Mojib Latif: “Solange China oder Amerika ihren Ausstoß nicht deutlich verringern, ist es völlig irrelevant, was wir tun”

Der Focus hat ein längeres Interview mit dem bekannten Klimaforscher Mojib Latif getätigt. Er kommt zu interessanten Schlüssen und ernüchternden Einschätzungen. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der nicht erfolgreichen Volksabstimmung in Berlin spannend. Einige der warnenden Stimmen, wie der ZDF-Meteorologe Özden Terli sahen bereits die Schuld für sämtliche Wetterextreme bei denjenigen, die entweder nicht zur Wahl gingen oder mit Nein stimmten. 

“Joachim Müller-Jung meint hingegen in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ , die Spitze des IPCC habe sich „in seinem Zweckoptimismus selbst übertroffen“. Im Bericht lese man von „Botschaft der Hoffnung“, „vielfachen, machbaren und effektiven Optionen“ und „wir haben es immer noch selbst in der Hand“. Er frage sich, ob der IPCC seine Strategie geändert habe. Wie sehen Sie das?   

Latif: Das weiß ich nicht. Ich habe diese Art der Kommunikation nie betrieben. Ich habe stets klar gesagt, dass es so gut wie ausgeschlossen ist, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das würde bedeuten, dass die Welt bis 2030 den CO2-Ausstoß mindestens halbiert. Das sehe ich nicht.   

Wenn ich einige Politiker in Deutschland höre, die sagen, dass wir unsere Emissionen senken müssen, damit das Klima nicht aus dem Ruder läuft, dann ist das so nicht richtig. Es zählt nur der weltweite Ausstoß. Solange China oder Amerika ihren Ausstoß nicht deutlich verringern, ist es völlig irrelevant, was wir tun.” 

Andere sind für solche Aussagen schon auf dem Twitter-Scheiterhaufen gelandet. 

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Spanien plant einen massiven Ausbau Erneuerbarer Energien in den nächsten Jahren. Das geht aus einem Artikel bei rnd hervor. 

“Wind- und vor allem Sonnenergie sind heute dank rasant verbesserter Technik ein gutes Geschäft, Subventionen braucht es keine mehr. Willige Investoren und Investorinnen sind also da. Im vergangenen Jahr schimpften sie über einen gewaltigen Antragsstau – der sich nun aufzulösen beginnt. Und wie! In den vergangenen Monaten haben die zuständigen Umweltbehörden mehr als 1400 Projekte für neue Sonnen- und Windparks freigegeben. Sollten sie alle verwirklicht werden, würde sich die installierte Wind- und Solarleistung in den kommenden zweieinhalb Jahren von heute 34.500 Megawatt auf gut 103.000 Megawatt verdreifachen. 

Das sind gewaltige Zahlen. 103.000 Megawatt sind 103 Gigawatt, und das ist nur etwas weniger als die Gesamtleistung aller Kraftwerke – konventioneller, atomarer und erneuerbarer – die zurzeit in Spanien in Betrieb sind, nämlich 117 Gigawatt. Anders als Atom- oder Gaskraftwerke können Wind- und Solarkraftwerke aber nicht rund um die Uhr laufen, sondern nur, wenn Wind weht oder die Sonne scheint, weswegen deren installierte Leistung eine höhere sein muss.” 

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Niclas Höhne kommentiert im Spiegel den Synthesebericht des IPCC. Er beweist dabei eine interessante Denkweise. 

1. Beispiel Kernenergie 

Strom aus Wind und Sonne statt Atom/Fusion: Regenerative Energien sind das Rückgrat der Klimawende. Eine Diskussion über Kernenergie oder gar Kernfusion  als Langfristlösung ist hinfällig, da der Ausbau viel zu lange dauern würde, ganz abgesehen von den hohen Kosten, fehlender Endlagerung und hohen Sicherheitsrisiken. 

In den Handlungsempfehlungen des IPCC steht explizit Kernenergie. Das verdrängt er besser. 

2. Beispiel Gas 

Gas sparen statt LNG/Fracking: Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas heißt, ab jetzt keine neue Infrastruktur für fossile Energieträger zu schaffen. Auch im Angesicht der Energiekrise ist Gas zu sparen das oberste Gebot, nicht neue Flüssiggas-Terminals errichten und auch keine neue heimische Förderung mit besonders schädlichem Fracking-Verfahren fördern. 

Die Terminals werden gebaut, weil ein bedeutender Lieferant weggefallen ist. Im Übrigen würde die Reduzierung von LNG-Importen, weil man eigene Gasreserven nutzt, ein erhebliches Einsparpotential haben. Wir werden Gas noch lange Zeit brauchen, weil die Regenativen Energien ein Backup brauchen. Auch das wird besser verdrängt. 

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Ohne China geht es auch an anderer Stelle nicht. Focus berichtet über ein Dilemma. Der chinesische Hersteller Huawai stellt auch Komponenten für den Betreib von Windkraftanlagen her. 

“Im Windschatten dieser Diskussion steht allerdings, dass Huawai auch für die Energiewende einige unverzichtbare Komponenten liefert. Bei sogenannten Wechselrichtern, die für den Einsatz von Solarenergie notwendig sind, ist Huawei Weltmarktführer. Und wenn es darum geht, die geeignete Software zu entwickeln, um Windenergie optimal zu verteilen, führen an den Chinesen allenfalls Trampelpfade vorbei. 

Und genau das fällt jetzt der Bundesregierung auf – und vor die Füße: Beim Ausbau der Offshore-Windparks auf hoher See, einem unverzichtbaren Bestandteil der Energiewende, ist Huawei für einzelne Bauteile ebenfalls ein erfolgreicher Anbieter. Die Chinesen rechtssicher auszuschließen, ist mühsam. Die Bundesregierung könnte also in ein politisches Dilemma geraten: Entweder sie lässt mit den Chinesen bauen und kommt ihren Klimazielen näher, oder sie schmeißt auch hier chinesische Anbieter aus dem Verfahren, was die Sache verzögern könnte.” 

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Professor Lamai Messari-Becker im Interview bei Karriereführer

Die Baubranche ist für rund ein Drittel des Energieverbrauchs und CO2-Ausstoßes verantwortlich, hinzu kommen Sonderabfälle. Wo sollte man ansetzen, um das Bauen schnell und wirksam nachhaltiger zu machen? 

Man wird Prioritäten setzen müssen. Da nicht der Neubau, sondern der Bestand die CO2-Emissionen der Gebäude dominiert, muss das Sanieren an Bedeutung zunehmen. Da Erneuungs- und Sanierungszyklen von Gebäuden zu lang sind, muss neben Maßnahmen wie Gebäudedämmung auch die klimaneutrale Wärmeversorgung adressiert werden, etwa aus Geothermie, Fernwärme oder Wasserstoff. Mit Blick auf Bauabfälle müssen wir Ressourcen möglichst sparsam einsetzen und im Kreislauf halten. Recycling und Rückbarkeit müssen also zum Standard werden. Dabei könnte uns ein Ressourcenausweis für Gebäude helfen, wie ich ihn 2019 der Bundesregierung vorgeschlagen habe. Ein solcher soll alle Material- und Energieaufwände, auch die der Herstellung erfassen, um „graue Energie“ sichtbar zu machen und Anreize für innovative Ideen zu geben. Materialien, die als Sonderabfall enden, müssen langsam, aber sicher aus dem Markt genommen und ersetzt werden, egal, ob es Rotoren-Blätter von Windkraftanlagen, Batterien von E-Autos oder Baustoffe betrifft.” 

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Carly Tozer und Nandini Ramesh auf The Conversation:

What to expect when you’re expecting an El Niño (the answer might surprise you)

La Niña and El Niño are well-known terms in Australia these days. Linked to them are certain expectations: we expect wet conditions in La Niña and dry conditions in El Niño. These expectations have certainly been met over the past couple of years, when regions across Australia experienced record-breaking rains and severe floods during consecutive La Niña events. It might surprise you to learn, however, that not all La Niñas have been wet, nor El Niños dry. Step back to spring 2020, for example, and Australia was relatively dry and warm, despite a La Niña. Officials have declared the recent La Niña as over, and now we’re on an El Niño watch. You might therefore be wondering: how often can we expect it to be dry in Australia during El Niño? Our new research sought to answer this question, and the converse for La Niña. We found La Niña and El Niño are good indicators of wet and dry conditions in eastern Australia as a whole. But at some locations, incl

What we did

We focused on the spring season because spring rainfall has the strongest historical relationship with La Niña/El Niño. We used a simple approach known as “tercile analysis”.

First, we ordered the past 72 years of rainfall data from the wettest spring to the driest. We then split the data into thirds. Springs with rainfall totals in the bottom third are considered “dry”; springs in the middle third are considered “average”; and springs with rainfall totals in the top third are “wet”.

Splitting the data in this way means we can say that any spring normally has a 33% chance of being dry, 33% chance of being average and 33% chance of being wet. Our aim was to see if these “normal” odds change during El Niño and La Niña events.

Do La Niña and El Niño change rainfall odds in eastern Australia?

For rainfall averaged across eastern Australian states, the short answer is yes.

The figure below shows the rainfall data split into wet, average and dry boxes and also La Niña, neutral and El Niño boxes. If La Niña and El Niño did not change the rainfall odds, we would expect to see an even number of dots spread across all the boxes. However, this is not the case.

The almost empty “dry” box in La Niña and “wet” box in El Niño show very low odds in eastern Australia of experiencing dry conditions in La Niña or wet conditions in El Niño. On the other hand, La Niña approximately doubles the normal 33% chance of experiencing wet conditions and El Niño doubles the chance of dry conditions.

This result is helpful in setting broad expectations across eastern Australia. But it doesn’t necessarily apply in all locations, as we discuss below.

What about individual locations?

We applied the analysis approach described above to 5km grids across Australia.

For parts of northern and southeastern Australia, including the Murray-Darling Basin, La Niña and El Niño significantly increase the normal odds of wet and dry springs respectively (orange and red areas).

But in some places, La Niña and El Niño do not markedly change the normal odds of wet or dry conditions. These locations include large parts of Western Australia, southwestern Tasmania, and southern and eastern coasts of mainland Australia, including the eastern seaboard (yellow and white areas).

The eastern seaboard is the easternmost part of Australia, between the east coast and the Great Dividing Range. The seemingly weak relationship between La Niña and El Niño and the eastern seaboard might seem surprising. After all, just consider the large amount of rain that’s fallen on the east coast over the past couple of years during La Niña, including Sydney’s record-breaking 2022.

Historically, though, rainfall on the eastern seaboard has had a weak relationship with La Niña and El Niño. Why? Because the rainfall in this region is particularly sensitive to the frequency with which the local winds blow from the east to west. But that wind flow is not necessarily strongly linked to La Niña.

In 2022 there were more of these east-to-west wind-flow events than usual, resulting in high rainfall in Sydney.

In the Sydney region, the normal chance of experiencing a wet spring is 33% – and this increases only slightly in a La Niña to 38%. It suggests La Niña is not a strong indicator for wet conditions in this region.

The odds of experiencing wet conditions in La Niña or dry in El Niño change depending on where you’re located in Australia. Author provided

When you’re expecting an El Niño, location matters

The declaration of an El Niño watch this early in the year carries considerable uncertainty. But it’s still got people thinking about the possibility of dry conditions.

The odds of experiencing dry conditions in El Niño, however, change according to where you’re located in Australia.

In the above-right map, regions in orange and red could expect an increased chance of dry conditions. Regions in red are very likely to be dry, based on historical relationships. The chance of a dry spring is around normal (33%) in other regions.

Of course, while El Niño plays a large role in moderating Australia’s climate, it is not the only driver of dry conditions in Australia. Processes including the Indian Ocean DipoleSouthern Annular Mode and other related or unrelated weather systems all contribute to Australia’s climate variability.

So it’s important to consider these factors, as well as your specific location in Australia, when interpreting what an El Niño forecast means for you.

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