Algenschleim als CO2-Speicher?

National Geographic mit einem Artikel über eine ungewöhnliche Idee:

“Der sogenannte Fucoidan war dabei von besonderem Interesse. Die schleimigen Ausscheidungen des untersuchten Blasentangs bestehen bis zu 50 Prozent aus dieser natürlichen Verbindung. Messungen der Studie zeigten, dass die untersuchten Pflanzen in der Ostsee südwestlich von Finnland täglich rund 0,3 Prozent ihrer eigenen Masse als Schleim an ihre direkte Umgebung abgeben. „Die Fucoidan-Sekretion besteht nur aus Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Schwefel und verbraucht keine Nährstoffe, die eine Kohlenstoffbindung unabhängig vom Algenwachstum ermöglichen“, heißt es in der Studie. Die Menge an Schleim hemmt also nicht etwa das eigene Wachstum der Pflanze. Auf ein Jahr gerechnet übersteigt die Menge an Kohlenstoff, die sie in Form von Absonderungen produziert, sogar ihre eigene Biomasse. Des Weiteren hat Fucoidan auch die Eigenschaft, nur sehr langsam abgebaut zu werden. […]. Sinken die Absonderungen einmal auf den Meeresgrund und werden von Sedimenten überlagert, bleibt also auch das in ihnen enthaltene CO2 gespeichert. Auf diese Weise werde das Kohlendioxid langfristig aus der Atmosphäre entfernt – für hunderte bis tausende von Jahren.”

Dazu passt thematisch ein Bericht aus der FAZ. Dort sollen Wale CO2 nach dem Sterben in die Tiefen der Ozeane befördern:

“Können Wale helfen, CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen? Der Ozean speichert neben Bäumen und Böden knapp ein Viertel des Kohlenstoffs, der natürlicherweise aus der Atmosphäre gezogen wird. Welche Rolle Wale dabei spielen, zeigt eine Studie, die im Dezember in der Fachzeitschrift „Trends in Ecology and Evolution“ erschien. Demnach fressen Wale zum einen bis zu vier Prozent ihres Körpergewichts pro Tag. Blauwale nehmen täglich also bis zu 3500 Kilogramm aus Kohlenstoff bestehende Biomasse zu sich. Die nährstoffreichen Ausscheidungen helfen wiederum kleinen Wassertieren wie Krill und Plankton, zu gedeihen und ihre Photosynthese zu steigern. Das wiederum zieht Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Zum anderen speichern Wale auch direkt Kohlenstoff. Denn wie bei allen Lebewesen, besteht ihr Körper größtenteils aus Kohlenstoff. Sterben sie, sinkt ihr Kadaver oftmals bis in die Tiefsee. Gelangt Kohlenstoff erst einmal in die Tiefen der Ozeane, bleibt er dort dauerhaft gespeichert. Wale funktionieren also als wie Pumpen, die Kohlenstoff in die Tiefsee befördern.”

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Das Rennen um die Rohstoffe für die Energiewende ist eröffnet. Focus hat einen entsprechenden Artikel dazu. Peter Buchholz, Chef der Deutschen Rohstoff-Agentur warnt:

“”Die Konzentration der globalen Rohstoffproduktion ist alarmierend“, sagt Buchholz. Noch kritischer ist die Raffinade-Produktion, also die Weiterverarbeitung einmal geförderter Rohstoffe: 48,1 Prozent des Produktionswertes entfielen 2019 auf China. „Die Marktkonzentration ist erheblich höher als etwa bei Erdöl“, warnt Buchholz.”

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Der YouTube-Kanal Norio stellt Windtulpen vor. Diese sollen Windkraft auch für Privatleute interessant machen und zudem ungefährlich für Vögel sein. Interessanteweise kommt die Entwicklung aus den Niederlanden. Leider hinterfragt die Redaktion die Zahl von getöteten Vögeln durch Windkraftanlagen nicht und leiert die bekannten “What About” Zahlen von getöteten Vögeln durch Katzen, Scheiben, Autos usw. herunter. Dabei hätte nur wenig Nachdenken geholfen, dass diese Zahlenspiele müßig sind, weil man Sing- und Gartenvögel nicht mit Greifvögeln vergleichen kann und sollte. Die Populationen sind völlig unterschiedlich, die Reproduktionszahlen ebenso und der Lebensraum ohnehin. Wir haben die Schwäche dieser Argumentation schon häufiger thematisiert. Sie hält sich aber dennoch hartnäckig. Das Fazit über die Leistungsfähigkeit der Windtulpen fällt allerdings sehr bescheiden aus. Man bräuchte viel zu hohe und unrealistische Windgeschwindigkeiten, um nennenswerte Erträge zu erzielen.

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Noch ein Videotipp. Vor Kurzem berichteten wir über die Verleihung der Silbernen Sumpfpumpe an Volker Quaschning. Simeon Preuss von Nuklearia schlüpfte in die Rolle des Preisträgers und hielt eine fiktive Dankesrede. Schwer ist die Verkleidung nicht. Es braucht nur eine Brille, ein keckes Bärtchen, eine Brille und ein rotes Hemd mit schwarzem Sakko. Schon ist das Double fertig. Lediglich die Warmstripes-Krawatte fehlt.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

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Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller sieht die Gefahr für eine Gasmangellage für diesen Winter als gebannt an. Das berichtet die Tagesschau.

“”Bei aller Restunsicherheit: Ich rechne nicht damit, dass diesen Winter noch etwas schiefgeht”, sagte er der “Bild am Sonntag”. Er gehe inzwischen davon aus, dass die Speicher am Ende des Winters zu mehr als 50 Prozent gefüllt sein werden. “Wir konzentrieren uns jetzt auf den nächsten Winter.” Bereits seit Weihnachten sei die Bundesnetzagentur zunehmend optimistischer geworden, sagte Müller der Zeitung. “Die Gasspeicher sind zu mehr als 90 Prozent gefüllt – ein bemerkenswerter Wert, so hoch waren sie in einem Januar nur selten.” Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Gasspeicher Anfang Februar zu 40 Prozent gefüllt sind. Dieses Ziel lässt sich laut Müller de facto nicht mehr verfehlen. “Man soll niemals nie sagen, aber ja: Die Annahme, dass wir dieses Ziel verfehlen werden, ist nicht realistisch.””

Langes Duschen oder hohe Heiztemperaturen sind nach Müller unsolidarisch:

“Müller warnte in der “Bild am Sonntag” trotzdem davor, jetzt mit dem Sparen etwa beim Heizen oder Duschen aufzuhören. “Das wäre nicht nur sehr teuer, sondern auch unsolidarisch”, sagte er. “Ein steigender Gasverbrauch führt am Ende auch zu höheren Gaspreisen für die energieintensive Industrie, die nach den Preisexplosionen im Sommer endlich wieder daran arbeiten könnte, wieder Boden gutzumachen.” Zudem müsse jede Kilowattstunde, die jetzt eingespart werde, nicht teuer im Sommer eingekauft werden, um die Gasspeicher aufzufüllen. Bei den zuletzt stark gefallenen Preisen rechnet Müller mit einem Ende der Preisschwankungen. “Gas kostet aktuell wieder so viel wie im Dezember 2021”, sagte Müller.”

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Ebenfalls in der Tagesschau findet man einen Artikel über den Rückgang der Gletscher in Folge steigender Temperaturen. Besonders deutsche Gletscher könnten betroffen sein.

“Gletscher sind große Massen aus Schnee, Firn und Eis, die meist von Bergen langsam in Richtung Tal strömen. Die deutschen Gletscher sind nach Eisens Worten nicht mehr zu retten: “Das Thema ist durch.” Im vergangenen Jahr sei mit dem Südlichen Schneeferner einer weggeschmolzen, somit gebe es in Deutschland nur noch vier Gletscher. “Die wird das gleiche Schicksal ereilen”, so Eisen.

Wie schnell die Schmelze in Deutschland vorangehe, hänge lediglich von den Temperaturen in den kommenden Wintern ab. “Wenn wir solche Winter kriegen wie 2020 oder 2021, als es im Frühjahr kalt und nass war, dann werden sie vielleicht noch ein Jahrzehnt länger halten, aber die deutschen Gletscher werden 2050 vermutlich nicht erreichen.””

Wie diese Meldung zu einer prognostizierten Pause bei der Erwärmung bis 2040 passt (wir berichteten) ist unklar.

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Frankreich hatte in 2022 die geringste Stromproduktion aus Kernenergie in den letzten 33 Jahren. Montel berichtet:

“French nuclear output slumped 23% year on year to 278.3 TWh in 2022, its lowest level since 1989, amid unplanned reactor outages caused by maintenance delays and corrosion issues, preliminary TSO data showed on Thursday. However, this was within the 275-285 TWh range that EDF forecast in November. The French utility revised its target down multiple times over the year from its initial 330-360 TWh target. The share of nuclear generation in the mix dropped 6 percentage points to about 63% in one year. France became a net power importer for the year for the first time since 2001, according to data from TSO RTE. Only about half the 61.4 GW installed capacity was available on average and hydropower output fell nearly 21% year on year to 49.6 TWh due to a severe drought. Imports hit a record 15.8 GW in November. The country, which used to be one of the largest net power exporters in Europe, received 16.5 TWh net from neighbours last year. This compared with 43.1 TWh net exports in 2021.”

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Abbot 2021:

Using Oscillatory Processes in Northern Hemisphere Proxy Temperature Records to Forecast Industrial-era Temperatures

The validity and interpretation of differing representations of proxy temperature profiles from the past 2,000 years for the northern hemisphere remains controversial. One perspective of temperatures over the past 1,000 years embodies a major oscillation with a peak corresponding with the Medieval Warm Period (MWP), a trough representing the Little Ice Age (LIA) and subsequent increasing temperatures to the present. An alternate temperature perspective, known as the “hockey stick” exhibits a slow long-term cooling trend downward from about 1000 AD to about 1900 AD, followed by relatively rapid warming in the 20th century and is a prominent feature in describing the apparent climate crisis. The present study, using spectral analysis, shows that both types of profile have a dominant millennial oscillation and a set of lower power centennial and decadal oscillations. The key difference in determination of development of the proxy temperature profile into either a hockey stick or MWP_LIA cycle is the phase alignments of centennial and decadal oscillations with respect to the millennial oscillation. In both cases, the resultant sine waves from spectral analysis up to 1880 AD can be used to train a an artificial neural network using oscillatory data corresponding to the pre-industrial era, then forecasting temperatures into the 20th century, enabling an estimation of natural and anthropogenic contributions to recent warming. The limitations of highly complex general circulation models that do not to adequately incorporate oscillatory patterns in temperatures may be a compelling reason to promote more extensive use of forecasting with established machine learning techniques such as ANNs.

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Georgia Institute of Technology:

New information on ‘gigantic jet’ lightning bursts that reach toward space

A detailed 3D study of a massive electrical discharge that rose 50 miles into space above an Oklahoma thunderstorm has provided new information about an elusive atmospheric phenomenon known as gigantic jets. The Oklahoma discharge was the most powerful gigantic jet studied so far, carrying 100 times as much electrical charge as a typical thunderstorm lightning bolt.

The gigantic jet moved an estimated 300 coulombs of electrical charge into the ionosphere—the lower edge of space—from the thunderstorm. Typical lightning bolts carry less than five coulombs between the cloud and ground or within clouds. The upward discharge included relatively cool (approximately 400 degrees Fahrenheit) streamers of plasma, as well as structures called leaders that are very hot—more than 8,000 degrees Fahrenheit.

“We were able to map this gigantic jet in three dimensions with really high-quality data,” said Levi Boggs, a research scientist at the Georgia Tech Research Institute (GTRI) and the paper’s corresponding author. “We were able to see very high frequency (VHF) sources above the cloud top, which had not been seen before with this level of detail. Using satellite and radar data, we were able to learn where the very hot leader portion of the discharge was located above the cloud.”

Boggs worked with a multi-organization research team, including the Universities Space Research Association (USRA), Texas Tech University, the University of New Hampshire, Politecnica de Catalunya, Duke University, the University of Oklahoma, NOAA’s National Severe Storms Laboratory, and the Los Alamos National Laboratory. The research is reported Aug. 3 in Science Advances.

Steve Cummer, professor of electrical and computer engineering at Duke, uses the electromagnetic waves that lightning emits to study the powerful phenomenon. He operates a research site where sensors resembling conventional antennas are arrayed in an otherwise empty field, waiting to pick up signals from locally occurring storms.

“The VHF and optical signals definitively confirmed what researchers had suspected but not yet proven: that the VHF radio from lightning is emitted by small structures called streamers that are at the very tip of the developing lightning, while the strongest electric current flows significantly behind this tip in an electrically conducting channel called a leader,” Cummer said.

Doug Mach, a co-author of the paper at Universities Space Research Association (USRA), said the study was unique in determining that the 3D locations for the lightning’s optical emissions were well above the cloud tops.

Weiterlesen (mit Abbildungen und Video) auf phys.org

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