eVinci Microreaktoren

Ob sich das Unternehmen Westinghouse bei der Namensnennung vom italienischen Universalgenie Leonardo da Vinci hat inspirieren hat lassen?  Wie auch immer, Westinghouse stellt sogenannte Microreaktoren mit dem Namen eVinci vor. Sie sind nur etwas 3 Meter lang und sollen bis zu 8 Jahre Strom autark liefern, wie Newatlas.com berichtet.

Westinghouse’s solution is the eVinci microreactor, which is less than 10 ft (3 m) in diameter and generates up to 5 megawatt electrical (MWe) with a 15 megawatt thermal (MWth) core design. This compact setup can be manufactured in a factory rather than on-site, and it runs for over eight years on a single fueling. When the fuel is depleted, the entire reactor is shut down, loaded onto a truck, and returned to the factory for refueling or replacement with a new reactor. 

Bei diesem Design ist keine Kühlung notwendig, daher könnten die Anlagen fast überall auf der Welt laufen. Sie liefern neben Strom auch Wärme.

The result is a compact, inherently safe design. Westinghouse claims the eVinci can be set up above ground in a relatively lightweight plant that requires only about two acres (8,090 m²) and needs only a small staff for operations and security. The core is small enough to be shipped in standard containers by rail, barge, or truck. 

Beyond civilian power generation, Westinghouse says the eVinci is also suitable for powering remote locations, mining and drilling operations, industrial facilities, district heating, hydrogen generation, research, military bases, and data centers. It can also be configured for on-demand loads, allowing it to integrate with wind and solar power grids.

Ende dieses Jahrzehnts sollen die Reaktoren einsatzbereit sein.

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In einem Essay von Thomas Brussig in der Berliner Zeitung (Bezahlartikel) beschäftigt er sich mit Kipp-Punkten. 
Er hat seine eigene Erklärung, woher der Begriff ursprünglich stammte, wir haben in diesem Blog schon mal auf das Buch “ The Tipping Point” von Malcom Gladwell verwiesen aus dem Jahre 2001. Gladwell untersuchte, wie sich Trends entwickeln, wie Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert und dass US-Amerikaner über nur 5 Kontakte miteinander bekannt sind. Ein spannendes Buch, wenn auch Kipp-Punkt bei ihm eher einen Durchbruch meint. Brussig hat dagegen eher Gewässer-Ökologie im Sinn. Man kennt den Begriff, dass ein See umkippt. Woher der Begriff am Ende stammt, ist auch müßig.

Der Kipppunkt an sich ist kein Mythos. Sondern ein Modell, das vielen Menschen aus der (Gewässer-)Ökologie bekannt ist: Eine gewisse Zeit verkraftet ein Ökosystem (etwa ein See) die Zufuhr problematischer (toxischer) Chemikalien, deren Konzentration ansteigt, ohne dass sich zunächst Auswirkungen auf das Leben in dem Gewässer zeigen. Trotz langsam, aber stetig abnehmender Wasserqualität lässt sich ein Tummeln, Sprießen und Gedeihen beobachten. Doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sich das System nicht allmählich, sondern schlagartig verändert, an dem es „kippt“ – meist, indem ein Element der Nahrungskette verschwindet und dadurch das ganze System zusammenbricht. Diese sogenannte „Nicht-Linearität“ ist ein gesichertes Phänomen, das auch in der Physik bekannt ist und dort beforscht wird. Der Kipppunkt ist also sowohl wissenschaftlich (als „Nicht-Linearität“) als auch im Alltagsbewusstsein (etwa als „ökologischer Kipppunkt“) verankert.

Brüssigs Fazit hat es in sich. Er glaubt, dass die Vereinfachung von Systemen den Glauben an die Kipp-Punkte verstärkt.

Was sagt eigentlich die Wissenschaft über Kipppunkte und -elemente, zumindest der Teil, der nicht zum PIK gehört? Der Weltklimarat hat die Existenz von Kippelementen bestätigt: Erdsysteme können kippen. Theoretisch. Aber an der Sache müsse noch geforscht werden, die Evidenz ist momentan noch ungenügend. Obendrein gibt es einen ganzen Zweig der Klimaforschung, die Systemstabilitätsforschung – und die tendiert dazu, den Systemen eine größere Stabilität zuzusprechen. Je differenzierter modelliert werde, als desto stabiler erscheinen die Systeme. Anders gesagt: Je einfacher du deine Betrachtung anstellst, desto leichter kommst du an einen Kipppunkt. Aber je sorgfältiger du modellierst, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, auf Kipppunkte zu stoßen. So stehen die Kippelemente etwas verloren in der Klimawissenschaft herum, und alles, wozu sie gut sind: für aufgeregte, katastrophistische Klimadebatten. Da sind die Kipppunkte ein tolles Requisit für die Gespensterbahn, in der sich das Publikum gruseln soll.

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Schade, dass aus dem Artikel bei Solarserver nicht hervorgeht, wie es um die Wirtschaftlichkeit bestellt ist bei wasserstoffbetriebenen Bussen in Süddeutschland. In der Theorie hört es sich gut an, dass Strom, der sonst abgeregelt würde, zur Wasserstoff-Produktion benutzt wird, dennoch wird auch der etwas kosten. Ein Teilzeitbetrieb wird die Kosten nicht senken, im Gegenteil.

In den Landkreisen Ebersberg und München verkehren ab sofort regionale Busse, für die solarer Wasserstoff zum Einsatz kommt. Das teilte das verantwortliche Konsortium, die Hy2B Wasserstoff GmbH, mit. Der Kraftstoff stamme dabei aus einem Elektrolyseur in Peffenhausen, der vor allem Photovoltaikstrom einer Freiflächenanlage verwendet. Die PV-Anlage namens Burkhart befinde sich im Eigentum der BürgerEnergie Niederbayern eG und ist am selben Netzverknüpfungspunkt mit dem Elektrolyseur direkt verbunden. 

Pfeffenhausen zähle zu einer Redispatch-Zone (Abregelungszone) für PV-Strom. Dies habe zur Folge, dass der in der Solaranlage Burkhart erzeugte PV-Strom an fast jedem Sonnentag bereits vormittags zur Abregelung kommt. Dabei ging im Jahr 2024 bisher mehrere Gigawattstunden (GWh) Strom verloren, für die der deutsche Steuerzahler durch Kompensationszahlung aufkommen muss. Durch den netzdienlichen Betrieb inklusive Regelenergievermarktung des HyPerformer-Elektrolyseurs in Pfeffenhausen in einem von der BayWa r.e. AG verwalteten Bilanzkreis ließen sich mehr als 5 Megawatt PV-Strom dann nutzen, wenn die PV-Anlage ein Abregelungssignal erhält. 

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