Von Frank Bosse
So einfach könnte die Folgerung beim DWD lauten, in der (Vorab) Meldung lesen wir jedoch solche Sätze:
„Im Oktober 2025 wurde ein Temperaturmittel von 9,9 Grad Celsius (°C) registriert. Die positive Abweichung gegenüber dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 lag damit bei 0,9 Grad (9,0 °C). Im Vergleich mit der aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 (9,4 °C) fiel der vergangene Oktober 0,5 Grad zu warm aus.“
„Mit 79 Liter pro Quadratmeter (l/m²) war der Oktober deutlich nasser als in den jeweiligen Vergleichsperioden. Gegenüber der Referenzperiode 1961 bis 1990 (56 l/m²) lag der Überschuss bei 42 Prozent (%). Selbst im Vergleich mit der aktuelleren und deutlich feuchteren Referenzperiode 1991 bis 2020 (63 l/m²) wurde das Soll um 25 % überschritten.“
Ein Blick auf die Daten der letzten 100 Jahre:

Die Temperatur entpuppt sich als völlig im Rahmen liegend auch im Gesamtzeitraum. Es gab insgesamt 27 wärmere Oktober, davon auch 9 vor 1980. Der 30-jährige Tiefpass zeigt die Wirkung des Klimawandels, auch der Oktober ist auf längere Sicht 2 °C wärmer geworden als er es in den 80er Jahren war.
Das aktuelle Jahr ist deutlich unter dem Trend, subjektiv also zurecht als recht kühl empfunden. Ein Blick auf die Mathematik, die Abweichungen als Vielfache der Standardabweichung (Sigma) bezogen auf das Mittel 1981-2010, sehr oft als Referenzperiode herangezogen:

Im Wortschatz des IPCC spricht man von „wahrscheinlich wärmer“ wenn die Abweichung wenigstens einmal Sigma beträgt, das ist eine Wahrscheinlichkeit von 66%. 2025 bringt es nicht einmal auf 0,5. In den vergangenen Jahren sahen wir ganz andere Kaliber, 2022 brachte es auf über 2.
Warum der Langzeittrend steigt, sieht man auch: die letzte negative Abweichung war im Oktober 2016.
Ein Blick auf die Niederschläge. Im ersten Bild sehen wir, da geht es geglättet ein wenig auf und ab, ein klarer Trend wie bei den Temperaturen: Fehlanzeige! Es ist sehr variabel, das ja. Insgesamt 23 Jahre der 100 Jahre vorher waren feuchter. Auch hier die Abweichungen:

Ein Jahr sticht heraus: 1998. Es fiel so viel Regen (166 mm), dass das einen schier astronomischen Wert von 3,3 Sigma Abweichung erzeugt, es ist ein klassischer Ausreißer. Er sollte von der Mittelwertbildung für z. B. 1991 bis 2020 ausgeschlossen werden, dann schnurrt der auf 59,8 mm zusammen.
Ein Tipp an den DWD: In solchen Fällen ist der Median viel besser als Mittel geeignet als der einfache arithmetische Mittelwert, ersterer ist weniger stark von Extremen beeinflusst, wie es der Oktober 1998 beim Niederschlag darstellt. Im Kontext bringt der aktuelle Oktober nur 0,76 Sigma Abweichung nach oben auf die Waage, das ist nun wirklich nicht einer ausführlichen Erwähnung wert, sondern bei der großen Streuung des Oktoberniederschlages völlig normal.
Langer Rede kurzer Sinn: Der Oktober 2025 war „gefühlt“ zurecht ziemlich kühl, auch mathematisch nicht mit einer nennenswerten Wahrscheinlichkeit „zu warm“. Das gleiche trifft auf die Regenmenge zu, also summa summarum „stinknormales“ Wetter im Oktober.