Eine neue Studie des NASA Goddard Institute for Space Studies liefert brisante Erkenntnisse zu den Ursachen der Klimaerwärmung seit 2000. Die Untersuchung von George Tselioudis et. al., veröffentlicht in den Geophysical Research Letters (s. Quellen), zeigt: Ein wesentlicher Faktor für die zusätzliche Erwärmung liegt beim Rückgang der Wolkenbedeckung über den Weltmeeren. Doch die Erkenntnisse werfen fundamentale Fragen zur bisherigen Klimaattribution auf.
Die Autoren analysieren Satellitendaten (u. a. CERES) für den Zeitraum ~2000–2022 und quantifizieren die Änderung der globalen Sonnenabsorptionsbilanz. Sie finden:
Sturmwolkengebiete schrumpfen weltweit
Die Satellitendaten des NASA-Forschungsteams (u. a. CERES) für den Zeitraum ~2000–2022 zeigen einen klaren Trend: Die weltweiten Sturmwolkengebiete in den mittleren Breiten und in den Tropen sind in den letzten zwei Jahrzehnten um 1,5 bis 3 Prozent pro Jahrzehnt geschrumpft. Diese Verringerung der hoch reflektierenden Wolkenflächen über den Ozeanen hat messbare Folgen für die Energiebilanz der Erde.
Die quantifizierten Ergebnisse: Der Rückgang der Wolkenbedeckung hat zu einer zusätzlichen Strahlungsleistung von etwa 0,37 W/m² pro Jahrzehnt geführt, die zur Erdoberfläche durchdringt. Über einen Zeitraum von 20 Jahren ergibt sich daraus ein Anstieg der mittleren Strahlungsleistung um etwa 0,74 W/m².
Zum Vergleich: Der gesamte Strahlungsantrieb durch CO₂ seit 1750 wird auf etwa 2,0 W/m² geschätzt. Die Wolkeneffekte der letzten 20 Jahre entsprechen also etwa einem Drittel des gesamten seit 1750 akkumulierten CO₂-Strahlungsantriebs– allein durch beobachtete Veränderungen der Wolkenreflexion.
Die entscheidende Frage: Wenn Wolkenrückgang bereits so einen enormen Anteil der Strahlungsbilanz erklärt – wie viel Raum bleibt dann noch für den CO₂-Antrieb der letzten 20 Jahre?
Die etablierten Klimamodelle haben diese Entwicklung nicht vorhergesagt. Wie Studienleiter Tselioudis einräumt, haben die Modelle „das nicht kommen sehen“. Teilweise zeigen Modelle Zirkulationstrends, aber die Quantifizierung fehlt. Diese Modelle bilden jedoch die Grundlage für langfristige Klimaprojektionen und politische Entscheidungen.
Kritische Nachfrage: Wenn diese Modelle bereits bei der Wolkendynamik – einem Hauptfaktor der jüngsten Erwärmung – versagen, wie verlässlich sind dann ihre CO₂-Sensitivitätsberechnungen?
Die NASA-Forscher beobachteten großräumige Verschiebungen der atmosphärischen Zirkulation – die Sturmbänder zwischen 30 und 60 Breitengraden ziehen sich zusammen, während sich die trockeneren subtropischen Zonen ausdehnen. Diese Veränderungen folgen komplexen, chaotischen Mustern.
Das Aerosol-Problem verstärkt die CO₂-Zweifel
Versuche, den Wolkenrückgang dem CO₂ zuzuschreiben, ignorieren einen entscheidenden parallelen Trend: die massive Reduktion von Luftschadstoffen. Weniger Schwefelemissionen aus dem Schiffsverkehr (IMO 2020-Regelung) und sauberere Industrieabgase bedeuten weniger Aerosole in der Atmosphäre. Aerosole wirken als Kondensationskerne für die Wolkenbildung.
Die physikalische Realität: Weniger Aerosole führen direkt zu weniger Wolken. Dieser Mechanismus ist etablierte Atmosphärenphysik und erklärt einen Teil des beobachteten Wolkenrückgangs vollständig ohne CO₂-Beteiligung.
Zusätzlich paradox: Nach der klassischen Treibhaustheorie sollten wärmere Temperaturen durch mehr CO₂ zu mehr Meeresverdunstung und damit tendenziell zu mehr Wolkenbildung führen. Warum passiert das Gegenteil?
Strahlungsbilanz-Rechnung ohne CO₂?
Die Kombination verschiedener nicht-CO₂-Faktoren ist bemerkenswert:
- Aerosolabnahme → direkter Wolkenrückgang (0,1-0,2 W/m² geschätzt)
- Natürliche Zirkulationsänderungen → Verschiebung der Sturmgürtel
- Ozeanzyklen (AMO, PDO) → mehrjährige bis dekadische Schwankungen
- Solare Variabilität → 11-Jahres-Zyklus plus längerfristige Trends
Die unbequeme Frage: Wenn diese Faktoren zusammen bereits 0,37 W/m² Wolkeneffekt plus weitere natürliche Variabilität erklären können – wo bleibt dann der messbare CO₂-Fingerabdruck der letzten 20 Jahre?
Die Wolkeneffekte stellen vielmehr ein zusätzliches, bislang unterschätztes Feedback dar – in vielen Modellen besteht an dieser Stelle noch Unsicherheit. Aber diese „Unsicherheit“ betrifft einen Faktor, der ein Drittel des gesamten angenommenen CO₂-Strahlungsantriebs ausmacht.
Timing-Problem der CO₂-Theorie
Noch problematischer wird es beim Timing: CO₂-Konzentrationen steigen kontinuierlich und gleichmäßig. Wolkenveränderungen folgen jedoch chaotischen, unregelmäßigen Mustern. Warum sollte ein gleichmäßiger CO₂-Anstieg plötzlich ab 2000 zu beschleunigter Wolkenabnahme führen, wenn er das vorher nicht tat?
Die zeitliche Diskrepanz: Die stärkste Erwärmung der letzten Jahrzehnte fällt genau mit dem stärksten Wolkenrückgang zusammen – und dieser wiederum mit den stärksten Aerosolreduktionen durch Umweltschutzmaßnahmen.
Das ungeklärte Ursachen-Rätsel
George Tselioudis gibt offen zu, dass „niemand eine Zahl nennen kann, die auch nur annähernd dieses Defizit erklärt“ – gemeint ist: Niemand kann quantifizieren, warum die Wolken so massiv zurückgehen. Die Wolkendynamik war eine der größten Unsicherheiten in der Klimamodellierung – und diese „Unsicherheit“ hat sich als dominanter Faktor der jüngsten Erwärmung entpuppt.
Die wissenschaftliche Lücke: Wir können den Wolkeneffekt messen (0,37 W/m²), aber die Ursachen bleiben größtenteils ungeklärt. Aerosole, natürliche Zyklen, CO₂-Effekte – die relative Bedeutung dieser Faktoren ist noch nicht quantifiziert.
Die praktische Konsequenz: Wenn Wolken so entscheidend sind und ihre Ursachen unbekannt bleiben, dann könnten sie sich genauso unvorhersagbar wieder in die andere Richtung entwickeln. Natürliche Variabilität könnte die Erwärmung verlangsamen oder beschleunigen – unabhängig von CO₂-Entwicklungen.
Unbequeme Wahrheiten für die Klimapolitik
Die NASA-Studie offenbart: Das Klimasystem reagiert viel stärker auf natürliche und indirekte menschliche Einflüsse (Aerosole) als bisher angenommen. Die ausschließliche CO₂-Fixierung der Klimapolitik könnte an der Realität der Klimadynamik vorbeigehen.
Die politische Brisanz: Billionenschwere CO₂-Reduktionsprogramme basieren auf Modellen, die offenbar einen der Hauptfaktoren der jüngsten Erwärmung übersehen haben. Wie können diese Modelle dann verlässliche Zukunftsprojektionen liefern, auf denen weitreichende politische Entscheidungen beruhen?
Die NASA-Studie demonstriert eindrucksvoll: Unvoreingenommene Beobachtung übertrifft Modellprojektionen. Wolken erweisen sich offenbar als mindestens so wichtig für die jüngste Klimaentwicklung wie die gesamte CO₂-Zunahme seit der Industrialisierung.
Die zentrale Erkenntnis: Wenn ein einziger, vorhergesagter Faktor binnen 20 Jahren mehr als ein Drittel des gesamten angenommenen CO₂-Strahlungsantriebs ausmacht, dann darf dessen quantitative Klimaattribution durchaus hinterfragt werden.
Das Klimasystem zeigt sich chaotischer, unvorhersagbarer und möglicherweise weniger CO₂-dominiert als das herrschende Narrativ vorgibt. Zeit für eine ehrlichere Wissenschaft jenseits politischer Vorgaben.
Quellen:
- Tselioudis, G., et al. (2025): „Contraction of the world’s storm-cloud zones the primary contributor to the 21st century increase in the Earth’s sunlight absorption“, Geophysical Research Letters, 52(11), e2025GL114882
- NASA GISS Publication Database: https://www.giss.nasa.gov/pubs/abs/ts01400p.html