OTEC – Hoffnung auf günstige Stromproduktion?

Ein YouTube-Video des Kanals Norio erklärt ein neues Verfahren zur Stromgewinnung. OTEC steht für Ocean Thermal Energy Conversion. Das Verfahren macht sich die Temperaturunterschiede im Meer an der Oberfläche und in größeren Tiefen zunutze und funktioniert nach dem Prinzip von Wärmepumpen.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

In dem Video wird auch auf mögliche Umweltbelastungen eingegangen. Diese sind vergleichsweise gering und betreffen u. a. Lebewesen, wenn Wasser angesaugt wird. Es wird allerdings auch durch Umwälzung des Wassers von positiven Effekten für Lebewesen ausgegangen. Eine erste Anlage mit 100 kW Leistung auf Hawaii läuft bereits, sie liefert Strom für einen Preis von 20 Cent/kWh. So eine Anlage reicht für ca. 120 Haushalte. Das ist verglichen mit Wind und Sonne nicht viel, allerdings liefert die Anlage rund um die Uhr und ist nicht auf das Wetter angewiesen. Sie braucht daher keine Speicher und keine Backups, also genau diejenigen Bestandteile, die unseren Strom so teuer machen.

Wenn solche Anlagen größer werden, relativiert sich der Preis für die Röhren, der Preis könnte dann sinken. Umsetzen wird man sie allerdings nur in Gegenden, wo die Temperaturunterschiede im Wasser groß genug sind. Ein spannendes Video, weil am Ende auch neuartige Fluss-Kraftwerke beschrieben werden, die naturverträglich sein sollen und sehr günstig Strom liefern.

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Mit Italien überlegt ein weiteres europäisches Land seinen Kernkraft-Kurs zu korrigieren. Das Land war 1987 nach Volksabstimmung aus der Kernenergie ausgestiegen. Die Berliner Morgenpost berichtet:

“Prominentester Verfechter der Wiederaufnahme der Atomproduktion ist Infrastrukturminister Matteo Salvini, dessen Lega zweitstärkste Koalitionspartei ist. „Ich werde hartnäckig für Italiens Rückkehr zur Atomenergie arbeiten. Italien könnte in sieben Jahren ein Atomkraftwerk besitzen und damit Energie zu niedrigeren Kosten als heute erzeugen“, sagte Salvini. So offen befürwortet der Lega-Chef das Projekt, dass er den Bau eines Kernkraftwerks sogar in seiner Heimatstadt, der Finanz- und Industriemetropole Mailand, begrüßen würde.

„Italien kann nicht das einzige große Land der Welt ohne Kernenergie sein. Wir können nicht von der Abschaffung von Gas, Benzin und Diesel reden, ohne über Kernenergie zu diskutieren“, erklärte Salvini und schlug vor, man könne doch ein Atomkraftwerk in Mailand, in seinem Stadtviertel Baggio bauen.”

Dazu passt eine Meldung aus dem Handelsblatt. Der Wirtschaftsminister von Frankreich, Le Maire, rechnet damit, dass alle Industrieländer zur Kernenergie zurückkehren werden, auch Deutschland.

“Denn wenn die Länder vor der Entscheidung ständen, ihre Industrie aufzugeben oder die Atomkraft wiederzubeleben, würden sie wieder in die Kernenergie einsteigen, sagte Le Maire. “Das ist eine Frage von Jahren, das wird nicht sofort passieren, aber ich bin davon überzeugt, dass eine große Industrienation, egal um wen es geht, zur Atomenergie zurückkehren wird, weil sie die Bedingung für die Aufrechterhaltung ihrer Industrie ist.”

Der französische Wirtschaftsminister hatte sich schon vorher gegen Kritik, vor allem aus Deutschland, an Frankreichs Festhalten an der Atomkraft zur Wehr gesetzt. “Wir sollten uns nicht schämen, eine große Atomnation zu sein”, betonte Le Maire vor Kraftwerksbeschäftigten. Auch Umweltschutzgründe sprächen für die Atomkraft. “Die Entscheidung für die Atomkraft ist eine Entscheidung für das Klima.””

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Vermutlich treffen sich die Erbauer der schwimmenden LNG-Terminals an Deutschlands Küsten jeden Morgen zum kollektiven Schenkelklopfen und können ihr Glück nicht fassen mit einem offenbar komplett überforderten Auftraggeber verhandelt zu haben. Glückwunsch. Laut Bloomberg (Artikel benötigt Registrierung) verdreifachen sich die Kosten für den Bau der LNG-Terminals.

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Das Münchener Start Up Unternehmen Voltstore will laut Focus Eisen-Salz-Batterien herstellen.

“Um Strom aus Erneuerbaren zu speichern, setzen die Gründer heute auf Eisen-Salz-Batterien. Im Wesentlichen bestehen die je aus einer Zelle, die elektrische Energie in chemische umwandelt und in zwei Tanks mit einer Lösung aus Wasser, Salz und Eisen speichert. Um die Energie wieder abzugeben, wird die chemische wieder in elektrische Energie zurückverwandelt.

Die Gründer grenzen sich damit bewusst gegenüber der Konkurrenz aus Chinaab, die vor allem auf Lithium-Ionen-Batterien setzt: Während Lithium ein knapper, teurer Rohstoff ist, sind Eisen und Salz nahezu überall auf der Welt günstig vorhanden. „Das Eisen könnte man sogar aus rostigen Bahnschienen oder Fahrradrahmen recyceln“, sagt Peither. Liegt in ihren Eisen-Salz-Batterien also der fehlende Baustein für die Energiewende?”

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Das Leben schreibt die verrücktesten Geschichten. Die Initiative Luetzibleibt versucht den Ort Lützerath vor dem Abtragen zu schützen. Nun hat RWE dem besetzten Ort die Stromleitungen gekappt. Die Aktivisten zeigen auf Twitter stolz Videos, wie sie nun Bäume fällen, um das Holz zu verheizen. Außerdem wird um Gaskocher gebeten. In den Kommentaren beklagen sich die Aktivisten, dass ihre Solarpaneele nicht genügend Strom liefern. Sie machen im Kleinen also das durch, was Deutschland im Großen erlebt.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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90% der im Jahr 2022 abgesetzten Fahrzeuge von BMW waren Verbrenner. Bimmer Today berichtet:

“Seit Jahresbeginn entfielen laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamts kaum mehr als 10 Prozent der BMW Neuzulassungen in Deutschland auf reine Elektroautos. Anders betrachtet kann man feststellen, dass fast 90 Prozent weiter mit Verbrenner an Bord ausgeliefert wurden. Denn auch wenn sich in der öffentlichen Debatte alles um Elektroautos zu drehen scheint, greift die ganz überwiegende Mehrheit der Kunden weiterhin zu Modellen mit Benzin- oder Diesel-Motor.

Hierbei spielt die Elektrifizierung der Antriebe zwar eine zunehmend wichtige Rolle, denn über 100.000 Einheiten und damit mehr als 50 Prozent der Neuzulassungen werden vom KBA als Hybride gezählt – in dieser Zahl sind neben Plug-in-Hybriden aber auch sämtliche Modelle mit 48-Volt-Bordnetz enthalten.”

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Finnlands Probleme mit dem Kernkraftwerk Olkiluoto 3 könnte dem Land ernsthafte Probleme bei der Stromversorgung machen. Seit Mai 2022 hat Russland seine Stromlieferung an Finnland eingestellt. Das berichtet Reuters.

“Adding to Finland’s concerns, neighbouring Sweden, a major electricity exporter, switched off its Oskarshamn 3 nuclear reactor for maintenance from Dec. 9-18 and its Ringhals 4 reactor is offline until late February.

“Weather during the upcoming winter and availability of power imports from southern Sweden are other significant elements of uncertainty in terms of power sufficiency,” Fingrid manager Tuomas Rauhala said.

Imports of power from Russia stopped in May after Russian utility Inter RAO said it had not been paid for the power it sold, increasing the need for OL3’s output.

Under construction since 2005, OL3 has faced technical mishaps, which sparked costly delays and a lengthy legal battle.”

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Erneut der Hinweis in eigener Sache:

Liebe Leser,

Seit 2012 ist unser Blog täglich online und berichtet über Neuigkeiten von der Energiewende und vom Klimawandel. Danke für Ihr Interesse und Ihre Treue. Die Themen sind in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Daher bleiben wir natürlich am Ball und werden Sie weiter auf dem Laufenden halten. Um dies noch effektiver zu tun, haben wir in den vergangenen Monaten im Hintergrund das Blog grundlegend renoviert. Bitte notieren Sie folgende kleine Änderung:

Ab Montag, den 12.12.2022, finden Sie das Blog auf der neuen Adresse www.klimanachrichten.de. Der Blogname „kalte Sonne“ geht nun in den wohlverdienten Ruhestand. Der neue Name „Klimanachrichten“ beschreibt den Inhalt des Blogs in kurzer, intuitiver und einprägsamer Form. Dazu gehören natürlich selbstredend auch die Nachrichten zur Energiewende.

Wir versichern Ihnen: Alles andere bleibt so wie es war. Die Inhalte bleiben gleich, die Schreiber sind weiter dabei, die Veröffentlichungs-Frequenz bleibt gleich. Sie sollten sich lediglich die neue Webadresse www.klimanachrichten.de notieren. Wer uns auf www.kaltesonne.de sucht, wird ab morgen automatisch auf die neue Adresse umgeleitet. Wir lassen niemanden zurück.

Für den Umzug haben wir professionelle Hilfe bekommen. Wir hoffen daher, dass die Umstellung möglichst reibungslos abläuft. Websupport und Internetseitendesign sind natürlich nicht umsonst. Wer uns helfen möchte, die Kosten zu schultern: Für Umzugs-Spenden sind wir sehr dankbar. Spendeninfos gibt es hier. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Mit besten Grüßen
Das Blog-Team

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Universität Basel:

Dürren im 6. Jahrhundert ebneten den Weg für den Islam

Extreme Trockenheit hat zum Niedergang des antiken südarabischen Königreichs Himyar beigetragen. Das berichten Forschende der Universität Basel im Fachjournal «Science». In Kombination mit politischen Unruhen und Krieg hinterliessen die Dürren eine zerrüttete Region und begünstigten so die Ausbreitung des neu aufkommenden Islam auf der arabischen Halbinsel.

Auf den Hochebenen des Jemen sind heute noch die Spuren des Königreichs Himyar zu sehen: Terrassierte Felder und Dämme dienten als besonders ausgeklügelte Bewässerungssysteme, um die Halbwüste in fruchtbare Felder zu verwandeln. Während mehrerer Jahrhunderte war Himyar eine feste Grösse in Südarabien.

Im 6. Jahrhundert n. Chr. geriet das einst so starke Königreich jedoch in eine Krise, die in der Eroberung durch das benachbarte Aksum (das heutige Äthiopien) gipfelte. Ein bisher unbeachteter Faktor, nämlich extreme Trockenheit, könnte entscheidend zu den Umbrüchen im antiken Arabien beigetragen haben, aus denen im 7. Jahrhundert der Islam hervorging. Das berichten Forschende um Prof. Dr. Dominik Fleitmann im Fachjournal «Science».

Versteinertes Wasser als Klimaarchiv

Sein Team analysierte die Schichten eines Tropfsteines aus der Hoti-Höhle im heutigen Oman. Die Wachstumsrate des Stalagmiten und die chemische Zusammensetzung seiner Schichten hängen direkt davon ab, wie viel Niederschlag oberhalb der Höhle fällt (siehe Box). Somit stellen die Form und Isotopenzusammensetzung der abgelagerten Schichten eines Stalagmiten ein wertvolles Klimaarchiv dar.

«Schon mit blossem Auge ist dem Tropfstein anzusehen, dass es eine sehr trockene Periode über mehrere Jahrzehnte hinweg gegeben haben muss», sagt Fleitmann. Tropft weniger Wasser auf den Stalagmiten, läuft weniger davon an den Seiten herunter. Der Stein wächst mit geringerem Durchmesser als in Jahren mit hoher Tropfrate.

Die Isotopenanalyse der Gesteinsschichten erlaubt Rückschlüsse auf die jährliche Niederschlagsmenge. So entdeckten die Forschenden, dass nicht nur über lange Zeit weniger Regen fiel, sondern dass es gar eine extreme Dürre gegeben haben muss. Diese Trockenperiode konnten die Forschenden anhand des radioaktiven Zerfalls von Uran auf Anfang des 6. Jahrhunderts n. Chr. datieren, allerdings nur auf 30 Jahre genau.

Detektivarbeit im «Mordfall» Himyar

«Ob diese Dürre zeitlich direkt mit dem Zerfall des Königreichs Himyar zusammenhing oder vielleicht doch erst danach auftrat, liess sich aufgrund dieser Daten allein nicht eindeutig beweisen», so Fleitmann. So habe er weitere Klimarekonstruktionen aus der Region analysiert und historische Quellen durchforstet sowie mit Historikern zusammengearbeitet, um den Zeitpunkt der extremen mehrjährigen Dürre besser einzugrenzen.

«Das war ein bisschen wie ein Mordfall: Wir haben ein totes Königreich und suchen den Schuldigen. Die Indizien haben uns Schritt für Schritt der Antwort nähergebracht», sagt der Forscher. So halfen beispielsweise Daten über den Wasserpegel des Toten Meeres sowie historische Dokumente, die eine mehrjährige Dürre in der Region beschreiben und aufs Jahr 520 n. Chr. datieren, die Extremdürre tatsächlich mit der Krise des Königreichs Himyar in Zusammenhang zu bringen.

«Wasser ist die wichtigste Ressource überhaupt. Dass ein Rückgang der Niederschläge und insbesondere mehrere Jahre mit extremer Trockenheit ein Halbwüsten-Königreich destabilisieren können, liegt auf der Hand», so Fleitmann. Die Bewässerungssysteme benötigten zudem stetige Wartung und Reparaturen. Dies war nur mit Zehntausenden an wohlorganisierten Arbeitskräften zu bewerkstelligen. Die durch Wassermangel gebeutelte Bevölkerung Himyars konnte diese aufwändige Instandhaltung vermutlich nicht mehr gewährleisten, was die Situation weiter verschärfte.

Politische Unruhen im eigenen Land und ein auf Himyar überschwappender Krieg zwischen seinen nördlichen Nachbarn, dem byzantischen und dem sasanischen Reich, schwächten das Königreich weiter. Als schliesslich der westliche Nachbar Aksum in Himyar einmarschierte und das Reich eroberte, verlor das einst so mächtige Land endgültig an Bedeutung.

Wendepunkte der Geschichte

«Bei extremen Klimaereignissen denkt man oft nur an den kurzen Zeitraum danach, begrenzt auf wenige Jahre», so Fleitmann. Dass Klimaveränderungen die Destabilisierung von Staaten und in der Folge einen anderen Verlauf der Geschichte herbeiführen können, werde oft ignoriert. «Die Not der Bevölkerung durch Hunger und Krieg war gross. Da fand der Islam fruchtbaren Nährboden: Man suchte neue Hoffnung, etwas, das die Menschen wieder als eine Gesellschaft vereinen konnte. Das bot die neue Religion.»

Damit wolle er nicht sagen, dass die Dürre direkt die Entstehung des Islam herbeigeführt habe, betont der Forscher. «Aber sie war ein wichtiger Faktor im Kontext der Umbrüche in der arabischen Welt des 6. Jahrhunderts.»

Originalpublikation

Dominik Fleitmann et al.: Droughts and societal change: the environmental context for the emergence of Islam in late Antique Arabia
Science (2022), doi: 10.1126/science.abg4044

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