Die Brände in Kalifornien und das Klima- moderne Forschung inklusive 

Von Frank Bosse

Wir hörten und lasen es in den letzten Tagen immer wieder (wie hier):  
Die „Klimakrise“ ist auch verantwortlich für die tragischen Brände bei Los Angeles in Kalifornien.   
Was ist dran?  

Spoiler: an der Häufung von Bränden trägt der Klimawandel seinen Anteil bei, aber ganz anders als von Medien gemeint.
Sie werden überrascht sein!  
 
Luv und Lee 

Zunächst: Der aktuelle Brand ist nichts als Wetter. Es gab „tolle“ Bedingungen für Brände:  
Ein Föhnwind vom Gebirge im Landesinneren her ist naturgemäß sehr trocken, die Nässe verliert die Luft bei der Hebung am Gebirge, dort regnet sie ab, in Lee ist dann nur noch entfeuchtete Luft, die nach unten fällt nachdem sie über ein Wüstengebiet geriet. 

Abb.1: Das Zustandekommen von “Santa Ana Winds” Quelle 

Wenn solch ein Wind länger andauernd mit um die 100 km/h Geschwindigkeit weht (dort als Santa-Ana-Wind bekannt) wie in den letzten Tagen, dann trocknet er im Nu die Landschaft aus, dann genügen beliebige Zündquellen, hier z. B. auch schlecht gewartete Freileitungen, die durch den Sturm zerstört wurden und Kurzschlüsse mit Lichtbögen zündeten. Es ist dabei völlig gleichgültig, ob es da vorher feucht war oder trocken, der mächtige Föhn leistet in wenigen Tagen genügend trocknende Dienste.  
 
Reflexe 

Das wurde auch auf Twitter (nun X) ausführlich besprochen, der Meteorologe Jörg Kachelmann und sein Team wurde nicht müde, das darzulegen und auch die reflexhafte Zuweisung des Ereignisses zu „Klima“ zurückzuweisen. Recht hat er und die bedachte „Universalgelehrte“ Luisa Neubauer nicht!  
Brände sind bei solchen Bedingungen erwartbar, für die Zündung sorgt dann heute auch oft genug „ein Depp“.  

Auch Axel Bojanowski kam in der „Welt“ zu keinem anderen Schluss, jeder halbwegs Sachverständige konnte nicht ernsthaft etwas anderes folgern.  

Soweit die Diagnose des einzelnen Ereignisses, ziemlich kurz, bündig und stringent, wie es sich gehört.  

Trends und ENSO 

Es bleibt jedoch etwas, was so einfach nicht zu erklären ist: Tatsächlich fanden Wissenschaftler einen Trend seit den 80er Jahren zu vermehrten Bränden in Kalifornien. Was geht also vor?  
Das ist eine sehr spannende Geschichte, versprochen.  

Zu einem Feuer gehören zwei Ingredienzien, keines davon ist Wärme: Trockenheit und eine Zündung. Letzteres ist Zufall, also geht es um den Mangel an Feuchtigkeit als objektive Voraussetzung für Brände. Wie sieht es damit aus in Kalifornien? Wovon ist sie abhängig? Einen interessanten Hinweis liefert zunächst der statistische Zusammenhang von Niederschlag zu ENSO, das ist die Abfolge von El Niños und La Niñas im Pazifischen Ozean:  

Abb.2: Der Zusammenhang von ENSO und Winterniederschlag in Amerika, sie wurde mit dem KNMI Climate Explorer erzeugt.  

Zwei Gebiete stechen heraus: Kalifornien (der Südwesten der USA) und das Amazonas Gebiet in Südamerika. Sie sind entgegengesetzt korreliert: Bei einem El Niño (ENSO positiv) findet sich Trockenheit im Amazonasgebiet (Sie erinnern sich vielleicht an die Trockenheit mit Bränden da im Jahre 2023, einem El Niño Jahr?), bei einer La Niña (ENSO negativ) findet die sich im Südwesten der USA.  

Sagt die Statistik. Warum ist das physisch so? Hier hilft die NOAA weiter: 

Abb.3: Die Strömungsmuster über den USA bei einer La Niña im Winter. Quelle

Steuernde Hochs 
 
Das steuernde Hochdruckgebiet ist weit im Norden, der Jetstream greift dann auch weit aus und lenkt (feuchtebringende) Tiefdruckgebiete im Bogen so, dass der Südwesten der USA außen vor bleibt.  
Es ist die Atmosphärendynamik, die in Kalifornien vorrangig für die Trockenheit und damit verbunden auch für Brände sorgt. Auch das wird zum aktuellen Brandereignis beigetragen haben, es herrschen nämlich genau die beschriebenen La Niña- Bedingungen seit Dezember 2024 und schon einige Monate früher war ENSO negativ. 

Abb. 4 Der aktuelle ENSO-Index, Quelle 

Wenn man also ab ca. 1980 da mehr Brände sieht, dann müssen sich, folgt man dieser Logik, zwingend mehr La Niñas als El Niños (dann ist es feucht da) ereignen. 

Das “Rätsel” des Erwärmungsmusters im Pazifik 

Dem ist auch so. Viele Arbeiten erschienen zum Thema (u.a. diese), die einen Trend zu einem  
„La Niña like Pattern“ als beobachtets Muster seit den 80er Jahren finden.  
Die Folge: Der tropische Ostpazifik vor Amerika bis zur Datumsgrenze erwärmt sich kaum mit dem Strahlungsantrieb des Klimawandels, der Westpazifik vor Asien und Ozeanien dafür mehr als erwartet. 

Das hat Auswirkungen auf die Atmosphäre. Über dem kühleren Ostpazifik bildet sich eine Inversion, das führt zu vermehrten Wolken da und damit auch zu verminderter Sonneneinstrahlung.  
Ergebnis: das Gesamtsystem Erde erwärmt sich nicht so stark, wie Modelle annehmen, weil die diesen Temperaturkontrast sogar eher andersherum modellieren: Sie errechnen völlig anders als beobachtet, ein „El Niño like Pattern“ als Folge des Klimawandels. Das reduziert die Empfindlichkeit des realen Erdsystems auf den Klimaantrieb recht bedeutend, Modelle laufen im Mittel um 20-30% zu warm im Vergleich zu Beobachtungen. Die Wolken kühlen die Erde, wie der bekannte Klimaforscher Thorsten Mauritsen bereits 2016 feststellte in dieser Arbeit.  

Hilft die Paläoklimatologie?  

Bleibt die Frage: Ist diese ansteigende Modelldiskrepanz (nun schon 40 Jahre nachgewiesen) eine „Laune“, interne Variabilität? Das ist in der Gegenwart kaum sicher zu beantworten, man benötigt längere Beobachtungen. Starke Hinweise dafür, dass es einen sicheren Zusammenhang gibt, liefert diese Arbeit.  
Die Autoren haben den Zusammenhang zwischen ENSO und starken Dürrephasen im Südwesten der USA in den letzten 11.000 Jahren untersucht. Ihre Schlüsselabbildung: 

   Abb. 5: Eine Reproduktion von Fig. 4 der verlinkten Studie Jimenez-Moreno et al. (2021).  

Ganz oben die rekonstruierten Dürre- und Feuchte-Zeiträume über der Zeit. Darunter in schwarz der Antrieb durch Sonnenaktivität, er ist invertiert dargestellt. Im Teil drei von oben ist ENSO abgetragen. Ergebnis: In kühleren Phasen des Weltklimas (oben LIA für kleine Eiszeit 1300-1850) überwogen El Niño-Phasen, diese führen zu feuchten Bedingungen im Südwesten der USA (vgl. Abb.2).  
In wärmeren Phasen, vor dem Jahr 1300, überwogen dagegen La Niña-Phasen.  

Wenn es generell so wäre, dann sollte es in der letzten Eiszeit, als es global 4-5°C kühler war als um das Jahr 1900, ein insgesamt wärmendes El Niño-Muster im Pazifik gegeben haben. 
Neue Forschung bestätigt auch das. Die Modelldiskrepanz ebenso, Klimamodelle zeigen davon nämlich gar nichts.   

Das ENSO-Wechselspiel wirkt schon immer dämpfend auf Temperaturschwankungen des Gesamtsystems Erdklima durch Antriebe. Es ist damit höchst unwahrscheinlich, dass diese Eigenschaft heute nicht fortbesteht: Die Empfindlichkeit auf den Antrieb durch Treibhausgase etc. ist auch zukünftig geringer als vom Mittel der Modelle angenommen. Die haben diesen „Thermostat“ nicht auf dem Zettel.  

Lange Rede kurzer Sinn: 

1. Die aktuellen Brände in Kalifornien haben praktisch gar nichts mit dem Klimawandel zu tun. 

2. Der Trend bei „Wildfires“ da ist jedoch auch ein Ausdruck des Klimawandels. Nur alles viel komplexer als in Medien dargestellt. Es ist nicht einfach ein Ergebnis der lokalen Erwärmung (die spielt bei Bränden ohnehin keine Rolle), es ist die Antwort der Atmosphärendynamik auf El Niños und La Niñas und das wiederum eine insgesamt kühlende Antwort auf den wärmenden Klimawandel. Klimamodelle versagen hier, sie laufen “heiß”.      

Gespoilerte Überraschung gelungen?   

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