Eine ganz kleine Runde war bei Markus Lanz zu Gast am 01.10.2025.
Gerade zwei Gäste hatte Lanz zum Talk eingeladen: die Fraktionsvorsitzende der Grünen Katharina Dröge und den CDU-Politiker Tillmann Kuban.
Nun sind gerade Haushaltswochen im Bundestag und das ist die wichtigste Zeit des Jahres für ein Parlament.
Also wurde in der Sendung auch über Zahlen gesprochen. Leider kannte Dröge (Volkswirtin!) nicht eine einzige, die Lanz gern von ihr hören wollte. Weder die Höhe des Etats war ihr bekannt, noch die Ausgaben für Soziales. Sie zuckte jedes Mal mit den Schultern und wollte aber nicht raten („Das wäre unseriös“). Seriös wäre es allerdings, wenn sie solche Zahlen kennen würde.
Kuban wusste die Zahlen, eigentlich auch kein Wunder nach 2 Wochen intensiver Beratungsarbeit am Haushalt.
Mit Zahlen hat Dröge es aber wohl ohnehin nicht so.
Es ging nämlich um die Stromkosten. Und da sprach sie fälscherlicherweise immer wieder von den Entstehungskosten, sie meinte offenbar die Gestehungskosten.
Zu allem Überfluss wurde dann auch noch das Fraunhofer ISE in den Zeugenstand gerufen. Wir hatten hier mehrfach über das Schlechtrechnen von Kernenergie durch dieses Institut geschrieben. Es ist schlechte Wissenschaft.
Der Blog Tech For Future hat die Fehlannahmen des Instituts Stück für Stück aufgedeckt.
Wir berichteten.
Fazit: Irreführende Studien erkennenDies soll kein Wall of Shame sein. Es gibt neben den genannten noch viele weitere mangelhafte Studien, egal ob gewollt oder ungewollt.
Dazu gibt es in Deutschland jede Menge Gefälligkeitsstudien, deren Ergebnis “AKW sind schlecht” schon vorher feststand.
Ich habe für meine Übersicht kostenoptimaler Energiesysteme mehr als 50 Studien untersucht und nur 6 waren nach meinen Kriterien aussagekräftig.
Hier sind irreführende Studien erwähnt, die wegen ihrer Aktualität oder ihrem Einfluss in Medien oder in Social Media zitiert werden.
Mir geht es darum, unrealistische Annahmen aufzuzeigen, damit du als Leser wenig aussagekräftige Ergebnisse besser erkennst.
Das dürfte in Zukunft wichtiger werden, vor allem für Befürworter einer technologieoffenen und bezahlbaren Energiewende.
Energiewendeforscher wie Fraunhofer ISE oder FZ Jülich ignorieren AKW nicht mehr, sondern rechnen sie jetzt aktiv schlecht.
Das ist, pragmatisch gesehen, ein Schritt nach vorne. Aber da fehlen noch einige Schritte bis zu einer seriösen Aufarbeitung.
Ich träume weiter davon, dass das Lügen mit Zahlen in der Energiewende-Debatte aus der Mode kommt.
Immerhin: Kuban musste Dröge erst einmal erklären, dass die Gestehungskosten nur ein Teil der Stromkosten sind und man für die Erneuerbaren Energien ein komplett anderes Netz braucht. Und das kostet eben.
Dass Sonne und Wind schicken keine Rechnung, wäre nach Kuban der größte Bullshit in der Energie-Debatte. Die Rechnung schicken die Netzbetreiber.
Dem hatte Dröge dann auch nicht mehr viel entgegenzusetzen, außer, dass das Netz so oder so erneuert hätte werden müssen.
Das hätte man bei Kohle damals auch gemacht.
Genau, jene Kohle, die die Grünen so sehr lieben, dass sie sie gern verbrennen.
Auch sonst war das ein interessanter Abend. Lanz wollte auf die Abhängigkeit von russischem Gas hinaus. Da wollte Dröge punkten und warf der CDU vor, dass sie nun Gas aus den USA importiere. Ja, meinte Kuban, irgendwoher muss es ja auch kommen, wenn es nicht mehr aus Russland kommen soll.
Beim Thema Nordstream war es ein Patt. Kuban warf Dröge vor, dass Jürgen Trittin der Treiber war bei Nordstream 1 und die wiederum meinte, dass Angela Merkel Nordstream 2 zu verantworten hatte.
Ingesamt wirkte der CDU-Mann deutlich sattelfester als die Grüne. Er kannte die Zahlen, musste nicht raten und ereiferte sich auch weniger stark als Dröge es jedes Mal tat. Sie schüttelte bei jeder Äußerung von Dröge mit dem Kopf, während er ganz ruhig blieb.
Lanz genoss das dann allerdings auch, als er auf die brutalen Verluste der Grünen bei der Kommunalwahl anspielte und auf den Parteivorsitzenden, der das als großen Erfolg verkaufen wollte. Das irritierte Lanz doch sehr. Ob das noch Politik wäre oder schon eine Übung in Autosuggestion fragte er gleich zu Beginn.
Das war keine Werbung für die Grünen. Vor allem sollte eine Fraktionsvorsitzende wenigstens die wichtigsten Kennzahlen eines Haushalts parat haben, denn dann muss sie auch gar nicht raten. Kuban wusste sie ja auch. Es geht also.
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