Umweltbundesamt in der Kritik

Die Washington Post in einem Bezahlartikel über den Zielkonflikt Offshore Windkraftausbau und Schutz von Walen.

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Dauerhaft günstiger Strom für die Industrie. Das ist einer der Pläne von Robert Habeck. Die Industrie begrüßt laut FAZ das erwartungsgemäß.

“Habecks Ankündigung stieß auf unterschiedliche Reaktionen. „Ein schneller und wettbewerbsfähiger Industriestrompreis für die ganze Industrie – am besten auf EU-Ebene – wäre ein echter Gamechanger, ein Wendepunkt“, lobte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie VCI, Wolfgang Große Entrup, im Gespräch mit der F.A.Z. Für den Umbau zur Klimaneutralität setze die Branche auf elektrische Prozesse. „Dafür brauchen wir Vertrauen in erträgliche Strompreise und Rückenwind der Politik.“ Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag verwies darauf, dass deutsche Betriebe für den Strom das Vierfache eines französischen Wettbewerbers bezahlten. „Daher ist es wichtig, dass sich die Bundesregierung Gedanken macht, wie die Preise wettbewerbsfähig werden können“, sagte Hauptgeschäftsführer Achim Dercks der F.A.Z. „Dennoch halten wir den Vorschlag des Wirtschaftsministers für keine geeignete Lösung. Schon allein deswegen, weil dieser erst in einigen Jahren greifen würde.“”

Wie das bei den steigenden Subventionen im Bereich Erneuerbare Energien gehen soll, das dürfte spannend sein.

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Loser Technologien. Eine ganz neue Wortschöpfung, zu verdanken ist sie Stefan Rahmstorf auf Twitter.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Alle Nordseeanrainer machen CCS, nur Deutschland nicht. Viele Länder setzen im Rahmen der Dekarbonisierung auf Kernkraft. Nur Deutschland nicht. Wer ist hier der eigentliche Loser?

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Was nicht passt, das wird passend gemacht. Das könnte das Motto des Umweltbundesamts gewesen sein, als es eine Studie zur Wirkung von Geschwindigkeitsbegrenzungen erstellt hat. Der Welt (Bezahlartikel) ist das aufgefallen, weil die gleiche Behörde vor 2 Jahren noch ganz andere Zahlen ermittelt hat.

“Aber wie kann es passieren, dass innerhalb weniger Jahre zwei Untersuchungen zu so unterschiedlichen Ergebnissen kommen? Eine der beiden Studien muss sich demnach grob um den Faktor drei verrechnet haben.

Beschäftigt man sich intensiver mit der nun vorgelegten Untersuchung, liegt die Vermutung nahe, dass methodische Mängel womöglich das Ergebnis der neuen Studie verzerrt haben könnten, die dem Tempolimit einen scheinbar höheren Klimaschutzeffekt zusprechen. Unter anderem gibt es erhebliche Hinweise, dass die zugrundeliegenden Daten nicht nur veraltet sind, sondern auch andere Mängel aufweisen, sodass sich die Ergebnisse nicht auf den Gesamtverkehr hochrechnen lassen.

Den Autoren der Studie ist das kaum vorzuwerfen, sie weisen in ihrer 360 Seiten langen Veröffentlichung an vielen Stellen selbst auf die Unzulänglichkeiten der Daten hin. Doch vor allem in der Interpretation des Umweltbundesamtes fielen diese Zweifel unter den Tisch.”

Müßig zu erwähnen, dass die Studienergebnisse brav von einigen Politikern heruntergebetet werden.

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Kolumbien macht Tempo beim Offshore-Ausbau. Das berichtet En-former, der Energieblog von RWE.

“Das südamerikanische Land wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 seine erste Ausschreibung für Offshore-Windkraftanlagen (Link in Englisch) in der zentralkaribischen Zone vor den Provinzen Bolívar und Atlántico realisieren. Sind die Lizenzen vergeben, werden die Projekte das Genehmigungsverfahren und das Verfahren zur Beantragung einer Seekonzession durchlaufen.

Zudem wurden in zwei Pilotprojekten schon konkrete Fortschritte erzielt: Im Januar 2022 unterzeichnete die Stadt Barranquilla eine Absichtserklärung für den Offshore-Windpark „Barranquilla“ mit einer geplanten Kapazität von 350-400 Megawatt (MW). Das 200-MW-Projekt „Vientos Alisios“ erhielt im Januar 2021 den Vor-Machbarkeitsstatus, im April 2022 sicherte die nationale Planungsbehörde für Energie und Minen „Unidad de Planeación Minero-Energétia (UPME)“ eine Garantie für einen 200-MW-Anschluss an das nationale Stromnetz zu. Beide Projekte sollen 2026/27 fertiggestellt werden.”

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Es wird nicht mehr Elektrofahrzeuge ohne mehr Bergbau geben

Ein Artikel bei Breakthrough beschäftigt sich damit, wie groß der Bedarf an Rohstoffen für die Elektromobilität in der Zukunft sein wird. Der Autor kritisiert dabei die Studie “More Mobility And Less Mining” und kommt beim Bedarf zu anderen Schlüssen.

“The “More Mobility and Less Mining” report thus warrants some pushback on two points. First, by overestimating the near-term rate at which transportation and urban systems can transform, the researchers underestimate near-term lithium demand. In other words, demand-reduction measures that may take a decade or more to manifest will not alleviate supply-side shortages in the 2020s. Second, the report’s condemnation of mining as an inherently socially harmful sector may build intolerance toward EV mineral production rather than promote improved accountability, potentially exacerbating bottlenecks and increasing the cost and time required for global EV adoption.

Rather, the key challenge for the climate community is to affirmatively articulate a socially positive vision for mineral extraction. As the report itself argues: “The volume of extraction is not a given. Neither is where mining takes place, who bears the social and environmental burdens, or how mining is governed.” And so it is time to answer the question of how to govern mining well—by requiring prior and informed consent, mandating fair sharing of economic benefits, and standardizing environmental and labor protections globally, and more.

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Wenn Wissenschaftler bedroht und beleidigt werden. Ein Bericht beim RBB behandelt dieses Thema. Es kommt auch Claudia Kemfert zu Wort.

“Die Umweltökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin verantwortet zahlreiche Studien, die belegen, dass wirksamer Klimaschutz nur mit einem Abschied von den fossilen Energien möglich ist. Sie hat festgestellt, dass es sich bei den zunehmenden Hass-Posts gegen sie um regelrechte Kampagnen handelt, “auch ausgelöst durch die fossile Industrie, die eben sehr gerne ihre Geschäftsmodelle verlängert wissen sehen will. Und da vermuten wir gezielte PR-Kampagnen, die gerade mich im Blick haben, um gezielte Denunziationen und Diffamierungen zu machen.” Ziel sei es, sie einzuschüchtern, ihr die Kompetenz abzusprechen, vermutet sie. “Aber ich verstumme nicht, im Gegenteil, mich spornt das eher noch an, noch lauter und deutlicher zu werden.”

Die These, dass es sich bei den Anfeindungen um orchestrierte Kampagnen handeln könnte, bestätigt auch der Extremismusforscher Gideon Botsch vom Moses-Mendelssohn-Zentrum der Universität Potsdam: “Es gibt da Netzwerke, die das organisieren”, sagt er. “Wir konnten deutlich beobachten, dass hier über bestimmte Internetplattformen gezielt dazu aufgerufen wurde, gegen Wissenschaftlerinnen vorzugehen, und dass hier auch Tipps und Tricks verbreitet wurden, wie man das machen kann.””

Solche Aussagen bergen immer eine gewisse Gefahr. Claudia Kemfert wird auch in diesem Blog kritisiert, aber nicht gehasst! Beleidigungen und Drohungen sind kein Mittel der kritischen Auseinandersetzung. Sie wird kritisiert für Aussagen, die sie tätigt und das machen Kollegen aus dem Fachbereich, aus dem sie kommt, ebenfalls. Ist es also Hass, wenn ein Kollege feststellt, dass sie sich bei ihren Rechnungen um einige Hundert Milliarden verrechnet hat, weil sie wichtige Teile schlicht vergessen hat?

Das gilt auch für die Aussage von den Speichern “noch und nöcher”. Wunsch und Wirklichkeit klaffen bei ihr auseinander und natürlich ist es peinlich, wenn wie in der ZDF-Sendung “Blackout” ein Wissenschaftler ausrechnet, dass die vorhandenen Speicher in Deutschland uns weniger als eine Stunde Strom liefern könnten und Claudia Kemfert fehlende Speicher als Mythos deklariert. Aber das ist kein Hass sondern Argumentation und die De-Konstruktion von Aussagen von ihr. Diese Differenzierung findet in dem Artikel aber nicht statt. Begründete Gegenrede mal eben in die Ecke von orchestrierten Kampagnen zu stellen, das ist schon sehr gefährlich.

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90 Minuten nimmt sich eine Dokumentation bei ARTE Zeit für das Thema Kernenergie. Die Sendung ist dabei sogar noch vergleichsweise neutral und lässt verschiedenen Akteure zu Wort kommen. Von Anna Veronika Wendland bis Jürgen Trittin ist alles dabei und daher sind die Aussagen auch sehr unterschiedlich. Während Wendland die CO2-Einsparungen anspricht, fabuliert Trittin von der russischen Gefahr. Dabei nimmt er es mit den Fakten nicht sehr genau, was Uran-Abbau und Brennelemente angeht. Er kann vermutlich nicht anders. Aus dem Begleittext des Videos.

“Die Atomkraft war immer geprägt von Kontroversen. Sie wird leidenschaftlich befürwortet und bekämpft, protegiert und gefürchtet. Für einige Länder – allen voran Deutschland – scheint sie nach 80 Jahren ihrer Nutzung auf dem Weg zum Auslaufmodell. Aber ist sie das wirklich? Aktuell diskutiert wie lange nicht, zeigt der Dokumentarfilm „Die Atomkraft – Ende einer Ära?“, was sie in den letzten Jahrzehnten für uns bedeutete und wie unterschiedlich die gesellschaftliche Diskussion in Deutschland und Frankreich verlief. Und er fragt, was ihre Zukunft bringt – mit überraschenden Antworten. Mit Fokus auf Frankreich, der größten Kernenergie-Nation der Welt, und auf Deutschland, das trotz des vorübergehenden Weiterbetriebs der letzten drei Kraftwerke am Atomausstieg festhält. In den 1960ern wurde die zivile Nutzung der Kernenergie zur Hoffnung einer Welt im Aufschwung. Unter dem Eindruck der Ölkrise Anfang der 70er beschloss Frankreich den Umstieg auf eine rein nukleare Energieerzeugung. Flamanville und La Hague, Gorleben und Brokdorf: Massenproteste und Misstrauen gab es seit den 70ern in beiden Ländern. Tschernobyl veränderte 1986 den gesellschaftlichen Diskurs ganz besonders in Deutschland. Einige Energieerzeuger sehen heute andere Quellen wirtschaftlicher – doch nur in Deutschland bereitete Fukushima den Weg zu einem endgültigen Ausstieg. Oder vielleicht doch nicht? In einer Welt, in der Energie immer kostbarer wird und die Atomkraft als klimaneutral gilt, steht selbst dies wieder auf dem Prüfstand.”

Die Sendung ist noch bis 08.03.2023 in der ARTE-Mediathek zu sehen. Danach aber vermutlich auch bei YouTube.

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Windenergie – OVG Lüneburg verweigert den Erneuerbaren eine Sonderrolle. Windmesse.de berichtet:

“Die Klägerin ist eine Betreiberin von sechs Windenergieanlagen (WEA), die bereits 2006 immissionsschutzrechtlich genehmigt und seitdem betrieben wurden. Mit der Klage wendet sich die Betreiberin gegen die 15 Jahre nach Inbetriebnahme der WEA angeordneten nachträglichen Betriebseinschränkungen für drei der sechs WEA. Konkret greift die Klägerin die Untersagung des nächtlichen Betriebs der WEA für den Zeitraum Mitte April bis Ende August (nur bei bestimmten Wetterlagen) an. Grund für die nachträgliche Anordnung waren vermehrte Totfunde von Fledermäusen.

Die Klägerin rügte allem voran § 3 Abs. 2 BNatSchG als unzulässige Rechtsgrundlage für die nachträglichen Betriebsbeschränkungen. Zum anderen machte die Klägerin einen Anspruch auf eine Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG geltend. In beiden Punkten folgte das OVG Lüneburg mit Urteil vom 05.07.2022 (Az.: 12 KS 121/21) nicht der Rechtsauffassung der Klägerin und wies die Klage ab.”

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