Eine alte Internet-Weisheit lautet: Wo versteckt man eine Leiche an sichersten?
Antwort: Auf der zweiten Seite der Google-Suche.
So ähnlich muss es bei den Recherchen zum Klima-Podcast „Update Erde“ gelaufen sein.
Viel mehr als eine schnelle und schmutzige Suche kann es kaum gewesen sein.
Schon wieder soll laut dem Podcast eine Südsee-Inselgruppe absaufen.
Diesmal ist Kiribati gemeint.
Wir schauen uns die Daten für Kiribati an. Sie geben die These nicht wieder.
Eine Auswertung des australischen SEAFRAME-Pegels in Tarawa (Kiribati) ergab für die ersten 16 Jahre der Messungen (1992–2008) einen Trend von ca. 3,9 mm Meeresspiegelanstieg pro Jahr. Das entspricht rund 6,1 cm Anstieg von 1992 bis 2008.
Eine aktuelle Zusammenfassung der NASA Sea Level Change Group für Tarawa/Betio kommt für den Zeitraum 1993–2024 (31 Jahre) auf einen Gesamtanstieg von etwa 12 cm.
Es gibt zudem starke natürliche Schwankungen: El Niño- und La Niña-Ereignisse können den Meeresspiegel um mehrere Zentimeter nach oben oder unten verschieben.
In einigen Jahren lag der Pegel deutlich über, in anderen deutlich unter dem langfristigen Trend.
Es ist keine starke lokale Beschleunigung erkennbar: Die Kiribati-Tidegauge-Analysen sehen eher einen recht stabilen Anstieg von ~3–4 mm/Jahr über die letzten Jahrzehnte, also keine klare „Kurve nach oben“, sondern eher eine ziemlich gerade Linie mit viel kurzfristigem Zickzack.
Wie immer war bei der Recherche für den Podcast offenbar wenig Zeit oder schlicht keine Lust, Fakten zu verbreiten, die nicht ins Narrativ passen.
Speziell für Kiribati berichtet eine Analyse („Analysis of the sea levels in Kiribati – A Rising Sea of Misrepresentation Sinks Kiribati“) dass nur ca. 14 % der Inseln dort eine Netto-Flächenabnahme zeigten.
Etwas ähnliches hatten wir erst kürzlich über andere Südsee-Inseln Tuvalu berichtet.
Auch diese Inselgruppe weigert sich hartnäckig zu versinken.
Und von den Malediven, wo man einerseits Kabinettssitzungen aufmerksamkeitsstark unter Wasser abhält, andererseits aber immer mehr internationale Flughäfen eröffnet, sprechen wir besser erst gar nicht.
All diese Inseln haben die Spielregeln begriffen und bitten den Westen zur Kasse.
Unkritische Podcast tun das Übrige.
Es kommt aber noch besser. Auch dieser Podcast singt das Loblied auf China.
Trotz der Verbesserungen durch Wind und Sonne (neben Wasserkraft) bleibt Kohle weiterhin dominierend im Strommix von China – was die Bilanz stark belastet.
Das Land liegt bei fast 500 g CO2/kWh beim Erzeugen von Strom.
Das ist zwar etwas besser als Deutschland, aber immer noch sehr schmutzig.
Der Ausbau von neuen Kohlekraftwerken in dem Land wird nicht vollständig gestoppt, was Risiken für die weitere Emissionsreduktion birgt.
Eine stabile langfristige Abwärtslinie der Emissionen ist noch nicht vollständig etabliert – kurzfristige Rückgänge können durch Nachfrageschwankungen oder andere Faktoren beeinflusst werden.Die Herausforderung: China hat große Stromnachfrage, große Industrien und gleichzeitig das Ziel, bis etwa 2030 den Emissionspeak zu erreichen sowie bis 2060 Klimaneutralität anzustreben.
Ob das allerdings ausreicht China zu lobpreisen, das ist fraglich. Denn deren Ausbau an Erneuerbaren Energien ist auch Zeichen von enormen Überkapazitäten.
Und wenn Länder wie die USA Zölle auf Importe von Solarpanelen erheben, dann ist Europa nicht zwangsweise eine Alternative. Auch die Märkte hier sind nicht unendlich aufnahmefähig.
Wie schön wäre es doch mal einen Klimapodcast zu haben, der wirklich kompetent ist und alle Seiten betrachtet. Wir warten weiter.
+++
Finnland macht vieles anders als Deutschland in Sachen Energiewende.
„Man sollte nicht Energiepreise subventionieren, sondern Flexibilität“, kritisiert der Finne Leskeläs die Energiepolitik anderer EU-Länder. „Finnland hat den Anspruch, dass wir der Gewinner der Energiewende werden“, betont er. Das Land wirbt schon jetzt mit seinen niedrigen Strompreisen um Industrieansiedlungen und Großrechenzentren. Weniger als drei Prozent des Stroms werden mit Gas oder Kohle erzeugt. Mehr als die Hälfte stammt aus erneuerbaren Energien wie Wind, Solar und Wasserkraft sowie Biomasse.
Doch auch zwei große Atomkraftwerke liefern 40 Prozent des finnischen Stroms.Das Land, das bis 2035 klimaneutral werden will, baut die erneuerbaren Energien weiter aus. Noch gilt der Strom in Spitzenzeiten als zu teuer, um ihn in Wasserstoff umzuwandeln, da die teuren Anlagen im Prinzip rund um die Uhr laufen müssten.
„Unser Ziel ist es, dass Finnland stark wirtschaftlich von sauberer Energie und wettbewerbsfähigen Preisen profitieren soll“, sagt Leskelä. „Und dazu muss die Energie billig sein.“
+++
Ein Pilotprojekt in Duisburg. Direkte Abscheidung von CO2 aus der Luft soll zu Brennstoff verarbeitet werden.
Das Interessante an solchen News wie in der RP: Es wird niemals über die Kosten berichtet. Die müssen immens sein. Und bei deutschen Strompreise komplett unwirtschaftlich.
Zum Einsatz kommt eine selbst entwickelte Technologie, bei der das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre entnommen wird. Gleichzeitig wird Wasserstoff klimaneutral produziert. Beides wird dann in synthetischen Treibstoff umgewandelt, im Fall der Pilotanlage in synthetisches Erdgas, das auch SNG (für Englisch: Synthetic Natural Gas) genannt wird. Am Bau beteiligt waren auch Spezialisten der Universitäten Duisburg-Essen und Aachen.
+++