Rettet unsere Industrie

Rettet unsere Industrie. Unter diesem Motto findet am 19.01.2023 in Hamburg eine Konferenz statt. Aus dem Einladungstext:

“Die mittelständisch geprägte deutsche Industrie befindet sich im freien Fall. Mehr und mehr Unternehmen müssen aufgeben, andere wandern ab. Der Prozess der Deindustrialisierung hat längst eingesetzt und gewinnt an Fahrt. Die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist inzwischen nicht mehr einverstanden mit dieser zerstörerischen Politik. Vor diesem Hintergrund findet am 19. Januar 2023 im Grand Elysée in Hamburg eine hochkarätig besetzte Tagung mit dem Titel “Rettet unsere Industrie” statt.“

Zur Tagungswebsite inkl. Anmeldung geht es hier.

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Felix Letkemann erklärt auf seinem YouTube Kanal, warum er die Energiewende für gescheitert hält. Er geht dabei auf verschiedene Szenarien ein und beleuchtet diese kritisch. Die Kommentare unter dem Video sind spannend. Von Zustimmung bis zu harter Kritik ist alles dabei.

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Eine kanadische Universität kennzeichnet die Mensagericht mit einem CO2-Fußabruck. Manchmal kommen dabei Überraschungen heraus.

“”It can help students know what is best for the environment,” confirms Marie Lourioux, a 22-year-old student who also suggests reducing the price of the least-polluting dishes.

“For there to be a real change in our viewpoints, we really have to become aware of this parameter,” adds Daniel Fernandez. He is a master’s student who is about to dig into his lunch of meat and potatoes, rated B compared to the D+ given to the vegetable focaccia because of its au gratin cheese.”

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Cash-online mit einer Prognose zur Gaskrise.

“Realistisch ist, dass der Preis für Erdgas perspektivisch hoch bleiben wird bzw. wieder steigt. Problematisch könnte vor allem der Winter 2023/24 werden. Blackouts oder ähnliche Horrorszenarien erscheinen im übernächsten Winter realistischer als 2022/23. Hintergrund ist, dass es sehr schwierig sein wird, ab März/April 2023 die Gasspeicher wieder aufzufüllen. Das aktuell dort vorhandene Gas trägt zwar kein Herkunftsschild, aber klar ist, dass der Großteil russischen Ursprungs ist. Vor dem Krieg in der Ukraine hat Russland an die Europäische Union (EU) insgesamt 155 Mrd. m3 Gas geliefert.

Die Lieferungen erfolgten über die drei Pipelines Nordstream 1, Yamal (über Weißrussland/Polen) und über eine Pipeline durch die Ukraine. Davon ist aktuell nur noch die größte, diejenige durch die Ukraine, in Teilbetrieb. Realistisch ist, dass 2023 gar kein russisches Gas mehr kommt. Wie die EU ab 2023 bis zu 155 Mrd. m3 Gas ersetzen will, ist mit der Analyse der vorliegenden Daten bzw. der weltweiten LNG-Ströme nicht ersichtlich. Ohne extremes Sparen bzw. deutliche und anhaltende Verbrauchsreduzierung wird es wohl nicht gehen.”

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Kalte Dusche für Elektroautos. Focus berichtet über eine Umfrage von KPMG in verschiedenen Ländern.

“Beide Zahlen sind damit weit entfernt vom kühnen 50-Prozent-Ziel, das US-Präsident Biden ausgerufen hat. Dabei kann man den Befragten keine übermäßig kritische Haltung zur E-Mobilität unterstellen: 77 Prozent von ihnen glauben, dass die Kunden eine Wartezeit von einer halben Stunde oder mehr in Kauf nehmen werden, um ihre Batterie auf 80 Prozent aufzuladen.Übrigens sind mehr als die Hälfte der Führungskräfte „sehr besorgt“ über die Verfügbarkeit von Materialien für Elektroautos.”

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Der britische Hersteller Holtec will in 2023 den Genehmigungsprozess für seine Small Modular Reactors (SMR) starten.

“Holtec, which has been a prominent supplier of goods and services to UK’s Pressurized Water Reactor (PWR) program for over 25 years, has assembled a group of qualified domestic British companies with complementary core competencies along with Team Holtec’s global alliance partners, Mitsubishi Electric (Kobe, Japan) and Hyundai Engineering and Construction Co. (Seoul, Korea). The goal of this program is to tender our “walk-away safe” SMR-160 technology to serve as the workhorse for suppling distributed base load power generation across the United Kingdom to meet the country’s expected burgeoning clean energy demand in the coming decades. Holtec Britain looks forward to putting up its SMR-160 reactor, in development since 2011, to the scrutiny of the UK regulator, Office Nuclear Regulation (ONR), with the expectation for speedy approval underpinned by its uniquely robust safety features.

A completely gravity propelled reactor coolant system along with every other accident recovery system of entirely passive genre (i.e., no pumps or motors in any safety function and absence of any large piping in the reactor cooling system) are among the key characteristics of SMR-160 that, Holtec believes, will resonate with the British Government and ONR, the UK’s regulatory authority. Towards this end, Holtec Britain plans to file the application for the Generic Design Assessment of the SMR-160 plant for compliance with UK’s regulatory requirements, which the company knows to be a deeply safety-informed and technically rigorous process from its experience in licensing and deploying wet storage and dry storage & transport systems for used nuclear fuel going back to the mid-1990s.”

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Politikfehler erschweren und verteuern die Energiewende. Das meint Bernd Schips in einem Kommentar und bezieht sich auf die Entwicklung in der Schweiz.

“Ein «Weiter so wie bisher» ist sicher nicht zielführend. Es gilt, Wege für eine möglichst problemlose Energiewende aufzuzeigen. Zielkonflikte der ES 2050 – Stromerzeugung mit neE versus Landschafts- und Umweltschutz, Bau neuer Stauseen versus Landschafts- und Umweltschutz, Autarkiebestreben versus zunehmende Auslandabhängigkeit, Klimapolitik durch Reduktion der CO₂-Emissionen im Inland versus Verlagerung dieser Emissionen ins Ausland usw. – müssen thematisiert und dürfen nicht länger ignoriert werden.

Die Prioritäten müssen unbedingt neu gesetzt werden. Es ergibt wenig Sinn, einzelne Schritte, zum Beispiel eine umfassende Dekarbonisierung, zu propagieren und zu forcieren, ohne eine zu jeder Zeit sichere Stromversorgung gewährleisten zu können. Aus klimapolitischer Sicht sollten Massnahmen zur Reduktion der CO₂-Emissionen im Inland auch nicht zu höheren Emissionen im Ausland führen.

Eine zum Erfolg führende Energiestrategie setzt vor allem Redlichkeit in Bezug auf die Entwicklung der Energiekosten voraus. Auf Netzentgelte, Abgaben und Steuern überwälzte direkte und indirekte Fördermassnahmen verzerren die effektive Kostenentwicklung und verleiten zu Fehlentscheiden.”

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Der Karlsruher Professor Thomas Koch kritisiert das Verbrennerverbot für PKW bei msn.com.

“Laut dem Karlsruher Maschinenbauprofessor geht es den Lobbyisten und Umweltschützern offenbar nicht darum, einen optimalen CO₂-minimierten Weg in die Zukunft zu beschreiten. Er ist jedoch der Meinung, dass synthetische und biologische Kraftstoffe den Autoverkehr CO₂-neutral gestalten könnten. Bei der Entscheidung über den Antrieb der Zukunft hatten sich jedoch nicht alle gegen synthetische Kraftstoffe ausgesprochen. Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn warnte davor, beim E-Auto den gleichen Fehler zu machen wie beim Gas und sprach sich ebenfalls für eine Technologieoffenheit aus.

Auch in der deutschen Politik gab es im Rahmen der Entscheidung Befürworter für eine Sonderregelung für Verbrennungsmotoren, die mit synthetischen Kraftstoffen angetrieben werden. Finanzminister Christian Lindner (FDP) sagte: „Der Markt soll über die Zukunft des Verbrenners entscheiden.“ In diesem Zuge geriert zudem auch Porsche- und VW-Chef Oliver Blume in die Kritik. Er soll Einfluss auf die Entscheidung zugunsten der E-Fuels genommen haben, da Porsche seit langem an den synthetischen Kraftstoffen forscht.”

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Leserpost von Hugo Vogel:

Betreff: Gretas neues Buch – eine Rezension

Sehr zutreffende Rezension eines schlechten Buches, das für den Verlag jedenfalls kein Ruhmesblatt darstellt und hoffentlich auch nicht gut verkauft wird. Auch in der NZZ war eine ganzseitige Rezension, wer die gelesen hat, wird das Buch kaum kaufen wollen. Im Übrigen kann man wohl fragen, wieviel die Übersetzer am Stil und den Aussagen noch gefeilt haben. Thunberg kann kaum so gut Deutsch, wenn überhaupt.

Hugo Vogel
Schweiz

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Leserpost zur Arte-Doku „Rom – Untergang einer Weltmacht“ (auf Youtube hier).

Wirklich eine interessante Doku. Was ich zu kritisieren habe, ist aber, dass die starke klimatische Abkühlung welche dem Römischen Reich letztlich das Ende bereitet hat, nur auf den Vulkanismus zurückgeführt wurde. Zwar klingt es plausibel, dass ein sehr starker Vulkanausbruch, der sogar für Monate die Sonne verdunkelt hat, einen großflächigen Temperatursturz von 2 Grad hervorrufen kann, aber das hält keineswegs für ein paar hundert Jahre an. Auch wenn wie in der Doku berichtet noch ein paar weitere kleinere Vulkanausbrüche gefolgt sind. Längere klimatische Veränderungen von warm nach kalt und umgekehrt können nur durch die Sonne erfolgen. Vorindustriell auf jeden Fall und jetzt zumindest hauptursächlich.

Wenn man aber mal genauer nachschaut, machen sie es noch geschickter. Die Vulkaneinflüsse, z.B. der genannte isländische Vulkan, werden richtigerweise ab dem 5. Jahrhundert ins Feld geführt. Die Doku erwähnt die Abkühlung und die dazu berichtete Überprüfung mit Baumringanalysen ab dem 3. Jahrhundert. Was sie an der Stelle aber weglassen ist, dafür eine Ursache zu nennen. Da sie dann im Verlauf der Doku die Vulkane ab 500 irgendwas erwähnen, erweckt es insgesamt den Eindruck, dass nur Vulkanausbrüche zu der Abkühlung geführt haben. Das ist in der Tat schade, dass dieses wichtige Detail so verschleiert wird. So bleibt der Eindruck übrig, nur Vulkane kühlen ab. Not the case. Die Sonnenaktivität hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Das wird leider nicht erwähnt. Schade.

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PIK-Pressemitteilung:

Klimawissenschaft und Archäologie: Untergang des Antiken Mayapan hing mit Dürre zusammen

Der politische Zusammenbruch von Mayapan, der Hauptstadt der Maya auf der Halbinsel Yucatán im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert, wurde wahrscheinlich durch eine Dürre ausgelöst, die gesellschaftliche Konflikte schürte, so eine neue Studie, die in Nature Communications erschienen ist. Die Ergebnisse belegen den Einfluss des Klimas auf die Stabilität der Gesellschaft schon im Altertum.

„Indem wir Klimadaten mit historischen Quellen und archäologischen Funden zusammenlegen, ergibt sich ein erstaunlich detailreiches Bild der Maya-Gesellschaft vor 800 Jahren in Mittelamerika. Und das zeigt: Schon damals beeinflusste wandelndes Klima die menschliche Zivilisation ganz erheblich“, erklärt Norbert Marwan, Mitautor und Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK.

Die antike Maya-Stadt Mayapan in der mexikanischen Region Yucatán war über einen längeren Zeitraum von Bevölkerungsrückgang, politischen Rivalitäten und Bürgerkriegen geprägt. Zwischen 1441 und 1461 n. Chr. erreichten die Auseinandersetzungen einen unglücklichen Höhepunkt: den vollständigen Zusammenbruch der Institutionen und schließlich die Aufgabe der Stadt. Dies alles geschah während einer langanhaltenden Dürre.

Forschung zeigt Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Unruhen bei den alten Maya

Leitautor Douglas Kennett von der Universität Santa Barbara und seine Kolleginnen und Kollegen untersuchten historische Dokumente auf Aufzeichnungen über Gewalttaten und ausgegrabene menschliche Überreste aus Mayapan auf Anzeichen körperlicher Verletzungen. Anschließend verglichen die Autoren diese Anzeichen mit Indikatoren für Dürrebedingungen, die auf Klimadaten beruhen, die 1000 Jahre zurückreichen. Diese so genannten Paläoklima-Daten wurden von Norbert Marwan vom Potsdam-Institut analysiert und interpretiert. Sie brachten zutage, dass vermehrte Niederschläge mit einem Bevölkerungswachstum in Mayapan einhergingen, während spätere Rückgänge der Niederschläge mit Konflikten, u. a. innerhalb der gesellschaftlichen Elite der Stadt verbunden waren. Die Autoren vermuten, dass die anhaltende Dürre zwischen 1400-1450 die bestehenden innergesellschaftlichen Spannungen verschärfte, die politische Ordnung destabilisierte und schließlich zur Aufgabe der Stadt führte.

Die Forschenden nehmen an, dass die Bewohner nach dem Zusammenbruch von Mayapan in andere kleinere, besser gelegene Städte abwanderten. Diese Anpassungen sorgten für Widerstandsfähigkeit auf regionaler Ebene und führten dazu, dass die politischen und wirtschaftlichen Strukturen der Maya bis ins 16. Jahrhundert überdauerten. Somit waren die Auswirkungen von Dürre auf die politischen Strukturen und die gesellschaftliche Ordnung auf der Halbinsel Yucatán schon weit vor unserer Zeit sehr komplex und können als wichtiges Beispiel für die Bewältigung künftiger Klimaveränderungen dienen.

Paper: Drought-Induced Civil Conflict Among the Ancient Maya Nature Communications. Nature Communications [DOI: 10.1038/s41467-022-31522-x]

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Cardiff University:

Study reveals past climate of Cape Town

New insights into the history of South Africa’s climate have been revealed.

In a project that spanned seven years, the Tracing History Trust, with support from Cardiff University and Wits University, has digitized and transcribed the Dutch East India Company’s day registers which were written between 1652 to 1791.

In the their first paper studying these records, published in the Bulletin of the American Meteorological Society, authors reveal how people were affected by weather and climate between 1773 and 1791.

The findings show there were, on average, more rainy days in this period than at any time since then. The records also reinforce what scientists already know about increasing temperatures over recent centuries.

Dr. Mark Williams, based at the School of History, Archaeology and Religion at Cardiff University, says that “while we know a lot about the historical climate of the Northern Hemisphere, much less has been studied on the Southern Hemisphere. That’s why the records from the Dutch East India Company are so invaluable and merit further investigation.”

“The quotidian data present in the day registers allows for a deeper analysis of the everyday lives of people in the Cape, and also the machinations of the colonial system. Often, what is included in the canons of ‘history’ are major political events and other flashpoints, but through the lens of the every day, over time we can see broader trends that have major environmental and social implications.”

“We can also see how weather and economic systems across geographies were interconnected. For instance, major volcanic eruptions affected the weather and climate in the Cape. And if there were monsoons in the Indian Ocean, or frozen conditions in the Atlantic Ocean, then trade was affected too.”

“Obviously, these detailed weather records were also a way for the colonial empires to have control over the movement of ships and thus the colonies as a whole.”

Professor Stefan Grab in the School of Geography, Archaeology & Environmental Studies at Wits University, says that “the day registers are an unprecedented record of South African history which spans many subjects such as daily weather conditions, economics, trade, and religion. In particular, the daily weather record is the most comprehensive of data, with no other forms of weather records (gleaned from organic matter for example) able to reveal such detailed information.”

“Back then the weather wouldn’t have been impacted as much by humans. We see that global warming has increased since the industrial revolution, and our research adds detail on how local weather and climate have changed in response to such warming.”

The publication of the paper coincides with the completion of the transcription of the day registers, covering almost 140 years. These have been transferred to The Hague and will soon be available online.

Paper: Stefan Grab et al, The Late-Eighteenth-Century Climate of Cape Town, South Africa, Based on the Dutch East India Company “Day Registers” (1773–91), Bulletin of the American Meteorological Society (2022). DOI: 10.1175/BAMS-D-21-0127.1

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