Wasserstoff – Revolution oder Illusion?

Es spricht für den TV-Sender Arte, dass er solche Dokumentationen wie die über Wasserstoff produzieren lässt. Anders als man es von öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland kennt, werden verschiedene Parteien mit sehr unterschiedlichen Meinungen gezeigt. Das Bild soll sich der Zuschauer dann selbst machen. Das Spektrum, das die Dokumentation abdeckt, ist sehr groß.

Es geht z. B. um Auswirkungen von Windkraftanlagen in Nord-Norwegen auf die Ureinwohner und deren Rentierhaltung. 
Die fragen sich, was sie mit der Energieerzeugung für Europa zu schaffen haben, die ihre Lebensgrundlage gefährdet.
Weiter geht es zur Erdgasförderung in Norwegen bis zur CO2-Speicherung. Die Dokumentation zeigt Beispiele aus Afrika wie Marokko oder Namibia, wo man sich eine große Zukunft von der Wasserstoff-Produktion verspricht. 
 
Am Ende bleibt aber die Feststellung, dass alles von der Wirtschaftlichkeit abhängt. Was kostet der Wasserstoff also letztlich. Die Produktion in Mitteleuropa dürfte nicht mit der in Afrika mithalten. Bedeutende Anteile könnten und werden daher Importe sein. Insgesamt sind das sehenswerte 90 Minuten, die man aber leider nicht in den Programmen von ARD oder ZDF sehen kann, sondern in einem Spartensender wie Arte suchen muss. 

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Die Sozialwissenschaftlerin Ilona Otto im Interview zum Thema Klimagerechtigkeit. Kurzversion: mehr Verbote, weniger Fleisch essen, Autos teilen und den ÖPNV benutzen. Und die deutschen Autohersteller sind einfach nur zu blöd. Irgendwie kommt einem das Sprichwort vom Schuster und seinem Leisten in den Sinn.

Plädieren Sie für Verbote? Die beschränkten aber die Freiheit. 

Otto: Manchmal brauchen wir sie aber. Der Verbrennungsmotor gehört einfach nicht mehr in eine klimafreundliche Welt. Wir brauchen jedoch Fristen. Deshalb ist es richtig, dass die Europäische Union diese Antriebsart erst ab 2035 verbietet. 

Das stellt die Autoindustrie in Deutschland und auch sonst in Europa vor gewaltige Probleme. Finden Sie es richtig, dass VW und Ford Standorte schließen und Tausende Arbeitskräfte entlassen wollen? 

Otto: Da haben die Konzerne eine wichtige Entwicklung einfach verschlafen. Ich habe gehört, dass im Jahr 2009 die Deutsche Post gleich mehrere deutsche Autohersteller nach E-Lieferwagen gefragt hatte. Keiner wollte sie bauen. 

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Jedes Jahr lädt Frank Zander Obdachlose und Bedürftige zu einem Weihnachtsessen ein. Der Tierschutzorganisation PETA passt das Menü nicht, denn es gibt Gänsebraten. Ob man sich vorher mal Gedanken über den CO2-Abdruck von Obachlosen gemacht hat? Und offenbar scheint PETA zu wissen, wie sehr sich Obdachlose nach vegangen Speisen sehnen.
 
Berliner Zeitung:

Peta hat demnach Frank Zander in diesem Jahr angeschrieben und ihn gebeten, in Zukunft auf ein entsprechendes Menü umzusteigen. Die Organisation habe in dem Schreiben neben dem Tierleid bei Fleischkonsum auch auf Umwelt- und Klimaaspekte hingewiesen und angeboten, den Kontakt zu einem veganen Koch zu vermitteln. Der könne bei der Erstellung eines veganen Menüs helfen. 

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Seegras scheint eine echte Wunderpflanze zu sein. Sie kann nicht nur CO2 aufnehmen, jetzt gibt es Erkenntnisse, dass sie auch bei der Produktion von Medikamenten nützlich sein kann. 
 
NDR:

Zurzeit nimmt der Bestand der Seegraswiesen nicht nur in Schleswig-Holstein ab. Ein Grund ist laut Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) der hohe Eintrag von Nährstoffen ins Meer durch die Landwirtschaft. Bereits in den vergangenen Jahren gab es in Schleswig-Holstein einige kleinere Projekte zur Neupflanzung von Seegraswiesen. Im kommenden Jahr wollen verschiedene Organisationen, begleitet vom Geomar, weitere Flächen mit Seegras bepflanzen. Laut dem Kieler Institut laufen derzeit die Genehmigungsverfahren dafür. 

Potenzial für die Entwicklung von Medikamenten 

Das Geomar-Team um Deniz Tasdemir hat im Rahmen seines Forschungsprojekts 90 der zuvor kultivierten Viren und Pilze zu Extrakten verarbeitet und auf ihre antibiotische Wirkung untersucht. Diejenigen Naturstoffe, die sich als wirksam gezeigt haben, wollen die Wissenschaftler nun weiter analysieren. „Wir wissen, dass in ihnen so viele unbekannte Antibiotika stecken. Wir wollen sie charakterisieren und mit ihnen Medikamente entwickeln, vor allem gegen multiresistente Krankenhauskeime.“ Bis das Wirklichkeit werden könnte, räumt die Professorin ein, könne es aber noch Jahre dauern

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Weihnachtsbaum-Scham? Ein Naturbaum oder einer aus Kunststoff. Der MDR hat es untersucht.

Auch wenn sie von der Ökobilanz her ganz gut abschneiden, sollte die klimapositive Wirkung der natürlichen Bäume nicht überschätzt werden, sagt Niels Jungbluth. „Die CO2-Speicherung sehen wir als sehr gering an. Der Baum wächst hier nur ungefähr zehn Jahre.“ Und wird danach verbrannt oder kompostiert, was das gespeicherte CO2 wieder freisetzt. Um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen, wäre aber eine sichere Speicherung über hunderte Jahre erforderlich. (Pflanzenkohle aus gebrauchten Weihnachtsbäumen – mit Verlaub, das wär’s.) 

Niels Jungbluth betont, dass der Baum für ein klimafreundliches Fest auch gar nicht so entscheidend ist: „Viel wichtiger ist, was drunter liegt. Also die Geschenke, die da drunter liegen, verursachen in der Regel wahrscheinlich deutlich höhere Umweltbelastungen.“ Hier lohne es sich besonders, auf nachhaltige und langlebige Geschenkideen zu setzen. Auch bei einem Weihnachtsessen mit erheblichem Fleischanteil sei die Umweltbelastung höher als durch den Baum. Und wenn der dann noch möglichst lange steht: Umso besser. Immerhin stellt ihn fast die Hälfte der Deutschen mit Weihnachtsbaum schon vor dem eigentlichen Fest auf, manche sogar schon vor dem ersten Advent. Alternativ eben lange stehen lassen und noch den ganzen Januar Spaß unter der Nordmanntanne haben. 
 

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Die Bundesnetzagentur prüft wegen der Strompreisexplosion der letzten Tage auf Missbrauch. 
 
n-tv:

Nachdem der Preis für Strom an der Energiebörse FEX plötzlich in die Höhe schoss, ist die Aufregung groß. Kritiker erneuerbarer Energie machen schnell in der „Dunkelflaute“ den Schuldigen aus. Die Bundesnetzagentur folgt einem Bericht zufolge einer weiteren Spur: Sie prüft, ob Missbrauch im Spiel war.  

Nach dem massiven Preisanstieg an der Strombörse geht die Bundesnetzagentur Hinweisen auf missbräuchliches Verhalten nach. Entsprechende Hinweise prüfe man, sagte Behördenchef Klaus Müller der „Süddeutschen Zeitung“. „Wenn es Anhaltspunkte dafür geben sollte, würden wir weitere Ermittlungen einleiten.“ 

Unter anderem wegen einer sogenannten Dunkelflaute waren die Preise in den vergangenen Tagen emporgeschnellt, am Donnerstag erreichten sie in der Spitze 936 Euro je Megawattstunde. Grund war vor allem die sehr geringe Einspeisung von Windstrom. Von einer Dunkelflaute ist die Rede, wenn kaum Wind und Sonne vorhanden sind und die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen sehr gering ist. „Wenig Wind & hoher Verbrauch kamen zusammen“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium entsprechend auch den hohen Preis. Zum Vergleich: Im Tagesdurchschnitt kostete eine Megawattstunde am Donnerstag 395 Euro. Am windreichen 6. Dezember lag der Preis dagegen im Schnitt nur bei 86 Euro. 

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Wir danken Dr. Ernst-Jürgen Niemann für den Hinweis auf einen Datumsfehler im Beitrag „Fakten, Fakten, Fakten“ vom 12.12.2024. Er schreibt uns dazu:

Der Börsenstrommarkt (SMARD, Bundesnetzagentur) für die betreffenden Tage ist unten dargestellt. Neben dem hohen Börsenpreis von fast 1000 €/MWh am 12.12.2024 ist zu erwähnen, dass auch schon am 11.12.2024 die Stromversorgung an ihre Grenzen gekommen war. Bei einer Gesamtnetzlast von 69000 MW in der Zeit von 18:00-19:00 Uhr am 11.12. 2024 wurden 30,5 % des Strombedarfs importiert. Bei der eigenen Erzeugung trugen die Eneuerbaren lediglich 13,2 % bei (Photovoltaik 0%; Wind On und Offshore 3,6%, Biomasse 6,1% und Wasserkraft 3,5%). Haupterzeuger waren Erdgas 24,5 %, Braunkohle 16,7%  und Steinkohle  9,2 %. Mit über 30 % Stromimport ist die Netzstabilität definitif vom Ausland abhängig.

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Kommt die CDU an die Macht, ist es möglicherweise vorbei mit dem Heizungsgesetz. Doch das ewige Hin-und-Her bei diesem Gesetz macht die Industrie kaputt. Alex Reichmuth hat das Thema im Nebelspalter aufgenommen (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/12/drohende-abschaffung-des-heizungsgesetzes-bringt-industrie-in-noete).

Energiewende in Deutschland
Drohende Abschaffung des Heizungsgesetzes bringt Industrie in Nöte

Die Fakten: Die CDU/CSU hat angekündigt, dass sie das Heizungsgesetz abschaffen will, falls sie künftig die Regierung anführt. Mit diesem Gesetz wollte die Ampelkoalition die Dekarbonisierung von Gebäuden durchsetzen.

Warum das wichtig ist: Der drohende Richtungswechsel ist ein Problem für die Hersteller von Heizungssystemen. Denn sie haben sich darauf verlassen, dass Wärmepumpen künftig die Standardlösung für Gebäude sind. Entsprechend hat die Industrie Milliarden von Euro investiert. Fallen nun gesetzliche Normen und finanzielle Förderungen weg, droht ein wirtschaftliches Debakel.

Weiterlesen im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/12/drohende-abschaffung-des-heizungsgesetzes-bringt-industrie-in-noete). Der Artikel kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.

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