Wenn die Klimaretter das Klima aufheizen: Offshore-Windparks als thermische Störfaktoren

Es gehört zu den bemerkenswerten Paradoxien unserer Zeit, dass ausgerechnet jene Technologien, die als Heilsbringer gegen die Erderwärmung angepriesen werden, selbst zur messbaren Erwärmung von Meeren und Atmosphäre beitragen. Eine in Science Advances veröffentlichte Studie von Hyodae Seo und Kollegen liefert nun wissenschaftlich fundierte Belege für etwas, das Kritiker der Windkraft-Euphorie seit Jahren vermuten: Offshore-Windparks sind keine klimaneutralen Energielieferanten, sondern massive physikalische Eingriffe ins Klimasystem – mit nachweisbaren thermischen Konsequenzen.

Die unangenehme Physik der Windenergie

Die Forscher um Seo, der an der Woods Hole Oceanographic Institution und der University of Hawaii tätig ist, haben mittels hochauflösender gekoppelter Ozean-Atmosphären-Modelle untersucht, wie großflächige Offshore-Windparks die Wechselwirkungen zwischen Meer und Luft verändern. Das Ergebnis ist so eindeutig wie unbequem: Die Windkraftanlagen entziehen dem Wind Energie, bremsen ihn aus und erzeugen dabei massive Turbulenzen. Diese Turbulenzen verändern die vertikale Windscherung und die Durchmischung der Luftschichten, was wiederum die Wärmeflüsse zwischen Ozean und Atmosphäre fundamental beeinflusst.

Die messbaren Effekte sind beachtlich: In großflächigen Offshore-Windpark-Clustern steigt die Oberflächentemperatur des Meeres um 0,3 bis 0,4 Grad Celsius an – ein Wert, der in der Klimadebatte normalerweise als „alarmierend“ gehandelt wird, sofern er nicht durch die heilige Windkraft verursacht wird. Die durch die reduzierten Windgeschwindigkeiten verminderte Durchmischung der Wassersäule führt zu einer geringeren Kühlung der Meeresoberfläche. Diese zusätzliche Wärme wandert anschließend in die Atmosphäre, wo sie die bodennahen Lufttemperaturen um durchschnittlich 0,2 Grad erhöht – messbar bis in 200 Meter Höhe.

Fernwirkungen über hundert Kilometer

Besonders prekär wird es, wenn man die räumliche Dimension dieser Effekte betrachtet. Während die Windkraft-Lobby gerne behauptet, die Auswirkungen würden sich auf kleine Bereiche rund um die Turbinen beschränken, zeichnet die Wissenschaft ein anderes Bild. Eine Studie der Cornell University hat Schleppeffekte und Nachlaufturbulenzen über Distanzen von mehr als hundert Kilometern nachgewiesen. Was bedeutet das konkret? Die Nordsee, die mittlerweile zu einer industriellen Windkraft-Zone umgebaut wird, verwandelt sich in eine Region systematisch veränderter ozeanischer und atmosphärischer Bedingungen. Modifizierte Oberflächenwellen, veränderte Durchmischung der Wassersäule, thermische Anomalien – all das sind keine nebensächlichen Randeffekte, sondern substanzielle Eingriffe ins regionale Klimasystem.

Interessanterweise zeigen auch Messungen aus China ähnliche Phänomene an Land: Große Windparks erzeugen dort ebenfalls lokale Temperaturerhöhungen von etwa 0,2 Grad in der bodennahen Atmosphäre. Was hier sichtbar wird, ist ein globales Muster: Überall dort, wo massiv in die Windverhältnisse eingegriffen wird, verändern sich die thermischen Verhältnisse – und zwar nicht zum Besseren, wenn man die Vermeidung von Erwärmung als Ziel ausgibt.

Das große Schweigen der Klimapolitik

Nun könnte man erwarten, dass diese Erkenntnisse zu einer kritischen Neubewertung der Offshore-Windkraft-Strategie führen würden. Schließlich sind es dieselben politischen Akteure, die jede Zehntelgrad-Verschiebung für dramatische Klimaschutzmaßnahmen instrumentalisieren. Doch wenn es um die eigenen Lieblingsprojekte geht, herrscht demonstratives Schweigen. Keine Parlamentsdebatten über die thermischen Nebenwirkungen der Energiewende, keine Forderungen nach Konsequenzen, keine mediale Empörung. Die kognitive Dissonanz ist bemerkenswert: Was bei fossilen Energieträgern als klimatische Katastrophe gilt, wird bei erneuerbaren Energien als vernachlässigbare Begleiterscheinung abgetan.

Dabei ist die Erwärmung nur ein Aspekt eines weitaus umfassenderen Problemkomplexes. Die Offshore-Windparks beeinträchtigen marine Ökosysteme durch sedimentäre Störungen bei den Fundamentbauten, erzeugen einen Lärmteppich, der selbst unter Wasser nachweisbare Stressreaktionen bei Meereslebewesen auslöst, und setzen durch den Abrieb der Rotorblätter toxisches Mikroplastik frei, das sich inzwischen in Muscheln, Austern und weiteren marinen Organismen nachweisen lässt. Hinzu kommen die massenhaften Vogel- und Fledermaustodesfälle sowie die kaum diskutierte Belastung durch Infraschall – jene tieffrequenten Druckschwankungen, die für Menschen und Tiere gesundheitsschädlich sind, obwohl sie nicht hörbar sind.

Ideologie vor Physik

Was die Studie von Seo und Kollegen letztlich offenbart, ist die fundamentale Inkonsistenz der gegenwärtigen Energiepolitik. Man verkauft technologische Großprojekte als „Klimaschutz“, obwohl sie physikalisch nachweisbar zum lokalen und regionalen Klimawandel beitragen. Man ignoriert systematisch die ökologischen Kollateralschäden, weil sie nicht in das Narrativ der „grünen Energie“ passen. Und man behandelt wissenschaftliche Evidenz selektiv: Was die eigene Position stützt, wird zelebriert; was sie infrage stellt, wird verschwiegen oder verharmlost.

Die Ironie ist kaum zu übersehen: Ausgerechnet jene Technologie, die als Antwort auf die Klimaerwärmung präsentiert wird, erzeugt selbst messbare Erwärmungseffekte in Meeren und Atmosphäre. Ausgerechnet jene Politik, die vorgibt, die Natur zu schützen, akzeptiert großflächige Eingriffe in marine Ökosysteme. Und ausgerechnet jene Ideologie, die sich auf „die Wissenschaft“ beruft, ignoriert wissenschaftliche Befunde, sobald sie unbequem werden.

Die Offshore-Windparks mögen Strom erzeugen – doch sie erzeugen auch Wärme, Turbulenzen, ökologische Störungen und eine bemerkenswerte intellektuelle Blindheit bei jenen, die sich als Klimaretter inszenieren. Vielleicht wäre es an der Zeit, nicht nur über das Klima zu reden, sondern auch über die klimatischen Folgen der vermeintlichen Lösungen. Doch solange Ideologie die Physik überstimmt, dürfte dieses Gespräch weiterhin ausbleiben.

Quellen:

Seo, H. et al. (2024): „Sea surface warming and ocean-to-atmosphere feedback driven by large-scale offshore wind farms under seasonally stratified conditions“, Science Advances

URL: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adw7603

Cornell University Studie zu Nachlaufeffekten von Offshore-Windparks über 100km Distanz

URL: https://arxiv.org/abs/2311.18124

Chinesische Messungen zu Temperatureffekten landbasierter Windparks

URL: https://www.mdpi.com/2072-4292/17/1/10

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Die Net-Zero Banking Alliance ist am Ende. Nachdem in den letzten Monaten zahlreiche Banken das Netzwerk zur Erreichung des Netto-null-Ziels verlassen haben, wurden nun die Tätigkeiten der Organisation eingestellt. Auch andere Klimaallianzen der Wirtschaft kämpfen mit dem Überleben. Die Wirtschaft zeigt offensichtlich immer weniger Interesse am Klimaschutz, bilanziert Alex Reichmuth im Nebelspalter: https://www.nebelspalter.ch/themen/2025/10/die-wirtschaft-hat-genug-vom-klimaschutz

Erderwärmung
Die Wirtschaft hat genug vom Klimaschutz

Die Fakten: Die Net-Zero Banking Alliance (NZBA), ein Uno-Programm zur Förderung von CO₂-Neutralität im Bankensektor, stellt ihre Tätigkeiten ein. Auch die Klimaschutz-Initiative im Bereich Vermögensverwaltung ist am Ende. Der Schweizer Weltkonzern Nestlé hat derweil eine wichtige Klimaallianz im Nahrungsmittelsektor verlassen.

Warum das wichtig ist: Vor einigen Jahren konnten viele Wirtschaftsunternehmen und Banken nicht genug bekommen von Bekenntnissen zum Klimaschutz. Doch jetzt ist die Euphorie verflogen. Die Branchen konzentrieren sich wieder auf ihr Kerngeschäft.

Das Zitat: «Ende eines Hypes: Net-Zero Banking Alliance zieht Stecker» (Schlagzeile beim Onlineportal finews.ch)

Hier geht es zum Nebelspalter-Artikel:

https://www.nebelspalter.ch/themen/2025/10/die-wirtschaft-hat-genug-vom-klimaschutz

Der Text kann nach 20 Sekunden Werbung frei angeschaut werden.

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Leserpost von Günther Schulz:

Betreff: Billige Energie aus Afrika

Hat eigentlich jemand mal gefragt, was passiert, wenn tatsächlich extrem billige Energie in Afrika erzeugt würde? Würden dann die Afrikaner nicht verlangen, dass diese Energie für ihre eigene Elektrifizierung verwendet wird?  Dann bliebe wohl wenig für die Europäer übrig bzw. die Preise gingen durch die Decke!!

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Leserpost von Peter Schewe:

Betreff: Klimaneutralität

Ob 2045 oder 2050, die 5 Jahre werden an diesem Irrsinn auch nichts ändern. Deutschland und Europa werden sich nie vollständig von Wind und Sonne  zuverlässig mit Energie versorgen können, es sei denn, wir kehren zum vorindustriellen Nieveau unseres Lebensstandards zurück. Deshalb ist die Frage ob 5 Jahre mehr oder weniger völlig irrelevant

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