Susanne Götze von Spiegel scheint geradezu besessen zu sein von ihrer Wut auf alles, was mit fossilen Brennstoffen und Kernenergie zu tun hat. Anders als beim Kollegen Christian Stöcker, bei dem wir ja wenigstens noch persönliche wirtschaftliche Motive für seine Artikel vermuten dürfen (wir berichteten), finden wir bei ihr keine schlüssige Erklärung, außer eben Wut. Und, weil das irgendwie gerade so angesagt ist, wird das strapazierte Wort „Mythen“ bemüht in einem Leid(t)-Artikel (Bezahlartikel).
Götze will also Mythen entkräften. Ob sie sich an der Pavlova der Mythen, Claudia Kempfert orientiert hat? Die wusste schon 2018, dass wir Speicher noch und nöcher haben, warum dann doch welche geplant und gebaut werden, bleibt ihr Geheimnis. #Nochundnöcher ist jedenfalls ein running gag geworden in der Debatte.
Götzes Artikel ist in Teilen durchaus interessant, weil sie das Täter/Opfer-Prinzip quasi einfach umkehrt.
Kleines Beispiel:
Wer am günstigsten produziert, bekommt am meisten los. Und günstig sind erneuerbare Energien und der hochsubventionierte Atomstrom aus Frankreich. Teuer hingegen ist Kohlestrom.
Das ist wenn mal so will einer Art Viertelwahrheit. Erneuerbare Energien sind zumindest in Deutschland hochsubventioniert, sie unterschlägt es hier besser. Der französische Kernenergiebetreiber EDF war die letzten Jahre ausgesprochen profitabel mit einer Ausnahme. Und, würde der französische Staat seinem eigenen Betrieb nicht vorschreiben, wie seine Preise auszusehen haben, würde er noch mehr Gewinne erwirtschaften. Anders als Erneuerbare Energien ist Strom aus Kernenergie tatsächlich günstig. Er verstopft auch nicht die Stromleitungen, obwohl das immer ein beliebtes Argument war. Frau Götze hätte nur ihr eigenes Blatt in dieser Sache lesen müssen. Dort hätte sie lernen können:
Frankreichs wieder verstaatlichter Stromkonzern EDF hat seine Atomstromproduktion nach Beheben von Problemen an seinen Kraftwerken im vergangenen Jahr wieder hochgefahren und einen Gewinn von zehn Milliarden Euro erwirtschaftet. 15 der 16 von Korrosionsschäden betroffenen Atomkraftwerke waren Ende 2023 wieder in Betrieb und die Arbeiten am letzten Reaktor sollten im Februar abgeschlossen werden, wie EDF bei der Vorlage seiner Jahreszahlen am Freitag mitteilte. Von den 56 französischen Atomkraftwerken waren zu Jahresanfang 46 in Betrieb, vor gut einem Jahr waren es nur 30. Die Atomstromproduktion wurde 2023 auf 320,4 Terawattstunden gesteigert.
Kohle ist deshalb teuer, weil das politisch gewollt und gewünscht ist. Es ist kein Naturgesetz. Hier wirkt es so, als wenn man einem Läufer eine schwere Last auf den Rücken schnallt und dann hinterher feststellt, dass er beim Rennen so langsam war und Letzter wurde.
Sehr schön auch das hier:
Und dann sind da noch die Schwankungen der Jahreszeiten. Jedes Stromsystem hat Stärken und Schwächen. Wie bei einer gesunden Partnerschaft gleichen sie sich aus. So ist es auch am transnationalen Strommarkt. Deutschland geht eher im Sommer auf Einkaufstour, weil gerade Südeuropa im Sommer viel Überschuss produziert. Im Winter hingegen benötigen unsere Nachbarn dann mehr Strom, weil sie viele Elektroheizungen haben, die Sonne weniger scheint und der Wind im Norden an den Küsten stark weht.
Da scheinen doch einige Dinge an ihr vorbeigegangen zu sein. Im Sommer ist Deutschland auf Verkaufstour und versucht seinen Überschuss-Strom notfalls mit Geld dazu an den Kunden zu bringen. Ihr scheint auch nicht aufgefallen zu sein, dass die letzten beiden Dunkelflauten in Deutschland im November und Dezember stattfanden. Der Wind wehte eben nicht stark.
Götze behauptet auch, dass Strom aus Kernenergie erstmal subventioniert werden müsste, bevor er billig wird. Nun, die Angebote der deutschen Betreiber für um die 4 Cent die kWh zu liefern scheint sie nicht zu kennen und die Subventionen für die Erneuerbaren auch nicht. Sie ignoriert es einfach
Schlappe 20 Mrd. Euro in diesem Jahr, die kann man schon mal übersehen.
Nein, sie lässt in ihrer Wut kein gutes Haar an den Fossilen. Besonders Erdgas hasst sie und sie vermischt auch gern mal die Preise bei Öl und Gas. Komplett unterschlägt sie allerdings, dass Gaskraftwerke eine wesentlich bessere Alternative als das Verbrennen von Kohle sind. Um weniger CO2 geht es aber offenbar nicht, es geht darum den Hass auf Kernenergie und die fossilen Brennstoffe auszuleben.
Wirkliche Sorgen müsste man sich eher bei fossilen Energiequellen machen. Erdöl und Erdgas kommen mit Schiffen, die quer über den Erdball unterwegs sind, nach Deutschland. Bei der aktuellen Weltlage ist es also viel wahrscheinlicher, dass ein eskalierender Nahostkonflikt die Ölpreise hochschnellen lässt. Auch Angriffe oder Blockaden von Flüssiggastankern oder Anschläge auf Gaspipelines sind reale Gefahren.
Sie ist, was das angeht ein absolut berechenbares One-Trick-Pony. Ein Zirkuspferd, das genau einen Trick beherrscht und das zu dem auf einem Auge blind ist und gern im Kreis läuft. Komplett vergessen hat sie den Ausfall der Kommunikation von Tausenden Windkraftanlagen zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine. Bis heute ist das nicht wirklich komplett aufgeklärt. Nicht bemerkt hat sie, dass russische „Erkundungsschiffe“ gern mal in Windparks vor deutschen Küsten cruisen.
Wie schnell ein Kabel durchtrennt ist, haben wir gerade erst in der Ostsee gesehen. Noch einfachere Angriffsziele werden die Kabelverbindungen, wenn erstmal ein sogenannte Konverterstationen auf hoher See installiert. Sie bündeln viele Kabel und werden diese Stationen zerstört, dann sind zig Windkraftanlagen mit einem Schlag außer Betrieb. Das ist mit blind auf einem Auge gemeint.
Vergessen hat sie auch, dass Gaskraftwerke deutlich weniger CO2-Emissionen haben und sie ein fester Bestandteil der deutschen Energieplanung sind. Denn irgendwann sollen sie vielleicht mal mit Wasserstoff laufen, so jedenfalls der fromme Wunsch. All das geht in ihrem Rochus unter.
Um die Minderung von CO2 scheint es ihr also nicht zu gehen, eher um Wut. Spätestens ein Blick auf die CO2-Werte bei der Stromerzeugung hätte genügt, um festzustellen, wer hier um den Faktor 10 besser liegt: Frankreich.
Auch ihr Fazit ist etwas schräg. Denn der Netzausbau ist in erster Linie wegen der Erneuerbaren Energien notwendig. Und alles „machbar“? Es sind gigantische Investitionen, die nötig dafür sind. Bezahlen werden das die Kunden in Form von hohen Strompreisen.
Physik ist nicht politisch. Hier geben wir ihr absolut recht. Wir können uns noch so sehr eine bestimmtes Wetter wünschen, ob es so kommt ist trotz aller Wünsche nicht ausgemacht.
Gemein ist aber, wie sie hier Claudia Kemfert in den Rücken fällt.
Es geht also alles in die richtige Richtung – auch wenn niemand bezweifelt, dass die deutschen Netze für die Energiewende noch ausgebaut und etwa Stromspeicher installiert werden müssen. Das ist aber machbar. Dass die Strom-Fake-News trotzdem verfangen, zeigt eines: Klimaschutz und Energiewende sind ideologisch aufgeladene Themen. Dabei müsste allen klar sein: Physik ist nicht politisch
Etwas pointierter hat das die schwedische Energieministerin Ebba Busch auf den Punkt gebracht.
Keine Willenskraft der Welt kann die Grundregeln der Physik außer Kraft setzen, auch nicht Dr. Robert Habeck. Es ist nun mal so. Wenn der Wind nicht weht, gibt es zu wenig Strom.
Physik so scheint es, gibt es immer nur für die andere Seite.