Ein wenig Quadratur des Kreises bei der Tagesschau.
Man will dem Blackout auf die Spur kommen. Und wie immer, wenn irgendetwas unter dem Label “Faktenfinder” läuft, lohnt ein zweiter Blick.
Gegen Ende des Artikels wird es nämlich interessant, nachdem vorher lang und breit über Strommangel fabuliert wurde. Dass es einen Blackout bei zu viel verfügbaren Strom geben könnte, wird aber eher abgetan. Völlig “vergessen” wird, dass die Solar-Dachanlagen in den meisten Fällen nicht abgeregelt werden können. Ihre Leistung flutet im Sommer die Netze. Sie machen aber fast 50% der insgesamt 100 GW Leistung aus, die Deutschland gebaut hat. Bei entsprechendem Sonnenschein kommen also beträchtliche Mengen Strom ins Netz, die es stressen.
Außerdem, so Witthaut, halte er eine Übererzeugung bei zukünftigen Problemen im Netz für deutlich wahrscheinlicher als einen Mangel. „Es kann zu Situationen kommen, in denen einzelne lokale Verteilnetze die lokale Photovoltaik-Einspeisung nicht mehr aufnehmen können. In diesen Fällen wäre es dringend erforderlich, dass ein Netzbetreiber die Anlagen abregeln kann und das Heimspeichernetze dienlich betrieben werden“, erklärt er.
Witthaut betont aber auch, dass es für die Zukunft essenziell sei, „dass wir in die Infrastrukturen investieren“. „Versorgungssicherheit gibt es nicht zum Nulltarif, und der Netzausbau ist von zentraler Bedeutung.“
Alarmistische Nachrichten über einen drohenden Blackout sind nicht neu. Diese Dynamik wurde bereits in den vergangenen Jahren beobachtet. Zum Beispiel hatten im Jahr 2022 selbsternannte Sicherheitsexperten vor einem Blackout gewarnt, wie unter anderem das ARD-Politmagazin Monitor berichtete. Doch passiert sei nichts, sagt Witthaut.
Wir berichteten bereits Anfang des Jahres über ein fiktives Szenario an Ostern, es stammt von einem Strom-Experten, der zu viel Strom fürchtete:
Wir haben mal in die Glaskugel geschaut: An Ostersonntag 2025 sinkt die Stromnachfrage während der Mittagsstunden auf etwa 40 Gigawatt, während Solaranlagen auf Dächern allein bis zu 34,2 Gigawatt produzieren. Zusammen mit 8 Gigawatt konventioneller Must-Run-Kapazität und weiteren 11,7 Gigawatt aus netzgekoppelten erneuerbaren Energien, die nicht abgeregelt werden, ergibt sich ein Gesamtangebot von 53,9 Gigawatt.
Viel zu viel Strom ist im Netz. Selbst bei einem optimistischen Export von 8 Gigawatt bleibt ein Überangebot von 5,9 Gigawatt bestehen, was der Leistung von fünf Kernkraftwerken entspricht. Nach der Nutzung der letzten marktlichen Notmaßnahmen, wie 3 Gigawatt negativer Regelleistung, verbleiben noch 2,9 Gigawatt Überschuss, ohne klare Lösungen für die weitere Bewältigung.
Dies könnte zu gravierenden Netzproblemen führen, darunter ein Anstieg der Netzfrequenz, Abschaltungen von Photovoltaik-Wechselrichtern, Schäden an Maschinen und potenzielle Brownouts, besonders in solarreichen Regionen wie Südbayern.Ein solches Szenario ist keineswegs unrealistisch. Bereits in den letzten Jahren gab es extreme Preisverläufe und erste Warnzeichen. Mit dem fortschreitenden Ausbau von Photovoltaik-Dachanlagen ist es nur eine Frage der Zeit, bis solche Probleme in größerem Maßstab auftreten.
Die Tagesschau hätte sich besser umfassend informieren sollen.
Und auch die Erwähnung von Heimspeichern ist interessant.
Der Tagesspiegel widmet sich dem Thema.
Fazit und damit werden die Jubelmeldungen wie die von Christian Stöcker (wir berichteten) in ein ganz anderes Licht gerückt:
Selbst wenn wir fast 100mal mehr Speicher hätten als heute, sie würden für gerade 3 Stunden reichen.
Das muss man erstmal sacken lassen.
Wenn Deutschland an einem dunklen, windarmen Tag, während sogenannter Dunkelflauten, keinerlei Strom aus erneuerbaren Energien beziehen kann, helfen sie kaum. Und selbst wenn sich die aktuelle Kapazität von Großstromspeichern verneunzigfachte, könnten sie Deutschland gerade mal für drei Stunden mit Strom versorgen, bevor sie leer wären.
Ohnehin ist fraglich, ob die Zahl der Speicher wirklich so schnell wächst wie in einigen Prognosen angegeben. Aktuell gibt es zwar sehr viele Anträge auf den Bau neuer Speicher. Aber es ist unklar, wie viele davon auch realisiert werden.
Denn wer einen Großbatteriespeicher betreiben will, muss den zuständigen Stromnetzbetreiber um einen starken Anschluss ans Stromnetz bitten. Solche Anfragen konnten in der Vergangenheit ohne größere Hürden gestellt werden. Terralayr-Chef Man sagt: „In den vergangenen Monaten haben sehr viele Unternehmen auf Verdacht Netzanschlussbegehren gestellt, um sich die Anschlusskapazitäten zu reservieren.“ Vielen Interessierten fehlen seiner Einschätzung nach die finanziellen Mittel, um die Speicher dann auch zu bauen.
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China wird bei den Energiewende-Bewegten gern als das gelobte Land angesehen. Ausgerechnet der Spiegel stellt nun klar, was dort in Sachen Energiewende wirklich passiert.
China baut so viel Sonnen- und Windenergie zu wie kein anderes Land. Im Jahr 2023 stellte die Volksrepublik laut der nationalen Energiebehörde 356 Gigawatt an Solarzellen und Windrädern auf, 4,5 Mal so viel wie in der gesamten Europäischen Union. Doch vor allem neue Kohleprojekte gefährden laut einem aktuellen Bericht Chinas Klimaziele. Die Volksrepublik habe im Jahr 2024 mit dem Bau von Kohlekraftwerken mit einer Leistung von rund 94,5 Gigawatt begonnen China ist weiterhin der weltgrößte Verursacher der klimaschädlichen Treibhausgase, obwohl es den Sektor der erneuerbaren Energien stark ausbaut. Die Kohlendioxidemissionen im Land stiegen den neuen Daten zufolge im vergangenen Jahr an, wenngleich nur leicht. Bis spätestens 2060 will China die sogenannte Klimaneutralität erreichen, sollen die CO₂-Emissionen also netto bei null liegen.
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