Frei nach Goethe
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß zum Zwecke
Strom dann fließe,
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zum Verbraucher sich ergieße!
Die Ballade von Zauberlehrling könnte die Blaupause sein für das, was gerade in Sachen Solarausbau in Deutschland passiert.
In dem Werk von Goethe geht es um einen Zauberlehrling, dem sein Schaffen außer Kontrolle gerät. Das hat viel Gemeinsamkeiten mit der Situation bei Solar in Deutschland.
Offenbar ist der Bundesnetzagentur nun auch ein Licht aufgegangen.
Das Grundproblem besteht aus nicht steuerbaren Solaranlagen, die ihren Strom ins Netz drücken.
Dies kann die Systemstabilität an sonnenstarken Tagen mit geringem Stromverbrauch erheblich belasten.
Ein anschauliches Beispiel, welche Größenordnung die PV-Erzeugung heute bereits aufweist, liefert der Ostersonntag 2025. Zwischen 12 und 15 Uhr wurde die sogenannte Netzlast (inkl. Pumpspeicher) – also der gesamte aus dem Stromnetz bezogene Stromverbrauch in Deutschland – fast vollständig durch Erneuerbaren Strom gedeckt. Zwischen 12 und 13 Uhr, auf dem Höhepunkt der Solarproduktion, überschritt allein die Einspeisung aus Erneuerbaren Anlagen den gesamten Bedarf um mehr als 1 Gigawatt, was hauptsächlich auf Photovoltaik-Anlagen zurückzuführen ist. Da zusätzlich konventionelle Kraftwerke einspeisten, lag die Gesamterzeugung insgesamt mehr als acht Gigawatt über der deutschen Netzentnahme. Diese Strommenge wurde über den Stromhandel physikalisch in die Nachbarländer exportiert.
Wer den Text weiter verfolgt kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Was vielfach prognostiziert wurde, erkennt nun auch die Bundesnetzagentur.
In Regionen mit hoher Sonneneinstrahlung, einer großen PV-Anlagendichte und gleichzeitig niedriger Lastdichte kann es vorkommen, dass die regionalen Stromnetze an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Die örtliche Netzinfrastruktur ist nicht überall dafür ausgelegt, die großen Mengen an lokal erzeugtem Strom abzutransportieren, wenn gleichzeitig regional nur wenig Strom verbraucht wird. Engpässe können in der Mittagszeit insbesondere in ländlichen Gebieten auftreten, zum Beispiel an Feiertagen, an denen Industrie- und Gewerbebetriebe einen geringen Verbrauch haben.
Es mutet zudem eigenartig an, dass eine Behörde nur schätzen kann, wieviele Solaranlagen steuerbar sind. Immerhin “denkt” man dort, dass es 50% sind und man “nimmt an”, dass etwa 39 GW Strom aus Solar nicht abregelbar sind.
Tatsächlich sind von den Kleinanlagen nur die wenigsten vom Netzbetreiber steuerbar. Dies liegt daran, dass diese Steuerbarkeit nicht gesetzlich vorgegeben ist: Im Wesentlichen gilt, dass Anlagen mit einer Leistung von weniger als 25 kW nicht steuerbar sein müssen. Es hat aber seine Ursache auch darin, dass viele Netzbetreiber bisher keine Methoden aufgebaut haben, mit denen sie fernsteuerbare Anlagen zwischen 25 und 100 kW auch tatsächlich ansteuern könnten. Im Ergebnis lässt sich von den Anlagen unter 100 kW nur ein kleiner Teil abregeln, wenn Frequenzprobleme drohen.
Schätzungen zufolge ist rund die Hälfte der Solaranlagen steuerbar. Von den gut 100 GW installierter Leistung können demnach aktuell rund 50 GW aus verschiedenen Gründen nicht vom Netzbetreiber ferngesteuert werden. Zum Glück speisen die kleinen Anlagen nicht alle gleichzeitig ihre maximale Leistung ein, da sie verschattet, nicht nach Süden ausgerichtet, verschmutzt oder degradiert sind. Es lässt sich annehmen, dass bei dem in der Einleitung abgebildeten Tag der gelbe „Berg“ in Höhe von 39 GW weit überwiegend aus der Netzeinspeisung kleiner, nicht fernsteuerbarer Anlagen stammt.
Für Bewohner des ländlichen Bereichs hat die Netzagentur keine guten Nachrichten.
Sie könnten in Zukunft als erstes dran glauben.
Bei weiterer Zunahme der nicht steuerbaren PV-Einspeisung kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass die Netzbetreiber künftig als letztes Mittel vorübergehend einzelne Netzbereiche vom Netz nehmen, um das Gesamtsystem stabil zu halten. In Frage kommen dafür natürlich nur ländliche Netzbereiche, die einen deutlichen PV-Einspeiseüberschuss aufweisen. In den betroffenen Gebieten würde sich dies als vorübergehender Stromausfall bemerkbar machen, wie er auch nach Blitzschlag oder wegen eines Baggerschadens gelegentlich auftritt.
Und wer dachte, dass die Grünen Politikerin Kotting-Uhl einst einen Scherz machte, als die Angebotsorientierte Stromversorgung im Bundestag anpries, der liegt falsch.
Die Bundesnetzagentur hat darüber hinaus die Verteilnetzbetreiber verpflichtet, ab dem 1. April 2025 für sog. steuerbare Verbraucher variable Netzentgelte einzuführen. Diese zeitabhängigen Entgelte sollen Verbraucherinnen und Verbraucher dazu anregen, ihren Stromverbrauch stärker am tatsächlichen Zustand des Stromnetzes auszurichten. Wer sein Elektrofahrzeug vor allem dann lädt, wenn das Netz wenig belastet ist, zahlt künftig geringere Netzentgelte. In Zeiten stark ausgelasteter Netze hingegen werden höhere Netzentgelte fällig. Auf diese Weise können Netzbetreiber finanzielle Anreize setzen, den Verbrauch energieintensiver Prozesse, wie zum Beispiel das Laden von Elektroautos, gezielt in Phasen hoher Einspeisung zu verlagern. Das entlastet das Stromnetz, reduziert Solarspitzen und unterstützt die Integration erneuerbarer Energien.
Etwas weitergesponnen: Wer sich zukünftig einen oder mehrere Heizlüfter anschafft und diese in Zeiten mit negativem Strompreis anwirft, der kann tatsächlich Geld verdienen.
Er müsste nur dafür sorgen, dass er das Gerät im freien laufen lässt, denn wer will seine Wohnung im Sommer schon gern zusätzlich heizen?
Alternativ lässt man die halbvolle Waschmaschine oder den Geschirrspüler laufen, auch wenn der noch Platz hätte. Ob das gut für die Umwelt ist?
Müsste die Bundesnetzagentur nicht sofort ein Stopp für Dach und Balkonsolar aussprechen? Die Zahl der nicht regelbaren Anlagen wird stetig größer, kein Wunder, die Anlagen, die aus China den deutschen Markt fluten, werden immer günstiger.
Das Problem wird also nicht kleiner sondern immer größer.
Der Zauberlehrling bekommt seinen Zauber nicht in den Griff.
Outdoor Chiemgau hat ein Video zu dem Thema produziert.
Funfact: Google streut Werbung für Balkonkraftwerke ein.

(Abbildung: Screenshot YouTube)
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Claudia Kemfert bringt sich wieder in die Schlagzeilen.
Sie kritisiert die Bundesregierung für das, was bereits die letzte Regierung geplant hatte: Gaskraftwerke als Backup bauen.
Wäre eigentlich nicht nötig, hätten wir die Speicher noch und nöcher, was sie einst propagierte.
Presse Augsburg
„Infolgedessen werden nun wieder zu viele Gasheizungen eingebaut, was uns bei der Emissionsreduktion nicht weiterbringt. Sinnvoller wäre es, auf konsequentes Energiesparen zu setzen und die finanzielle Förderung hierfür auszubauen“, erklärte Kemfert. Es sei zudem klar, dass die neue Regierung mit dem massiven Ausbau von Gaskraftwerken einen grundlegenden Fehler mache.
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Drastische Worte findet Jörg Kachelmann auf X für die Deutsche Umwelthilfe DUH.
Es geht um das Heizen mit Holz, was die DUH je nach Sicht mal fördert oder verdammt.
Die @umwelthilfe interessiert sich seit jeher einen Dreck für die Umwelt, sondern ist nur eine skrupellose Selbstbereicherungsmaschine, die eine sehr, sehr gerissene Nische gefunden hat, in der viele Menschen keine Leute mit heuchlerischer und krimineller Energie vermuten.
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