Von Frank Bosse
Das ist immer wieder Thema von Mitteilungen. Die UN wagte erst kürzlich eine Prognose, kurz vor dem „Klimagipfel COP29“ in Baku. Dabei malte sie kein schönes Bild:
„Continuation of current policies will lead to a catastrophic temperature rise of up to 3.1°C“
Was heißt “Fortsetzung der bisherigen Politik“? Die Steigerungsraten der CO2- Emissionen gingen ja nach 2000 global zurück, die Kurve flachte deutlich erkennbar ab. Dass das wieder anders wird, ist schwer vorstellbar. Es wäre also das gegenwärtige „Business as usual“ Szenario, gegenwärtige Politik.
Auch andere prophezeien ein „mehr als 3°C wärmer“ Szenario. So das Bundesumweltamt, es schreibt von „bis zu 4,1 °C“. Auch Stefan Rahmstorf beschreibt eine Welt, die 3°C wärmer sein wird.
Was sagt der aktuelle Stand der soliden Forschung?
Eine Mitteilung von Glen Peters auf Twitter (nun X) bringt da mehr Licht ins Dunkel. Er hatte, zusammen mit Zeke Hausfather, 2020 einen Artikel in „Nature“ publiziert, der damals unbedingt notwendig war. Bis dahin war es nämlich üblich das „RCP 8.5 Szenario“ als „Business as usual“ zu framen. Es war jedoch nie dafür geschaffen, die reale Welt zu bewerten, vielmehr sollte es nur dazu benutzt werden, Klimamodelle „an den oberen Rand des Vorstellbaren“ zu treiben mit zusätzlichen 8,5 W/m² Strahlungsantrieb im Jahre 2100, um zu schauen, wie die reagierten.
Dann der Artikel: “Die Story ist irreführend“.
Ganz aktuell also eine Bestandsaufnahme, zusammengefasst in dieser Graphik:
In schwarz (alle 5 Jahre mit Daten) sind die realen CO2-Emissionen gezeigt, in grau verschiedene Szenarien bis 2100. Die festgestellten Ist-Daten (neueste als roter Punkt) deuten auf das obere „gelbe“ Szenario hin, benannt mit „mittleres Verhinderungsszenario“, das zu 2,5 °C globalen Anstieg der Temperaturen gegenüber einem Maß von vor der Industrialisierung in 2100 führt.
Von dem 3°C -Szenario (braun) hat sich die reale Entwicklung schon deutlich nach unten entfernt.
Natürlich gibt es Unsicherheiten. Man muss wissen, dass alles für die Zukunft aus Klimamodellen abgeleitet werden muss. Wie gut sind die darin, die globalen Temperaturen zu antizipieren? Insbesondere eine größere Anzahl der neuesten Modelle für den 6. Sachstandsbericht des IPCC (CMIP6) verschätzt sich derart in der Empfindlichkeit auf die Erhöhung des CO2 nach oben, dass die Vergangenheit damit kaum valide nachzuvollziehen ist.
Selbst bei ihrer Nicht-Berücksichtigung bleibt das verbleibende Mittel der Modelle „zu warm laufend“. Ein möglicher Grund: sie alle bilden eine Eigenheit unseres realen Klimas nicht ab: Das Muster der Erwärmung im Pazifik, immerhin fast die halbe Erdoberfläche repräsentierend. Die beobachtete stärkere Erwärmung im Westpazifik und Indik gegenüber einer deutlich reduzierten Erwärmung im Ostpazifik erzeugt ein Wolkenmuster, das am Ende die Empfindlichkeit des gesamten Klimas auf eine Verdopplung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre merkbar reduziert. Woraus man schlussfolgern könnte: Die 2,5°C bis 2100 sind eher die obere Grenze, da die benutzten Modelle zu viel Erwärmung rechnen.
Real also 2,2…2,4°C könnte ein Ansatz sein, dies zu berücksichtigen. Bisher sahen wir seit „vorindustriell“ schon ca. 1,4°C global. Es verblieben dann noch 1°C mehr bis 2100, wenn man es auf die globale Mitteltemperatur bezieht, wie üblicherweise praktiziert. Für Landflächen hieße das da dann: noch ca. 1,8°C wärmer als gegenwärtig.
Das ist zwar nicht so schön, besonders wenn wir hierzulande an die Sommer denken, nur ist es auch keine „Katastrophe“. Der oben zitierte UN- Report hat Unrecht. Er ist ja auch keine Wissenschaft.