2024: Das Jahr der schlechten Wissenschaft

Vielleicht werden wir zwischen 2030 und 2040 einmal an die glücklichen 2020er zurückdenken. Dann nämlich, wenn die Kostenschätzung des Fraunhofer Institut aus Freiburg Realität werden sollten. Aktuell ist in den sozialen Medien eine Studie aus Freiburg im Gespräch. Die bereits aufgewendeten Milliarden wirken gegen die zukünftigen Kosten geradezu lächerlich.
 
Die  Forscher taxieren die jährlichen Kosten der Transition auf Seite 79 ihrer Studie so:

Die Kosten für die Transformation im Vergleich zum Fortschreiben des heutigen 

Systems belaufen sich im Szenario »Technologieoffen« im Mittel über die nächsten 

25 Jahre auf rund 52 Mrd. € pro Jahr. Das entspricht rund 1,2% des heutigen 

Bruttoinlandprodukts. 
 

• In den Jahren 2030 bis 2040 werden mit rund 250 Mrd. € pro Jahr die höchsten 

Investitionen in die Transformation des Energiesystems sowie die dafür notwendige 

Infrastruktur benötigt. 
 

• Durch Nachfragereduktion im Szenario „Effizienz“ können die Gesamtkosten des 

Energiesystems bis zum Jahr 2045 um 630 Mrd. € gegenüber dem Szenario 

„Technologieoffen“ reduziert werden. 
 

• Ein beharrendes Verhalten führt zu einer ähnlichen Kostensteigerung wie der Aufbau 

eines robusten Energiesystems, das resilienter gegenüber geopolitischen Einflüssen 

und Klimaveränderungen ist. 
 

• Im Szenario »Technologieoffen« ergeben sich für die Jahre 2024 bis 2045 mittlere 

CO2-Vermeidungskosten von knapp 220 € pro Tonne CO2, im Szenario »Effizienz« 

knapp 90 € pro Tonne CO2 und im Szenario »Beharrung« 320 €. 

In diesen Kosten sind allerdings sehr viele angrenzende Felder wie z. B. Infrastruktur einberechnet. Dennoch sind die Zahlen, auch wenn sie in den 10 Jahren von 2030-2040 den Peak darstellen, unglaublich groß.  
Interessant ist das erneute bewusste Schlechtrechnen von Kernenergie in dem Papier, einer der wichtigsten Glaubensätze, wenn man in Freiburg forschen möchte. 
Es darf nicht sein, was nicht sein soll.  
Man legt diese Kosten absurd hoch an, um sich dann selbst zu bestätigen, dass die Kosten der Kernenergie viel zu hoch sein. Wissenschaftlich eine Art Zirkelschluss. Das fällt dort aber niemanden auf. Warum eigentlich nicht? 
Es ist nicht zu verstehen, denn in Sachen Zahlen und Visualisierung zur Energiewende sind die Freiburger ansonsten gut.  
 
Der Blog Tech For Future hat die Studie von Fraunhofer einmal als schlechte Wissenschaft bezeichnet.
Er nimmt die Studie auseinander.

Fazit: Irreführende Studien erkennen 

Dies soll kein Wall of Shame sein. Es gibt neben den genannten noch viele weitere mangelhafte Studien, egal ob gewollt oder ungewollt. 

Dazu gibt es in Deutschland jede Menge Gefälligkeitsstudien, deren Ergebnis “AKW sind schlecht” schon vorher feststand. 

Ich habe für meine Übersicht kostenoptimaler Energiesysteme mehr als 50 Studien untersucht und nur 6 waren nach meinen Kriterien aussagekräftig. 

Hier sind irreführende Studien erwähnt, die wegen ihrer Aktualität oder ihrem Einfluss in Medien oder in Social Media zitiert werden. 

Mir geht es darum, unrealistische Annahmen aufzuzeigen, damit du als Leser wenig aussagekräftige Ergebnisse besser erkennst. 

Das dürfte in Zukunft wichtiger werden, vor allem für Befürworter einer technologieoffenen und bezahlbaren Energiewende. 

Energiewendeforscher wie Fraunhofer ISE oder FZ Jülich ignorieren AKW nicht mehr, sondern rechnen sie jetzt aktiv schlecht. 

Das ist, pragmatisch gesehen, ein Schritt nach vorne. Aber da fehlen noch einige Schritte bis zu einer seriösen Aufarbeitung. 

Ich träume weiter davon, dass das Lügen mit Zahlen in der Energiewende-Debatte aus der Mode kommt.

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Ein dänischer Politiker fordert den Kauf des deutschen Kernkraftwerks Brokdorf. 
Der Mann ist allerdings in einer winzigen Partei. Übermäßig ernst sollte man das daher nicht nehmen.  
 
SHZ:

In einem Interview mit der Tageszeitung „Jyllands-Posten“ forderte Messerschmidt, die Atomkraft in Dänemark schneller auszubauen. Es brauche allerdings viel Zeit, um ein neues Kernkraftwerk einzurichten. Als Übergangslösung könne man das stillgelegte Atomkraftwerk Brokdorf kaufen und dann betreiben. 

Dazu wolle er mit der nächsten deutschen Bundesregierung in Verhandlungen treten – und finanzielle Anreize schaffen. „Wenn wir mit einem Scheck kommen, der groß genug ist, und wir die Energie nur brauchen, bis die neue Nukleartechnologie fertig ist, warum sollten die Deutschen dann Nein dazu sagen?“, so Messerschmidt. 

Dazu passt thematisch eine Meldung aus dem Spiegel
 
RWE hat das Thema Kernenergie laut Spiegel abgehakt.

»Schnellstmöglich« möchten CDU und CSU prüfen, ob und wenn ja wie Deutschland wieder Atomstrom produzieren könnte. Den Ausstieg nannte die Union Anfang November in einem Fünf-Punkte-Papier zur Energiepolitik eine »ideologisch motivierte Fehlentscheidung«. Wenn es »unter vertretbarem technischem und finanziellem Aufwand noch möglich ist«, heißt es in dem Papier, sollten die verbliebenen AKW wieder in Betrieb gehen. 

Von RWE-Chef Markus Krebber kommt nun eine deutliche Antwort: Er lehnt die von der Union ins Spiel gebrachte Rückkehr zur Atomkraft in Deutschland ab. »Die Zeit für die drei Kraftwerke, die für sechs Prozent der deutschen Stromproduktion standen, ist abgelaufen«, sagte Krebber der »Rheinischen Post« vom Dienstag. 

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Zum Jahresende noch mal eine Portion Reise-Scham. 
 
FR:

Die Studie einer Forschungsgruppe um die Wirtschaftswissenschaftlerin Ya-Yen Sun von der australischen University of Queensland analysiert dabei sowohl internationalen als auch Inlands-Tourismus. Würde man nur Fernreisen in Betracht ziehen, wäre die Klimabilanz noch schlechter. Würde der Trend anhalten, so die Autor:innen, würden sich die Emissionen alle 20 Jahre verdoppeln. In der Zeit von 2009 bis 2019 wuchsen die jährlichen Emissionen der Studie nach um 1,5 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente. Das entspricht den jährlichen Emissionen von ganz Lateinamerika. 

Flugreisen machen mit rund einem Fünftel den größten Teil der Emissionen aus. Der zweitgrößte Posten sind die Abgase von Privatfahrzeugen, gefolgt von indirekten Emissionen der Grundversorgung, also etwa dem Stromverbrauch, sowie dem kommerziellen Straßenverkehr. 

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Wir wünschen allen Lesern ein Frohes Neues Jahr!



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