Über den Ursprung des Corona Virus SARS-Co-V2 und Wissenschaft 

von Frank Bosse

In den letzten Tagen machten wieder vermehrt Meldungen über den Beginn der Pandemie die Runde. Das hier ist ein Blog zu Klima- und Energiefragen, nichtsdestotrotz ist das Rumoren ein gutes Beispiel für Wissenschaft wie sie arbeiten sollte und wie nicht.
Daher ein kurzer Exkurs in die Welt der Viren, auch wenn der Platz ungewöhnlich erscheint.  

Letzter Stein des Anstoßes ist ein Bericht des Bundesnachrichtendienstes BND (bisher nur in Auszügen zugänglich), der >80% Wahrscheinlichkeit des Ursprungs von SARS-Co-V2 einer „Laborgenese“ zuordnet, und zwar schon 2020.
Das konnte Insider nicht wirklich überraschen, mehrten sich doch die internationalen Stimmen, die das auch so sahen.  

Hierzulande war die öffentliche Aufmerksamkeit jedoch sehr hoch, erinnerten sich viele doch an den Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020. Der verdienstvolle „Cheferklärer“ der Pandemie, Christian Drosten katapultierte in einem Artikel als Ko-Autor im Fachblatt „Lancet“ diese Laborhypothese ins Reich der „Verschwörungstheorie“.   

Bis heute hält er die Laborthese für unwahrscheinlicher als eine natürliche Entstehung des vermaledeiten Virus, der weltweit das Leben so nachhaltig negativ beeinflusste und beklagt im „Spiegel“, dass er keine Daten findet, die die Labortheorie bestätigen könnte. Des Rätsels Lösung: Tatsächlich gibt es bis heute nicht „Den Beweis“ für eine der Möglichkeiten, die Wissenschaft benutzt dann ein übliches Verfahren, um weiterzukommen, man nennt es „Nullhypothese“ (H0, “H Null”) und „Gegenhypothese“.

Beides ist möglich, nur sind die Hürden für einen Nachweis eben nicht etwa 50:50 sondern 95:5. Die HO ist die, die mit den wenigsten Änderungen und den wenigsten Hilfsannahmen/ Zufällen auskommt. Ein Artikel im Tagesspiegel hilft auch zu klären, was im vorliegenden Fall H0 ist. Im Labor in Wuhan wurden tatsächlich „Gain of Function“-Versuche an bekannten Corona-Viren durchgeführt und dabei ging es auch um die Implementierung einer „Furin-Spalte“ in das Erbgut dieser Viren. Die wiesen (anders als andere Viren) so etwas ursprünglich noch nicht auf und das machte uns Menschen „immunologisch naiv“, was letztlich zur globalen Pandemie führte mit einer Sterbewahrscheinlichkeit, die ca. Faktor 10 über der von Grippe lag.

Genau da in Wuhan war auch örtlich der Erst-Ausbruch von Covid-19. Zudem fand der BND wohl heraus, dass die Sicherheitsvorkehrungen im Wuhan-Labor nicht standardgerecht waren. Auch der damalige RKI-Chef Lothar Wieler ist nun von der Labortheorie überzeugt, berichtet der “Spiegel” im verlinkten Artikel.  

Ohne jede weitere Annahme ist damit das Geschehen zu erklären. Damit ist die Labortheorie die Nullhypothese. Sie ist falsifizierbar, sie ist also kein endgütiger Beweis. Die Gegenhypothese bedarf weiterer Effekte: Das zufällige Entstehen eines solchen Virus in anderen Tieren und das ebenso zufällige Überspringen auf den Menschen, ausgerechnet zum ersten Mal in Nähe des Virenlabors in Wuhan. Damit sind auch die Rollen klar: Es müsste mit 95% Wahrscheinlichkeit die H0 falsifiziert werden, um sie zu widerlegen. Daher sollte Christian Drosten eher missmutig sein, denn „fehlende Daten“ helfen NICHT der Gegenhypothese! Warum er im März 2020 mit anderen in dem bewussten „Lancet“- Artikel, die viel wahrscheinlichere Hypothese flugs zur „Verschwörungstheorie“ erklärte, ohne zum damaligen Zeitpunkt über belastbare Tatsachen zu verfügen (die es bis heute nicht gibt) bleibt eine Spekulation. Die Frage ist jedoch auch müßig. Solange man die Gegenhypothese nicht mit 95% Wahrscheinlichkeit nachweisen kann, steht die Nullhypothese: Labor.  

Was hat das alles mit Klima zu tun? Wir bekommen oft Anfragen nach einem hieb- und stichfesten Beweis für einen großen menschlichen Anteil an der Erwärmung seit ca. 1980.  
Hier ist es ähnlich wie mit dem Ursprung von Covid-19: Die nachgewiesenen Eigenschaften von Treibhausgasen, die Abstrahlung von Wärme der besonnten Erde in den Weltraum zu reduzieren, erklären den globalen Effekt im Prinzip allein, ohne weitere zusätzliche Annahmen.  
Da der Mensch sehr viel Energie durch die Verbrennung von Kohlenstoff gewinnt und dabei das Treibhausgas CO2 entsteht, steht auch die Nullhypothese. Die Frage in der Wissenschaft ist daher: 
 

Wieviel Grad Celsius mehr sind es global?  
 
Es ist die Frage der „Empfindlichkeit“ oder Sensitivity des irdischen Klimasystems. Das ist nach wie vor ein weites Feld, alle Werte zwischen 1,4 Grad bis über 2 Grad pro Verdopplung der CO2- Konzentration (etwa bis 2100 zu erwarten, es ist die TCR oder „Transient Climate Response) sind möglich, die Auswirkungen dann freilich sehr unterschiedlich.  
 
Aus den beobachteten Daten kann man auf ca. 1,5 Grad schließen, mit Unsicherheiten.  
Wer also einen menschgemachten Anteil an der Erwärmung verneint, muss zwingend mit über 95% Sicherheit nachweisen, dass seine Gegenhypothese richtig ist.  
So sind die Spielregeln in der Wissenschaft und man tut gut daran, sie immer zu beachten.        

Teilen: