser ist es in diesem Index platziert.

Der WEC ist eine der grössten globalen NGOs (Nichtregierungsorganisation), die als neutrale Stimme kostengünstige, stabile und ökologisch verträgliche Energiesysteme auf der ganzen Welt fördern will. Die einzelnen Mitglieder in den fast hundert Ländersektionen vertreten Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Der «World Energy Trilemma Index 2022» ist sowohl als Gesamtbericht (siehe hier) als auch als interaktive Webseite zugänglich (siehe hier). Insgesamt werden darin 127 Länder untersucht.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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Im Juni 2023 stimmt die Schweiz über das Klimaschutzgesetz ab, mit dem das Netto-Null-Ziel bis 2050 im Gesetz verankert werden soll. Alex Reichmuth hat die Argumente der Befürworter im Nebelspalter kritisch unter die Lupe genommen.

10 Behauptungen zur Klima- und Energiepolitik – und ihre Richtigstellung

Am 18. Juni entscheidet das Stimmvolk, ob die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden soll. Dieses Ziel ist im Klimaschutzgesetz vorgegeben, über das abgestimmt wird. Es handelt sich um den indirekten Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative. Um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, soll der Ersatz fossiler Heizungen durch klimafreundliche Lösungen mit 2 Milliarden Franken und die Entwicklung neuer Klimaschutztechnologien mit 1,2 Milliarden Franken unterstützt werden. Gegen das Gesetz kämpft die SVP im Verbund mit dem Hauseigentümerverband .

Die Befürworter des Klimaschutzgesetzes sind auch die Protagonisten der Energiestrategie mit dem Ziel, die Schweiz mit erneuerbaren Energien zu versorgen und schrittweise aus der Atomkraft auszusteigen. Die «Nebelspalter» nimmt die zentralen Argumente der Ja-Seite auf und sagt, was davon zu halten ist.

Mehr dazu im Nebelspalter.

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Ibnu Budiman auf The Conversation:

Major palm oil companies broke their promise on No Deforestation – recovery is needed

Despite a 2013 pledge by major palm oil firms to maintain environmentally friendly operations, a recent report by environmental group Earthqualizer revealed that more than 440,000 hectares of forest and peat land (roughly three times the size of London) have been cleared for oil plantation in Indonesia between 2016 and 2021; and 210,000 hectares in Malaysia and Papua New Guinea.

The pledge – known as “No Deforestation, No Peat, No Exploitation” (NDPE) policy – banned the companies from cutting down trees in forests and damaging wetland areas. The failure to comply supposed to result in sanctions from buyers.

Despite that pledge, the Earthqualizer report found 116 big companies (mostly Indonesian companies) still destroyed more than 1,000 hectares of forest and peatland, 25 of the corporate groups even did it between 7,000-35,000 hectares. This shows that pledge is being ignored and the sanctions are not effectively enforced.

This has became a challenge to transform palm oil industry to be more sustainable. To overcome it, we need to find a mechanism that also benefits millions of small farmers who rely on palm oil for their livelihood.

Fixing a broken promise

In 2019, Indonesia put in place strict rules for palm oil companies by issuing a permanent ban on turning natural forests into land for palm oil production. The government also put a three year freeze on building new palm oil plantations.

Because of these rules, deforestation and peatland clearing for palm oil plantation slowed down from 2019 to 2021, according to the October 2022 Earthqualizer report.

But government policies aren’t the golden ticket to make sure palm oil suppliers follow the rules. Companies in the supply chain also need to ensure that the regulations are being followed.

When purchasing palm oil, any buyer must ensure that the product is sourced from sustainable practices. To do this, buyers must set up an accountable and transparent monitoring system. This system will provide an immediate response, such as freezing trade with non-compliant suppliers, if the companies are proven to have damaged forests and peatlands in their supply chain.

However, non-compliant palm oil suppliers can appeal as long as they show commitment to sustainable practices.

Under the system, buyers can ask palm oil suppliers to restore any land that they’ve damaged. The suppliers are then required to prove that they’re trying to fix things by making a clear plan for how and when they’ll conduct recovery and restore the land.

Restoring land is not only about planting trees, but also protecting and managing the recovered forests. Recovery is not only about land restoration, but also recovering local economies.

One way to do it is by involving local communities. The palm oil companies can create recovery plans, in which they will restore the forest and help improve the livelihoods of nearby communities by selling byproducts like rubber or candlenut for the community. This also aligns with the Indonesian government’s plan to give 12.7 million hectares of forest land to communities through social forestry projects.

Involvement from all

To reassure the public that the palm oil industry is making improvements, all parties in the palm oil supply chain must commit to restoring forests and peatlands.

Money is not really an issue here.

A non-profit conservation group called The Forest Conversation Fund estimates it would cost US$35 million per year to recover the 877,314 hectares of forest. The number is quite miniscule compared to the value of palm oil industry, which is estimated to be worth US$63.7 billion.. A one-time payment for a full 25-year recovery plan will cost only 1.3% of the net worth of the industry.

Consumers can also play a role in it by only buying products from companies who are putting consistent efforts to comply with the No Deforestation policy.

All we need is a solid commitment from the palm oil industry to continuously support the global sustainability agenda.

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