Von Frank Bosse
Die Auswertung des DWD für den Juli sagt: Die mittlere Temperatur in Deutschland lag bei 18,9°C (etwas mehr als Bernd Hussing, der 18,74°C errechnete) und 88 mm Niederschlag. Die Daten ergeben diese Diagramme für die beiden ersten Sommermonate:
Auffällig ist der solide Trend (gestrichelt) bei den Temperaturen seit 1980 aufwärts, beim Niederschlag jedoch praktisch ein Null-Trend. Das Gerede von der „klimawandelbedingten Trockenheit“ ist damit hoffentlich auch für die Jahreszeit Sommer vorbei. Wir hatten ab 2018 einige recht niederschlagsarme Jahre (das letzte war 2022), von einem Nicht- Zusammenhang zum Klimawandel zeugt der fehlende Langzeittrend ab 1980. Auch bei den Temperaturen sind wir weit weg von Rekorden.
Aber wir hörten dieses Jahr im Frühjahr neu von einem kommenden „Höllensommer des Jahrhunderts“ mit fast völliger Sicherheit. Was wäre ein „Höllensommer“ und wie stehen die Chancen dafür in diesem Jahr? Für die Menschen ist nicht unbedingt ein nur warmer Sommer „die Hölle“. Eine große Rolle spielt neben den Maximum-Temperaturen auch die Luftfeuchtigkeit. Ist es recht feucht, so funktioniert die Thermoregulation des Menschen schlechter: Er produziert Schweiß bei hohen Temperaturen, der verdunstet auf der Haut und kühlt den Körper sehr wirksam. Ist die Luftfeuchtigkeit höher, funktioniert dieses Verdunsten schlechter und das bedeutet sowohl mehr physische Belastung als auch ein stärkeres „Hitzegefühl“ als bei trockenerer Luft. Jeder, der schon einmal einen “Aufguss” in einer Sauna miterlebt hat, kennt das.
Es gibt verschiedene Ausdrücke der Luftfeuchte. Einer davon ist der Taupunkt. Man kann ihn selbst bestimmen: Man nehme ein Gefäß mit Wasser und versehe es mit einem Thermometer. Dann kühle man dessen Temperatur mit Eis immer weiter herunter und beobachte das Gefäß von außen. Es gibt sodann eine abzulesende Temperatur, bei der die Außenwand beschlägt, das ist der gesuchte Taupunkt.
Im Beispiel beträgt er 18°C. Ist da viel Feuchtigkeit in der Luft, passiert das Beschlagen bei höheren Temperaturen, bei weniger ist der Taupunkt niedriger und man muss mehr herunter kühlen. Die Angabe erfolgt in °C und beschreibt die Luftfeuchte. Man findet tägliche Analysen auch auf guten Wetterseiten, z. B. Kachelmannwetter. Dort gibt es sogar Daten rückwärts auf den Tag genau bis 1946.
Man kombiniere also die täglichen Maximaltemperaturen und den Taupunkt, summiere das jährlich jeweils über die Zeit des Sommers (1. Juni- 31. August) und schon findet man bisherige „Höllensommer“ für den Menschen. Das wird an verschiedenen Orten anders aussehen, hier sind solche Beispiele für Berlin ab 1950 aufgetragen, die Primärdaten sind von ERA5:
Die Schwelle von >44°C wurde so gewählt, dass einzelne Jahre sie praktisch kaum überschritten, andere deutlich. Der „Höllensommer“ an sich war bisher 2015 in Berlin. Wann war die „Hölle“ in welchem Sommer? Für drei Jahre mit großen Abweichungen nach oben sei das hier unter Verwendung anderer Primärdaten gezeigt:
Jeder Sommer hat einen etwas anderen Verlauf beim „Höllenindex“. Der wird auch durch die Dauer von Hitzewellen bestimmt, einzelne so warme Tage steckt der Mensch leichter weg als viele heiße und feuchte Tage in Folge. 2015 toppt alles, ab dem 3.8. ging es steil bergan, schon im Juli wurde ein Fundament gelegt. Zwischen dem 3.8. und dem 17.8. sah man dann eine mittlere Maximaltemperatur von 32° bei im Mittel 16°C Taupunkt. Das war bisher die höchste Hitzebelastung am Stück, die messtechnisch in Berlin erfasst wurde. Daran muss sich ein kommender „Höllensommer“ messen lassen, denn der Sommer 2015 war zwar hoch belastend, jedoch noch nicht „die Hölle“, wie wir heute wissen.
2024 sieht man bisher weit davon entfernt, Stand 30.7.2024. Er ist bis zum Datum gar nicht weit weg vom Mittelwert 1981…2010 (grau gestrichelt). Auch mit einer Hitzewelle wie im August 2015 kann der Gesamtwert dieses Jahres nicht mehr erreicht werden. Die Mitteltemperaturen können ebenfalls schon einen Fingerzeig geben, denn das Jahr 2015 war für Berlin im August auch hier der Rekord mit 21,3°C. Wo stehen wir da und wie wahrscheinlich ist ein Überbieten von 2015?
Im Jahr 2024 wurden für den Mittelwert der ersten beiden Sommermonate 18,9°C ermittelt. Daraus folgt eine zentrale Erwartung für den Gesamtsommer von 19,0°C aus den Erfahrungen seit 1980. Allerdings ist der Fehlerbereich noch recht groß, mit 95% Sicherheit (oder 2 Mal die Standardabweichung aller Differenzen zwischen Erwartungswert und Realität seit 1980) sollten jedoch 20,0°C nicht überschritten werden. 2019 brachte es auf 20,6°C, 2018 auf 20,2 °C. Ein neuer Rekordsommer ist auch bei den Mitteltemperaturen damit zu 95% Sicherheit (2,5%…97,5%) ausgeschlossen.
Aus dem „Höllensommer mit fast völliger Sicherheit“ ist nun ein „Höllensommer mit nur 2,5% Sicherheit“ geworden. Da sprang wohl ein Tiger und landete als Eichhörnchen? Ende August wissen wir noch mehr.