900 Milliarden Euro durch klimabedingte Schäden für Deutschland bis 2100?

Von Frank Bosse

Ein Aufschrei ging durch die Medien: so teuer wird allein für Deutschland die „Klimakrise“. Alle großen Medienhäuser berichteten unkritisch, mit einer Ausnahme. In „Welt“ erschien ein überaus kritischer Beitrag.  Der Autor Axel Bojanowski bemängelte vor allem, dass die Grundlage für den jetzigen Bericht zu den Kosten , ein umfänglicher Report des Umweltbundesamts (UBA) über die zu erwartenden Klimabedingungen für 2050 und 2100 aus 2021, viel zu hohe Belastungen annahm.

Wir haben ihn uns daher genauer angesehen. Das IPCC arbeitet bei seinen Projektionen mit unterschiedlichen Szenarien hinsichtlich der Beaufschlagung mit menschgemachten Antrieben, grob unterscheidet er zwischen recht geringen Größen (1,9 bzw. 2,6 W/m² zusätzlicher Antrieb bis 2100) und sehr starken (7,0 bzw. 8,5 W/m²). Dazwischen rangieren mittlere Belastungen (4,5W/m²).

Welche sind wahrscheinlich? Schon seit einigen Jahren tobt ein Streit unter Wissenschaftlern, ob man 8,5 W/m² überhaupt als realistisch einstufen sollte, ob es ein mögliches sein könnte, das ein „weiter so“ in der Nutzung fossiler Energien beschreibt. Schon Anfang 2020 erschein ein Kommentar in „Nature“, der dies bereits in der Überschrift als irreführend bezeichnete. In der seriösen Literatur gab es danach Bemühungen, die Szenarien nüchtern zu bewerten. Pielke et al (2022) kamen zu dem Schluss, dass die hohen Werte sehr unwahrscheinlich sind. Das IPCC selbst bestätigte dies weitgehend und führte im letzten Sachstandsbericht aus:

„High-end scenarios (like RCP-8.5) can be very useful to explore high-end risks of climate change but are not typical ”business-as-usual”.

Soweit also die aktuellenErkenntnisse der Wissenschaft. Im Report (oben verlinkt), der den Stand des UBA im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (verantwortlicher Minister Robert Habeck) abbildet, ging man ganz andere Wege. Man verwendete ausschließlich das Szenario „RCP 8.5“! Selbst die „optimistischen Fälle“ bilden nur dieses Szenario ab, dann am unteren Rand seiner Erwartungen.

Wie begründet man das? Mit EINER Literaturquelle aus 2020, die den Versuch unternahm, aus den Emissionsdaten bis 2019 Rückschlüsse zu ziehen auf das was bis 2100 kommt. Die Grenzen der Extrapolation macht der Bericht an anderer Stelle deutlich:

„… da sich die verschiedenen Szenarien zu diesem Zeitpunkt noch nicht deutlich unterscheiden.“   (S.23).

Das Ziel wird ebenso klar formuliert:

„Die Auswahl des RCP8.5 für die KWRA 2021 erfolgte aus Vorsorgegründen, um eine ausreichende Dimensionierung möglicher Anpassungsmaßnahmen sicherzustellen.“ (S.23).

Es ging also nicht darum, realistische Projektionen anzustellen für die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland, man nahm einfach das „highest Impact“ Szenario als das, was uns mit „weiter so“ erwartet. Die Auswirkungen sind außerordentlich weitreichend.

In Tabelle 1 und 2 werden Größen für die Zunahme der mittleren Lufttemperaturen genannt, für den Fall 2100 sind es danach bis zu fast 5°C über dem Niveau von 1971…2000. Das ist in der Tat das Ergebnis des CMIP-5 Modellmittels unter dem Szenario RCP8.5 für das Territorium von Deutschland. Das in der Literatur als weitaus wahrscheinlicheres bezeichnete Szenario RCP4.5 lässt Werte von 2,5°C erwarten, es sollten sogar nur 2°C sein gegenüber 1971…2000, berücksichtigt man neuere Erkenntnisse zur Sensitivität des Klimasystems gegenüber CO2-Erhöhung. In Tabelle 2 wird dagegen als unterster zu befürchtender Wert 3,1°C angegeben.

Die gesamte Studie des UBA ist damit, um auf den Titel von Hausfather / Peters (2020) zurückzukommen: irreführend. Die 900 Milliarden, die dafür als  Klimafolgekosten entstehen sollen, sind aus der Luft gegriffen. Dass so etwas in Deutschland im Jahre 2023 vom Umweltbundesamt als Wissenschaft verkauft wird ist beschämend.   

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