Poetry-Slam im Bundestag

Wenn nach dem Namen einer neuen Maßeinheit für Einfältigkeit gesucht werden sollte, dann könnte der Name Mesarosch ganz vorne liegen. Denkbar wäre eine Mesorasch-Skala, nach oben hin offen, denn der Irrsinn kennt bekanntlich keine Grenzen. Der ehemalige Poetry-Slammer Mesarosch hat möglicherweise noch nicht verstanden, dass der Bundestag keine Kleinkunstbühne ist, auf welcher man das Publikum belustigen soll. Anders sind seine Aufritte in Sachen Energie nicht zu erklären. Studien der Kommunikation, Philosophie und Geschichte reichen offenbar nicht aus, um nachweislichen Quatsch in der eigenen Rede zu erkennen.

Wer seinen Auftritt im Bundestag gesehen hat, greift sich nur noch an den Kopf, denn Mesarosch erfindet eine ganz neue Form der Stromerzeugung: Das Smartmeter. Ernsthaft. In Flautezeiten! sollen diese Geräte den Strom liefern. Wir vergeben dafür eine 9 auf der nach oben offenen Mesarosch-Skala. Oder wie der Abgeordnete es selbst sagt:

“Das ist dumm, das ist dumm, einfach nur dumm.”

Warum werden wir von offensichtlich inkompetenten Menschen regiert?

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Das Vorzeigeland Dänemark legt laut Spiegel zahlreiche Off-Shore Windkraft-Projekte auf Eis.

“Die Antragspraxis – dem Grundsatz nach in Dänemark seit fast 25 Jahren verbreitet – verstoße möglicherweise gegen EU-Regeln, hieß es zur Begründung. Zu diesem Schluss sei das dänische Energie- und Klimaministerium zusammen mit der für staatliche Subventionen zuständigen Behörde gelangt.

Kostenlose Nutzung des Meeresgrunds als Problem?

Hintergrund der dänischen Sorge ist die sogenannte Offene-Tür-Regelung. Die Antragspraxis gilt als eine Art schlanke Alternative zur öffentlichen Auftragsvergabe. Problematisch dabei soll laut Zeitung »Berlingske« ausgerechnet sein, dass Offshore-Projekte inzwischen gezeigt hätten, dass auch sie rentabel betrieben werden können.”

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Die Verstaatlichung der Energiewirtschaft schreitet voran. Die Welt berichtete:

“Die Bundesregierung treibt die Verstaatlichung wesentlicher Teile der Energie-Infrastruktur mit Hochdruck voran. Nachdem bereits große Pipeline-Betreiber und Importgesellschaften wie Gazprom Germania und Uniper durch die staatliche Übernahme vor der Insolvenz gerettet wurden, nimmt der Bund jetzt Gespräche zur vollständigen Übernahme des größten deutschen Übertragungsnetzbetreibers Tennet auf. Von WELT befragte Wettbewerbsökonomen sehen die Pläne kritisch. Tennet betreibt in den Niederlanden und großen Teilen Deutschlands ein verbundenes Stromnetzmit einer Länge von 24.500 Kilometern. In Deutschland versorgt Tennet mit seinen Höchstspannungsleitungen in seiner sogenannten Regelzone zwischen Nordsee und österreichischer Grenze rund 34 Millionen Endverbraucher mit Strom. Eigentümer ist bislang der niederländische Staat.”

Auch der Bayerische Rundfunk widmet sich dem Thema.

“Sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung haben umfangreiche und teure Ausbaupläne für die jeweiligen Stromnetze. Für den Ausbau seines deutschen Netzes rechnet Tennet mit einem Eigenkapitalbedarf von rund 15 Milliarden Euro. Das würde die Finanzkraft des Unternehmens jedoch übersteigen, wie aus der Tennet-Mitteilung hervorgeht. Bereits 2020 hatte die niederländische Regierung daher öffentlich gemacht, dass sie zur Deckung des Geldbedarfs eine Beteiligung des Bunds bevorzugen würde. Denn Tennet zufolge habe die niederländische Regierung kein Interesse daran, die Investitionen in Deutschland mitzufinanzieren. Beschlossen sei ein Verkauf an den Bund dem Unternehmen zufolge aber noch nicht.

Der FDP-Energieexperte Michael Kruse sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), eine mögliche Übernahme der deutschen Tennet-Tochter dürfe nur ein Zwischenschritt sein. “Die Bundesregierung müsste in diesem Fall an einer Vergabe an Private arbeiten. Sollten sich in Deutschland keine privaten Investoren mehr für Energienetze finden, dann wäre das ein Alarmsignal, dass etwas mit der Ausgestaltung der Energiewende schief läuft.” Staatsmonopole seien nicht in der Lage, die hier nötigen Innovationen zu erbringen.”

Die Tagesschau interviewte Marcel Fratscher vom DIW dazu und der sagt, so etwas wäre sinnvoll, denn es geht hier um “Geschwindigkeit”!. Offenbar sind die Ereignisse rund um den Flughafen BER spurlos an ihm vorbeigegangen. Vielleicht war es aber auch nur die Bewerbung für eine noch zu gründende Bundesbeschleunigungsagentur?

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Die Quittung. In einem Meinungsartikel kommentiert Boris Schmidt in der FAZ den Einbruch bei den Zulassungszahlen für Elektroautos.

“Zwar mag das Minus auch mit dem Ansturm auf die Kaufprämie im Dezember zu tun haben, die inzwischen gekürzt oder gestrichen ist, aber VDIK-Präsident Reinhard Zirpel liegt mit seiner Befürchtung, dass es mit der bisherigen Dynamik auf dem E-Auto-Markt vorerst vorbei ist, goldrichtig. Dem Autofahrer ist das Hemd näher als der Rock, der Schritt zur eigenen individuellen Elektromobilität ist weit.

Tut der erste im Geldbeutel so richtig weh, schiebt man die Entscheidung auf oder kauft ein konventionell angetriebenes Auto, solange es das als Neuwagen noch gibt. Die Preisentwicklung tut ein Übriges. Wer sich für ein reines Elektroauto entscheidet, muss sich zudem mit Folgefragen wie Reichweitenangst oder dem Ladefrust unterwegs auseinandersetzen. Das Erwachen im Januar bedeutet nichts Gutes für den weiteren Verlauf, beweist aber mal mehr:  Wer den Markt mit Subventionen oder Steuern verzerrt, bekommt irgendwann die Quittung.”

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Der Spiegel über den Wettbewerbsvorteil Windkraft. Natürlich kommt auch Claudia Kemfert zu Wort und wir lernen, nicht die zuverlässige Verfügbarkeit von günstigem Strom ist wichtig, sondern ein hoher Anteil an Windenergie.

Auch die Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht Windkraft als enormen Standortvorteil. »Ansiedelungen von Unternehmen werden künftig noch stärker als bisher davon abhängig gemacht, wie hoch der Anteil von Windenergie ist. Bayern hat einen enormen Standortnachteil, weil es zu wenig Windenergie ausbaut«, sagte sie der Zeitung.

Wundert es, dass man wegen solcher Aussagen an der Eignung als Expertin starke Zweifel bekommt? Eigentlich doch nicht, daher wird Kritik ja auch einfach als Hass umgedeutet, wie wir erst kürzlich berichtet haben. Das allemal einfacher als sich mit dem Dünnsinn der eigenen Thesen zu beschäftigen. Oder man macht es wie Kemfert, alles, was einem nicht passt wird zum Mythos erklärt, selbst Physik.

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Der Reisekonzern TUI will seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren. Die FAZ:

“Die Emissionen bei den TUI-Airlines sollen bis 2030 um 24 Prozent verglichen mit dem Wert von 1990 sinken; die Fluggesellschaften von TUI stehen für rund 80 Prozent der konzerneigenen Emissionen. Die Emissionen der konzerneigenen Hotels sollen um mindestens 46,2 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden und die der Kreuzfahrtgesellschaften um 27,5 Prozent.

Da sich der technologische Fortschritt weiterentwickle, sei das „Ansporn für uns, mehr zu tun als heute möglich erscheint“, erklärte TUI-Chef Sebastian Ebel. Die Ziele würden daher immer wieder überprüft und angepasst.”

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In der Schweiz sollen in aller Eile zahlreiche große alpine Solaranlagen gebaut werden, um die drohende Stromknappheit abzuwenden. Mit welchen Auswirkungen ist zu rechnen? Wieviel kann Sonnenstrom aus den Bergen zur Versorgungssicherheit beitragen? Alex Reichmuth hat für den Nebelspalter mit Professor Jürg Rohrer von der Zürcher Hochschule der Angewandten Wissenschaften gesprochen, der als Spezialist für alpine Solaranlagen gilt (Interview in zwei Teilen, hier und hier):

«Die Schweiz hat Erfahrung mit Bauten in schwierigem Gelände»

Im letzten Herbst hat das Parlament das dringliche Bundesgesetz für eine Solaroffensive in den Bergen verabschiedet (siehe hier). Damit soll der drohenden Stromlücke in den nächsten Jahren vorgebeugt werden. Laut dem Gesetz können freistehende Solaranlagen bis zu einer jährlichen Produktion von insgesamt zwei Milliarden Kilowattstunden gebaut werden, sofern sie bis 2025 zumindest teilweise am Netz sind. Für das soll ein vereinfachtes Verfahren angewendet werden. Der Bund hat Unterstützungsbeiträge bis zu 60 Prozent der Investitionen zugesagt. Nach der Verabschiedung des Gesetzes schossen die Projekte für alpine Solaranlagen wie Pilze aus dem Boden (siehe hier).

Mittlerweile hat der Bundesrat den Entwurf für die Verordnung zum Gesetz vorgelegt. Was ist vom Vorgehen des Bundes für eine Solaroffensive zu halten? Und ist wirklich mit einem Boom an alpinen Anlagen zu rechnen? Jürg Rohrer, Professor für erneuerbare Energie und Energieeffizienz an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, nimmt Stellung. Rohrer ist Spezialist für alpine Solaranlagen und gilt als profunder Kenner des Themas.

Weiterlesen im Nebelspalter hier und hier.

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Leserpost von Paul Schwedtke:

Guten Tag, liebe Redaktion,

was hatten wir 2022 doch für einen schönen Sommer. Bauern war er zu schön. Und fast täglich fanden sich in den Medien Meldungen über die Nachteile der Erderwärmung. Angst wurde geschürt. Warum? In diesem Winter bleibt es milde. Nun zeigt sich der Klimawandel mir von der positiven Seite. Sorgt der  dafür, dass es nicht so kalt wird? Dem Verbrauch von Energie tut das gut, er ging um fast die Hälfte bei mir zurück. Gleicht die Winterfreude die Sommersorgen damit aus?

Schöne Tage in Richtung Frühling wünscht Paul Schwedtke

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Università Ca’ Foscari Venezia:

Drilling campaign reaches a depth of 808 meters in the Antarctic ice sheet

In Antarctica, the second drilling campaign of the Beyond EPICA—Oldest Ice project, at the remote field site Little Dome C, has been successfully completed. This project is an unprecedented challenge for paleoclimatology studies and its goal is to go back 1.5 million years in time to reconstruct past temperatures and greenhouse gas concentrations through the analysis of an ice core extracted from the depths of the ice sheet.

The project will last seven years (having started in 2019) and is coordinated by Carlo Barbante, director of the Institute of Polar Sciences of the National Research Council (CNR-ISP) and a professor at Ca’ Foscari University of Venice. For this project there are twelve research centers as partners, from ten European and non-European countries. For Italy, in addition to the CNR and Ca’ Foscari University, there is the National Agency for New Technologies, Energy and Sustainable Economic Development (ENEA), which is sharing leadership of the logistics-related work module with the French Polar Institute (IPEV).

From the end of November 2022 to the end of January 2023, in almost seven weeks of work, the international team reached a depth of 808.47 meters. At this depth the ice preserves information about the climate and the atmosphere of the last 49,300 years. Facing unforeseen setbacks and repairs to the drilling system and delays due to bad Antarctic weather conditions, the team worked hard for two months to nevertheless achieve this important intermediate result.

At first, the weather conditions at Little Dome C made field reopening operations difficult and delayed the team’s arrival but organizing the work in two shifts proved successful to continue drilling operations for 16 hours a day without stopping. The project’s final goal is to reach a depth of about 2,700 meters, which represents the thickness of the ice sheet underneath Little Dome C, a 10-square-kilometer area located at 3,233 meters above sea level, 34 kilometers from the French-Italian station Concordia, one of the most extreme places on Earth.

“This season has been intense but brought amazing results thanks to the team’s gigantic efforts: they worked tirelessly for two months at the Little Dome C camp. They first tested the equipment, and then progressed down to the remarkable depth of 808 meters and collected high quality ice cores. This will be the starting point for the next Beyond EPICA drilling season,” said Carlo Barbante, Project Coordinator, Director of the Institute of Polar Sciences of the Italian National Research Council (CNR-ISP) and Professor at Ca’ Foscari University of Venice.

As soon as the site was reached, the team’s first goal was to complete the installation of the deep ice drilling system and fine-tune it to continue the drilling operations started in the previous campaign. The Alfred Wegener Institute Helmholtz Centre for Polar and Marine Research (AWI) drilling system was adapted to the ice conditions to achieve the best configuration for deep ice coring, using 3.5 m-long drill barrels. The Danish drilling system has been used as a backup system to continue ice core extraction operations, while the engineers ironed out problems with the AWI drill.

In the last days of work, 4.5-m-long drill barrels were tested, and the result was unexpectedly successful: a single 4.52-m ice core was retrieved, the longest ever drilled as part of a European project.

“This is a significant achievement for the AWI drill system: this is the longest core ever drilled by a European project. Its significance lies in the fact that at greater depths, where the time to winch down and up the borehole increases incrementally, being able to recover longer cores in each run means that we progress faster with the drilling, and should cut the time needed to reach bedrock, and the Oldest Ice,” explained Rob Mulvaney, Chief Scientist for this Beyond EPICA drilling season and Professor at the British Antarctic Survey (BAS), and Frank Wilhelms, Chief Driller for this Beyond EPICA season and Professor at AWI, in the 47th Situation Report sent from the Little Dome C field camp.

This year, the first 217 meters from the Beyond EPICA ice core were also processed at the Cold Lab at Concordia Station, making observations on the cores and measuring its conductivity parameters as well as performing the first cuts. A part of these ice cores will be transferred to Europe for analysis in European laboratories.

A precious ‘ice core’

The climate and the environmental history of our planet is archived in the ice, which can therefore reveal information from centuries and even hundreds of millennia ago on the evolution of temperature and on the composition of the atmosphere. Researchers will thus be able to assess the content of greenhouse gases, such as methane and carbon dioxide, in the atmosphere of the past. Then, they will be able to link these findings with the evolution of temperature.

“We believe this ice core will give us information on the past’s climate and the greenhouse gases in the atmosphere during the Mid-Pleistocene Transition (MPT), which happened between 900,000 and 1.2 million years ago,” says Carlo Barbante. “During this transition, climate periodicity between ice ages changed from 41,000 to 100,000 years: the reason why this happened is the mystery we hope to solve.”

Dazugehörige Youtube-Videos hier.

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