Über den bizarren Auftritt von Micheal Sterner im Bayrischen Rundfunk haben wir gestern schon einmal berichtet. Die Frage ist, soll man die Aussagen eines Professors einer bayrischen Provinzuni wirklich ernst nehmen? Ja, sollte man auf alle Fälle, weil sich bei Sterner Aktivismus, Wissenschaft und persönliche wirtschaftliche Interessen auf eine eigenartige Weise mischen. Sterner behauptet, dass man die Kapazität von Biogasanlagen bequem auf 24 Gigawatt „überbauen“ könnte. Er meint wahrscheinlich ausbauen.
Wir haben schon mehrfach auf das Video der Physiker Gaukel und Holler hingewiesen. Die rechnen sehr unideologisch nach, was in Deutschland machbar ist und was nicht in Sachen Erneuerbare Energien. Biomasse in Form von Energiepflanzen sind natürlich auch dabei. Deutschland braucht etwa 15 Millionen Hektar Ackerland, um sich rechnerisch selbst zu ernähren, das schließt Anbau von Viehfutter ein. Tatsächlich sind es nur 11,8 Millionen Hektar, weil 3,2 Millionen Hektar für Energiepflanzen benötigt werden.
Wir rechnen einmal ganz stumpf. 9 Gigawatt aktuelle Leistung bei Biogas in Deutschland benötigen demnach 3,2 Millionen Hektar Energiepflanzen.
15 zusätzliche Gigawatt, wie von Sterner behauptet, bedeuten weitere 5,3 Millionen Hektar Ackerfläche für Biogas.
Anders gerechnet, geht das von den 11,8 Millionen Hektar ab, bleiben noch 6,5 Millionen Hektar übrig – also nur noch 43% dessen, was rein rechnerisch gebraucht wird, damit Deutschland sich ernähren kann. Wie soll das gehen? Mehr als 50% der Ackerflächen in Deutschland sollen mit Mais bewirtschaftet werden?
In dem Video von Gaukel und Holler und wird daher auch von einem Nullsummenspiel gesprochen. Denn die Differenz müsste Deutschland importieren oder Ackerland müsste an anderer Stelle, nämlich im Ausland, entstehen. Wie kann also jemand wie Sterner so etwas in einer Sendung unwidersprochen in den Raum stellen? Seine Kompetenz beweist aber auch an anderen Stellen als er über die Kernenergie schimpft. Die Unternehmen, die Kernkraftanlagen errichten, sind nach Sterners Worten alle pleite. Vermutlich verwechselt er Schulden mit Wirtschaftlichkeit. Warum bereiten sich Redaktionen eigentlich so schlecht auf solche Sendungen vor? Sie sind doch nicht reine Stichwortgeber für die Studiogäste. Der Auftritt von Sterner hätte eine Sternstunde für den Moderatoren werden können, er hat die Chance aber leider verpasst.
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Finnland macht das Baltikum CO2-arm. Das Land hat CO2-Werte bei der Stromerzeugung, von denen Deutschland nur träumen kann. Möglich macht es eine Mischung aus Wasserkraft und Kernenergie. Finnland versorgt aber auch seine baltischen Nachbarn mit seinem CO2-armen Strom. Die Werte vom Nachbarn Estland waren in den letzten Jahren sehr hoch, wir Nowtricity entnehmen können.
Zum Zeitpunkt dieser Betrachtung kamen fast 60% des Stroms für Estland aus Finnland.
Der Strom wird dann aber noch weitergereicht in die Nachbarländer Litauen und Lettland. Auch deren CO2-Bilanz sieht dadurch viel besser aus. Sie kommen nur noch auf 1/3 des aktuellen deutschen Wertes, der Dank der Rückkehr des Windes bei ca. 240 g. CO2/kWh zum Zeitpunkt der Betrachtung liegt. Für Deutschland ist das schon besser als in den letzten 2 Wochen aber halt immer noch deutlich über den Ländern, die den deutschen Weg nicht gehen. Die Entwicklung im Baltikum wäre ohne die Kernenergie aus Finnland nicht möglich und vielleicht sollten sich die Apologeten wie Sterner solche Zahlen, auch wenn es zugegeben kleine Länder betrifft, einfach einmal ansehen, bevor wilde Statements gemacht werden.
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Wer dachte, dass es keine neuen Wortschöpfungen in Sachen Klima gibt, dem kann geholfen werden: Klima-Koma. Wenn man „Irgendwas For Future“ liest, kann man sich gut ausrechnen, was folgt. Tagesschau:
Falsch. Es gibt durchaus einiges, was wir tun können. Zunächst mal: hinschauen. Die Psychologin und Mitgründerin der Organisation Psychologists for Future, Lea Dohm, beobachtet, dass Menschen nicht gerne mit dem Klimawandel konfrontiert werden. Aber er sei nun mal Tatsache und die Dimension so groß, dass er alle unsere Lebensgrundlagen berühre. Deshalb bleibe keine andere Wahl, als ihn immer wieder zu thematisieren. Vor allem sei vielen Menschen die Tragweite des Problems immer noch nicht bewusst, sagt Dohm. Sie hätten noch nicht verstanden, dass die Auswirkungen des Klimawandels sie persönlich im Alltag treffen werden. „Zum Beispiel ihren Versicherungsstatus, ihre Finanzen, ihren Beruf, die Zukunftsplanung der Kinder und so weiter. Da müssen wir Aufklärungsarbeit leisten.“ Wir brauchen also noch mehr praktisches Klimawissen und konkrete Handlungsmöglichkeiten. Am besten von Anfang an, als fester Bestandteil in Kita und Schule. Bildung gehört zu den sozialen Kipppunkten, die Wissenschaftler identifiziert haben. Gemeint ist damit: Wenn das Verhalten einer bestimmten Menge von Menschen plötzlich von vielen übernommen wird und so eine unumkehrbare Entwicklung auslöst. Und diese Menge muss nicht groß sein.
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New discovery reveals that ocean algae unexpectedly help cool the Earth
A common type of ocean algae plays a significant role in producing a massively abundant compound that helps cool the Earth’s climate, new research has discovered.
The findings of the study by the University of East Anglia (UEA) and Ocean University of China (OUC) could change our understanding of how these tiny marine organisms impact our planet.
The work appears in Nature Microbiology.
The team identified the bloom-forming Pelagophyceae algae as potentially abundant and important producers of a compound called dimethylsulfoniopropionate, or DMSP.
Co-lead author Professor Jonathan Todd, of UEA’s School of Biological Sciences, said, „The Pelagophyceae are among the most abundant algae on Earth, yet they were not previously known as important producers of DMSP. This discovery is exciting because DMSP is an abundant antistress compound, food source for other microorganisms and major source of climate-cooling gases.“
Dr. Jinyan Wang, OUC/UEA Ph.D. student and first author, said, „Understanding the role of Pelagophyceae in DMSP production means we need to rethink how much of this compound is being produced and how it impacts our climate.“
Every year, billions of tons of DMSP are produced in the Earth’s oceans by marine microorganisms, helping them to survive by protecting against various stresses like changes in salinity, cold, high pressure, and oxidative stress. Importantly, DMSP is the main source of a climate active gas called dimethylsulfide (DMS), which is known as the smell of the seaside.
This study suggests that DMSP production, and consequently DMS release, is likely higher than previously predicted and emphasizes the key role of microbes in regulating global climate. DMS also acts as a signaling molecule, guiding marine organisms to their food and deterring predators.
When DMS is released into the atmosphere, DMS oxidation products help form clouds which reflect sunlight away from the Earth, effectively cooling the planet. This natural process is essential for regulating the Earth’s climate and is also hugely important for the global sulfur cycle, representing the main route by which sulfur from the oceans is returned to land.
UEA and OUC established the Sino-UK Joint Research Centre to promote cutting-edge research and teaching in marine and ocean science. UEA’s Dr. Andrew Curson was a key member of the team that identified the novel enzymes responsible for the synthesis of DMSP in diverse bacteria, photosynthetic cyanobacteria and algae. Dr. Curson said, „The identity of these enzymes allowed our team to identify Pelagophyceae as potentially abundant and important DMSP producers.“
Co-lead author Professor Xiao-Hua Zhang, of OUC’s College of Marine Life Science, added, „By identifying the enzymes involved in DMSP production, scientists can better understand and predict the behavior of these ecosystem-disruptive, brown-tide-forming algae and their impact on global climate change. This study has also raised questions about other unidentified versions of the enzymes needed to make DMSP, or entirely different pathways for making it that are currently unknown.“
The researchers say further study of Pelagophyceae algae in their natural environment is needed, as well as more detailed studies on other marine organisms. Better measurements of environmental DMSP levels, production and breakdown rates, and the abundance of the enzymes involved in making DMSP are also critical to further advance the field.
The research was a collaboration between UEA and OUC, with contributions from Qingdao Agricultural University, the University of Porto, Shandong University and the Laoshan Laboratory in Qingdao, China.
Paper: Jinyan Wang et al, Alternative dimethylsulfoniopropionate biosynthesis enzymes in diverse and abundant microorganisms, Nature Microbiology (2024). DOI: 10.1038/s41564-024-01715-9