Herbstschnee in Sibirien

Es gibt Nachrichten aus diesem Teil von Russland, die gehen medial durch die Decke. Es sei an Waldbrände oder auch an außergewöhnliche Sommertemperaturen erinnert. Dann folgen Beiträge auf X, hätten wir doch nur ein Tempolimit in Deutschland oder wenigstens mehr Windräder aufgestellt, dann wäre das alles nicht so schlimm… 
 
Ventusky haben wir hier schon einige Male empfohlen. Die Seite visualisiert Wetterdaten auf ganz hervorragende Weise. So lässt sich die Schneebedeckung anzeigen und da gibt es aus Sibirien interessante Daten. Die Bedeckung ist Mitte Oktober 2024 nämlich so groß wie die ganzen letzten Jahre nicht. Ventusky selbst hält eine Auswirkung auf das Winterwetter in Europa für möglich, weil schon so weite Flächen schneebedeckt sind. An der westlichsten Grenze wurde eine Linie in 2024 angelegt, damit kann man sehen, wie die Ausdehnung in den letzten Jahren war.

(Abbildung: Screenshot Ventusky)

Es ist zu vermuten, dass diese Anomalie es nicht in die Medien schafft. Dabei ist sie ein guter Beleg für mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre. Allerdings einer, der eben auch Auswirkungen auf Wetter und Temperaturen haben kann in umgekehrte Richtung.  Das aber klickt nicht so gut.

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Das dänische Gasfeld Tyra liefert wieder Gas. Es ist in der Lage fast den kompletten Bedarf des Landes zu decken. Die Förderung wurde 2021 aus technischen Gründen eingestellt, soll aber wieder aufgenommen werden. Montelnews:

Das Feld ist seit Herbst 2021 wegen Reparaturarbeiten außer Betrieb. Total Energies wollte die Förderung in diesem Jahr zwar wieder aufnehmen, kämpfte aber mit technischen Problemen bei einem Kompressor. In den nächsten Monaten soll allerdings wieder Gas gefördert werden, schrieb Aagaard in einem Brief an den Energieausschuss des Parlaments. Auf das Gasfeld mit einer Kapazität von 5,7 Mio. Kubikmetern/Tag entfallen etwa 90% des in Dänemark genutzten Gases. Mit der erneuten Förderung könnte sich Dänemark wieder von einem Nettoimporteur zu einem Nettoexporteuer wandeln. 

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Kaum eine Woche ohne Meldung zum Thema Kernenergie und Tech-Riesen in den USA. Amazons Tochter AWS betreibt Rechenzentren und braucht daher zuverlässig Strom. Aus diesem Grund setzt das Unternehmen auf Kernenergie. Auch hier sollen Small Modular Reactors zum Einsatz kommen. Für deutsche Grüne vermutlich unfassbar, dass die Unternehmen diesen Weg gehen, bezeichnen sie die Kernenergie doch als totes Pferd. Offenbar reitet dieses Pferd aber so gut, dass es als Arbeitsmittel taugt. CNBC:

Virginia is home to nearly half of all the data centers in the U.S., with one area in northern Virginia dubbed Data Center Alley, the bulk of which is in Loudon County. An estimated 70% of the world’s internet traffic travels through Data Center Alley each day. […]. Dominion projects that power demand will increase by 85% over the next 15 years. AWS expects the new SMRs to bring at least 300 megawatts of power to the Virginia region. 

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Nach mehr als 30 Jahren scheint der EU ein Licht aufzugehen. Sie will den Status von Ländern wie China in Sachen Klimaschutz überprüfen. Nach den Klimaschutzabkommen darf China weiter munter CO2 emittieren. Damit soll jetzt Schluss sein. Focus:

Bislang zahlen die Anfang der 1990er-Jahre als solche eingestuften Industriestaaten für Klimaschutz- und Klimaanpassungs-Maßnahmen im Globalen Süden. Geht es nach der EU, muss diese Einstufung nach drei Jahrzehnten überarbeitet werden. Vor allem jene Länder, die in der Zwischenzeit zu erheblichem Wohlstand gekommen sind und zusätzlich mit einem hohen Treibhausgasausstoß zur Erderwärmung beitragen, sollen ebenfalls zur Kasse gebeten werden. Dazu gehören China sowie die öl- und gasproduzierenden Golfstaaten.

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Der Standard über die Pläne Ungarns zu einem der größten Batterieproduzenten der Welt aufzusteigen, mit Auswirkungen auf die Menschen.

2022 wurde in Brunnen von Göd die gesundheitsschädliche Chemikalie NMP gefunden, ein in der Batterieproduktion gängiges Lösungsmittel, das die Fortpflanzung schädigen, Haut, Augen und Atemwege reizen kann. „Die Behörden unternahmen nichts“, so Bodnár. „Sie sagten: Erst brauchen wir Beweise, dass das NMP aus der Fabrik stammt. Sonst gehen wir der Sache nicht nach.“ Offizielle Dokumente, auf deren Herausgabe Göd-ÉRT geklagt hatte, zeigten, dass es auf dem Werksgelände seit Jahren keinen funktionierenden Brunnen zur Überwachung des Grundwassers mehr gab.

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Der Deutsche Wetterdienst DWD über die erste nasse Hälfte des Oktobers 2024. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gebietsweise bereits sehr viel Nass von oben kam. Mancherorts regnete es teils langanhaltend und kräftig. Schauer und einzelne Gewitter lieferten zwar nicht flächig, mancherorts aber in Summe durchaus nennenswerte Niederschlagsmengen.  
Dass sich die Niederschläge nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen, liegt in der Natur der Sache. Bei den Maxima stechen vor allem der Westen, der Südwesten, das Alpenvorland sowie Teile der Mitte hervor. In der östlichen Mitte heben sich interessanterweise die Umrisse des Harzes und des Thüringer Waldes von ihrem Umland ab. Auch im Norden gibt es Regionen mit beachtlichen Niederschlagsmengen. Im Gegensatz dazu erkennt man im Osten, im äußersten Nordwesten sowie in Teilen Bayerns grüne Flächen, die zeigen, dass dort im Oktober bislang nur Mengen von 10 bis 30 Liter pro Quadratmeter zusammengekommen sind. 

Wer die Karten des DWD mit denen des Dürremonitors vergleicht, der kann schon ins Staunen kommen.
Im Nordosten wird dort immer noch eine Dürre bis 25cm Bodentiefe in den letzten 30 Tage angezeigt, der DWD dort allein in den ersten zwei Wochen des Oktobers 50 mm Niederschlag und mehr gemessen. Die Jahressumme für die Insel Usedom beträgt durchschnittlich 645 mm.

(Abbildung: Screenshot dwd.de)

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Martin Schlumpf berichtet am 7. Oktober 2024 im Nebelspalter: 

Ohne Atomausstieg hätte Deutschland Hunderte Milliarden Euro gespart – Schlumpfs Grafik 127

 Was wäre passiert, wenn Deutschland statt in einen massiven Ausbau von Wind- und Solaranlagen in den Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke und in den Bau neuer Reaktoren investiert hätte? Welche Folgen hätte das auf das deklarierte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 und auf die gesamten Energiekosten gehabt? Dieser wichtigen – und bisher noch nicht verfolgten – Fragestellung geht eine neue Studie des norwegischen Wissenschaftlers und Wirtschaftsingenieurs Jan Emblemsvåg nach (siehe hier) – Alex Reichmuth hat im «Nebelspalter» bereits darüber berichtet (siehe hier).

Was wichtig ist:

– Gemäss einer norwegischen Studie hat die deutsche Energiewende in den letzten zwanzig Jahren rund 700 Milliarden Euro gekostet. Damit konnten der Ausstoss an Treibhausgasen um 25 Prozent reduziert werden.

– Hätte Deutschland an Stelle dieser Energiewende seine Kernkraftwerke weiter laufen lassen, hätte es bei vergleichbarer Klimabilanz 600 Milliarden Euro gespart.

– Hätte es zusätzlich neue Kernkraftwerke gebaut, könnte das Land schon heute praktisch klimaneutral sein – und dies bei Kosteneinsparungen von über 300 Milliarden Euro.

Zu diesen Resultaten gelangt Jan Emblemsvåg in seiner Studie «Was wäre, wenn Deutschland in Atomkraft investiert hätte?», die 2024 im renommierten Fachblatt «International Journal of Sustainable Energy» erschienen ist. Jan Emblemsvåg ist Professor an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Ålesund.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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