Der Feind der Öffentlich-Rechtlichen Sender: Mathematik

Führt der Klimawandel zu stärkeren Erdbeben? Diese Frage geht T-Online nach. Und in Radio Eriwan Manier könnte man sagen, im Prinzip ja, wenn man in Zeiträumen von mehreren Tausend Jahren denkt. Wenn Eismassen schmelzen, kann der Druck auf die Erdkruste abnehmen. Skandinavien ist ein Beispiel dafür. Die Landmasse hebt sich. Allerdings kann man vermutlich die Uhr danach stellen, wann der erste Experte die Beben in der Türkei und Syrien dem Klimawandel anlastet.

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Erst kürzlich hatten wir den Fall, da schrieb die Tagesschau, dass schon der Inhalt eines Swimmingpools ausreicht, um eine Stadt wie Porto in der Nacht mit Strom zu versorgen. Die Zahl des Inhalts eines Stausees wurde danach zweimal verbessert, sie war zweimal komplett falsch. Nicht viel besser geht es bei einem Artikel zu, der die Windkraft in z. B. Bayern zum Thema hat. Es wird beklagt, dass sehr wenige Anlagen genehmigt werden, dabei könnte man doch mit Windstrom so wunderbar Wasserstoff erzeugen. Zwei Dinge scheint der Autor nicht hinterfragt zu haben. Wie soll bei Wirkungsgradverlusten von 75% aus teurem deutschen Windstrom bitte günstiger Wasserstoff werden? Es wird noch besser:

“Verteidiger des geringen Vorkommens von Windenergie im Süden weisen derweil darauf hin, dass die Stromproduktion per Wind im Süden deutlich ineffizienter ist als im Norden. Laut dem Windatlas Deutschland ist die Windgeschwindigkeit an der niedersächsischen Nordseeküste im Vergleich zum Bayerischen Wald fast doppelt so hoch.”

Ja, wird der Autor gedacht haben, dann hat Bayern halt nur die Hälfte Wind. Er hat offenbar nicht bedacht, dass er Ertrag mit der Windgeschwindigkeit in der dritten Potenz ab und zunimmt. Oder anders gesagt, die Hälfte der Windgeschwindigkeit bedeutet 1/23 also nur ein Achtel des Ertrages.

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In einer idealen Welt gibt es gar keinen Strom. Das könnte sich Greta Thunberg gedacht haben, die in Norwegen gegen Windkraftanlagen demonstriert, wie Reuters berichtet.

“Environmental campaigner Greta Thunberg and dozens of other activists on Monday blocked entrances to Norway’s energy ministry, protesting against wind turbines built on land traditionally used by indigenous Sami reindeer herders.

Thunberg, a vocal advocate for the ending the world’s reliance on carbon-based power, said the transition to green energy could not come at the expense of indigenous rights.

“Indigenous rights, human rights, must go hand-in-hand with climate protection and climate action. That can’t happen at the expense of some people. Then it is not climate justice,” Thunberg told Reuters while sitting outside the ministry’s main entrance with other demonstrators.”

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China genehmigt Dutzende neue Kohlekraftwerke. Der Spiegel dazu:

“Laut einer Analyse der Thinktanks Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) and Global Energy Monitor (GEM) genehmigten die Behörden der Volksrepublik 2022 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 106 Gigawatt: viermal so viele wie im Jahr zuvor.

Die 106 Gigawatt sind der höchste Wert seit 2015, als Chinas Regierung zusammen mit Vertretern von fast 200 andere Staaten das Pariser Klimaabkommen unterzeichnete. Dieses sah vor, die durchschnittliche Erwärmung der Erde auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Chinas Emissionen stiegen danach weiter an; das Land bezieht einen Großteil seines Stroms aus Steinkohlekraftwerken.

Im vergangenen Jahr wurden in der Volksrepublik bereits neue Kohlemeiler mit einer Kapazität von 50 Gigawatt gebaut, schreiben CREA und GEM. Das waren gut 50 Prozent mehr als zuvor. Zum Vergleich: Sämtliche Kohlekraftwerke in Deutschland zusammen haben eine installierte Leistung von knapp 40 Gigawatt.”

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Frankreich arbeitet laut Euractiv an einer “nuklearen Allianz”.

“Nach Angaben des Kabinetts der Ministerin wird Agnes Pannier-Runacher in Stockholm zwölf ihrer Amtskollegen und die Europäische Kommission treffen, um über eine „Atomallianz“ in Europa zu diskutieren.

Ein Projekt, das sie „sehr begrüßen“ würde, um „den Beitrag der Kernenergie zu unseren Klimazielen und zur Energiesicherheit in Europa“ zu bekräftigen, so heißt es aus dem Umfeld der Ministerin.

Neben Frankreich werden zwölf weitere Länder an dem Treffen teilnehmen: Bulgarien, Kroatien, Finnland, Ungarn, Italien, die Niederlande, Polen, die Tschechische Republik, Rumänien, die Slowakei, Slowenien und Schweden.

Bisher hat das Ministerium keine Details über den Inhalt dieser Allianz bekannt gegeben. Eine gemeinsame Erklärung wurde in Betracht gezogen, war aber am Sonntag nach Angaben des Kabinetts der Ministerin noch nicht bestätigt.”

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VW plant keine neuen Fabriken für Elektroautos in Europa zu bauen. Ein Artikel bei Business-Insider geht darauf ein.

“Der Autohersteller VW hat offenbar endgültig Pläne verworfen, die um den Bau einer neuen Fabrik für das Fahrzeugprojekt „Trinity“ im Wolfsburger Stadtteil Warmenau kreisen. Dies legt ein konzerninternes Interview mit Finanzvorstand Arno Antlitz, 52, nahe, das am 23. Februar im Intranet des Unternehmens veröffentlicht wurde und Business Insider vorliegt.

Im Laufe des Gesprächs mit knapp 30 Fragen und Antworten thematisieren die beiden Interviewer des Beratungshauses Porsche Consulting die tiefgreifende Transformation von Autowerken und stellen fest: „Das Geschäft mit Verbrennern ist ein Auslaufmodell“. Dann will das Duo von Antlitz wissen: „Müssen Sie bald ganze Fabriken abschreiben?“

Darauf umreißt der im VW-Konzernvorstand für „Finanzen und operatives Geschäft“ verantwortliche Topmanager zunächst den Status quo: „Wir finanzieren mit den guten Renditen aus dem Verbrenner-Geschäft den Hochlauf der Aktivitäten im Elektrobereich. Das ist das Gegenteil von Abschreiben“ Vielmehr verfolge VW „die Strategie, Fabrik für Fabrik umzurüsten“.”

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Das neue Buch von Fritz Vahrenholt ist nun auch Top 10 in der Spiegel-Bestseller Liste. Wer gern ein signiertes Exemplar erwerben möchte, der hat jetzt die Gelegenheit dazu. In Kooperation mit der Berliner Parlamentsbuchhandlung gibt es die Möglichkeit, ein signiertes Exemplar des Buchs “Die große Energiekrise” zu beziehen. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an Service@ParlamentsBuchhandlung.de.

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Leserpost von Paul Schwedtke:

Grüne Abrechnung  oder Denkwende

Viele Jahre war ich von der grünen Idee begeistert: Die Natur zu schützen, die Umwelt weniger zu belasten, den Lebensstandard zu überdenken.  Doch auch ich bin zur „Zeitenwende“ des Bundeskanzlers aufgewacht. Der war vom Überfall der Russen auf die Ukraine überrascht.  Ich war es nicht, ich habe frühe  DDR-Erfahrung. Was mir nun fehlt, ist eine „Denkwende.“ Jetzt muss alles für eine ausreichende Energieversorgung getan werden. Dazu alte Kohlekraftwerke anschalten? Das hat mich erschüttert. Damit sind wir neben Polen die größten Klimabelaster.  Nie habe ich damit gerechnet. Was für ein Unsinn. Es ginge ja noch, wenn man das CO2 abfangen und unter der Nordsee zu Kalkstein werden ließe.  Das hatten wir mal entwickelt. Heute nutzt das nicht nur China oder Norwegen, sogar Dänemark will das CO2 unter den Nordseeboden bringen. Nichts davon bei uns. Warum? Weil Ideologie vor Fakten kommt.  Dazu werden auch noch die CO2-freien Kernkraftwerke abgeschaltet. Ja, könnt Ihr denn nicht rechnen? „Doch. Wenn es eng wird,  bekommen wir Strom aus Frankreich und Polen“, aus Kernkraft und Kohle?  

Der Klimawandel verschafft uns einen milden Winter.  Und dann, die Bettelei bei den Arabern um einige Jahre Gas. Das gleiche bei den Amis. Die liefern nun 20 Jahre lang teures Frackinggas.  Und genau davon hätten wir für Jahrzehnte selbst genug. Das wurde der Ampel angeboten,  die lehnte ab.  Teuer wurde zudem  der Aufkauf jeder Gasmenge zu jedem Preise. Mit der Folge, dass Länder in Asien sich solche Preise nicht leisten können und statt Gas wieder Kohle verstromen. Fracking hatte seinerzeit Minister Habeck verboten. Verboten war die Nutzung der Kernkraft. Davor auch schon die Forschung dazu, worin wir einst Spitze waren.   Es gibt weltweit  400 Kernkraftwerke. Haben die alle keine Ahnung? Hier sollte nur noch Wind und Sonne Sonne genutzt werden, die schickt keine Rechnung. Übrigens Kohleflöze  und Öllager auch nicht. Die Kosten kommen erst danach.  Dazu nutzen wir nun eine  unzuverlässige Energie, Stichwort Dunkelflaute. 

30 Gaskraftwerke sollten aushelfen. Wir leisten uns zwei Primärenergiestränge. Dümmer geht es nicht, meinte das Wallstreet-Journal. Doch mit der Explosion von drei Röhren in der Ostsee fiel Gas für Backup-Kraftwerke  weg. Nur drei?  Putin dazu: „Ihr könnt  aus der vierten Röhre Gas bekommen.“  Hatten die Sprengmeister zu wenig Dynamit? Sollte eine Röhre offenbleiben?  Wem nutzt das? Der größte Energieschatz findet sich unter unseren Füßen. Auch das Bohren nach Erdwärme bekämpfen die Grünen. Dabei wurde schon vor 60 Jahren mit Wasser Öl nach oben gedrückt, wie mir ein Bohrmeister erzählte. Energie wird nun sehr teuer, alle merken es. Kliniken sind am Limit. Handwerk und Industrie stöhnen. Alles gewollt? Oder nicht ganz verstanden? Die Politik hilft mit  „Doppelwums“, mit neuen Schulden, sie sagt dazu  „Sondervermögen“,  mit einer Gas- und Strompreisbremse. Liebe Politik:  Teuer wird es, wenn es zu wenig gibt. Da hilft  kein Geld, sondern nur ein höheres Angebot. Der Industrie hilft das nicht, sie wandert ab.  Die BASF investiert in China und entlässt hier Mitarbeiter,  Linde geht in die USA und Biontec will nach England. Ich mache mir Vorwürfe, einst solche Politiker gewählt zu haben. 

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Die meisten Besitzer von Solaranlagen auf dem Dach sind wohl überzeugt, im Falle eines Blackouts selbst Strom erzeugen zu können. Doch da könnten sie sich täuschen: Die allermeisten Dach-Solaranlagen verfügen über keinen inselfähigen Wechselrichter, der auch bei ausgefallenem Netz für die elektrische Versorgung sorgt. Alex Reichmuth ist im Nebelspalter der Sache nachgegangen.

Die Krux mit den billigen Wechselrichtern

Stromknappheit, Netzzusammenbrüche, Blackouts: Die Meldungen über eine gefährdete Stromversorgung haben Hausbesitzer aufgeschreckt: Viele von ihnen montieren eine Photovoltaik-Anlage auf ihrem Dach, um möglichst unabhängig vom öffentlichen Netz zu sein.

Doch die meisten der Solaranlagen-Besitzer sind sich nicht bewusst, dass sie bei Stromunterbrüchen genauso keine Elektrizität haben wie ihre Nachbarn. Denn nur wenn ihre Solaranlagen über einen sogenannt inselfähigen Wechselrichter verfügen, laufen diese auch ohne Stromzufuhr von aussen. Solche Wechselrichter sind aber noch kaum verbreitet.

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