Jetzt wird es gefährlich!

Man sollte dem Aktivisten Christian Bläul von der “Letzten Generation” zugutehalten, dass er ehrlich ist. Die Welt zitiert ihn bzw. seine Aussagen bei t-online und Bläul bringt es auf den Punkt: 

“Müssen riskieren, dass Menschen durch unsere Aktionen sterben” 

“Der Dresdner Klimaaktivist Christian Bläul von der „Letzten Generation“ hat sich sehr eindeutig zum Risiko, dass Verkehrsteilnehmer durch die Proteste tödlich verunglücken könnten, geäußert: „Ich bin zumindest im Hinterkopf mental immer darauf vorbereitet, dass in unseren Staus jemand stirbt – gerade durch einen Unfall am Ende des Staus könnte es wirklich sein, dass da Menschen sterben und das ist wirklich schwer zu ertragen, aber es ist etwas, was wir ein Stück weit riskieren müssen.“ Das Nachrichtenportal „t-online“ hatte zuerst darüber berichtet.” 

Der Zweck heiligt die Mittel, das scheint die Denkweise der Aktivisten zu sein und in diesem Fall sogar den Tod von Menschen. So geht “friedlicher” Protest im Jahr 2023. 

+++ 

Wären Claudia Kemfert und Michael Sterner beide bei der Dating App Tinder, dann wäre das wohl ein sogenannter Match. Beide passen ganz hervorragend zueinander und beide arbeiten gern mit Mythen. Etwas als Mythos zu bezeichnen ist allemal einfacher als sich argumentativ damit auseinanderzusetzen. Und im Zweifel hilft der Beweis durch die Behauptung. Beide Protagonisten beherrschen diese Kunst. 

Der Reihe nach: Im Focus schreibt Michael Sterner, immerhin Professor Dr.-Ing, über zwei Mythen bei der Energiewende. Da ist zum einen ein Blackout und zum anderen die Speicher. Sterner macht dann etwas, was man einen “Strohmann aufbauen” nennt. Er beantwortet eine Frage, die sich so gar nicht stellt oder soll man besser sagen, noch nicht stellt. Die Frage lautet bei ihm, ob es einen Blackout wegen der fluktuierenden Einspeisung durch wetterabhängige Stromerzeugung geben wird. Seine Antwort ist nein. Der Grund sind die Kraftwerke, die mit fossilen Energieträgern funktionieren und die Sterner lieber heute als morgen abschaffen möchte, wenn man seinem Buch „So retten wir das Klima. Wie wir uns unabhängig von Kohle, Öl und Gas machen“ Glauben schenken darf. Noch laufen in Deutschland etliche Kohlekraftwerke, aber genau von denen will uns Sterner ja gern befreien. 

Sterner lobpreist das deutsche Stromsystem, vergisst aber offenbar, wie viele Maßnahmen im Jahr notwendig sind, um dieses System stabil zu halten. Maßnahmen, die durch die stark schwankenden Einspeisungen durch die Erneuerbaren Energien hervorgerufen werden. Es ist müßig zu erwähnen, dass diese Maßnahmen mit zunehmendem Ausbau der Erneuerbaren Energien immer häufiger und somit auch teurer werden. Es wird aber noch besser: Blackouts passieren eigentlich nur wenn Menschen versagen. So wie 2007 als bei einer Schiffsüberführung an der Nordsee Stromleitungen abgeschaltet wurden, was dann zu Stromabschaltungen in Teilen Europas führte. Andere Gründe gibt es für Sterner offenbar nicht. 

Stener greift dann selbst auf einen Mythos zurück. Irgendwo wird der Wind schon wehen in Europa. Das ist leider sehr oft nicht der Fall und genau dann entstehen die Probleme. Offenbar scheinen Sterner auch die Dimensionen von Wasserkraft, Biogas und Geothermie nicht klar zu sein in Deutschland. 

“Andererseits gibt es auch erneuerbare Energien, wie die Wasserkraft, Biogasanlagen und Geothermiekraftwerke, die konstant und flexibel zugleich sind. Des Weiteren kommen immer mehr flexible Back-up-Kraftwerke zum Einsatz, die heute noch mit Kohle und Erdgas befeuert werden, zukünftig aber mit erneuerbaren Gasen wie Wasserstoff oder synthetischem Gas ersetzt werden können. Und es gibt noch die Speicher vielfältigster Art, die die Versorgungssicherheit garantieren. Es ist ferner ein Mythos, dass Kohle und Atomkraft parallel im Leerlauf betrieben werden. Richtig ist, dass die Back-up-Kraftwerke kurzfristig für kurze Zeiträume einspringen.” 

Aber richtig gut wird es, wenn es um Speicher geht. Das geht schon in Richtung “noch und nöcher”. 

“Immer wieder höre ich: Wind- und Solarenergie sind nicht speicherbar, oder es gibt nicht ausreichend Speicherkapazitäten für Wind und Solar. Beides ist Quatsch. Wir haben ausgereifte Technologien für diesen Zweck: Für den täglichen Ausgleich Pumpspeicher und Batteriespeicher und für die langfristigen saisonalen Schwankungen die Gasspeicher, die wir mit erneuerbarem Gas füllen und wieder in Strom wandeln.  

So können wir bei entsprechender Anzahl an „Ladegeräten“ für das Gasnetz, den vorhandenen Pumpspeichern in der Fläche und Batteriespeichern zu Hause und in den Autos in Kombination mit Stromnetzen auf Übertragungs- und Verteilnetzebene zu jeder Tages- und Nachtzeit ganzjährig die Stromversorgung ohne Blackouts sicherstellen und erneuerbare Energien speichern.” 

Sterner meint hier wohl in erster Linie synthetisches Gas. Das ist spannend, weil es in der E-Fuels- Diskussion gerade heißt, dass diese Energieträger zu teuer sind. Was denn nun? Ganz abgesehen von der Kostenproblematik, wo gibt es in Deutschland Anlagen, die im industriellen Stil “erneuerbares Gas” herstellen können? Oder anders, wo sollen sie entstehen, denn es gibt sie ja noch nicht. Außerdem, seit wann gibt es in Deutschland eine flächendeckende Infrastruktur für bi-direktionales Laden von Elektroautos? Lauscht man den Worten von Sterner in dem Kommentar, dann gibt es beides und das auch schon lange und ausreichend. Oder ist hier einfach nur der Wunsch der Vater des Gedankens? Mit Wunschkonzerten wird man aber an der Realität scheitern. 

+++ 

Klimawandel könnte Deutschland 900 Milliarden Euro bis 2050 kosten 

Das Wirtschaftsministerium hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches zu immensen Schäden durch den Klimawandel kommt. Medien wie der Spiegel bringen die Meldung 1:1, ohne die Zahlen oder Methodik zu hinterfragen. So wäre es sicherlich interessant zu erfahren, welche Szenarien der Berechnung zu Grunde lagen. Immerhin, die Überschrift steht im Konjunktiv und weiter im Text ist dann von 280 Mrd. Euro bis 900 Mrd. Euro zu lesen. Es scheint demnach verschiedene Szenarien zu geben, die Botschaft ist dennoch die enorm hohe Zahl. Wer wissen will, wie ein Hinterfragen solcher Gutachten aussieht, der sollte sich ein Bezahlabo der Welt besorgen. Axel Bojanowski hat nämlich genau das in der Welt getan. 

“Grundlage der Berechnungen ist die „Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland 2021“ des Umweltbundesamtes, die klimatologisch auf unrealistischen Annahmen beruht: auf dem sogenannten RCP 8.5-Szenario nämlich, das Klimaforschern zufolge nicht mehr verwendet werden sollte, weil es eine unplausibel extreme Treibhauswelt zeigt. 

RCP 8.5, zu Deutsch „repräsentativer Konzentrationspfad 8.5“, beschreibt eine Entwicklung, bei der die CO2-Konzentration in der Luft so stark ansteigt, dass das Treibhausgas die globale Erwärmung um 8,5 Watt pro Quadratmeter verstärkt. Für RCP 8.5 müsste die CO2-Konzentration von heute 420 Luftteilchen pro eine Million Luftteilchen (ppm) auf 1400 Teilchen pro eine Million steigen.” 

+++ 

Hokkaido University:

A warmer Arctic Ocean leads to more snowfall further south, according to new model

A new model explains that water evaporating from the Arctic Ocean due to a warming climate is transported south and can lead to increased snowfall in northern Eurasia in late autumn and early winter. This information will allow for more accurate predictions of severe weather events.

Rising air temperatures due to global warming melt glaciers and polar ice caps. Seemingly paradoxically, snow cover in some areas in northern Eurasia has increased over the past decades. However, snow is a form of water; global warming increases the quantity of moisture in the atmosphere, and thus the quantity and likelihood of rain and snow. Understanding where exactly the moisture comes from, how it is produced and how it is transported south is relevant for better predictions of extreme weather and the evolution of the climate.

Hokkaido University environmental scientist Tomonori Sato and his team developed a new tagged moisture transport model that relies on the “Japanese 55-year reanalysis dataset,” a painstaking reanalysis of world-wide historical weather data over the span of the past 55 years. The group used this material to keep their model calibrated over much longer distances than hitherto possible and were thus able to shed light onto the mechanism of the moisture transport in particular over the vast landmasses of Siberia.

A standard technique to analyze moisture transport is the “tagged moisture transport model.” This is a computer modeling technique that tracks where hypothetical chunks of atmospheric moisture form, how they are moved around, and where they precipitate due to the local climatic conditions. But the computer models become more and more inaccurate as the distance to the ocean increases. In particular, this makes quantitative predictions difficult. Thus, these methods have not been able to satisfyingly explain the snowfall in northern Eurasia.

The results of the study, published in the journal npj Climate and Atmospheric Science show that water evaporation from the Arctic Ocean has increased over the past four decades, and that the biggest changes have occurred from the Barents and Kara Seas north of western Siberia, as well as over the Chukchi and East Siberian Seas north of eastern Siberia, between October and December. At this time of year, the Arctic Ocean is still warm and the area not covered by ice is still large.

Importantly, this development coincides with the area where sea ice retreat has been strongest over the time frame of the study. In addition, the quantitative model shows that evaporation and snowfall are especially strong during certain weather events such as cyclonic systems taking up unusually large quantities of moisture and transporting them south into Siberia, thus also highlighting detailed and specific mechanistic insights into the weather dynamics of the region.

With the Arctic Ocean being twice as sensitive to rapid warming than the global average, evaporation and subsequent changes to the hydrological cycle over northern Eurasia will become even more pronounced in the years to come.

The researchers say that, since snowfall often delays the downstream effects of the abnormal weather events that cause it, “knowledge of the precursor signal stored as a snow cover anomaly is expected to help improve seasonal predictions of abnormal weather, e.g., the potential for heatwaves that enhance the risk of fire in boreal forests.”

This study therefore yields a key element to understanding the mechanism of this weather system as well as others that are influenced by it, and thus to making better predictions of severe events that could do harm to people and infrastructure.

Paper: Tomonori Sato et al, Enhanced Arctic moisture transport toward Siberia in autumn revealed by tagged moisture transport model experiment, npj Climate and Atmospheric Science (2022). DOI: 10.1038/s41612-022-00310-1

Teilen: