Agri-Solar

Eine Meldung der Tagesschau zum Thema Agri-Solar: 

“Deutschlandweit sind fünf Agri-PV-Anlagen zu Forschungszwecken in Betrieb, so ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Im saarländischen Dirmingen steht seit 2018 eine Anlage auf einer Fläche von zehn Hektar mit einer Leistung von 2,4 Megawatt. Laut einer ersten Abschätzung des Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme liegt das Potenzial der Agri-PV in Deutschland bei rund 1700 Gigawatt.” 

Wie immer gibt es auch kritische Stimmen: 

“Franz-Josef Eberl, der Präsident der saarländischen Landwirtschaftskammer, befürchtet vor allem den Verlust von Pachtflächen. Er verweist auf Dach-, Industrie-, und Parkflächen oder Industriebrachen, die sich besser für Photovoltaik eigneten. Der Präsident des saarländischen Bauernverbandes, Peter Hoffmann, lehnt die Agri-PV auch aus praktischen Gründen ab: Ein zu hoher Zeitaufwand sei damit verbunden und zu viel Mehrarbeit für den Landwirt. Unterstützung bekommt er dabei auch vom Bundesverband in Berlin. Zwar ist man dort der Agri-PV nicht gänzlich abgeneigt, allerdings müssten zuerst alle anderen vorhandenen Flächen bevorzugt werden, so Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes. Er sieht im Obstbau Chancen für die Agri-PV, weniger aber auf Ackerflächen. Zu groß seien die Landverluste auf Seiten der Bauern.” 

Die gewaltige Zahl für das Potential, die das Fraunhofer Institut berechnet hat, verblüfft. Nicht alles, wird mit Agri-Solar (also auf Module auf Stelzen) bewerkstelligt werden können, weil es kostenintensiv ist. Anlagen werden auch bodennah aufgebaut werden müssen. Wie wir schon einige Male berichtet haben, gibt es Berechnungen, wieviel Ackerfläche Deutschland benötigt, um sich quasi selbst zu ernähren. Diese Fläche hat Deutschland bereits nicht mehr, weil große Teile für Energiepflanzen umgewidmet wurden. Jeder Hektar, der hier aus der Bewirtschaftung geht, muss an anderer Stelle gewonnen werden. Das dürfte dann irgendwo im Ausland sein. Ob das die Fraunhofer Forscher bei ihren Berechnungen auch bedacht haben? 

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Nun also doch Kohlenstoffabscheidung und Speicherung? Wirtschaftsminister Habeck besuchte das Geomar Forschungszentrum in Kiel. Er informierte sich dort über eine Technik, die in Deutschland verboten ist. Aus der Pressemeldung

“Die Forschenden betonten, dass eine Entscheidung für CCS keine Entscheidung für ein „Weiter wie bisher“ sein darf. „Oberstes Ziel muss sein, unsere Emissionen direkt drastisch zu senken“, erklärt Professor Dr. Andreas Oschlies. Er ist Ko-Leiter der Forschungsmission „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung“ (CDRmare) der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM). „Die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid kann helfen, schwer vermeidbare Emissionen etwa aus der Müllverbrennung oder der Zementproduktion auszugleichen.“ Um außerdem noch verbleibende Restemissionen, zum Beispiel aus Landwirtschaft, Schwerlast- und Flugverkehr zu begegnen, werden darüber hinaus weitere Methoden benötigt, um der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen. „Mit Hilfe verschiedener Ansätze können wir eine Treibhausgasneutralität und die im Paris-Abkommen international vereinbarten Ziele zur Begrenzung des Klimawandels und dessen Folgen erreichen. Naturbasierte Verfahren sollten aufgrund ihrer vielen Zusatznutzen unbedingt forciert werden. Sie können aber nur einen sehr geringen Teil der Restemissionen ausgleichen und werden alleine nicht zur Lösung des Klimaproblems ausreichen.“ 

Ausführlich diskutiert wurden Techniken zur Speicherung von Kohlendioxid im tiefen Untergrund der deutschen Nordsee. Die Poren der Sandsteinformationen könnten verflüssigtes Kohlendioxid aufnehmen, wo sie mit Mineralien reagieren und schließlich auf Dauer fest gebunden werden. „Unsere langjährige Forschung zeigt, dass CCS keine Hochrisiko-Technologie ist. In Norwegen wird sie bereits seit Jahrzehnten praktiziert. Der Nutzen einer Speicherung von Kohlendioxid im Untergrund ist größer als ein möglicher Schaden“, sagt Professor Dr. Klaus Wallmann. Der Kieler Geowissenschaftler leitet auch den Forschungsverbund „Submarine Kohlendioxid-Speicherung in Geologischen Formationen der Deutschen Nordsee“ (GEOSTOR) der Forschungsmission CDRmare. „Die mit einem Verbleib der Emissionen in der Atmosphäre verbundenen Risiken sind deutlich größer als die einer Lagerung unter dem Meeresboden.“ Unter Professor Wallmanns Leitung untersuchen Forschende im Verbund GEOSTOR daher, inwieweit sich Kohlendioxid im Boden der Nordsee speichern ließe, wie Speicher überwacht und Risiken reduziert werden können und welche rechtlichen Rahmenbedingungen für ein solches Verfahren nötig wären.” 

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Jochem Marotzke gehört im Gegensatz zu vielen anderen Klimaforschern nicht zu den Lautsprechern der Branche. Ein Vortrag bei YouTube ist zwar schon aus dem Oktober 2021 aber dennoch immer noch sehenswert. Auch seine Meinung zu Aktivismus ist sehr eindeutig. Vom Katastrophennarrativ hält er wenig, es lähmt seiner Meinung nach. Er erläutert die Unsicherheit und die Verlässlichkeit in Klimamodellen. 

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Deadlines haben etwas Gefährliches. Sind sie verstrichen oder nähert man sich ihnen an, dann kann man sehr gut überprüfen, ob mögliche Ereignisse eingetreten sind. Wie ein kurzes Video vom österreichischen Express beschreibt, gibt es eine Deadline, die die Klimaaktivistin Greta Thunberg gesetzt hat. 2018 sagte sie eine weltweite Katastrophe voraus, wenn die Welt nicht binnen 5 Jahren aus Öl und Gas aussteigt. Der entsprechende Tweet wurde offensichtlich gelöscht. 

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Vor kurzem berichteten wir über eine neue Batterietechnik des chinesischen Herstellers CATL, die mit sensationeller Energiedichte aufwartet. Der deutsche Wissenschaftler Professor Maximilian Fichtner vom Helmholtz Zentrum Ulm für Batterieforschung erklärt im Interview, was er von der Innovation hält. Aus der Videobeschreibung: 

“Wenn sich CATLs Ankündigungen bewahrheiten sollten, dann käme die neue Zelle mit 500 Wh/kg auf fast die doppelte Energiedichte als Teslas #4680-Zellen (280 Wh/kg). In diesem Fall würden Luxus-Pkws bald #Reichweiten von 1.500 bis 2.000 Kilometer erreichen können. Angeblich testet CATL die Batterie schon mit Luftfahrt-Unternehmen für den Einsatz in Flugzeugen. Unser Podcastgast Prof. Maximilian Fichtner neigt deshalb dazu, eine andere (und bisher wenig beachtete!) Zellchemie ins Spiel zu bringen: Handelt es sich evtl. um Lithium-Schwefel-Batterien?” 

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Die Staaten-Organisation BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) möchte gern größer werden. Verschiedene Staaten wurde angefragt. Sollte BRICS größer werden, konzentrieren sich auch Rohstoffe in dem Verbund, wie bloomberg berichtet. 

“Saudi Arabia and Iran are among the countries who’ve formally asked to join, Sooklal said in February. Other countries that have expressed interest in joining include Argentina, the United Arab Emirates, Algeria, Egypt, Bahrain and Indonesia, along with two nations from East Africa and one from West Africa — which he didn’t identify.” 

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Stichwort Rohstoffe. Der Deutschlandfunk berichtet von Meldungen des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie), dass einige Länder die Ausfuhren wichtiger Rohstoffe begrenzen. 

“Es gebe einen Trend in einigen Schwellenländern, für mehr Wertschöpfung im eigenen Land zu sorgen, sagte der zuständige BDI-Abteilungsleiter Wachter der Nachrichtenagentur Reuters. Als Beispiel nannte er den Plan Chiles, die Lithium-Industrie zumindest teilweise zu verstaatlichen, wie es im vergangenen Jahr bereits in Mexiko geschah. Indonesien wiederum schränke den Export von Nickel als Land mit dem weltweit größten Vorkommen immer weiter ein, auch um mehr Weiterverarbeitungen im eigenen Land zu erreichen. Dabei handelt es sich um Länder, die auch Deutschland als Alternative zu autoritär regierten Rohstoff-Lieferanten wie China und Russland umwirbt.” 

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Letzte Generation

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 29. 04. 23. Ein Artikel berichtet über die Aktivistin der “Letzten Generation” Carla Rochel als Gast bei Maybritt Illner. Die “Letzte Generation” fordert die Einführung von Gesellschaftsräten, welche Befugnisse diese Gesellschaftsräte haben sollten blieb unbeantwortet. Carla Rochel erklärte jedoch, dass ihre Bewegung doch höchst demokratisch sei.

Ich weiß nicht, was die “Letzte Generation” unter Demokratie versteht. Natürlich gibt es in einer Demokratie das Recht zu demonstrieren. Doch die Art und Weise, wie die “Letzte Generation” darangeht, geht eindeutig zu weit. Von einer Gruppe die Einführung von solchen Gesellschaftsräten zu erzwingen ist sicherlich nicht mehr im demokratischen Rahmen. Auch die Art und Weise der Störungen gehen weit über demokratische Funktionen hinaus. Vor einigen Wochen gab es den Fall in Berlin, wo durch die “Klimakleber” ein Rettungsfahrzeug nicht zu einer verunglückten Fahrradfahrerin durchkommen konnte. Die Fahrradfahrerin ist verstorben, es wurde ausgesagt, dass diese auch mit dem Rettungsfahrzeug nicht überlebt hätte. Doch das kann eigentlich nicht der Maßstab sein. Die “Letzte Generation hat aus diesem Vorfall jedenfalls nichts gelernt, die Aktionen laufen in gleicher Weise weiter.

Doch auch andere Menschen werden behindert, welche wichtige Aufgaben zu erfüllen haben. Kürzlich kam in den Nachrichten eine Frau zu Wort, welche mit ihrem Sohn zum Arzt wollte und damit den Termin verpasst hat. So sind z. B. auch Pflegekräfte unterwegs, welche pflegebedürftige Menschen unterstützen sollen.

Außerdem sind verschiedentlich Aktionen der “Letzten Generation” vorgekommen, indem die Aktivisten Kunstwerke mit Lebensmitteln beschmiert haben oder Gebäude mit Farbe beschmiert haben. Dabei handelt es sich um Sachbeschädigung. Beim Eindringen in den Flughafen vor einigen Monaten liegt ein Hausfriedensbruch vor. All das ist nicht mehr mit Demokratie zu rechtfertigen.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Chinese Academy of Sciences:

Reversal of Tibetan Plateau flow blamed for 2022 heat wave

In the mid-summer (July–August) of 2022, extreme climate events occurred over subtropical Asia. Persistent heat waves hit the Yangtze River valley in East Asia, bringing secondary disasters such as drought, wildfires and power shortage. At the same time, frequent rainstorms and floods swept the desert areas from Western South Asia to West Asia.

The above two extreme climate events occurred simultaneously in subtropical Asia around 30°N, on the eastern and western side of the Tibetan Plateau (TP), respectively. The possible linkage between them and their possible causes remain unclear.

A recent study, published in Climate Dynamics on Jan. 12, has highlighted the reversal of zonal flow over the Tibetan Plateau.

Heat waves in summer result directly from strong descending motion of the atmosphere, while rainstorms and floods are driven by strong ascent. “It is essential to understand why strong descent appeared on the eastern side while strong ascent appeared on the western side of the Tibetan Plateau in 2022,” said Dr. He Chao, a research fellow from Jinan University, and the first author of the study.

Atmospheric flow is constrained by physical laws, and an important rule is that adiabatic air parcels must move along isentropic surfaces. Isentropic surfaces do not exactly follow a horizontal distribution, and they tilt slightly according to the thermal structure of the atmosphere. Therefore, adiabatic flow may move upward/downward along the sloping isentropic surface and generate vertical motion.

Following the atmospheric thermal structure over the Tibetan Plateau, the prevailing westerly flow near 30°N induces descent on the western side and ascent on the eastern side, accounting for the formation of the desert climate on the western side and the humid climate on the eastern side of the Tibetan Plateau in summer.

However, the westerly flow over the Tibetan Plateau reversed into easterly flow in the summer of 2022, and it induced persistent descent and heat waves on the eastern side, and ascent and excessive rainfall on the western side of the Tibetan Plateau.

“The mechanism can be simply understood as a ‘swap’ of the climate states between the eastern and western sides, due to the reversed flow over the Tibetan Plateau in the summer of 2022,” said Dr. He Chao.

The reversed flow is suggested to be caused by the synergistic effects of atmospheric internal variability and oceanic forcing. An atmospheric wave train in the mid latitudes brought a clockwise rotational flow on the northern flank of the Tibetan Plateau, and it weakened the westerly flow. This part of atmospheric circulation change is due to internal variability and thus highly unpredictable. Associated with a La Nina event, the tropical Indian Ocean was cooler than normal in the summer of 2022, and it further reduced the westerly flow over subtropical Tibetan Plateau and increased the possibility of a reversed flow.

“Understanding the dynamics of extreme climate is a pre-requisite for predicting extreme climate,” said Dr. Zhang Lixia from the Institute of Atmospheric Physics, Chinese Academy of Sciences, a coauthor of the study. “This study explains the concurrent occurrence of extreme climates across East Asia and Western South Asia in the summer of 2022. The results have implications for both climate attributions and climate projections.”

Paper: Chao He et al, Extremely hot East Asia and flooding western South Asia in the summer of 2022 tied to reversed flow over Tibetan Plateau, Climate Dynamics (2023). DOI: 10.1007/s00382-023-06669-y

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