Drei Organisationen, die grüne Böll-Stiftung, der BUND und die Michael Succow Stiftung, stellen den Mooratlas vor. Die Tagesschau berichtete.
“”Obwohl entwässerte Moore weniger als ein halbes Prozent der Landfläche der Erde ausmachen, sind sie für über vier Prozent aller weltweiten, durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich“, sagte Imme Scholz vom Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung bei einer Pressekonferenz. Das seien rund zwei Milliarden Tonnen CO2 – mehr als der gesamte globale Flugverkehr.
Bereits jetzt seien weltweit über zehn Prozent der 500 Millionen Hektar Moore entwässert, in Mitteleuropa weit über 90 Prozent. Jedes Jahr kämen weitere 500.000 Hektar zerstörte Moore hinzu. Ihre Torfschichten gingen damit zehnmal schneller verloren als sie in intakten Mooren wachsen können, sagte Scholz weiter.”
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Wälder gelten als Kohlenstoff-Senken. Einer interessanten Frage geht ein Artikel in der FAZ nach. Was bringen Neuanpflanzungen nach dem Fällen von Bäumen? Wer mal eben sein schlechtes Reise-Gewissen mit dem Pflanzen von neuen Bäumen beruhigen will, kann hier schon ins Grübeln kommen.
“Denn ganz so einfach ist die Rechnung nicht, wie eine neue Studie im Fachjournal „PNAS“ zeigt. Für diese hat ein Forscherteam um Maria Mills von der Universität Leicester mit zwei verschiedenen Methoden gemessen, wie viele Klimagase von abgeholzten Flächen in den zehn Jahren nach der Abholzung von Boden und den Gewächsen abgesondert werden – und wie viel aufgenommen wird. Es wurde auch berücksichtigt, wie viel Kohlenstoff durch die das Totholz zersetzenden Mikroorganismen aufgenommen und abgegeben wird.
Die Wissenschaftler führten die Messungen über sieben Jahre hinweg an elf abgeholzten Flächen in Malaysia durch: Manche von ihnen waren massiv, andere nur zum Teil gerodet worden. Das Ergebnis: Alle Flächen waren über mindestens ein Jahrzehnt hinweg eine Nettokohlenstoffquelle. An 99 Prozent der insgesamt 455 Messtage sonderten sie mehr Kohlenstoff ab, als sie aus der Atmosphäre aufnahmen.”
Stichwort Wald. Gute und schlechte Wälder, wir haben schon einige Male über die Ambivalenz berichtet. Einige Bäume werden mit allem verteidigt, was möglich ist, andere können gar nicht schnell genug gefällt werden, wenn z. B. Windkraftanlagen errichtet werden sollen. Im Umwelt-Watchblog kann man dazu lesen:
“Fast gleichzeitig wurden ohne Protest von Greenpeace und Co. nur wenige Kilometer vom Hambacher Forst entfernt, im Aachener Münsterwald, laut WDR tausende Bäume gerodet. Sie mussten Platz für Windkraftanlagen machen. Dabei leben auch dort bedrohte und gesetzlich streng geschützte Tiere. Beispielsweise die Bechstein-Fledermaus, der Schwarzstorch und der Rotmilan, für die man im “Hambi” gnadenlos stritt und kämpfte.
Derzeit wird wertvoller Wald für den Bau von 18 Windrädern im nordhessischen Reinhardswald gerodet. Protestierende Anwohner und örtliche Naturschützer erhalten von Greenpeace, Deutscher Umwelthilfe, der Letzten Generation leider keine Unterstützung. Sie werden stattdessen in die Nähe der “Freien Reichsbürger” gerückt oder als “Rechte” beschimpft.”
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Die Bundesregierung lud zum Mobilitätsgipfel. Eine Erkenntnis dort scheint ein Defizit bei der Anzahl der Ladesäulen zu sein. Die Tagesschau hat einen Artikel über den Gipfel.
““Wir sind in allen wesentlichen Zielgrößen, die sich die Bundesregierung selber gesetzt hat, deutlich im Verzug“, hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann vor dem Treffen im Deutschlandfunk kritisiert. Bürgerinnen und Bürger seien noch vorsichtig bei der Anschaffung von Elektroautos. Dies liegt aus seiner Sicht vor allem an der nicht ausreichenden Ladeinfrastruktur, die ein großes Hemmnis darstelle. Ladeinfrastruktur müsse auch da entstehen, wo sie wirklich benötigt werde wie auf dem Land, und nicht nur dort, wo es sich lohne. Der IG-Metall-Vorsitzende sprach von Zögerlichkeit der Automobilindustrie und bei Plänen, die sich die Politik selbst gesetzt habe.”
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Zur Energiewende gehören Seltene Erden. China hat hier eine führende Rolle bei der Gewinnung. Daher geht der Begriff Freiheitsenergie auch etwas fehl, denn der neue Boss (China) ist keineswegs harmloser als der alte Boss (Russland). Nun gibt es aber eine interessante Entwicklung. In Schweden sind in Kiruna große Vorkommen verschiedener Seltener Erden entdeckt worden, die die Abhängigkeit von China verringern könnten. Die Tagesschau berichtet:
“Geradezu euphorisch verkündete der Geschäftsführer des staatlichen Unternehmens die Neuigkeit – gemeinsam mit Schwedens Wirtschafts- und Energieministerin Ebba Busch von den Christdemokraten. Ein Sensationsfund in und für Europa – so klingt es: „Die geopolitische Bedeutung kann nicht hoch genug gehängt werden. Wir haben hoffentlich eine Chance, weniger abhängig von Importen aus China zu werden.“
Bislang dominiert China den Weltmarkt als wichtigster Lieferant für die Metalle, die in Smartphones, Elektromotoren oder Windkraftanlagen verbaut sind. Doch im Vergleich zu einer Million Tonnen Seltene Erd-Oxide in Schweden sollen in China Reserven von 44 Millionen Tonnen lagern. Auch in anderen Ländern wie Russland gibt es im Boden noch deutlich mehr Schätze zu bergen als in Kiruna.”
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Das dänische Unternehmen Atomics hat über seine Tochtergesellschaft im Vereinigten Königreich den Genehmigungsprozess in dem Land für sein Flüssigsalz-Reaktor auf den Weg gebracht. Das Neimagazine schreibt dazu:
“UK Atomics molten salt reactor design uses unpressurised heavy water as a moderator, while the reactor is intended to burn nuclear waste while breeding new fuel from thorium. The company says, with an output of 100 MWt, it is small enough to allow for mass manufacturing and assembly line production.
UK Atomics CEO and co-founder Thomas Steenberg said the technology “has the added benefit of producing no greenhouse gas emissions and it does consume long-term nuclear waste from the classic nuclear industry to produce energy”. A mock-up of the reactor has been constructed at the company’s facility in Copenhagen which „will be tested to support the goal-oriented approval process“.
Copenhagen Atomics claims that the reactors will be deployed by UK Atomics, which will build, own and operate a fleet of autonomous reactors, „eventually numbering in thousands“. This business model, selling energy-as-a-service, will enable a cost-effective and low-risk deployment, it says. The timeline it has set for operation of its first commercial reactor is 2028. The company further claims that, with low operating costs and no capital expenditure to the customer, it projects an electricity price below £40 ($48) per MWh.
„We are removing the complexity for decision makers,“ said Copenhagen Atomics cofounder Thomas Jam Pedersen. „Companies fear the responsibility of operating a nuclear plant, decommissioning, and handling nuclear waste. We take care of all of that and just deliver reliable and green energy to the customer.””
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Meiden sie die Sauna!
(Abbildung: Screenshot ARD-Mediathek)
Hoffentlich erfährt Eckhard von Hirschhausen niemals, dass es Saunen gibt. Das könnte sein medizinisches Weltbild erschüttern. Über seine These, dass der Mensch Temperaturen jenseits der 42 Grad Celsius Marke nicht überlebt, haben wir schon einige Male berichtet. Dass der Mann tatsächlich einmal Medizin studiert hat, ist angesichts solcher Äußerungen im TV nur schwer nachvollziehbar. Dennoch lässt sich der schon lange nicht mehr praktizierende Mediziner gern mal mit Stethoskop ablichten. Das geht schon in Richtung Zahncreme-Empfehlung von Zahnarzt-Frauen. Vielleicht ist es für einige Patienten gut, dass er nicht praktiziert, wer weiß?
Bei Sandra Maischberger vergleicht er allen Ernstes das menschliche Hirn mit einem Ei. Ja richtig gehört. Teile von Indien und Pakistan müssten nach seiner Theorie entvölkert sein, nachdem es dort in 2022 Rekordtemperaturen gab und klassische Sauna-Länder wie Finnland ebenso. Um es klar zu sagen, die Rekorde dort sind durchaus beängstigend und auch Sommertemperaturen von 40 Grad in Deutschland sind alles andere als normal, aber sein Argument ist schon sehr eigenwillig. Wir leben in einer verrückten Welt und der erste Kandidat für den Auweiha-Award 2023 steht fest.
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Wärmere Ozeane erhöhen Niederschlagsmenge
Neue Nature-Studie: Die Erwärmung der oberen Ozeanschichten im westlichen tropischen Pazifik wird künftig zu stärkeren Winden und mehr Regen über Ostasien führen
Der östliche Pazifik ist eine der Schlüsselregionen im Klimasystem Erde. Ändern sich hier die Bedingungen, wirkt sich das direkt auf das Klima anderer Regionen aus. Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass bereits eine Erwärmung der oberen Ozeanschichten im äquatorialen Pazifik dazu führen könnte, dass der ostasiatische Monsun insgesamt verstärkt wird. Die Studie, an der auch PD Dr. Mahyar Mohtadi vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen beteiligt ist, wird jetzt im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Das Indo-Pazifische Wärmebecken (IPWP) spielt eine entscheidende Rolle für das globale Klima, indem es enorme Mengen an Wasserdampf und latente Wärme an die Atmosphäre abgibt und so das Klima reguliert. In jüngster Zeit haben stetig wärmer werdende Ozeane dazu beigetragen, dass tropische Stürme verstärkt und intensiver werden – sie beziehen ihre Energie direkt von der Oberfläche des Meeres. Wie genau Ozeanerwärmung und Niederschlägen an Land zusammenhängen, ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht. Fest steht aber, dass Ozeane die anthropogene Klimaerwärmung nur bis zu einem bestimmten Sättigungsgrad durch Aufnahme ausgleichen können.
Durch die Verwendung von Klimamodellen und geochemischen Untersuchungen an kalkhaltigen Meeresorganismen haben die Forschenden für die aktuelle Studie rekonstruiert, wie der Ozean seine Wärme und Energie verändert. Sie verglichen ihre Ergebnisse mit Rekonstruktionen von Monsunniederschlägen in Ostasien für denselben Zeitraum und fanden heraus, dass die Kopplung von ozeanischem Wärmeinhalt und Monsunschwankungen für die Regulierung des globalen Klimas entscheidend ist.
„Unsere Studie legt nahe, dass Änderungen in der thermischen Struktur des westlichen Pazifiks die Abgabe von Feuchtigkeit, latenter Wärme, und Niederschlag über Ostasien kontrollieren“, sagt Mahyar Mohtadi, Leiter der Forschungsgruppe „Klimavariabilität der Niedrigen Breiten“ am MARUM. „Der Temperaturgradient zwischen verschiedenen Breitengraden steuert nicht nur die Energieaufnahme vom tropischen Pazifik, sondern auch, wie Winde die Feuchtigkeit aus dem Ozean an Land tragen.“
Die von Forschenden aus China, Deutschland und den USA geleitete Studie ergab, dass in den vergangenen 360.000 Jahren die Zunahme des Monsunregens in Ostasien von einem erhöhten Wärmeinhalt des Indo-Pazifischen Wärmebeckens – einer Region, in der die Meeresoberflächentemperaturen das ganze Jahr über etwa 28 Grad Celsius bleiben – gesteuert wurde, wahrscheinlich durch einen verbesserten Transport von Feuchtigkeit und latenter Wärme durch Wasserdampf aus dem Ozean. Laut der Studie folgen die Änderungen des Wärmegehalts der oberen Ozeane den Verschiebungen in der Erdumlaufbahn, die etwa alle 23.000 Jahre auftreten und die Verteilung der einfallenden Sonnenstrahlung in jedem Breitengrad verändern.
Paper: Zhimin Jian, Yue Wang, Haowen Dang, Mahyar Mohtadi, Yair Rosenthal, David W. Lea, Zhongfang Liu, Haiyan Jin, Liming Ye, Wolfgang Kuhnt & Xingxing Wang: Warm pool ocean heat content regulates ocean–continent moisture transport. Nature 2022. DOI: 10.1038/s41586-022-05302-y.